Название | Die Abtei von Northanger |
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Автор произведения | Jane Austen |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783969443033 |
Die Abtei von Northanger
Jane Austen
Inhaltsverzeichnis
Erstes Kapitel
Wer immer Catherine Morland in ihrer Kindheit kannte,hätte nie vermutet,daß sie zur Heldin geboren war. Alles stand dem entgegen: ihr Platz im Leben, die Charaktere ihre Eltern, ihrer eigene Erscheinung und Veranlagung. Ihr Vater war Geistlicher, ohne sich hintangesetzt oder arm zu fühlen; er galt sogar als ein sehr achtbarer Mann, obgleich er Richard hieß und nie hübsch gewesen war. Er besaß ein ganz beachtliches Vermögen und zwei auskömmliche Pfarrstellen, und man konnte ihm keineswegs die Neigung nachsagen, seine Töchter einzusperren. Ihre Mutter war eine Frau von praktischem, klarem Sinn, guter Laune und, was bemerkenswerter ist, kräftiger Konstitution. Bei Catherines Geburt hatte sie schon drei Söhne; und statt zu sterben, wie man bei der schweren Niederkunft befürchtete, erholte sie sich, schenkte weiteren sechs Kindern das Leben, sah sie aufwachsen und erfreute sich selbst einer ausgezeichneten Gesundheit. Eine Schar von zehn Kindern kann man wohl eine schöne Familie nennen. Darüber hinaus konnten die Morlands keinen Anspruch auf dieses Prädikat erheben, denn sie waren durchweg recht unansehnlich geraten, und zu einer gewissen Zeit ihres Lebens war Catherine ebenso unansehnlich wie alle anderen. Sie hatte eine magere, unbeholfene Gestalt, eine farblose Haut, dunkles, strähniges Haar und scharfe Züge. Soviel von ihrem Äußeren. Ihr Gemüt versprach ebensowenig Heldentum. Sie liebte es, wie ein Knabe zu spielen - vor allem Cricket. Statt sich Puppen zu widmen und den üblichen Kinderfreuden anderer Heldinnen, zog sie lieber eine Haselmaus, fütterte einen Kanarienvogel oder begoß einen Rosenbusch. Wenn sie überhaupt einmal Blumen pflückte, dann geschah es meist aus Freude an einem Streich - jedenfalls nahm man das an, weil sie immer Blumen wählte, die ihr verboten waren. Solcherart waren ihre Neigungen, und ihre Fähigkeiten glänzten ebenso außergewöhnlich. Sie lernte und behielt nichts, ehe man es sie systematisch lehrte; und manchmal nicht einmal dann, da sie häufig unaufmerksam war und sich gelegentlich sogar dumm anstellte. Drei Monate brauchte ihre Mutter, um ihr »Bettlers Bitte« beizubringen; und schließlich konnte ihre nächst jüngere Schwester Sally das Gedicht besser aufsagen als sie selbst. Zwar war Catherine keineswegs dumm; sie lernte die Fabel von dem »Hasen und den vielen Freunden« so schnell wie nur irgendein anderes Mädchen in England. Ihre Mutter wünschte, daß sie Musik pflege, und Catherine selbst glaubte, es würde ihr Freude machen, denn sie klimperte allzu gern auf dem alten Spinett. Sie zählte ungefähr acht Jahre, als sie ernsthaft zu spielen begann. Nach einem Jahr hatte sie es über; und Mrs. Morland, die nicht auf der Ausbildung ihrer Töchter, selbst in den nötigsten Dingen, bestand, erhob keine Einwendung. Die Entlassung des Musiklehrers war ein glücklicher Tag in Catherines Leben. Mit dem Zeichnen ging es nicht besser, obwohl sie jeden Papierfetzen mit Häusern, Bäumen, Hühnern und Küken bemalte, die sich alle sehr ähnlich sahen. Schreiben und Rechnen lernte sie von ihrem Vater und Französisch von ihrer Mutter. Ihre Fortschritte in diesen drei Fächern waren nicht bemerkenswert; sie drückte sich vor dem Unterricht, so gut sie nur konnte. Welch merkwürdiges, unberechenbares Wesen! Denn trotz all dieser betrüblichen Anzeichen in ihrem ersten Lebensjahrzehnt besaß sie doch weder ein schlechtes Herz noch schlechte Laune. Sie war selten halsstarrig und fast nie streitsüchtig und, abgesehen von kleinen herrschsüchtigen Anfällen, freundlich zu den Kleinen. Zudem war sie laut und wild, haßte Enge und Sauberkeit und liebte es über alles, den grünen Abhang hinter dem Haus hinabzurollen.
So war Catherine Morland mit zehn Jahren. Mit fünfzehn schien sich das zu bessern. Sie fing an, ihre Haare zu kräuseln und sehnte sich nach Bällen. Ihr Teint belebte sich, ihre Züge wurden weicher und voller, der Ausdruck ihrer Augen lebhafter und ihre Gestalt ansehnlicher. Ihr Hang zur Unsauberkeit wich einer Neigung für Putz, und sie wirkte nun reinlich und schmuck. Zu ihrer großen Freude unterhielten sich ihre Eltern über ihr verbessertes Aussehen. »Catherine entwickelt sich zu einem ganz niedlichen Mädchen; heute sieht sie fast hübsch aus« - dergleichen schnappte sie dann und wann auf. Wie freute es sie! Fast hübsch zu sein, diese Feststellung bereitet einem Mädchen, das die ersten fünfzehn Jahre seines Lebens unansehnlich war, größeres Entzücken, als eine geborene Schönheit je empfinden