Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise

Читать онлайн.
Название Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740957599



Скачать книгу

uns damals viel geholfen.«

      Bianca betrachtete ihn etwas eingehender. Er wirkte so unbeschwert, daß man nicht auf den Gedanken gekommen wäre, er könnte in seinem Leben schon sehr viel Leid mitgemacht haben. Doch die wenigen Worte, die er über sich und seine Eltern gesprochen hatte, ließen auf sehr schicksalsschwere Jahre schlie-ßen.

      »Dr. Daniel ist ein wundervoller Mensch«, erklärte Bianca gedankenvoll, weil sie nicht sicher war, ob sie sich weiter nach Sàndors Vergangenheit erkundigen sollte.

      »Ja, das ist er wirklich«, bestätigte der junge Mann, dann wanderte sein Blick zur Tür, hinter der er das traurige Mädchen wußte. »Hoffentlich kann er ihr helfen.«

      *

      Seit einer Stunde wartete Oliver Horvath schon auf seine Verlobte. Eigentlich hatten sie sich auf der Baustelle treffen wollen, um noch ein paar kleinere Arbeiten zu erledigen. Ungeduldig schaute Oliver auf die Uhr.

      »Warum kann in dieser Praxis nie pünktlich Schluß sein«, grummelte er, seufzte tief auf und machte sich dann wieder an die Arbeit. Er würde damit vermutlich längst fertig sein, bis Brigitte endlich kommen konnte.

      Das Motorengeräusch eines sich nähernden Autos ließ Oliver erstaunt aufsehen. In diese abgelegene Gegend weit außerhalb von Steinhausen verirrten sich nur wenige Fahrzeuge – und wenn, dann waren es höchstens Radfahrer. Noch viel erstaunter war Oliver, als der Wagen neben ihm hielt und Dr. Daniel dann ausstieg.

      »Guten Abend, Herr Horvath«, grüßte er freundlich, aber mit ernstem Ausdruck im Gesicht.

      Oliver erschrak. »Ist etwas mit Brigitte?«

      »Sie hatte keinen Unfall oder etwas ähnliches«, versuchte Dr. Daniel den jungen Mann gleich zu beruhigen, was ihm aber nicht gelang.

      »Es hängt mit diesen Ohnmachtsanfällen zusammen, nicht wahr?« fragte Oliver, und seine Stimme vibrierte dabei ein wenig. »Ich habe ihr immer wieder gesagt, daß sie sich Frau Dr. Carisi…, ich meine…, Frau Dr. Daniel…, Ihrer Frau anvertrauen solle, aber sie meinte, das wäre nicht nötig.« Unwillkürlich griff er nach Dr. Daniels Arm und klammerte seine Finger so fest darum, das es schmerzte. »Was ist mit Brigitte?«

      »Ich glaube, das sollte sie Ihnen selbst sagen«, entgegnete Dr. Daniel. »Machen Sie sich vorerst mal keine zu großen Sorgen…, es handelt sich um keine Krankheit…, jedenfalls nicht so, wie Sie es jetzt vielleicht befürchten.«

      Nun verstand Oliver überhaupt nichts mehr, doch er wurde nicht lange auf die Folter gespannt. Zusammen mit Dr. Daniel erreichte er schon eine knappe Viertelstunde später die Waldsee-Klinik und schließlich auch Brigittes Zimmer im ersten Stockwerk der Gynäkologie.

      Sehr blaß und mit verweinten Augen sah sie ihm entgegen, während sich ihre Finger unwillkürlich um Manons Hand schlossen. Die Ärztin war auf ihre Bitte hin noch bei ihr geblieben.

      »Brigitte, Liebling«, stieß Oliver hervor und war bereits im nächsten Moment an ihrem Bett. Zärtlich streichelte er über ihr kurzes dunkelblondes Haar.

      »Oliver, ich…«, begann sie zögernd, warf Manon und Dr. Daniel einen hilfesuchenden Blick zu, bevor sie herausplatzte: »Ich bin schwanger!«

      Schockiert fuhr Oliver zurück und starrte seine Verlobte völlig fassungslos an. »Du bist… was?«

      Wieder brach Brigitte in Tränen aus. »Es tut mir leid…, ich…,ich weiß nicht, wie es passiert ist…« In diesem Moment fiel es ihr ein. Der Ärger mit der Baufirma, die zuerst den vereinbarten Termin nicht eingehalten und dann so unzuverlässig gearbeitet hatte. In der Hektik hatte Brigitte mehrfach die Einnahme der Pille vergessen… »Es muß damals gewesen sein, als uns die Firma versetzt hat…«

      Oliver nickte mechanisch. Natürlich erinnerte auch er sich an die vielen Aufregungen. Sein Blick glitt von Brigitte ab, dann stand er abrupt auf und ging zur Tür, doch mitten im Raum blieb er stehen, als wäre er gegen eine Mauer gerannt. Langsam drehte er sich um.

