Название | Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman |
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Автор произведения | Toni Waidacher |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der Bergpfarrer |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740952006 |
Silvia Cosmars Blick hatte etwas Lauerndes.
»Dann stimmt es also, was Jürgen behauptet – du hast dich hier, Hals über Kopf, in eine kleine Hotelangestellte verliebt?«
Sie lachte laut auf.
»Frank, das kann doch nicht dein Ernst sein!«
Unter seinem Blick senkte sie plötzlich unsicher den Kopf.
»Ich bin dir zwar keine Erklärung schuldig«, erwiderte er, »aber dennoch will ich dich aufklären. Die Verpflichtung, von der ich sprach, hat nichts mit meinem Privatleben zu tun. Ich habe hier ein paar Menschen kennengelernt, wie man sie heutzutage nur noch selten trifft. Menschen, die für andere da sind. Zusammen mit ihnen bereite ich eine Benefizgala vor. Der Erlös soll einem kleinen, kranken Jungen zukommen, der dringend in den Vereinigten Staaten operiert werden muß. Wenn ich das Angebot aus Amerika annehmen würde, müßte ich den Liederabend hier absagen, und du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, daß ich so etwas mache?«
Die Sängerin schüttelte den Kopf.
»Das ist ja wunderbar, Frank«, rief sie. »Wollen wir diesen Abend nicht gemeinsam geben?«
Seine Augen fixierten sie. Da war es schon wieder, diese angebliche Uneigennützigkeit, hinter der doch nur die Vorteilssuche stand. Wahrscheinlich hoffte sie, damit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – einen Schub, für ihren eigenen Marktwert, und daß er zu ihr zurückkehrte.
»Tut mir leid«, entgegnete er. »Aber das ist eine Sache, die ich alleine mache. Trotzdem bist du herzlich eingeladen, etwas zu spenden.«
Silvia antwortete nicht. Frank ging zum Telefon.
»Ich bestelle einen Tisch, für heute mittag«, sagte er. »Man ißt ganz ausgezeichnet hier, im Restaurant.«
Die elegante Frau zuckte die Schulter. Ihr war es egal, das einzige, was sie beschäftigte, war die Tatsache, daß sie Frank Weilander wohl für immer verloren hatte.
An eine Kellnerin!
*
Maria Salinger sah ihre Tochter bestürzt an, als Christine tränenüberströmt nach Hause kam.
»Kind, was ist denn passiert?« fragte sie entsetzt.
Christine konnte nicht antworten. Sie schüttelte nur den Kopf und lief in ihr Zimmer. Dort warf sie sich ins Bett und vergrub das Gesicht im Kissen.
Aus und vorbei, ein schöner Traum geplatzt! Das war alles, was sie denken konnte. Für sie gab es keinen Zweifel, daß es dieser anderen Frau gelingen würde, Frank wieder einzufangen, und sie war nichts anderes gewesen, als ein Trostpflaster.
Sie atmete tief durch, trocknete die Tränen und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Einen Moment hatte sie überlegt, ob sie um ihn kämpfen sollte. Aber ihre Chancen schienen ihr dabei so aussichtslos. Die Bedenken, die sie zu Anfang gehabt hatte, kamen wieder hoch. Niemals hätte sie sich mit Frank Weilander einlassen dürfen. Sie hatte es geahnt. Die Welten, aus denen sie kamen, waren zu verschieden, als daß solch eine Beziehung würde gutgehen können.
Es klopfte an der Tür und ihre Mutter trat ein.
»Willst’ mir net sagen, was gescheh’n ist?«
Ihre Stimme klang besorgt. So hatte Maria ihre Tochter noch nie erlebt.
Christine hatte sich wieder in der Gewalt.
»Es ist nix, Mutter«, antwortete sie.
Maria Salinger schüttelte energisch den Kopf.
»Erzähl’ net so einen Unsinn«, sagte sie. »Kommst mitten aus der Arbeit nach Haus’, in Tränen aufgelöst, und willst mir weismachen, daß da nix ist. Also, red’ schon.«
Christine wollte lächeln, aber das gelang ihr nicht. Statt dessen fühlte sie erneut Tränen aufsteigen. Ihre Mutter hatte sich neben sie gesetzt, und hörte den stockenden Worten der Tochter zu.
