Die Soldaten. Jakob Michael Reinhold Lenz

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Название Die Soldaten
Автор произведения Jakob Michael Reinhold Lenz
Жанр Языкознание
Серия Reclams Universal-Bibliothek
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783159609157



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      Jakob Michael Reinhold Lenz

      Die Soldaten

      Eine Komödie

      Reclam

      1957, 2004 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

      Durchgesehene Ausgabe 2004 auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln

      Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen

      Made in Germany 2021

      RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

      ISBN 978-3-15-960915-7

      ISBN der Buchausgabe 978-3-15-005899-2

       www.reclam.de

      [3]Personen

      1 WESENER, ein Galanteriehändler in Lille

      2 FRAU WESENER, seine Frau

      3 MARIE,

      4 CHARLOTTE,ihre Töchter

      5 STOLZIUS, Tuchhändler in Armentiere

      6 SEINE MUTTER

      7 DESPORTES, ein Edelmann aus dem französischen Hennegau, in französischen Diensten

      8 DER GRAF VON SPANNHEIM, sein Obrister

      9 PIRZEL, ein Hauptmann

      10 EISENHARDT, Feldprediger

      11 HAUDY

      12 RAMMLER

      13 MARYOfficiers

      14 DIE GRÄFIN DE LA ROCHE

      15 IHR SOHN

      16 FRAU BISCHOF

      17 IHRE COUSINE und andere

      Der Schauplatz ist im französischen Flandern.

      [5]Erster Akt

      Erste Szene

      In Lille

      Marie. Charlotte.

      MARIE

      (mit untergestütztem Kopf einen Brief schreibend). Schwester, weißt du nicht, wie schreibt man Madame, M a ma, t a m m tamm, m e me.

      CHARLOTTE

      (sitzt und spinnt). So ’st recht.

      MARIE.

      Hör, ich will dir vorlesen, ob’s so angeht, wie ich schreibe: »Meine liebe Matamm! Wir sein gottlob glücklich in Lille arriviert«, ist’s so recht arriviert, a r ar, r i e w wiert?

      CHARLOTTE.

      So ’st recht.

      MARIE.

      »Wir wissen nicht, womit die Gütigkeit nur verdient haben, womit uns überschüttet, wünschte nur imstand zu sein« – ist so recht?

      CHARLOTTE.

      So lies doch, bis der Verstand aus ist.

      MARIE.

      »Ihro alle die Politessen und Höflichkeit wiederzuerstatten. Weil aber es noch nicht in unsern Kräften steht, als bitten um fernere Continuation.«

      CHARLOTTE.

      Bitten wir um fernere.

      MARIE.

      Lass doch sein, was fällst du mir in die Rede.

      CHARLOTTE.

      Wir bitten um fernere Continuation.

      MARIE.

      Ei, was redst du doch, der Papa schreibt ja auch so.

      (Macht alles geschwind wieder zu, und will den Brief versiegeln.)

      CHARLOTTE.

      Nu, so les’ Sie doch aus.

      MARIE.

      Das Übrige geht dich nichts an. Sie will allesfort klüger sein, als der Papa; letzthin sagte der Papa auch, es wäre nicht höflich, wenn man immer wir schriebe, und ich und so dergleichen. (Siegelt zu.) Da Steffen (gibt ihm Geld) tragt den Brief auf die Post.

      [6]CHARLOTTE.

      Sie wollt mir den Schluss nicht vorlesen, gewiss hat Sie da was Schönes vor den Herrn Stolzius.

      MARIE.

      Das geht dich nichts an.

      CHARLOTTE.

      Nu seht doch, bin ich denn schon schalu darüber gewesen? Ich hätt ja ebenso gut schreiben können, als du, aber ich habe dir das Vergnügen nicht berauben wollen, deine Hand zur Schau zu stellen.

      MARIE.

      Hör, Lotte, lass mich zufrieden mit dem Stolzius, ich sag dir’s, doch ich geh gleich herunter, und klag’s dem Papa.

      CHARLOTTE.

      Denk doch, was mach ich mir daraus, er weiß ja doch, dass du verliebt in ihn bist, und dass du’s nur nicht leiden kannst, wenn ein andrer ihn nur mit Namen nennt.

      MARIE.

      Lotte. (Fängt an zu weinen und läuft herunter.)

      Zweite Szene

      In Armentieres

      Stolzius und seine Mutter.

      STOLZIUS

      (mit verbundenem Kopf). Mir ist nicht wohl, Mutter!

      MUTTER

      (steht eine Weile und sieht ihn an). Nu, ich glaube, Ihm steckt das verzweifelte Mädel im Kopf, darum tut er Ihm so weh. Seit sie weggereist ist, hat Er keine vergnügte Stunde mehr.

      STOLZIUS.

      Aus Ernst, Mutter, mir ist nicht recht.

      MUTTER.

      Nu, wenn du mir gute Worte gibst, so will ich dir das Herz wohl leichter machen (Zieht einen Brief heraus.)

      STOLZIUS

      (springt auf). Sie hat Euch geschrieben?

      MUTTER.

      Da, kannst du’s lesen. (Stolzius reißt ihn ihr aus der Hand, und verschlingt den Brief mit den Augen.) Aber hör, der Obriste will das Tuch ausgemessen haben für die Regimenter.

      [7]STOLZIUS.

      Lasst mich den Brief beantworten, Mutter.

      MUTTER.

      Hans Narr, ich rede vom Tuch, das der Obrist bestellt hat für die Regimenter. Kommt denn –

      Dritte Szene

      In Lille

      Marie. Desportes.

      DESPORTES.

      Was macht Sie denn da, meine göttliche Mademoiselle?

      MARIE

      (die ein Buch weiß Papier vor sich liegen hat, auf dem sie krützelte, steckt schnell die Feder hinters Ohr). O nichts, nichts, gnädiger Herr – (Lächelnd.) Ich schreib gar zu gern.

      DESPORTES.

      Wenn ich nur so glücklich wäre, einen von Ihren Briefen, nur eine Zeile von Ihrer schönen Hand zu sehen.

      MARIE.

      O verzeihen Sie mir, ich schreibe gar nicht schön, ich schäme mich von meiner Schrift zu weisen.

      DESPORTES.

      Alles, was von einer solchen Hand kommt, muss schön sein.

      MARIE.

      O Herr Baron, hören Sie auf, ich weiß doch, dass das alles nur Komplimenten sein.

      DESPORTES