Urban Fantasy: going intersectional. Группа авторов

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Название Urban Fantasy: going intersectional
Автор произведения Группа авторов
Жанр Ужасы и Мистика
Серия
Издательство Ужасы и Мистика
Год выпуска 0
isbn 9783947720644



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      »Hab dich doch nicht so!«, rief Christina ihm grinsend hinterher, während er die Tür hinter sich schloss. »Der beißt schon noch an«, sagte sie dann.

      An diesem Abend war alles wie immer. Kev starrte in den Fernseher, während ich betont sexy Yogaposen im Wohnzimmer übte. Doch mit den nächsten Tagen kamen die Veränderungen.

      Ich aß nichts mehr. Ich konnte, wollte nichts mehr essen. Was auch immer in meinem Magen landete, beschwor einen neuen Würgereiz in mir herauf. Irgendetwas musste sich entzündet haben, aber nicht mal die sanfteste Detox-Kur konnte mich kurieren.

      Am Anfang war es noch nicht so schlimm. Aber dann bekam ich Hunger. Allerdings auf nichts, das ich in meinen Kühlschrankfächern lagerte. Meine vorgekochten Mittagessen für diese Woche landeten entweder nach einem gescheiterten Essversuch in der Toilette oder gammelten vor sich hin. Immer, wenn ich die Kühlschranktür öffnete, blieb mein Blick an Kevs Vorräten hängen. Jedes Mal etwas länger.

      Während ich Veganer war, war Kev bekennender Fleischfresser. Nach drei Tagen ertappte ich mich selbst dabei, wie ich eine ekelhafte Discounter-Plastikpackung mit Salamischeiben darin aus einem Fach nahm. Ich aß sie nicht. Ich roch nur daran – und mein Hunger wuchs ins Unermessliche.

      Angewidert von mir selbst schleuderte ich das Fleisch zurück in den Kühlschrank. Wo mir sonst vom Geruch von Wurst immer schlecht geworden war, passierte jetzt das absolute Gegenteil. Ich wollte mehr. Viel mehr.

      Ich hatte mir geschworen, nie wieder Fleisch, Fisch oder Milchprodukte zu essen – den Tieren zuliebe.

      Ich hatte schon von Frauen gehört, die in der Schwangerschaft wieder zu Fleischfressern geworden waren, weil sie ihre Gelüste nicht unter Kontrolle gehabt hatten. Doch ich war nicht schwanger. Ich war schwul, aber im Gegensatz zu dem, was mir oft hinterhergerufen wurde, immer noch ein Mann. Was stimmte dann nicht mit mir?

      Und das war noch nicht alles. Obwohl ich mich jeden Abend meiner Skincare-Routine widmete, wurde meine Haut immer blasser und spröder. Ich hatte mir ein Knie aufgeschlagen, als ich bewusstlos geworden war, und anstatt, dass die Wunde abheilte und verkrustete, blieb sie feucht und eitrig. Mit der Zeit befürchtete ich sogar, dass sie sogar größer wurde, und fing an, jeden Tag ein Foto davon zu machen, so sehr ich mich auch davor ekelte.

      Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Obwohl Kev seine nervigen Freunde zum Fußballschauen eingeladen hatte, ging ich ins Wohnzimmer. »Irgendwas stimmt nicht mit mir.«

      Alle Blicke richteten sich auf mich. Jemand schnaubte. »Fällt dir das jetzt erst auf?«

      »Hast du deine Tage bekommen?«

      Kev hatte noch nie etwas Böses zu mir gesagt, nur weil ich schwul war – sondern nur, weil ich Veganer war. Seine Kumpel tickten aber ganz anders.

      »Schnauze«, brummte mein Mitbewohner, ehe er schwerfällig von der Couch aufstand. Wir verzogen uns in mein Zimmer, und allein, dass er mir zuhören wollte, rührte mich so sehr, dass ich am liebsten losgeflennt hätte. »Was ist los?«

      »Ich … weiß auch nicht«, sagte ich leise. Ich erzählte ihm von meinen Beobachtungen und zeigte ihm meine Wunde, woraufhin er angewidert das Gesicht verzog. »Wenn ich es nicht besser wüsste«, endete ich, »würde ich sagen, ich bin ein Zombie.« Ich wollte lachen, aber alles, was aus meiner Kehle drang, war ein nervöses Kichern. Ich schluckte. »Könntest du … mal meinen Puls fühlen?«

      Kevs Brauen schossen in die Höhe. »Dein Ernst?«

      »Mach’s einfach!«

      Widerstrebend ergriff er meine Hand und presste seinen Daumen in mein Handgelenk. Runzelte die Stirn. Machte dasselbe an meiner Halsschlagader. Blinzelte. »Ähm.«