      »Es ist wirklich der ungünstigste Zeitpunkt für ein Baby«, murmelte er, dann kehrte er zu Brigitte zurück und nahm sie zärtlich in die Arme. »Aber wir beide werden es schon schaffen.« Er schwieg kurz. »Wenn ich im Moment auch keine Ahnung habe, wie es weitergehen soll.«

      Dr. Daniel und Manon, die sich bis jetzt nicht eingemischt hatten, atmeten erleichtert auf. Immerhin schienen sich Brigittes ärgste Befürchtungen nicht zu bewahrheiten. Allem Anschein nach würde Oliver auch in dieser Situation zu seiner Verlobten stehen. Allerdings wußte er auch noch nicht die ganze Wahrheit.

      »Es ist leider nicht nur die Schwangerschaft«, erklärte Dr. Daniel und bemühte sich dabei um einen besonders sanften Ton.

      Mit einem Ruck wandte sich Oliver ihm zu. »Ist mit dem Baby etwas nicht in Ordnung?«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Mit dem Baby hat es glücklicherweise nichts zu tun, Herr Horvath. Die Ultraschalluntersuchung hat ergeben, daß es ganz normal entwickelt ist.« Er schwieg kurz, bevor er fortfuhr: »Ihre Verlobte leidet unter Gestationsdiabetes…, das ist eine spezielle Art der Zuckerkrankheit, die während der Schwangerschaft erstmals auftritt und sich danach meistens wieder normalisiert. Die Gefahren, die dadurch für das ungeborene Kind entstehen, sind nicht unerheblich, und aus diesem Grund habe ich mich auch entschlossen, Ihre Verlobte stationär in die Klinik einzuweisen. Wir müssen Sorge tragen, damit Ihr Kind auch gesund zur Welt kommt.«

      Oliver bedeckte das Gesicht mit den Händen.

      »Meine Güte«, stammelte er, dann ließ er die Hände langsam sinken und sah Dr. Daniel an. »In diesem speziellen Fall…, ich meine…, wäre es da nicht besser für alle Beteiligten, die Schwangerschaft zu beenden?« Er seufzte. »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch…, das Baby kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt, aber irgendwie wäre es schon zu schaffen – vorausgesetzt, es ist gesund. Ein behindertes Kind…« Er wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über die Stirn. »O Gott, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, ohne daß es herzlos klingt.«

      »Ich verstehe schon, was Sie meinen, Herr Horvath«, meinte Dr. Daniel. »Aber die Zuckerkrankheit Ihrer Verlobten rechtfertig zumindest im Augenblick noch keine Abtreibung, und vermutlich wird sich daran auch nichts ändern. Im übrigen besteht die eigentliche Gefahr nicht in einer Behinderung, sondern darin, daß das Kind im Mutterleib absterben könnte.« Beruhigend legte er eine Hand auf Olivers Schulter. »Ich werde mich sehr intensiv um Ihre Verlobte kümmern, das verspreche ich Ihnen, und die Chancen, daß Sie ein gesundes Kind bekommen werden, sind sehr groß, das kann ich Ihnen ebenfalls versichern. Glücklicherweise haben wir den Diabetes ja noch festgestellt, bevor er für das Kind gefährlich werden konnte.«

      Oliver nickte ein wenig halbherzig.

      »Wir stecken bis über den Hals in Schulden«, murmelte er. »Mit meinem Verdienst allein…, ich weiß nicht, wie wir das schaffen sollen…«

      Dr. Daniel tauschte einen Blick mit seiner Frau, dann wandte er sich Oliver und Brigitte wieder zu.

      »Auch da wird sich eine Lösung finden lassen«, meinte er und versuchte besonders zuversichtlich zu klingen, was ihm nicht so recht gelang. Für das junge Paar sah es im Moment jedenfalls sehr düster aus.

      *

      »Wie sollen wir den beiden nur helfen?« fragte Manon ratlos, als sie mit ihrem Mann den Flur entlangging. Sie hatten Brigitte und Oliver allein gelassen, weil sie gespürt hatten, daß das junge Paar jetzt für sich allein sein wollte.

      Dr. Daniel zuckte die Schultern. »Im Augenblick habe ich da auch noch keinen konkreten Plan.« Er schwieg kurz. »Wenn die Diät etwas bewirkt, haben wir wenigstens ein Problem im Griff.« Er seufzte. »Ansonsten muß sie Insulin spritzen. Das wäre gerade im Hinblick auf ihre schlechte psychische Verfassung nicht sehr günstig.«

      Manon nickte betrübt. »Sie tut mir so leid. Die finanzielle Belastung ist schon schlimm genug für sie, und dann auch noch Diabetes. Das arme Ding.«

      »Wie ich vorhin schon sagte – es wird sicher eine Lösung geben«, meinte Dr. Daniel. »Entscheidend