Katzen sind schlechte Hausfrauen. Albertine Gaul

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Название Katzen sind schlechte Hausfrauen
Автор произведения Albertine Gaul
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783959592925



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      Inhaltsverzeichnis

       1. Handwerk

       2. Besuch aus der Heimat

       3. Alte Götter

       Über die Autorin

       Über die Buchreihe

      

      Katzen sind schlechte Hausfrauen

      Albertine Gaul

      Buch 22 der Katzenreihe

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      © Albertine Gaul 2020

      Machandel Verlag Haselünne

      Charlotte Erpenbeck

      Bilder für Cover und Illustrationen:

      klyaksun, Andrew Derr u.a./ shutterstock.com

      1. Auflage 2020

      ISBN 978-3-95959-292-5

      1. Handwerk

      „Wie weit bist du mit den Ringen für das Paar Wolter“, fragte Ansgar Meier, Goldschmiedemeister und seit gut drei Jahren der Chef des jungen Ägypters Nader Sabbag.

      „So gut wie fertig, Meister“, erwiderte Nader und sah von seiner Arbeit auf. „Einige Kleinigkeiten muss ich noch ändern und die Ringe polieren, bevor sie sie anprobieren können.“ Behutsam glättete er die scharfen Kanten im Innern des Ringes, die durch die Gravur entstanden waren.

      „Okay, denn Herr Wolter hat schon wieder angerufen und mich daran erinnert, dass er die Ringe am Wochenende benötigt. Ich habe ihm gesagt, dass er sie morgen abholen kann“, sagte Ansgar und betrachtete anerkennend die Arbeit seines Gehilfen. „Du wirst mit jeder Arbeit besser. Wenn du so weiter machst, kannst du garantiert bald Meister werden.“

      „Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe, Meister“, antwortete Nader bescheiden. Mit Schaudern dachte er an seine ersten Jahre in Deutschland, als er nicht wusste, ob er bleiben konnte oder abgeschoben würde. Ansgar rettete ihn aus dieser Perspektivlosigkeit, indem er ihm eine Ausbildungsstelle als Goldschmied anbot. Das kam Naders Neigungen sehr gelegen, da die Männer seiner Familie in Ägypten seit vielen Generationen Goldschmiede gewesen waren. Auch Nader hatte diesen Beruf erlernen sollen. Dann kam der ägyptische Frühling 2011 dazwischen, der sein Leben von einen auf den anderen Tag veränderte und ihn aus seiner Heimat vertrieb.

      „Ich möchte noch viele Jahre in dieser Werkstatt arbeiten“, fügte er hinzu.

      „Was mich sehr freut, Nader. Trotzdem solltest du dir Gedanken um deine Zukunft machen. Wie du weißt, werde ich in gut einem Jahr in Ruhestand gehen. Mit dem Meister in der Tasche könntest du den Betrieb hier übernehmen.“

      Seit dem Abschluss von Naders Lehrzeit hoffte Ansgar, dass dieser sein Geschäft irgendwann weiterführen würde. Seine Tochter würde es leider nicht übernehmen, sie hatte einen anderen Beruf gewählt, und er konnte sich nicht dazu durchringen, es an seinen ärgsten Gegner, Thomas Rudolfs, zu verkaufen.

      Nader lächelte breit. „Danke, Meister. Aber ich arbeite noch nicht lange genug, um mir einen solchen Schritt zuzutrauen. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich diese Verantwortung bereits stemmen kann. Ich habe noch so vieles zu lernen.“

      „Du kannst es dir ja überlegen, Nader“, sagte Ansgar. „Wenn du mit der Arbeit für heute fertig bist, nimm bitte den Hinterausgang. Ich werde den Laden gleich schließen. Denk an die Alarmanlage. Die wertvollsten Stücke sind zwar im Tresor, aber der Schaden wäre doch immens, wenn die `Ring-Bande` hier einbrechen würde. Dem Rudolfs haben sie vorgestern den Laden zertrümmert, als sein Angestellter sich weigerte, den Tresor zu öffnen.“

      „Ich bin immer vorsichtig, Meister“, erklärte Nader. „Schließ ruhig alles ab, ich verriegele die hintere Tür, wenn ich hier fertig bin.“

      Ansgar nickte und verschwand wieder im Verkaufsraum, um für heute den Feierabend einzuläuten. Seine Frau, die im Geschäft die Kunden bediente, freute sich schon auf den gemeinsamen Abend.

      „Bis morgen“, rief Nader ihnen nach, als sie gingen. Dann widmete er sich wieder den Ringen. Er liebte diese Zeit des Tages, wenn er für kurze Zeit allein in der Werkstatt war und sich zurück träumen konnte in die Zeit, wo er als kleiner Junge im Laden seines Vaters gespielt hatte. „Gold ist wie eine Frau“, hatte sein Vater immer gesagt. „Behandele es gut und es bringt dir den größten Nutzen. Bist du zu gierig und willst zu viel, wird es dich vernichten.“

      Schon damals stand für ihn fest, dass er auch Goldschmied werden wollte. Seine Zukunft schien gesichert. Bis, ja, bis er merkte, dass er nicht wie andere Jungen war und die Anfeindungen in der Schule und in der Nachbarschaft zunahmen. Liebe und Nähe konnte er nur im Verborgenen leben, da er sonst im Gefängnis landen und im schlimmsten Fall getötet werden würde.

      In der Nacht, in der er aus Ägypten fliehen musste, passierte etwas ganz Merkwürdiges, das ihm noch immer etwas unheimlich vorkam. Eine Katze, die der Katzengöttin Bastet verblüffend ähnlich sah, zeigte ihm den Weg zum Hafen, wo er ein Schiff fand, welches ihn zum europäischen Festland und schließlich über Umwege nach Deutschland brachte.

      Nader riss sich zusammen. Über die Katze konnte er immer noch später nachdenken, aber die Ringe mussten auf Zeit fertig sein. Er beendete seine Arbeit und verschloss die Ringe in einen Panzerschrank, in dem nur Auftragsarbeiten lagen. Für den eigentlichen Tresor besaß er keinen Schlüssel, was ihm aber nur recht war.

      Danach räumte er seinen Arbeitsplatz auf, holte Jacke und Tasche und verließ durch den Hinterausgang die Werkstatt. Der Schließmechanismus der Tür schaltete zugleich die Alarmanlage scharf . Einbruchssicher, wie sein Chef immer stolz betonte.

      Als er zur Mauer sah, die das Grundstück begrenzte, saß auf der Mauerkrone wie jeden Abend, eine dreifarbige Katze, die ihn und das Geschäft beobachtete. Ihre Haltung erinnerte an jenen Katzenstatuen, die er aus Ägypten kannte und die sein Vater manchmal auch hergestellt hatte. „Bastet“, sagte er dabei immer. „ist eine Göttin der alten Ägypter und Schutzgöttin der Frauen, der Liebe und der Fruchtbarkeit. Sie begleitet unsere Familie seit Anbeginn der Zeit. Daher zolle ihr den Respekt, den sie verdient.“

      Nader grüßte die Katze ehrerbietig. Die Katze blinzelte und senkte dann nickend den Kopf. „Ich wünsche dir eine Menge Mäuse heute Nacht“, flüsterte Nader in seiner Heimatsprache, bevor er das Grundstück durch ein vergittertes Tor verließ.

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