Название | Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman |
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Автор произведения | Toni Waidacher |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der Bergpfarrer |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740952006 |
Resl sah ihn von der Seite her an und schüttelte den Kopf.
»Himmelherrgott«, schimpfte sie, »daß man euch Mannsbilder immer erst drauf stoßen muß! Weil ja dann vielleicht die Möglichkeit besteht, daß ihr euch über den Weg lauft. Darum frag’ ich.«
»Meinst’, daran hab’ ich noch net gedacht?« fragte er zurück.
In der Tat hatte er sich die halbe Nacht vorgestellt, ob diese Möglichkeit bestand und wie sie wohl aussehen würde.
»Aber was soll ich ihr denn sagen, wenn ich sie wirklich wiederseh?«
In gespielter Fassungslosigkeit hob die Magd die Arme und ließ sie wieder fallen.
»Daß du sie immer noch liebst, natürlich. Was denn wohl sonst?«
»So, und du glaubst, daß das so einfach wär’, ja?«
»Jemandem zu sagen, daß man ihn liebhat, ist ganz einfach«, beharrte Resl auf ihrer Ansicht. »Du mußt es eben nur wollen.«
Sie hatten St. Johann erreicht. Andreas hielt in der Straße, in der Ignaz Herrnbacher seinen Supermarkt betrieb.
»Eine Stunde wird’s wohl dauern«, sagte der Bauer.
»Ist schon recht«, erwiderte die Magd. »Ich schau’ erst einmal bei der Annette vorbei.«
Annette Lindner war eine alte Freundin von ihr. Es gab nicht oft Gelegenheit, sie zu besuchen. Aber wenn es paßte, saßen die beiden Frauen gerne mal ein Viertelstündchen zusammen und plauderten.
»Also, dann bis später«, rief Andreas ihr zu und fuhr weiter.
Auf der Fahrt durch das Dorf ertappte er sich dabei, wie er immer wieder spähte, ob er Daniela irgendwo entdecken konnte. Aber das war bei den vielen Menschen nicht so einfach.
Vielleicht ist sie dieses Jahr gar nicht hergekommen, überlegte er. Allerdings wußte er auch, daß die Lehrerin seit vielen Jahren hier ihren Sommerurlaub verbrachte.
Warum sollte sie diese Gewohnheit geändert haben?
Er erreichte die Landstraße und fuhr schneller. Bis zur Kreisstadt benötigte er knapp zwanzig Minuten. Das Büro seines Steuerberaters lag nahe der Umgehungsstraße, und er mußte sich nicht erst auf die Suche nach einem Parkplatz machen. Der ganze Besuch dauerte kaum eine halbe Stunde, dann war er wieder auf dem Rückweg.
*
Ria Stubler schaute nachdenklich in den Kühlschrank, der in der ›Gästeküche‹ stand. In der Hand hielt sie Zettel und Stift.
»Muß noch etwas besorgt werden?« erkundigte sich Daniela, die gerade aus dem Garten hereinkam und sah, daß die Zimmerwirtin etwas auf das Papier schrieb.
»Net viel«, antwortete Ria und sah auf die Uhr. »Allerdings geht’s jetzt net. Ich muß noch auf einen Gast warten. Du kennst ihn übrigens –?der Herr Steinhäuser, der im letzten Jahr auch schon da war. Er hat vorhin angerufen, daß er sich ein bisserl verspäten wird.«
»Dann geh’ ich eben zum Herrnbacher«, bot die Lehrerin an.
Ria lächelte. »Wenn du magst. Das wär’ wirklich nett von dir.«
»Natürlich. Das mach’ ich doch gern’. Wart’ einen Moment, ich will nur schnell das Buch hinauf bringen und mich ein bissel frisch machen.«
Sie lief in ihr Zimmer und wusch sich Gesicht und Hände mit kaltem Wasser. Danach bürstete sie das Haar durch und zog eine leichte Strickjacke über.
»So, ich bin soweit«, sagte die junge Frau wenig später, als sie wieder unten war.
»Hier. Ich hab’ alles aufgeschrieben.«
Ria reichte ihr den Zettel.
»Geld ist da, im Korb.«
Daniela verließ die Pension. Bis zum Herrnbacher waren es fünf Minuten zu laufen. Der Laden war für den Inhaber eine Goldgrube. Nicht nur die Einheimischen, die den Weg in die Kreisstadt scheuten, kauften hier ein. Auch zahlreiche Touristen deckten im Supermarkt ihren Bedarf.
