Название | 141. Das Geheimnis der Moschee |
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Автор произведения | Barbara Cartland |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9781788673877 |
»Das heißt also«, folgerte Rozella langsam, »wenn ich alt und häßlich wäre und eine Brille trüge, würde mich niemand belästigen.«
»Deswegen wärst du trotzdem eine Dame«, widersprach ihre Mutter, »und Damen reisen nicht allein.«
»Sie müssen aber auch allein im Sarg liegen, wenn sie verhungert sind.«
Mrs. Beverly wandte den Blick von ihrer Tochter ab, als wäre ihr eben erst aufgefallen, wie dünn sie war und wie sehr ihre Wangenknochen und Handgelenke hervortraten. Und als würde sie jetzt begreifen, wie ernst es ihrer Tochter mit ihren Plänen war, erklärte sie eilig: »Gut, wir werden das Haus verkaufen. Ich bin überzeugt, daß wir etwas Kleineres finden, das genauso gemütlich ist.«
»Nein, Mama«, widersprach Rozella fest. »Das werden wir nicht tun. Wir werden mutig sein. Vielleicht ist mein Plan ein wenig unkonventionell, aber du wirst dich damit abfinden müssen, daß nichts auf dieser komplizierten Welt vollkommen ist!«
»Wenn du damit auf eine Reise nach Konstantinopel anspielst«, sagte Mrs. Beverly schnell, »die werde ich keinesfalls zulassen! Verstehst du, Rozella? Das ist ganz und gar ausgeschlossen!«
»Warte einen Augenblick, Mama, ich möchte dir etwas zeigen«, beschwichtigte Rozella.
Sie sprang auf und lief aus dem Zimmer. Ihre Mutter sah ihr nach, ängstlich und überrascht zugleich.
Als sie allein war, erhob sich Mrs. Beverly ebenfalls, ging zum Tisch und betrachtete den Scheck über fünfhundert Pfund, wie es ihre Tochter kurz zuvor getan hatte. Sie wußte nur zu gut, daß vor ihr die Lösung all ihrer Finanzprobleme lag, das Ende jener Verzweiflung, die Tag für Tag, Nacht für Nacht gewachsen war.
Im oberen Stockwerk lag ihr Mann in jenem Bett, das sie seit ihrer Hochzeit - wie ihr Glück - geteilt hatten. Als sie mit ihm durchgebrannt war, zählte sie erst achtzehn Jahre.
Er war als junger Tutor, der jüngste an der ganzen Universität Oxford, in ihr Elternhaus gekommen, um ihren Bruder zu unterrichten. Von dem Augenblick an, in dem sie ihn sah, wußte Elizabeth, daß nichts in ihrem sicheren, aristokratischen Leben wichtiger war als ihre Liebe zu Edward Beverly. Nicht nur, daß er der bestaussehende Mann war, der ihr je begegnet war, es war viel mehr als das. Es war die Begegnung zweier Menschen, die seit Anbeginn der Zeiten füreinander bestimmt waren. Edward Beverly glaubte, daß sie sich schon in Tausenden von Leben begegnet waren, um diesmal vereint zu werden. Ihr Glück war unermeßlich, trotz ihrer bitteren Armut.
Edward Beverly hatte sich durch seine außerordentliche Kenntnis der Sprachen des Nahen Ostens in der akademischen Welt schon früh einen Namen gemacht. Er hatte viele Reisen unternommen, und im Alter von zweiunddreißig Jahren war ihm eine Professur in Oxford übertragen worden. Auch im Außenministerium wurde er wegen der wertvollen Informationen, die er von seinen Reisen mitgebracht hatte, geschätzt.
Sein Vater hatte ihn mit einer kleinen Summe unterstützt, und wenig später beerbte Edward ihn. Es war allerdings keine große Erbschaft, und er brauchte das Geld, um seine Familie zu versorgen. Er machte sich über seine Ausgaben nicht allzu viel Gedanken, er wollte einfach seiner Frau alles bieten, was sie sich nur wünschte. Dabei erkannte er nicht, daß sie nur eines von ihm wollte - seine Liebe.
Als Edward Beverly dem Außenminister einmal Bericht über einen Mann erstattete, der unter dem Verdacht stand, im Dienst der russischen Regierung zu stehen, wurde er Lord Merwyn vorgestellt. Dieser war sehr von Edward Beverlys Kenntnissen beeindruckt und überredete ihn zu einer gemeinsamen Reise nach Nordafrika, wo sie versuchen wollten, unerkannt nach Algerien zu gelangen.
Nach der Rückkehr von dieser Expedition, die ein voller Erfolg wurde, bat man Edward Beverly, einen jungen Mann zu unterrichten, dessen Vater darauf hoffte, daß er die Universität nicht ohne Abschluß verließ. Wenig später wurde Edward Beverly in Sir Robert Whiteheads wunderschönem Haus in Oxford einquartiert. Als er der Tochter dieses Mannes, Elizabeth, begegnete, wußte er, daß seine Wanderjahre vorüber waren. Zugleich wollte er aber nicht müßig bleiben, und so begann er, Bücher über die verschiedenen Kulturen zu schreiben, die er auf seinen Reisen kennengelernt hatte. Er beschrieb Dinge, die bis dahin noch niemals aufgezeichnet worden waren.
