Apache Cochise Staffel 1 – Western. Diverse Autoren

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Название Apache Cochise Staffel 1 – Western
Автор произведения Diverse Autoren
Жанр Языкознание
Серия Apache Cochise Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740912239



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großen, giftigen Sonora-Ameisen zerbeißen die Leber und spritzen ihr Gift in das Fleisch. Sonne und Hitze tun ein übriges.«

      »Ist das alles?«

      »Nicht ganz,. Wenn die Leber von dem Gift so gesättigt ist, daß selbst die Ameisen nicht mehr ’rangehen, trocknen die Indianer das Organ, zerstoßen es in einem Tiegel zu Pulver und geben den Saft des Cholla-Kaktusses hinzu. Den Brei schmieren sie dann auf ihre Pfeilspitzen. Die Nedni-Apachen benutzen das Pfeilgift, von den Chiricahuas weiß ich’s nicht. Hier haben wir es aber mit Mimbrenjos zu tun, und die sind wirklich noch viel unberechenbarer als die anderen Stämme.«

      Miller stieß einen gellenden Schrei aus. John wirbelte herum, zog den Colt, spannte mit dem Daumen den Hahn und ließ ihn los. Der erste Angreifer wurde getroffen und stürzte John vor die Füße.

      Der zweite kam mit geschwungenem Kriegsbeil herangeflogen. John bückte sich blitzschnell, ließ den Körper über sich hinwegsegeln. Bevor die Rothaut sich wieder erheben konnte, war John bei ihm. Er trat ihm das Beil aus der Hand, legte den Revolver an und schickte den Gegner, der ihm hätte zum Verhängnis werden können, zum Großen Manitu.

      »Vier«, sagte er angewidert. »Wo bleibt der fünfte?«

      Der kam nicht. John hastete um den Steinhaufen, den gespannten Revolver in der Hand. Weit und breit war nichts von dem fünften Mimbrenjo zu sehen. Mit ein paar Schritten war er bei den Pferden, aber die Tiere standen festgekeilt in dem Spalt und verhielten sich ruhig.

      John rannte zurück, umrundete den Felsen in die andere Richtung. Auch dort kein Indianer. Nichts, was darauf hingewiesen hätte, wo die Rot-haut abgeblieben war.

      Er schob den Colt ins Halfter und ging zu Miller zurück. Der Scout lag volltrunken an der Erde und röchelte. Schmerzen hatte er nicht mehr. John legte ihm einen Verband an, hob den Scout hoch und trug ihn in den Schatten. Miller konnte nicht reiten. Haggerty richtete sich darauf ein, ein paar Tage auf dem Plateau zu bleiben, bis es dem Partner besserging.

      Der Tag verlief in quälender Langeweile. Am Abend stand blutrot die kupferfarbene Sonnenscheibe im Westen, hüllte die Riesenkakteen mit ihren seitlich gespreizten Armen in ein unwirkliches Licht und ließ sie aussehen wie das Bild des Gekreuzigten.

      John Haggerty drehte sich eine Zigarette, zündete sie an und stieß blauen Rauch in den Himmel, der sich golden färbte, um dann blau zu werden und schließlich grün.

      Miller schlief. John sah auf ihn hinab. Der Scout hatte kein Fieber, aber er schlief den Schlaf aller Gerechten und stieß mit jedem Atemzug eine Wolke von Alkoholdunst aus.

      John wollte sich erheben, um etwas Proviant aus seiner Satteltasche zu nehmen, da geschah es.

      Das langgezogene Zastee der Apachen drang zu ihm empor wie der tödliche Atem der Wüste.

      »Zastee! Tötet!«

      Und dann lauter: »Zastee!«

      Schüsse fielen, Todesschreie trug der schwache Wind auf das Plateau. Haggertys Lippen verfärbten sich, seine Angen wurden bleich, seine Hände zitterten.

      Leise sagte er vor sich hin:

      »Mit dem Abend kommt das Grauen.«

      Er kroch bis zum Rand der abfallenden Mesa und sah die Häuser der Poststation unter sich liegen. Vor dem Haupthaus lagen zwei Körper. Tot und skalpiert. Apachen krochen wie Schlangen auf die Gebäude zu, andere hielten die Fenster und Schießscharten unter Feuer.

      Allen voran ein wildaussehender Indianer mit langen Haaren und ohne Stirnband: Victorio.

      Mimbrenjos griffen die Station an und waren dabei, die Arbeit von Monaten in nur wenigen Sekunden zu vernichten. Brandpfeile zogen wie lodernde Kometen ihre Bahn, schlugen in das Dachgebälk, setzten es in Brand.

      Rauchschwaden verdeckten die Sicht. Der Wind trieb sie nach oben. Sie reizten Haggertys Schleimhäute. Er mußte niesen.

