Verfluchtes Drachenherz. Inka Loreen Minden

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Название Verfluchtes Drachenherz
Автор произведения Inka Loreen Minden
Жанр Языкознание
Серия Wächterschwingen
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783963701702



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fragte sie keck, wobei sie absichtlich einen kurzen Blick auf seinen Schritt warf. Wie Loan wohl gebaut war?

      »Ein Drache kann sich in einen Mann verwandeln, und bei ihm funktioniert dann alles genau wie bei einem Menschen.« Er sah sie so extrem unschuldig an, dass sie beinahe losprustete. »Brauchen Sie Details für Ihren Artikel?«

      Fay mochte den Kerl. Er flirtete mit ihr auf eine subtile, freche Art, die ihr gefiel. Langweilig war er auf jeden Fall nicht.

      »Ich glaube, den Rest kann ich mir zusammenreimen.« Uff, warum musste es heute bloß so unglaublich heiß sein? Langsam bildete sich Schweiß zwischen ihren Schenkeln. Oder war das vielleicht … Sie räusperte sich leise. Hoffentlich war Loan kein Wolfswandler. Die konnten riechen, wenn eine Frau erregt war. Fay würde sich zu gerne mit ihm in den Laken wälzen. »Und konnten sich die Drachenkinder schon wandeln, sobald sie auf der Welt waren?«, fragte sie schnell, um sich abzulenken.

      »Nein, erst mit Einsetzen der Pubertät.«

      »Ah, ja, das macht vieles einfacher.« So war es bei den meisten Wesen, auch bei einigen Goyles oder den Wolfswandlern. Vielleicht konnte sie ja von Loan doch noch einige nützliche Informationen bekommen. Allein um diesen interessanten Mann zu treffen, hatte sich die Herfahrt auf jeden Fall gelohnt.

      Kapitel 3 – Über Drachen und Gargoyles

      Loan schmunzelte. Es machte Spaß, sich mit Fay zu unterhalten, und bot eine willkommene Abwechslung zu seinen Geschäften sowie seiner trostlosen Einsamkeit. Heutzutage glaubte kaum noch ein normaler Mensch an Magie oder dass unter ihnen mystische Geschöpfe wandelten. Die Zeiten hatten sich geändert, die Leute hielten schon den Gedanken daran für ein Märchen, kannten nur noch Hektik, forderten immer mehr technischen Fortschritt, vergaßen alte Sitten, Gebräuche und urheimische Medizin. Die Überbleibsel der überlieferten Legenden dienten bestenfalls als Stoff für Fantasy-Filme oder Bücher, mehr nicht. Doch vielleicht war es besser so …

      Weil er Fay sympathisch fand und er nicht wollte, dass ihr Chef sie feuerte, dachte sich Loan einfach eine leicht abgewandelte Story aus. Er erzählte ihr aber nur das, was ohnehin jeder dachte, über Drachen zu wissen.

      Natürlich gab es auch Wesen, die unerkannt unter den Menschen lebten und noch immer fundierte Kenntnisse über Drachen besaßen, genau wie Hexen und Magier, die beide Welten kannten.

      Wie er sie hasste.

      Loan musste aufpassen, nicht selbst den Blick auf die magische Welt zu verlieren. Denn auch wenn er den Fortschritt mit seinen modernen Errungenschaften schätzte und sogar mit ihnen sein Geld vermehrte, musste er seine Feinde im Auge behalten. Das waren im zwanzigsten Jahrhundert keine normalen Menschen mehr, aber immer noch Dämonen und andere finstere Wesen … wie Hexen. Die meisten von ihnen behaupteten, nur weiße, also »gute« Magie zu wirken, wie Heil-, Schutz- und Abwehrzauber. Aber Loan glaubte ihnen kein Wort, auch wenn er im Grunde nur eine einzige Hexe wirklich gekannt hatte oder angenommen hatte, sie zu kennen. Die Enttäuschung und die Wut über ihren Verrat brannten immer noch wie Säure in seinem Herzen, wenn er nur an sie dachte!

      Fays brünettes Haar schimmerte in der Sonne leicht rötlich und lenkte seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf sie. Sie war viel kleiner als er, besaß eine ansehnliche Figur und ein hübsches Gesicht mit einer süßen Stupsnase, um die sich ein paar feine Sommersprossen verteilten. Er mochte es, wenn sich eine Frau nicht zu stark schminkte, sodass noch etwas von ihrer Natürlichkeit durchschimmerte. Im Grunde wirkte Fay auf den ersten Blick wie viele andere Frauen, dennoch strahlte sie etwas Besonderes aus. Er kam nur nicht darauf, was genau es war. Vielleicht hielten ihn einfach ihre außergewöhnlich schönen Augen in ihrem Bann. Fays Iriden waren zwar nicht zweifarbig wie seine, aber der Grünton kam seinem eigenen ziemlich nah. Noch nie hatte er dieses intensive, dunkle Grün bei einem anderen gesehen.

      Ob Fay die Eine sein könnte?