Lord Merwyn wollte sich aber nicht damit abfinden, daß Edward Beverlys ruhiges Leben seine eigenen Pläne durchkreuzte, und so lockte er ihn von Zeit zu Zeit fort auf abenteuerliche und gefährliche Missionen, auf denen sie immer wieder in Lebensgefahr schwebten. Zwar genoß Edward Beverly diese Reisen durchaus, aber er wußte, daß seine Gattin während seiner Abwesenheit sehr litt. Deshalb hatte er versprochen, als er nach seiner zweiten Algerien-Reise, von der er um ein Haar überhaupt nicht zurückgekehrt wäre, seine weinende Frau in den Armen hielt: »Ich werde dich nie wieder verlassen, mein Liebling.«
Das Gleiche hatte er auch seiner fünfzehnjährigen Tochter erklärt, und er hatte es auch so gemeint.
Jetzt, dachte Mrs. Beverly, zerstörte Lord Merwyn schon wieder ihr Glück und ihren Frieden. Sie würde sich wieder ängstigen müssen. Aber dann ermahnte sie sich, daß sie Rozellas Vorschlag, anstelle ihres Vaters zu fahren, nicht ernst nehmen durfte.
»Wie kann sie etwas so Absurdes überhaupt nur denken?« fragte sie laut.
In diesem Augenblick kehrte Rozella in das Zimmer zurück.
Sie hatte es in einem hübschen Kleid verlassen, dessen Grünton gut zu ihren Augen paßte. Jetzt trug sie einen grauenhaften Regenmantel, den, wie Mrs. Beverly erkannte, ihr Mann immer mitnahm, wenn er eine Expedition in unbekannte Weltgegenden antrat. Aber nicht nur durch die Kleidung wirkte sie wie verwandelt, auch ihr Gesicht hatte sich verändert. Es war nicht mehr das eines jungen Mädchens, das die Blicke aller Männer auf sich zog. Ihre wunderschönen Augen waren hinter dunklen Brillengläsern verborgen.
Ihr seidiges Haar mit dem leichten rötlichen Schimmer, das zu leuchten begann, wenn die Sonne darauf fiel, steckte unter einem unförmigen Regenhut, den sie sich tief in die Stirn gezogen hatte.
Sie sah in dieser Aufmachung unbeschreiblich gewöhnlich aus, das mußte Mrs. Beverly zugeben, so daß kein Mann sie eines zweiten Blickes würdigen würde.
»Schau mich an, Mama«, sagte Rozella. »Ich könnte zum Beispiel in diesem Aufzug nach Konstantinopel reisen. Kein Mann würde mich ansprechen oder auch nur meine Koffer tragen!«
»Du wirst nicht nach Konstantinopel fahren!« erboste sich Mrs. Beverly mit einem leichten Vibrato. »Und versuche gar nicht erst, mich zu überreden.«
»Ich habe die feste Absicht zu reisen«, sagte Rozella. »Und du weißt genauso gut wie ich, daß ich damit Papas Leben retten kann. Würdest du wirklich in Kauf nehmen, daß er stirbt, weil er nicht genug zu essen hat, oder schlimmer, weil er aus seinem geliebten Haus ausziehen muß?« Ihre Mutter antwortete nicht, und so fuhr sie nach einem Augenblick fort: »Wir beide würden uns elend fühlen, aber Papa würde ein Umzug umbringen, und zwar, weil er an uns, nicht an sich denkt. Wie könnten wir so etwas zulassen? Und wenn er stirbt, was sollen wir dann tun?«
»Oh Rozella, sag so etwas nicht!« flehte Mrs. Beverly.
»Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, Mama. Wir haben kein Geld, aber wie durch ein Geschenk Gottes erhalten wir fünfhundert Pfund. Und wenn wir die ausgegeben haben, bekommen wir noch einmal fünfhundert, mit denen wir in aller Ruhe für Papas Genesung sorgen können.«
»Ich kann nicht zulassen, daß du dich in Gefahr begibst«, beharrte Mrs. Beverly.
»Ich habe das Gefühl, daß Lord Merwyn sehr gut auf sich aufpassen kann. Er bringt sich bestimmt nicht unnötig in Gefahr. Bisher hat er jedenfalls alle seine Expeditionen überlebt. Ich sehe nicht ein, warum ihm das in Konstantinopel mißlingen sollte.«
»Und wenn doch?«
»Du hast die Wahl, Mama. Entweder du läßt mich nach Konstantinopel reisen, oder Papa stirbt.«
»So etwas darfst du nicht sagen! Das darfst du nicht einmal denken!« protestierte Mrs. Beverly.
»Wir