Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

Читать онлайн.
Название Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper
Автор произведения James Fenimore Cooper
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788027209774



Скачать книгу

den Mährischen Brüdern bekehrt, die immer viel auf die Delawaren hielten«, sagte Lederstrumpf. »Aber hätte man sie nur sich selbst überlassen, so gäbe es jetzt nicht so viel Hantierens um die Quellen der beiden Ströme, and diese Berge wären gute Jagdgründe für ihren rechtmäßigen Eigentümer, der noch nicht zu alt ist, um eine Büchse zu führen, und dessen Blick so scharf ist wie der des Fischadlers, wenn er – –«

      Er wurde durch ein neues Stampfen an der Tür unterbrochen, und unmittelbar darauf trat die Gesellschaft aus dem Herrenhause ein, welcher der Indianer selbst folgte.

       Inhaltsverzeichnis

      Der Schoppen, die Halbe, die Maß,

       Der Humpen, der Stiefel, das Glas

       Und die braune Bowle –

       Laßt Lieder, ihr Jungen, erschallen –

       Ein Vivat der Gerste vor allen!

      Trinklied

      Durch das Eintreten der neuen Gäste wurde eine kleine Verwirrung veranlaßt, während welcher der Rechtsgelehrte sich unsichtbar gemacht hatte. Die meisten der Männer näherten sich Marmaduke, schüttelten seine dargebotene Hand und drückten ihre Freude aus, »daß der Richter wohl sei«. Major Hartmann, der inzwischen Hut und Perücke beiseite gelegt und dafür eine warme wollene Zipfelkappe aufgesetzt hatte, nahm ruhig auf einem Ende des Kanapees Platz, das von dem Doktor und dem Advokaten verlassen worden war, worauf er seinen Tabaksbeutel zum Vorschein brachte, sich vom Wirt eine neue Pfeife reichen ließ und bald in eine dichte Rauchwolke gehüllt dasaß; dann wandte er den Kopf dem Schenkstübchen zu und rief:

      »Betty, den Toddy herein!«

      Inzwischen hatte der Richter mit den meisten der Anwesenden Begrüßungen gewechselt und nahm nun Platz an der Seite des Majors, während Richard sich’s in dem behaglichsten Sitz der Stube bequem machte. Monsieur Le Quoi ließ sich erst zuletzt nieder; denn er wagte es nicht, von seinem Stuhl Besitz zu nehmen, bis er nach unterschiedlichem Hin-und Herrücken desselben die Überzeugung gewonnen hatte, daß er keinem der Anwesenden einen Strahl Wärme entziehe. Mohegan fand ein Winkelchen an dem Ende einer Bank in der unmittelbaren Nähe des Schenkverschlags, und als die Ruhe wiederhergestellt war, bemerkte der Richter scherzend:

      »Nun, Betty, ich finde, daß Ihr Eure Popularität bei jedem Wetter, gegen alle Nebenbuhler und unter allen Sekten zu behaupten wißt. – Wie hat Euch die Predigt gefallen?«

      »Die Predigt?« rief die Wirtin. »Nun, ich kann nicht anders sagen, als daß sie ganz räsonabel war; aber die Gebete wollten mir gar nicht einleuchten. Es ist keine Kleinigkeit für eine neunundfünfzigjährige Person, sich in der Kirche so viel bewegen zu müssen. Herr Grant scheint übrigens ein gottesfürchtiger Mann zu sein, und sein Mädchen ist eine fromme und andächtige Dirn. – Da, John, ist ein Krug Zider, mit Whisky versetzt. Ein Indianer kann Zider trinken, wenn es ihn auch nicht dürstet.«

      »Ich muß sagen«, bemerkte Hiram nach gehöriger Überlegung, »daß die Predigt nicht übel war, und ich vermute fast, daß sie mit beträchtlichem Beifall aufgenommen wurde. Nur hätte er manches weglassen und dafür etwas anderes einschalten können. Da es aber eine geschriebene Rede war, so ließ sich wahrscheinlich nicht so leicht etwas ändern, als wenn ein Geistlicher aus dem Herzen predigt.«

      »Ja, das ist’s eben, Richter«, rief die Wirtin. »Wie kann ein Mann aufstehen und predigen, wenn alles, was er sagen will, niedergeschrieben ist und er sich daran binden muß wie ein Dragoner an seinen Tagesbefehl?«

      »Schon gut, schon gut«, rief Marmaduke, mit der Hand zum Stillschweigen winkend, »es ist genug darüber gesprochen worden. Herr Grant sagte ja selbst, es gebe verschiedene Meinungen über derartige Gegenstände, und meiner Ansicht nach hat er eine sehr verständige Rede gehalten. – Ah, Jotham, wie ich höre, habt Ihr Euer Anwesen an einen neuen Ansiedler verkauft und Eure Wohnung im Dorf aufgeschlagen, um eine Schule zu errichten. Habt Ihr die Zahlung in Geld oder in Papier erhalten?«

