Verfluchtes Drachenherz. Inka Loreen Minden

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Название Verfluchtes Drachenherz
Автор произведения Inka Loreen Minden
Жанр Языкознание
Серия Wächterschwingen
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783963701702



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spielte, die seine blonde Löwenmähne bändigten. »Ich brauche nur dich, mein großer, starker Goyle. Außerdem fühle ich mich ausgezeichnet.«

      Sie hatten erst vor ein paar Stunden Sex gehabt. Als Inkubus gewann Nick seine Energie, mit der er Dämonenmagie wirken konnte, aus dem Beischlaf. Das schwächte Jamie jedes Mal ein wenig, weshalb er sich danach wieder »aufladen« musste. In den letzten Wochen hatte sich sein Süßer allerdings immer seltener einen Seelenhappen gegönnt. Zu Nicks Verwunderung schien es ihm tatsächlich ausgezeichnet zu gehen.

      »Lass mich mal sehen …«, murmelte er.

      Jamie murrte, ließ es jedoch zu, dass Nick die Stirn an die seines Süßen legte, damit er in dessen Bewusstsein eindringen konnte. Dank des Traumbandes hatte Jamie keinen direkten Kontakt mehr zu dem Dämon, der sich selbst Zorell nannte, und wusste daher nie, was der Mistkerl trieb. Zorell gehörte zur Sorte der »Zashs«, der sogenannten Lenkerdämonen, und hatte sich bereits in Jamies Jugendzeit in dessen Körper eingenistet, ihm ein paar schreckliche Jahre in der Hölle beschert und seine Seele an einen mächtigen Dämonenfürsten verschachert. Weil Jamie seitdem keine eigene Seele mehr besaß, hielt ihn der Zash am Leben und hatte aus Jamie selbst eine Art Dämon gemacht. Am liebsten hätte Nick diese widerliche Zecke vertrieben, aber dann würde sein Süßer sterben – was Nick niemals zulassen würde. Dieser junge Mann bedeutete ihm mehr als sein Leben. Nick hätte niemals gedacht, sich als halber Inkubus einmal zu einer einzigen Person hingezogen zu fühlen, schließlich war er ein Sexdämon. Doch Jamie hielt sein Herz gefangen.

      Nick drang tiefer in Jamies Bewusstsein ein und betrat jetzt geistig das ehemalige Elternhaus seines Süßen, in dem er früher gemeinsam mit seiner Schwester Noir gelebt hatte. Hier hatte Jamie damals einen mentalen Rückzugsort gefunden, und zwar in seinem alten Kinderzimmer. Heute befanden sich überall Gitter an den Fenstern des imaginären Hauses, sodass Zorell nicht mehr zu Jamie durchdringen konnte und auch nicht mitbekam, was sich in seinen Gedanken oder auch außerhalb seines Kopfes tat. Jeder Raum war verwüstet, was den Zash nicht zu stören schien. Er hatte lange getobt, nachdem Jamie das Traumband angelegt worden war, und lümmelte seitdem meistens fluchend auf der völlig ramponierten Couch im Wohnzimmer, um sich selbst zu bemitleiden und Rachepläne zu schmieden.

      Nick hielt sich im Hintergrund, sodass Zorell seinen Geist nicht bemerkte. Der Zash erinnerte ihn jedes Mal an »Gollum« aus dem Film »Herr der Ringe« und sah aus wie ein nacktes, verschrumpeltes graues Männlein mit spinnenartigen Fingern. In den letzten Monaten war er immer kleiner geworden und hatte jetzt nur noch die Größe einer Barbiepuppe! Fast reglos saß er auf dem Sofa, gab keinen Laut mehr von sich und starrte apathisch vor sich hin.

      Auch wenn Nick diesen Dämon hasste, der so viel Unheil über Jamie und andere gebracht hatte, machte er sich Sorgen. Der Zash schien immer schwächer zu werden.

      »Und?«, murrte Jamie, als Nick den Kopf zurückzog.

      »Alles wie immer«, sagte er möglichst gefasst, denn er wollte Jamie nicht beunruhigen. Zorell hatte ihm schon genug zugesetzt.

      »Siehst du, es ist alles gut.« Jamie atmete auf und drehte sich auf den Rücken, um sich zu strecken. »Aber wir können gerne was Richtiges essen. Wie wäre es mit einem Steak im Saltgrass?«

      Natürlich konnten und mussten sie auch normale Nahrung zu sich nehmen, deshalb besuchten sie am liebsten das gemütliche Restaurant in Texas.

      »Gut, gehen wir ins Saltgrass. Aber ich öffne das Portal dorthin!« Das war einer der Vorteile, den sie als Dämonen besaßen: Mittels Portalen konnten sie beide kostenlos reisen, wohin auch immer sie wollten. Bloß mussten sie dabei die Zeitverschiebung beachten und sich einen Ort außerhalb dieser Wände suchen, um solch einen Durchgang zu erschaffen. Noirs Detektei und die Unterkünfte der Goyles waren magisch gesichert – bis auf ein kleines Fleckchen auf Nicks Dachterrasse –, damit keine fiesen Unterweltler sie überraschen konnten.