Ignaz Herrnbacher hantierte am Gemüsestand. Es war erstaunlich, was für ein Gedächtnis er hatte. Trotz der vielen Touristen, die täglich bei ihm einkauften, erkannte er Daniela sofort wieder. Sie hatte in den Jahren, die sie hier Urlaub machte, hin und wieder kleinere Besorgungen für Ria Stubler gemacht.
»Grüß Gott, Frau Bonnartz«, sagte er. »Sind S’ wieder mal bei uns?«
Daniela erwiderte den Gruß.
»Sie wissen doch, ein and’res Urlaubsziel kommt für mich net in Frage.«
Sie plauderten eine Weile. Dann half er ihr die Sachen zusammenzupacken, die sie einkaufen wollte. Daniela stellte sich in die Schlange vor der Kasse und wartete geduldig, bis sie an der Reihe war. Währenddessen ließ sie ihren Blick schweifen und stutzte plötzlich. Die Frau, die gerade den Laden verließ, sah aus wie – Therese Jakobs, die Magd vom Waldnerhof.
Die junge Frau schaute noch mal. Nein, sie täuschte sich nicht, das war Resl! Offenbar hatte sie gerade den wöchentlichen Einkauf gemacht.
Danielas Herz klopfte schneller. Wenn die Magd hier war, dann konnte Andreas nicht weit sein. Sie fuhren immer zusammen zum Einkaufen ins Dorf hinunter.
Heiß und kalt wurde ihr bei dem Gedanken, daß sie ihm jetzt begegnen könne. Wie sollte sie sich nur verhalten?
Plötzlich dauerte es ihr viel zu lange, an der Kasse. Vier Kunden waren noch vor ihr, und deren Einkaufswagen waren vollgepackt.
Das konnte dauern!
Immer wieder versuchte sie, durch die großen Fenster nach draußen zu spähen, während sie sich langsam vorschob. Viel konnte sie allerdings nicht sehen. Die Sicht wurde durch große Werbeplakate versperrt, die an die Scheiben geklebt waren.
Himmel, wie lang’ dauert’s denn noch? dachte sie, als der Kassiererin auch noch die Bonrolle ausging und sie erst eine neue einlegen mußte.
Endlich, nur noch eine Kundin vor ihr. Hoffentlich waren Andreas und Resl noch nicht fort! Sie hatte zwar keine Ahnung, was sie sagen sollte, wenn sie ihn traf, aber irgend etwas würde ihr schon einfallen.
Schließlich war es soweit. Daniela legte den Einkauf auf das Rollband, und packte ihn hinten in ihren Korb. Schnell suchte sie den Betrag aus der Geldbörse, den sie zahlen mußte und wandte sich zum Ausgang. Sie drehte und wendete ihren Kopf. Schließlich sah sie Resl an der Straßenecke stehen. Wahrscheinlich wartete sie auf Andreas.
Die junge Lehrerin packte den Korb fester und wollte hinübergehen, als sie mit jemandem zusammenstieß. Sie hatte den Mann gar nicht bemerkt, weil sie immer nur die Magd im Blick hatte.
Im Vorbeigehen wollte sie eine Entschuldigung murmeln, sah den Mann kurz an und riß überrascht die Augen auf.
»Du…?« entfuhr es ihr ungläubig.
Vor ihr stand Claus Rendel und lachte sie an.
»Na, ist das eine Überraschung?« fragte er.
Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf, als könne sie es immer noch nicht begreifen.
Das ist allerdings eine Überraschung, dachte Daniela. Sagte aber nichts.
*
Am ersten Ferientag hatte er seinen Entschluß gefaßt und war ihr hinterher gefahren. Allerdings hatte er die erste Nacht im Auto schlafen müssen. Wo er auch gefragt hatte, jede Pension, jedes Privatquartier war ausgebucht, und im Hotel nachzufragen traute Claus Rendel sich nicht. Er fürchtete, daß es dort zu teuer sein würde.
Allerdings war er nicht in der Pension Stubler gewesen, um sich nach einem Zimmer zu erkundigen. Da er wußte, daß Daniela dort wohnte, hatte er vorerst davon abgesehen. Als er nämlich in St. Johann ankam, da war sein erster Gedanke die Frage, ob sie wohl genauso von seiner Idee angetan sein würde,