      Aus dem großen Haus fielen in sporadischen Abständen Gewehrschüsse. Einem Teil der Leute war es gelungen, sich rechtzeitig in die schützenden Mauern zu retten. Aber sie hatten keine Chance. Die Feuersbrunst, die über ihren Köpfen loderte, mußte sie jeden Moment aus dem Haus treiben, hinein in den Hagel aus Blei und Pfeilen.

      So kam es. John traten Tränen der Wut in die Augen. Wut deswegen, weil er hier oben lag und nicht helfen konnte. Aus der offenen Tür stürmten drei Weiße, aus allen Rohren schießend. Dutzende von Pfeilen senkten sich auf sie herab.

      Ganz eingehüllt in dicke Wolken schwarzen Rauches taumelten sie vorwärts, sanken tödlich getroffen in die Knie, die verschlungenen Hände wie im Gebet erhoben. Sie baten um Pardon, aber er wurde ihnen nicht gewährt.

      Sie drangen ein in den stinkenden Qualm, zuckten die Messer, schwangen die Kriegsbeile – zornige Rothäute, aufgestachelt bis zur Weißglut vor Haß.

      Entsetzliche Schreie. Wimmernde Töne, um Gnade bettelnde Laute. Aber sie waren umsonst.

      Die Mimbrenjokrieger stürzten sich auf die Weißen und verrichteten ihr grausames Werk.

      Die Schreie verstummten. Wie mit einem mitleidigen schwarzen Tuch hüllte der Qualm alles ein. John Haggerty hing halb über dem Abgrund. Er bat und flehte, daß die Weißen vor dem grausamen Foltertod verschont würden. Aber auch das war vergeblich. In diesem Augenblick schwor der Scout den Mimbrenjos voller Grimm furchtbare Rache.

      Ich werde euch verfolgen, bis ihr nicht mehr wißt, wohin ihr euch verkriechen sollt. Ich werde in eure Ja­cales eindringen, euch mit meinen Kugeln treffen, wo ich euch finde. Keiner soll verschont werden. So will es das mosaische Gesetz: Auge um Auge, Leben um Leben, Blut um Blut…

      Es wurde still dort unten beim Paßsattel. Die Apachen trieben Pferde und den alten Maulesel weg. Er würde den Abend nicht mehr überleben. Für Apachen galt Maultierfleisch als Leckerbissen.

      Die Stille wurde von keinem Laut mehr unterbrochen. Die Apachen waren fort. Nur der Rauch wurde vom Abendwind hin und her getrieben und in die Schluchten geweht.

      Fünf Tote lagen auf der Paßstraße, fünf Weiße, die Cochise vertraut und seinem Wort geglaubt hatten.

      Langsam erhob sich John Haggerty. Er fühlte, wie kalter Schweiß auf seiner Haut klebte. Er fühlte auch die große Leere in seinem Innern, und der verlorene Glaube an das Wort eines Mannes ätzte brennend in ihm wie Säure.

      Er ging zu Miller. Der sah ihn an.

      »Es ist vorbei?« fragte er.

      John nickte. »Sie sind weg. Victorios Horde.«

      Miller schloß die Augen wieder und schlief ein. John blickte hinüber zu den quarzdurchsetzten Felsen, die blutrot im Sonnenuntergang schimmerten und einen Glanz verbreiteten, der die Augen blendete. Er sah die dunklen Augen nicht, verborgen hinter stachelbewehrter Vegetation. Er sah auch die Gestalt in der einfachen Calicokleidung nicht, die sich wie eine Schlange davonwand und ein Pony bestieg.

      John Haggerty sah nichts mehr. Er machte die Augen zu und schlief ein, schlief den heilsamen Schlaf des völlig Erschöpften.

      *

      Cochise erfuhr noch in der selben Nacht von dem Massaker, General Oliver O. Howard erst am dritten Tag. Mehrere Minuten lang stand der Häuptling ganz reglos da und ließ die Meldung seines Spähers in sich einträufeln.

      Victorio also, sein alter Widersacher. Cochise entließ den Krieger und betrat sein Wickiup. Seine Familie war vollzählig anwesend. Finstere Gesichter sahen ihn an, dunkle Augen glühten.

      Cochise fragte: »Ihr habt alles gehört und verstanden?«

      Naretana nickte. »Es war nicht zu überhören, Bruder. Schwere Zeiten stehen für die Chiricahuas bevor.«

      »Sie werden mich des Wortbruchs für schuldig erklären und wie ein Heuschreckenschwarm über unsere Jagdgründe herfallen. Wie kann der weiße Häuptling einem Chiricahua noch glauben?«

      Er setzte sich ans Feuer, hielt die Hände darüber, und bewegte die Finger. Mit keinem