      Ein altes Blutdruckmessgerät war schnell gefunden. Ergebnis: null. Kein Blutdruck. »Wenn ich es nicht besser wüsste«, sagte Kev, »würde ich sagen, du bist tot.«

      Ich drohte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. »Aber … ich lebe doch! Ich bin doch hier!« Ich starrte auf meine bleichen Hände. »Ich …«

      Kev war vollkommen ruhig. »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«

      »Welchen?«

      »Morgen«, entgegnete er. »Jetzt wird erst mal Fußball geschaut.«

      Entgeistert starrte ich ihn an. »Was?«

      »Hallo?«, entrüstete er sich. »Wir schreiben gerade ein Sommermärchen!«

      Meine Kinnlade sackte herab. »Ernsthaft?«, fragte ich. »Die WM ist dir wichtiger als die Tatsache, dass dein Mitbewohner sich in einen verdammten Zombie verwandelt hat!?«

      »Na ja«, fragte er gedehnt. »Hast du vor, mich zu fressen?«

      »Nein!«, gab ich zurück. Zumindest nicht auf diese Weise.

      Er zuckte die Achseln. »Na dann. Du wirst schon nicht dran sterben.«

      »Ich bin schon tot!«, rief ich ihm hinterher.

      Alles änderte sich, als ich am nächsten Tag nach Hause kam und ein Gehirn in der Küche fand.

      Ich holte tief Luft. »Kev!«, schrie ich, sodass man mich wahrscheinlich im ganzen Gebäude hören konnte.

      Wie mit Hummeln im Hintern schlitterte mein Mitbewohner in die Küche. »Was –« Er stockte. »Ach ja. Hab dir was mitgebracht.«

      Wie versteinert stand ich da. »W-w-was ist das?«

      »Ein Schweinegehirn. Hab’s vorhin bei einem Bauern abgeholt.«

      In einer mechanischen Bewegung drehte ich den Kopf und starrte ihn an. »Warum!?«, stieß ich hervor.

      »Na ja, bevor er es wegwirft –«

      »Du weißt genau, was ich meine!«, keifte ich.

      Er zuckte die Achseln. »Wenn du ein Zombie bist, ist das vielleicht genau das Richtige für dich.«

      Entgeistert schüttelte ich den Kopf. »Ich bin Veganer!«

      Kev hob abwehrend die Hände. »Okay. Weißt du was? Ich lass euch zwei jetzt einfach alleine, und du entscheidest selbst, was du machst. Wenn du mich suchst …«

      »Fernseher«, brummte ich. »Schon klar.«

      Ich konnte den Blick nicht von dem Gehirn reißen. Sein Anblick war gleichermaßen schmack- und ekelhaft. Es glänzte im Licht, das durchs Fenster hineinfiel, und ein metallisch-fleischiger Geruch stieg mir in die Nase, der meinen Magen knurren ließ.

      Ich hatte Hunger. Ich hatte solchen Hunger. Der bloße Gedanke daran trieb mir Tränen in die Augen. Und sorgte dafür, dass ich die Kontrolle über meinen Körper verlor. Dass ich, ohne mich auch nur nach der Besteckschublade umzusehen, auf das Hirn zutrat und ein Stück davon mit den Fingern abriss. Ich drehte es nur ein paar Sekunden lang zwischen den Fingern – dann wurde der innere Drang unerträglich, und ich schob es mir einfach in den Mund.

      Im Gegensatz zum Schokoriegel musste ich nicht lange darauf herumkauen. Das Verlangen war so groß, dass ich es als Ganzes herunterschluckte.

      Als das Gehirn in meinem Magen landete, traf mich die Gewissheit, was ich gerade getan hatte, wie ein Schlag.

      Während ich still und leise vor mich hin weinte, riss ich noch ein Stück Hirn ab und aß es. Und noch eines. Und noch eines. Bis der Teller leer war, ich nichts mehr hatte, womit ich mir selbst das Maul stopfen konnte, und meine Schluchzer neue Ausmaße annahmen, die sogar Kev auf den Plan riefen.

      »Hey«, sagte er hilflos und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Ist doch nur ein bisschen Hirn. Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest.«

      »Das tue ich aber!« Ich verbarg das Gesicht in meinen Händen. »Ich bin der abartigste, widerwärtigste –«

      Mein Herz machte einen Satz, als Kev mich in den Arm nahm. »Bist du nicht«, sagte er sanft. »Du bist der coolste Zombie, den ich kenne.«

      »Das