El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde. Brigitte Lamberts

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Название El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde
Автор произведения Brigitte Lamberts
Жанр Языкознание
Серия Krimi
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958132221



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und blickt dem hageren Mann mit den lichten blonden Haaren direkt in die Augen. »Du weißt, ich habe meinem langjährigen Freund in die Hand versprochen, für Sara da zu sein, wenn ihm etwas zustößt.«

      »Das bist du doch auch. Du vertrittst sie in allen wirtschaftlichen Fragen, verwaltest ihr Vermögen und bist ihr ein väterlicher Freund. Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«

      »Wir hätten gestern Nachmittag einen wichtigen Termin gehabt, aber sie ist nicht erschienen, und meine Versuche, sie zu erreichen, waren erfolglos.«

      »Mein Gott, Hubert. Sie ist eine junge Frau, vielleicht hat sie den Termin schlichtweg vergessen.«

      »Urs, ich bitte dich.« Der Anwalt stellt sein Glas unsanft auf der Schreibtischplatte ab. »Wir reden hier nicht über ein paar Tausend Franken.« Sein Blick geht suchend durch den Raum, dann geht er zum Fenster und drückt wieder den Rest der Zigarette in der Blumenerde aus. »Sie ist nicht erschienen und die Transaktion ist geplatzt. Ich muss dir nicht sagen, dass wir fast ein Jahr darauf hingearbeitet haben.«

      »Es wird bestimmt nicht die Letzte lukrative Möglichkeit gewesen sein, Geld zu investieren«, versucht Steiner seinen Freund zu beruhigen. Den ironischen Unterton bemerkt Moser nicht.

      »Urs, du verstehst nicht. Um die vertane Chance geht es mir nicht.« Er greift nach seinem Glas. »Sara ist sehr gewissenhaft. Sie hätte mir abgesagt, den Termin verschoben oder was auch immer. Aber sie hätte sich gemeldet.«

      »Wieso, ihre Assistentin hat das doch getan?«, wirft der Privatdetektiv ein.

      »Ja, aber nur, um mir zu sagen, Sara sei ein paar Tage weg, ohne auf den Termin einzugehen.« Er überlegt kurz. »Und so, wie ich Sara einschätze, zieht sie ihre Assistentin bei wirklich wichtigen Entscheidungen nicht ins Vertrauen.«

      »Du meinst, sie hat von dem Termin nichts gewusst?«

      »Davon bin ich überzeugt.«

      »Hast du denn versucht, auch sie telefonisch zu erreichen?«

      »Natürlich, aber auch da geht niemand dran.«

      Urs Steiner erhebt sich aus dem Sessel, geht zum Fenster und blickt stumm auf das nächtliche Zürich. Dann dreht er sich abrupt um. »Du hast recht. Irgendwie ist das seltsam.« Er nimmt noch einen Schluck Whisky, dann geht er auf seinen Freund zu. »Ich kenne Sara zwar nicht persönlich, nur von deinen Erzählungen und aus der Tagespresse, aber dieses Verhalten passt nicht zu ihr.«

      »Eben, das sage ich doch die ganze Zeit!«

      »Beruhige dich erst einmal. Morgen fahre ich zu dem Anwesen. Dann sehen wir weiter.«

      »Ich glaube, das kannst du dir sparen. Ich war heute schon dort. Es wirkte verlassen. Niemand hat geöffnet.«

      »Hat sie eine Hausangestellte?«

      »Nein, nur eine Putzfrau, wann die jedoch kommt, weiß ich nicht.«

      »Und was ist, wenn du dich an die Polizei wendest?«

      Hubert Moser winkt ab. »Das bringt gar nichts. Nur bei Kindern und Jugendlichen wird sofort reagiert. Erwachsene können ihren Aufenthaltsort frei wählen und wenn keine begründeten Verdachtsmomente einer Gefahr oder eines Verbrechens vorliegen, wird erst einmal abgewartet. Aber das weißt du doch.«

      »Durch die gesellschaftliche Rolle, die ihre Eltern gespielt haben, ist Sara Füssli in Zürich keine Unbekannte«, wirft der Privatdetektiv ein.