      Jamie grinste. »Wie du meinst, mein großer Beschützer. Dann lass mich wenigstens diesmal bezahlen.«

      »Deal.« Er gab ihm einen innigen Kuss, von dem er beinahe hart wurde. Er könnte den Kleinen einfach ständig vernaschen. »Dann springe ich schnell zuerst unter die Dusche und frage danach mal rum, ob noch jemand Lust hat, mitzukommen.« In Wahrheit wollte er zu Noir. Es wurde langsam Zeit, dass er mit ihr über den Zash sprach. Noir hatte Nick vor drei Jahren beauftragt, auf ihren Bruder aufzupassen. Auch wenn sie das schon lange nicht mehr von ihm verlangte, weil Jamie, seit er das Traumband trug, völlig er selbst war, musste Nick sich ihr anvertrauen. Noir würde ihn umbringen, wenn er ihr solch ein wichtiges Detail verheimlichte. Sie liebte ihren Bruder über alles.

      Nick hasste es jedoch, hinter Jamies Rücken über ihn zu reden. Aber vielleicht wusste Noir, was sie wegen Zorell unternehmen könnten. Das magische Halsband abzunehmen, kam für seinen Süßen einfach nicht in Frage. Endlich hatte er in ein halbwegs normales Leben zurückgefunden.

      Was aber, wenn Noir nicht einfiel, wie sie Jamie retten könnten? Schließlich hatten sie sich schon früher darüber den Kopf zerbrochen, doch sie waren immer nur zu einem Ergebnis gekommen: Ohne Zorell würde Jamie sterben – und dieser vermaledeite Zash sah aus, als stünde er schon mit einem Bein im Grab! Nick musste sich wohl mit dem Gedanken abfinden, seinen Liebsten zu verlieren.

      Sein Herz wurde bei diesem Gedanken so schwer, dass er Jamie am liebsten an sich gerissen und nie mehr losgelassen hätte. Stattdessen sprang er auf und eilte in die Dusche, bevor der Kleine noch seine feuchten Augen bemerkte. Nick wollte die letzten Momente mit seinem Süßen mit schönen Dingen füllen und solchen, die Jamie Spaß machten. Es galt, keinen einzigen Augenblick mit ihm zu verschwenden.

      Kapitel 8 – Das Untier in ihm

      Frustriert saß Fay in Loans Bett und starrte auf die offene Tür, durch die er gerade verschwunden war. Hatte sie irgendetwas an sich, das Männer abschreckte? Falls ja, hatte Loan das spät bemerkt. Was war denn plötzlich los mit ihm? Er hatte sie aufs Köstlichste befriedigt, und als sie gehofft hatte, sie würden miteinander schlafen, war er einfach davongestürmt!

      Ich erkläre dir alles morgen, hatte er nur noch gerufen.

      Na, auf diese Erklärung war sie mal gespannt!

      Fay schnaubte wütend und krabbelte aus dem Bett. Wahrscheinlich würde er sich ohnehin nicht mehr blicken lassen. Das war es dann wohl mit ihnen beiden.

      Sie hätte zu große Lust, ihre Sachen zu packen und nach Hause zu fahren. Zu ihrem Pech begann es leider zu regnen. Leise klopften die Tropfen gegen die Scheibe. Von dem einst so herrlichen Tag schien absolut gar nichts mehr übrig zu sein. Verdammt! Jetzt musste sie bis morgen bleiben, denn nachts und noch dazu bei schlechter Sicht war sie hinter dem Steuer blind wie ein Maulwurf.

      Missmutig durchquerte sie den Raum und machte Licht im angrenzenden Durchgang. Hier hingen zu beiden Seiten teure Anzüge auf Stangen; Hosen und Shirts lagen in Regalen und polierte Schuhe standen auf dem Boden.

      Das war ein Ankleidezimmer und gleichzeitig der Zugang zum Bad!

      Neugierig tapste sie weiter und fand sich in einer Wohlfühl-Oase wieder, die einem Spa-Tempel entspringen könnte. Sandfarbene und schwarze Fliesen prägten das Bild in diesem gigantischen Raum, in dessen Mitte ein riesiger Whirlpool stand. Natürlich durfte eine Regendusche nicht fehlen und vergoldete Wasserhähne an den beiden Waschbecken gab es auch. Wow, der Herr wohnte wie ein König!

      Also wenn er sie schon hier zurückließ, würde sie das Beste daraus machen. Fay probierte gleich einmal die Regendusche aus, wickelte sich danach in ein großes, kuschlig weiches Handtuch und malte Loan mit dem Finger einen Smiley, der die Zunge herausstreckte, auf den beschlagenen Spiegel. Anschließend nahm sie ihre Kleidung und die Sandalen in die Hand und verließ, nur in das Handtuch gehüllt, sein Schlafzimmer. Es war ja ohnehin niemand da – bis auf Baxter – und den hatte sie seit ihrer ersten Begegnung auch nicht mehr gesehen.

      »Loan?« Barfuß tapste sie durch seine Wohnung, machte überall Licht und schaute sich um. Jeder Raum besaß einen edlen Holzboden und war großzügig geschnitten, aber spartanisch eingerichtet.