      Seine Sehnsucht nach einer Partnerin, die seine einsamen Stunden mit Glück und Frohsinn füllte, wurde von Tag zu Tag stärker. Aber durfte er sich überhaupt eine Gefährtin erwählen, solange dieser bestialische Fluch auf ihm lastete? Er könnte sie in Gefahr bringen!

      Nein, nicht direkt er, sondern die verwunschene Bestie in ihm.

      Bisher hatte er ohnehin noch keine Partnerin gefunden, die perfekt zu ihm passte und von der er glaubte, dass sie für immer mit einem verfluchten Wesen zusammenleben könnte. Um die optimale Gefährtin zu finden, vergnügte er sich hin und wieder mit einer Frau, die ihm gefiel. Bis jetzt hatte er jedoch jede wieder vergessen lassen, dass sie sich begegnet waren. Auf diese Weise konnten ihm die Ladys nicht zu sehr auf den Pelz rücken, ihn mit Nachrichten bombardieren, Nachforschungen über ihn anstellen oder plötzlich vor seiner Tür aufkreuzen. Er wollte auf die Richtige warten, schließlich stand viel auf dem Spiel. Er war der Letzte seiner Art – glaubte er zumindest, weil er zeit seines Lebens nichts von anderen gehört hatte – und er brauchte die richtige Frau an seiner Seite, um seine Rasse vor dem Aussterben zu bewahren.

      Fay gefiel ihm. Vielleicht sollte er sich ein wenig Spaß mit ihr gönnen, um herauszufinden, ob sie zusammenpassten. Das letzte Mal war auch schon viel zu lange her, und so viele Chancen boten sich ihm in dieser Einöde nicht. Fay schien einem bisschen Vergnügen auch nicht abgeneigt zu sein. Er besaß zwar nicht den exorbitanten Geruchssinn manch anderer Geschöpfe, aber seine Nase war dennoch empfindlicher als die eines Menschen, weshalb ihn ihr weiblicher Duft betörte. Aber er musste nichts riechen, um mitzubekommen, dass er die Kleine heißmachte. Loan kannte seine Wirkung auf Frauen.

      »Interessiert Sie dieser alte Kram wirklich? Haben Sie nicht Lust, über etwas anderes zu reden?«, wollte er wissen, um das Thema abzuschließen und ihr gleichzeitig die Chance zu geben, etwas Persönliches zu fragen.

      Sie zögerte kurz, als würde sie überlegen, bevor sie sagte: »Eine Frage habe ich noch: Sind Drachen wirklich die Urväter der Gargoyles?« Dann lachte sie für seinen Geschmack ein wenig künstlich. »Nicht, dass es lebendige Wasserspeier geben würde. Aber was ist denn an diesem Gerücht dran? Gibt es dazu auch eine Geschichte?«

      Zum ersten Mal horchte Loan auf, und er fragte möglichst unbedarft: »Woher haben Sie denn diese Information?« Nur wenige wussten darüber Bescheid, und schon gar keine Menschen!

      Sie zuckte mit den Schultern und blickte einem vorbeifahrenden Auto hinterher. »Das weiß ich gar nicht mehr. Ich lese und recherchiere jeden Tag so viel, da kann ich mir nicht alle Quellen merken.«

      Wahrscheinlich hatte ein Wesen in Geldnot – vermutlich ein vom Klan verstoßener Gargoyle – diese Informationen an ein Käseblatt verkauft.

      Beinahe eine Spur zu unschuldig blickte Fay ihn aus ihren großen grünen Augen an. »Wissen Sie etwas darüber?«

      »Leider nicht.« Dieses Geheimnis würde er ganz sicher nicht mit einer Normalsterblichen teilen.

      Nicht dass er unsterblich wäre, aber er konnte älter werden als Fay. Einmal, weil er war, wer er war, und zum anderen könnte er sein Leben mit einem Zauber verlängern, was einige Hexen machten. Doch er versuchte, sich aus der magischen Welt herauszuhalten, so gut es ging. Dennoch fühlte er sich verpflichtet, die Gargoyles zu beschützen. Das lag in seinem Blut, war sein Erbe.

      »Schade.« Sie seufzte leise. »Na ja, mal sehen, was mein Chef zu meinem Artikel sagen wird. Ich danke Ihnen vielmals, Loan. Jetzt fahre ich nicht mit völlig leeren Händen nach Hause.«

      Gerade hatte er noch gedacht, Fay wollte ihn aushorchen, aber nun wirkte sie wieder völlig normal auf ihn – und verdammt attraktiv. Er mochte sich gar nicht von ihr lösen und wünschte, sie hätten mehr Zeit, sich zu unterhalten. Ihn faszinierte diese unglaubliche Anziehungskraft zwischen ihnen, die nicht bloß sexueller Natur war. Nein, es fühlte sich an, als hätte er sein Gegenstück gefunden, eine Partnerin, mit der er mehr vorhatte, als sich mit ihr in den Laken zu wälzen. Nie zuvor hatte er so etwas bei einer der Frauen gespürt, die er mit seinem Charme betört und anschließend auf sein Anwesen eingeladen hatte. In Fays Nähe schlug sein Herz wie verrückt und er musste sich beherrschen, ihr nicht die Wahrheit über sich zu erzählen und alles, was sie