Название | AUF ZAUBER KOMM RAUS |
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Автор произведения | Scott Meyer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Magic 2.0 |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958352568 |
Eine Stimme, eindeutig die von Martin, aber lauter und tiefer rief: »Schweig!« Dann fuhr Martins normale, sehr viel leisere Stimme an Roy gerichtet fort: »Sieh mal, das Ausbildungsprogramm ist nicht nur dazu da, dir zu zeigen, was du alles tun kannst. Es gibt uns auch die Gelegenheit, herauszufinden, was du wahrscheinlich tun wirst und wenn uns nicht gefällt, was wir herausfinden, dann sorgen wir dafür, dass du überhaupt nichts tust. Das ist keine Drohung. Wir würden dir nie wehtun, außer in Notwehr. Wir würden dir den Zugang zur Datei entziehen, zu deiner Datenbank, wir würden dich dahin zurückschicken, wo du hergekommen bist und wir würden dafür sorgen, dass die Behörden erfahren, wo sie dich finden. Willst du das, Roy? Wenn ja, musst du es nur sagen. Ich bin dein Meister. Ich kann jederzeit dafür sorgen.«
Roy versuchte sich herauszuwinden, doch die Riesenhand ließ nicht locker. Sie sahen zusammen aus wie ein Kleinkind, das mit einer Ken-Puppe spielt. Nur dass die Puppe keine Lust zum Spielen hatte, und dass das Kind aussah, als wolle es seinen Wurfarm trainieren.
Martin schob den Kopf des riesigen Stabs soweit vor, bis er Roys Sichtfeld vollständig ausfüllte.
»Willst du zurück, Roy?«
Roy knirschte mit den Zähnen. »Nein.«
Martin lächelte, aber er ließ den Stab, wo er war. Vorerst. Mit viel ruhigerer Stimme fuhr er fort: »Ja, ich wette, dass du das nicht willst. Die Wenigsten kommen hierher, weil in ihrer Zeit alles nach Wunsch läuft. Wer ist hinter dir her?«
Roy starrte in das gigantische Gesicht von Martin, bis ihm klar wurde, dass er nicht loskommen würde, bevor er eine Antwort gab.
»Die CIA«, sagte Roy, atmete nochmals ein, seufzte und fügte hinzu: »Und das Verteidigungsministerium.«
Das Gesicht von Riesen-Martin wurde zu einem Riesengrinsen. »Wow, ich kann's kaum erwarten, die Geschichte dazu zu hören.« Er zog den Stab zurück, ließ aber Roy weiter acht Meter über dem Boden hängen.
»Damit du Bescheid weißt«, erklärte Martin so laut, dass nur Roy ihn verstehen konnte, »Zauberer müssen sich selbst kontrollieren, weil es sonst niemanden gibt, der uns kontrollieren könnte. Ein Teil dieser Kontrolle ist die Ausbildung. Du kannst mich als Lehrmeister akzeptieren und ich zeige dir, wie du dich hier in der Vergangenheit einfügst, wie du die Kräfte nutzt, die wir erschaffen haben und wie du selbst neue Kräfte erschaffst. Wenn ich der Meinung bin, dass du soweit bist, kannst du die Prüfungen ablegen. Solltest du die bestehen, kannst du, in einem vernünftigen Rahmen, machen was du willst. Wenn du die Ausbildung nicht machen willst, gehen wir davon aus, dass du nichts Gutes im Schilde führst. Dann werden wir dir deine Fähigkeiten wegnehmen und dich in deine Zeit zurückschicken. Vielleicht schicken wir dich in den Innenhof des Pentagons. Den kriegen nicht viele Touristen zu sehen, oder? Was sagst du, Roy? Machst du die Ausbildung?«
Roy zuckte mit den Schultern. »Na gut, Junge, tut mir leid. Ich mache die Ausbildung.«
»Gut.« Martin setzte Roy wieder ab. Als der festen Boden unter den Füßen hatte, zersprang Riesen-Martin, ohne einen Laut, in tausend kleine Klötze, die auseinanderflogen, einen Augenblick durch die Luft kreisten, um dann wieder zu implodieren und einen Martin in normaler Größe zu hinterlassen.