»Du lieber Gott, und davon haben wir nix gewußt? Warum hast’ denn nix erzählt?«
Christine zuckte die Schultern.
»Es war ja noch alles so neu. Niemand sollte etwas davon erfahren.«
»Was machen wir denn jetzt?«
»Ich weiß es net«, sagte das Madel verzweifelt.
*
Frank Weilander sah erstaunt auf, als Franziska Sander an den Tisch kam, um sie zu bedienen. Er hatte damit gerechnet, daß Christine im Restaurant Dienst haben würde. Er wollte nämlich die Gelegenheit nutzen, seinem Manager die junge Frau als seine Verlobte vorzustellen.
Im Moment saß er noch allein an dem Tisch. Jürgen Bender und Silvia Cosmar waren in ihre Pension zurückgegangen, um sich zu erfrischen und umzuziehen.
»Ist Ihre Kollegin nicht da?« fragte er die Bedienung.
Franzi verneinte. Sie war von Christines Kündigung ebenfalls überrascht worden.
»Sie hat gekündigt«, antwortete sie. »Die Frau Salinger arbeitet net mehr bei uns.«
Frank fuhr überrascht auf.
»Was? Aber warum denn?«
»Tut mir leid, aber über die Gründe weiß ich nix.«
Der Sänger grübelte nach. Mit ihm hatte Christine nicht darüber gesprochen, daß sie hier kündigen wollte. Was hatte sie wohl zu diesem Schritt veranlaßt?
Er überlegte weiter. Die Folgerung, die er daraus zog, ließ nur einen Schluß zu – das plötzliche Auftauchen seines Managers, und vor allem Silvias, mußten Christine verwirrt und sie zu dieser Kurzschlußhandlung getrieben haben.
Er stand auf, als die beiden anderen eben das Restaurant betraten.
»Wo willst du denn hin?« fragte sein Manager.
»Das erkläre ich später«, rief Frank im Hinauslaufen und war auch schon durch die Tür verschwunden.
Jürgen Bender und die Sängerin sahen ihm verblüfft hinterher.
Es gab nur eine Möglichkeit, wo er sie finden konnte – Frank lief zu Christines Elternhaus und klingelte Sturm. Eine ältere Frau öffnete, offensichtlich ihre Mutter, der Ähnlichkeit nach zu urteilen.
Der Sänger stellte sich vor.
»Ist Christine da? Ich muß sie unbedingt sprechen!«
Maria Salinger bat ihn herein.
»Es tut mir leid«, antwortete sie, nachdem sie im Wohnzimmer Platz genommen hatten. »Sie kam, völlig aufgelöst, nach Hause und lief gleich in ihr Zimmer. Ich habe versucht, mit ihr zu sprechen, aber es war fast unmöglich. Erst nach und nach gelang es mir, herauszubekommen, was geschehen war.«
»Ich weiß, ich hätte eher mit ihr reden sollen«, nickte Frank. »Dadurch, daß meine beiden Bekannten plötzlich aufgetaucht sind, muß Christine völlig verunsichert geworden sein. Himmel, was bin ich für ein Idiot, daß ich nicht gleich erkannt habe, daß sie dadurch falsche Schlüsse ziehen muß!«
Er sah Maria Salinger an.
»Bitte, gnädige Frau, ich liebe Christine und will sie heiraten«, sagte er. »Vor allem muß ich mit ihr sprechen und diesen fürchterlichen Irrtum aufklären. Um keinen Preis der Welt werde ich Sankt Johann verlassen, ohne Christine mitzunehmen.«
Die ältere Frau erwiderte seinen Blick.
»Ich habe ihr versprechen müssen, daß ich niemandem sage, wohin sie gegangen ist.«
Frank nahm ihre Hände.
»Auch nicht Ihrem zukünftigen Schwiegersohn?«
Christines Mutter schmunzelte.
»Es scheint Ihnen wirklich ernst zu sein, was, Herr Weilander?«