      »Das macht doch keinen Unterschied.«

      Urs Steiner schaut seinen Freund an. »Also soll ich sie suchen.«

      »Ja, finde sie für mich!«

      »Hast du irgendeinen Anhaltspunkt?«

      Moser überlegt kurz, ehe er antwortet. »Bahnfahrten hasst sie und längere Strecken mit dem Auto vermeidet sie auch.«

      »Okay.« Der kleine drahtige Mann lächelt. »Jemand am Züricher Flughafen ist mir noch einen Gefallen schuldig.«

      Palma. El Terreno. 10. Juli 1940. Julius Goldschmidt stand mit dem Rücken zum Meer auf der Terrasse seiner Villa. Mit einer silbernen Zange griff er die Eiswürfel aus dem kleinen Kühler und verteilte sie in den klobigen Gläsern. Wie er es von den Mallorquinern gelernt hatte, füllte er das Glas zu einem Drittel mit Gin, gab einen kleinen Schluck Tonic dazu und ließ eine Limettenscheibe hineinfallen. Erst reichte er Miguel Moreno ein Glas, dann Max Horrmann.

      »Es gibt wohl nichts zu feiern«, bemerkte sein mallorquinischer Freund Miguel, als er das Glas entgegennahm.

      »Nein, zu feiern gibt es nichts, sonst stände hier eine Flasche Champagner oder auch zwei.« Goldschmidt lächelte traurig. »Aber es ist schön, dass ihr da seid.«

      Er hob sein Glas und prostete seinen Freunden zu. Dann setzte er sich schwerfällig in den noch freien Rattansessel zwischen die beiden.

      »Wo ist Elisabeth?«, fragte Miguel.

      »Sie fühlte sich nicht wohl und ist schon zu Bett gegangen.«

      In Gedanken versunken blickten die drei auf das immer noch blau schimmernde Meer. Nach einer Weile zog der Gastgeber einen zusammengefalteten Brief hervor und reichte ihn Moreno mit den Worten: »Das ist heute mit der Post gekommen.« Der Mallorquiner faltete das Papier auseinander und schaute auf den Absender. »Von der spanischen Sicherheitsbehörde?«

      »Ja, vom Kommissariat für Ermittlungen und Überwachung hier in Palma.«

      »Was wollen die?« Seine dunklen Augen funkelten.

      »Lies«, bat der Gastgeber.

      Moreno überflog die Zeilen und fasste laut zusammen: »Ihr werdet aufgefordert, Mallorca innerhalb von zehn Tagen zu verlassen.«

      »Kommen wir der Aufforderung nicht nach, droht uns die Abschiebung nach Deutschland«, ergänzte Julius Goldschmidt mit einem bitteren Unterton. »Abschiebung bedeutet Deportation!«

      »Verdammt! Das hast du die ganze Zeit befürchtet.« Der großgewachsene Hotelier Max Horrmann sprang von seinem Sessel auf.

      »Ja, damit war zu rechnen, aber nicht jetzt schon. Und nur eine Frist von zehn Tagen.« Der ältere Mann nahm einen kräftigen Schluck.

      Horrmann strich sich über seine kurzen blonden Haare. »Bist du im britischen Konsulat weitergekommen?«

      »Nein.« Goldschmidt zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich habe alle erforderlichen Unterlagen eingereicht, aber die können oder wollen mir die Einreisepapiere nicht ausstellen.«

      Der Mallorquiner holte tief Luft und stellte schonungslos fest: »Ihr seid auf der Insel gefangen.«

      »Und wenn ich versuche, gefälschte Visa zu bekommen?«, überlegte Max Horrmann laut und trank nochmal einen Schluck Gin. Die Hilflosigkeit war ihm ziemlich deutlich anzusehen.

      »Wie willst du das anstellen?« Goldschmidt lachte unnatürlich laut auf. »Dann kannst du auch gleich neue Pässe für uns besorgen. Auf unseren prangt groß und fett seit einigen Monaten das rote J für Jude«, schrie er heraus, um sofort mit einer Handbewegung um Entschuldigung zu bitten.

      »Und wenn ihr euch nach Menorca absetzt?«, schlug Miguel vor. Doch der Hotelier unterbrach ihn brüsk.

      »Viel zu gefährlich. Auch da seid ihr auf der Insel gefangen und die ist viel kleiner als Mallorca.« Er drehte sich seinem Freund zu. »Du stehst schon seit geraumer Zeit unter Beobachtung. Aber ich weiß nicht, warum gerade du. Ihr lebt doch ziemlich zurückgezogen.«

      »Seit wann weißt du das?«, fragte Goldschmidt mit erstickter Stimme.

      »Ich habe es erst gestern erfahren.«

      Auf Goldschmidts fassungslosen Gesichtsausdruck hin erklärte Max Horrmann: »Bei uns im Hotel treffen sich die Parteibonzen der NS-Ortsgruppe Palma. Da wird schon mal ausgelassen