Roy strich seinen Trenchcoat glatt und blickte belämmert drein. »Mann, Junge, kein Grund, gleich beleidigt zu sein. Ich wollte dich nur ein bisschen ärgern.«
»Na, dann hast du deine erste Lektion erhalten. Ärger mich nicht. Hast du sie verstanden, oder müssen wir die noch einmal durchgehen?«
»Nein, nein. Hab's kapiert.« Roy blickte auf die Stadtbewohner, die auf dem Platz herumstanden. Es waren nicht viele da, aber die wenigen Anwesenden sahen den beiden Zauberern völlig gebannt zu. »Musstest du das in aller Öffentlichkeit machen?«
Martin antwortete: »Es war nötig. Ich habe sogar extra bis hier gewartet. Ich wusste, dass hier sowohl Leute, als auch ausreichend Platz sein würden. Aus zwei Gründen wollte ich Zeugen haben. Zum einen: Man muss die Einheimischen ab und zu daran erinnern, wozu wir fähig sind. Zum anderen: Es war wichtig, dass jeder mitbekommt, dass ich mächtiger bin als du.«
»Wichtig für die Ausbildung?«
»Wichtig für mich. Aber soweit es dich betrifft, ist das das Gleiche.« Martin reichte seinem Lehrling die Hand. »Du wirst während der Ausbildung bei mir wohnen. Nimm meine Hand. Wir teleportieren uns hin.«
Roy sah Martins Hand an, als müsse er gleich eine tote Ratte halten. »Ich werde meine Hand einfach auf deine Schulter legen. Das sollte genauso gut funktionieren.«
Martin hielt seine Hand noch näher hin. »Komm schon, sei kein Baby. Nimm meine Hand.«
Roy legte seine Hand auf Martins Schulter und wiederholte: »Ich werde meine Hand auf deine Schulter legen. Das sollte genauso gut funktionieren.«
Martin verdrehte die Augen. »Ich sehe schon, diese Beziehung wird einiger Arbeit bedürfen. Transporto Magazino.«
Martin und Roy verschwanden.
Kapitel 2
Jimmy schritt schnell aus. Er hatte erschreckend viel Energie für einen Mann über sechzig. Das war einer der Vorteile, wenn man dreißig Jahre lang mit dem Fahrrad fuhr. Ein weiterer Vorteil war, dass man jede Menge Zeit hatte nachzudenken. Nachzudenken und zu planen.
Jetzt fuhr er gerade nicht Fahrrad und wenn alles erwartungsgemäß verlief, würde er auch nie wieder eines fahren müssen. Auch gut, seins hatte er schließlich verkauft.
Am Vortag hatte Jimmy Martin dabei beobachtet, wie er von der Polizei bis zum Haus seiner Eltern verfolgt worden war und dann entwischte, indem er in die Vergangenheit, ins mittelalterliche England, floh (wo er dann Jimmy ziemlich viele Unannehmlichkeiten bereitete). Erst nachdem die Polizei und zwei seltsam deplatziert wirkende Bundesagenten verschwunden waren, war Martin zurückgekehrt. Aus Sicht seiner Eltern nur wenige Stunden später, aus Sicht ihres Sohnes, des Zeitreisenden, einige Wochen später.
Nachdem er beobachtet hatte, wie Martin in einem Taxi vom Haus seiner Eltern weggefahren war, hatte Jimmy sich sofort auf den Weg zum Obdachlosenheim gemacht, das er als Operationsbasis nutzte. Die Leuchtstoffröhren flackerten und das Fernsehbild spielte verrückt, wenn er durch den Aufenthaltsraum ging. Über die Jahre hatte er festgestellt, dass die Störungen durch sein eigenwilliges Magnetfeld meist nur irgendwelchen Spannungsschwankungen im Stromnetz zugeschrieben wurden, solange er sich nicht zu lange an einem Ort aufhielt. Es ging immer in etwa eine Woche lang gut, bis jemandem auffiel, dass die Spannungsschwankungen nur auftraten, wenn er gerade durch den Raum lief.
Seit fast dreißig Jahren war Jimmy ständig in Bewegung, von Raum zu Raum, von Ort zu Ort.
Er zog sich in sein privates Zimmer zurück, das er der Verwaltung abgeschwatzt hatte. Im Licht einer Taschenlampe ging er seine Notizen durch. Batterien und Glühlampen funktionierten noch in seiner Nähe. Lediglich integrierte Schaltkreise vertrugen diese Nähe nicht und das schloss die Vorschaltgeräte in Leuchtstofflampen mit ein.
Er hatte die Nacht gut geschlafen, war früh aufgestanden und hatte für dreißig Mäuse sein Fahrrad an einen Penner verkauft. Seinen neuerworbenen Reichtum trug er dann in einen Second-Hand-Laden, wo er den besten Anzug in seiner Größe, ein weißes Hemd, welches nur auf der Rückseite ein paar Flecken hatte und eine Krawatte, auf der sich keine Comicfiguren befanden, einkaufte. Außerdem nahm er noch eine sehr alte Samsonite-Aktentasche. Er bezahlte bar. Auf das wenige Wechselgeld, das ihm noch zustand, musste er verzichten, weil die Kasse gerade unerklärlicherweise ihren Geist aufgegeben hatte. Er zog sich in der Umkleidekabine um und leerte den Inhalt seines Rucksacks in die Aktentasche. Er spendete das alte Ding dem Laden und seine alten Klamotten obenauf, wobei er davon ausging, dass die Sachen eher verbrannt, als verkauft werden würden. Dann war er bereit, sich