      Der Angeredete saß unmittelbar hinter Marmaduke, und wer des Richters Beobachtungsgabe nicht kannte, hätte wohl auf die Vermutung kommen mögen, daß der Mann sich dessen Aufmerksamkeit habe entziehen wollen. Er war von magerer, unförmiger Gestalt und unzufriedener Miene, und er wirkte höchst unbeholfen. Nach einem vorbereitenden Rücken und Drehen erwiderte er:

      »Je nun, zum Teil in klingender Münze, zum Teil in Papier und Naturalien. Der Käufer ist ein Mann aus Pumfret und schon ein bißchen in das Geschäft eingeschossen. Nach unserer Abmachung zahlt er mir zehn Dollar für einen Acker gelichteten Landes und einen Dollar über den Ankaufspreis für den Acker Waldgrund, wobei wir die Baulichkeiten einer gemeinschaftlichen Schätzung unterwarfen. Ich wählte zu diesem Ende den Asa Montagu und er den Absalom Bement, welche sodann den alten Squire Naphtali Green beizogen und die Gebäude zu achtzig Dollar abschätzten. Es waren zwölf Acker ausgeholzten Landes, je zu zehn Dollar und achtundachtzig zu einem Dollar. Das Ganze betrug also zweihundertsechsundachtzig und einen halben Dollar nach Abzug der Schätzungsgebühren.«

      »Hm!« sagte Marmaduke. »Was kostete Euch der Platz?«

      »Je nun, ich gab außer dem, was dem Richter zufällt, meinem Bruder Tim hundert Dollar dafür; aber jetzt steht ein neues Haus darauf, das mich weitere sechzig kostete, und an Moses zahlte ich hundert Dollar für Ausholzung und Anbau, so daß mich das Ganze ungefähr auf zweihundertundsechzig Dollar zu stehen kommt. Ich habe jedoch eine schöne Ernte in der Scheune liegen, und da ich sechsundzwanzig und einen halben Dollar über meine Unkosten erhielt, so glaube ich, einen sehr guten Handel gemacht zu haben.«

      »Ja, aber Ihr vergeßt, daß die Ernte auch ohne den Handel Euch gehörte, und daß Ihr für sechsundzwanzig Dollar nunmehr obdachlos geworden seid.«

      »Was da der Richter wieder nicht weiß«, erwiderte der Mann mit einer schlauen Berechnungsmiene: »ich bin doch mit einem Gespann Rosse und einem neuen Wagen, die unter Brüdern hundertundfünfzig Dollar wert sind, fünfzig Dollar in Geld, einem guten Wechsel für weitere achtzig und einem Seitensattel, der zu sieben und einem halben Dollar angeschlagen war, abgezogen. Er hatte darauf noch zwölf Schillinge herauszubekommen, und da meinte ich, er solle noch die Kuh und die Melktröge nehmen und mir das Pferdegeschirr geben. Das wollte er aber nicht, – und ich durchschaute ihn wohl; denn er dachte, ich müsse ihm doch das Geschirr abkaufen, ehe ich Roß und Wagen brauchen könne. Ich hatte jedoch ein paar andere Auswege im Sinn, und da er das Fahrgerät doch zu nichts brauchen kann, so bot ich ihm Pferd und Wagen wieder zu hundertundfünfundfünfzig Dollar an. Mein Weib sagte, daß sie ein Butterfaß brauche, und so wurden wir für ein Butterfaß vollends einig.«

      »Und was gedenkt Ihr diesen Winter mit Eurer Zeit anzufangen? Ihr wißt doch, daß Zeit Geld ist?«

      »Ei, der Schulmeister ist ja bei seiner Mutter auf Besuch, die dem Vernehmen nach an der Küste drunten auf den Tod liegt, und ich bin mit ihm eins geworden, die Schule zu übernehmen, bis er wieder zurückkommt. Wenn die Zeiten aufs Frühjahr nicht schlimmer werden, so bin ich willens, einen Kram anzufangen oder vielleicht nach Genessee zu ziehen, wo namentlich mit einem solchen Geschäft etwas zu machen sein soll. Kommt übrigens das Ärgste zum Argen, so kann ich wieder in meiner Profession arbeiten, da ich ein gelernter Schuhmacher bin.«

      Es wollte scheinen, als ob Marmaduke den Mann nicht hoch genug anschlage, um ihn zum Bleiben an Ort und Stelle zu bereden; denn er ließ sich nicht weiter mit ihm ein, sondern wendete seine Aufmerksamkeit anderen Anwesenden zu. – Nach einer kurzen Pause wagte es Hiram, eine Frage aufzuwerfen.

      »Welche Neuigkeiten bringt der Richter von dem Gesetzgebenden Körper mit? Es scheint nicht, als ob der Kongreß in der jüngsten Sitzung viel getan hätte. Haben vielleicht die Franzosen in der letzten Zeit weitere Schlachten geliefert?«

      »Die Franzosen stehen, seit sie ihren König enthauptet haben, ohne Unterlaß im Feuer«, erwiderte der Richter. »Der Charakter der Nation scheint sich ganz umgewandelt zu haben; denn ich habe