Название | Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman |
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Автор произведения | Toni Waidacher |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der Bergpfarrer |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740952006 |
»Wir haben noch gar net richtig miteinander sprechen können«, sagte Tobias. »Dank’ schön, übrigens für das Mitbring-sel.«
Natürlich hatte Markus für jeden ein kleines Geschenk aus der Ferne mitgebracht. Die Eltern bekamen ein kleines Album mit Fotos ihres Jüngsten. Sie zeigten ihn auf seiner Arbeitsstelle und zu Hause, in dem Appartement, das er bewohnte. Für Vroni war es ein schönes Tuch, das sie gleich am nächsten Sonntag zum Kirchgang anlegen wollte, und für Tobias hatte der Bruder einen Glücksbringer gekauft, angeblich ein uraltes Symbol der Ureinwohner, das in Handarbeit hergestellt wurde. Es hatte einen Ehrenplatz über Tobias’ Bett erhalten und sollte ihm nur schöne Träume schenken, wie Markus sagte.
»Net der Rede wert«, wehrte der Ingenieur ab. »Sag’, altes Haus, wie geht’s dir eigentlich? Fast ein ganzes Jahr haben wir nix Rechtes voneinander gehört.«
»Na ja, du weißt ja, das Leben eines Bergbauern ist net sonderlich aufregend. Jeden Tag der gleiche Trott.«
»Und wie steht’s mit den Madeln?« fragte Markus mit einem Augenzwinkern. »Noch keine, die dein Herz erreicht hat?«
Tobias schaute ihn nicht an. Durfte er dem Bruder sagen, was er für Vroni empfand, oder würde er damit in ein Fettnäpfchen treten? Vielleicht war seine Ahnung, Markus habe selbst ein Aug’ auf das Madel, ja richtig.
Er zuckte nur wortlos die Schultern.
»Ich hätt’ ja net gefragt«, sagte der Jüngere. »Aber Vater hat mir sein Leid geklagt. Er will sich zur Ruhe setzen, aber das kann er erst, wenn eine neue Bäuerin im Haus ist, meint er zumindest.«
Eine Unmutsfalte zeigte sich auf Tobias’ Stirn.
»Er setzt mir schon lang’ damit zu«, antwortete er. »Aber je mehr er bohrt, um so weniger bin ich bereit, nachzugeben. Ich kann doch net jedes dahergelaufene Madel fragen, ob es meine Frau werden will. Was denkt er sich denn?«
»Daß es an der Zeit ist, daß du dir eine suchst«, lachte Markus. »Ich kann ihn ja versteh’n. Sie haben sich jahrelang abgerackert und nun will er was von seinem Lebensabend haben.«
Der Bauingenieur legte seine Hand auf den Arm des Bruders.
»Versteh’ mich net falsch«, bat er. »Es geht mir net darum, meinen Erbteil ausbezahlt zu bekommen. Ich verdien’ ohnehin mehr, als ich ausgeben kann. Der größte Teil meines Gehalts ist angelegt und vermehrt sich praktisch von selbst. Net, daß du denkst, ich will meinen Erbanspruch durchsetzen. Es geht mir einzig und allein um die Eltern.«
»Ich versteh’ dich schon richtig«, erwiderte Tobias. »Aber er kann net von mir verlangen, daß ich mich von heut’ auf morgen verheirat’, nur damit er seinen Willen bekommt.«
Der Bauernsohn sah seinen Bruder an.
»Oder kann er das doch?«
Markus Anstetter antwortete nicht. Er zuckte nur die Schultern.
*
»Ach herrlich, so ein freies Wochenend«, schwärmte Max Trenker.
Wie jeden Tag war er zum Mittagessen ins Pfarrhaus gekommen. Zu seiner großen Freude hatte sich auch Claudia Bachinger freinehmen können. Seit der fesche Polizist und die attraktive Journalistin, die in Garmisch bei der Zeitung arbeitete, zueinander gefunden hatten, war es sehr viel ruhiger um den »wilden« Max geworden. Eine Entwicklung, über die Sebastian nicht böse war.
Mit Interesse hörte Claudia, daß Markus Anstetter aus dem fernen Brasilien nach Hause gekommen war. Sie kannte den Bauingenieur nicht, aber als Journalistin war sie immer einer guten Story auf der Spur und glaubte, daß es durchaus einen größeren Lebenskreis interessieren könnte, einen Artikel über jemanden aus dem Wachnertal zu lesen, der in der Fremde mit so einer verantwortungsvollen Aufgabe betraut war.
»Meinst’, daß er bereit wär’, mir ein Interview zu geben?« fragte sie den Geistlichen.
Sebastian Trenker nickte.
»Ich glaub’ schon«, antwortete er. »Der Markus ist ein offener Mensch. Obwohl er von hier fortgegangen ist, liegt ihm die Heimat doch immer noch am Herzen. Bestimmt hat er nix dagegen, wenn du einen Artikel über ihn schreibst. Frag’ ihn doch einfach. Ich vermute, daß er sich den Tanzabend heut’ im Löwen net entgehen lassen wird. Max kann euch ja bekannt machen.«
Sophie Tappert brachte den Nachtisch herein. Zuvor hatte es ein einfaches, aber schmackhaftes Gericht gegeben. Käs’spaten mit geschmälzten Zwiebeln, im Ofen überbacken. Dazu einen Kopfsalat aus dem Pfarrgarten. Jetzt verwöhnte sie mit einem Obstsalat, natürlich aus frischen Früchten – Konserven gab es im Pfarrhaus gar nicht –, den sie mit einer Spur frisch geriebenen Ingwers gewürzt hatte.
Nach dem Mittagessen zog sich Sebastian in sein Arbeitszimmer zurück. Die Predigt für die Messe am Sonntagmorgen war erst in Stichworten auf einem Blatt Papier festgehalten. Allerdings wußte der Geistliche in Gedanken bereits, worüber er zu seiner Gemeinde sprechen wollte. Die Idee dazu war ihm während der Bergtour mit Markus Anstetter gekommen und hatte etwas zum Thema Leben und Arbeit zum Inhalt. Vieles von dem, worüber er und der Bauingenieur gesprochen hatten, wollte Sebastian darin verarbeiten.
Die Arbeit an der Predigt nahm eine gute Stunde in Anspruch. Dann zog der gute Hirte von St. Johann sich um. Er wollte die Stunden bis zur Abendmesse nutzen und an diesem herrlichen Sonntag ein wenig im Pfarrgarten arbeiten. Unkraut mußte gejätet werden, die Beete geharkt und der Rasen konnte auch schon wieder einen Schnitt vertragen. Meistens kümmerte sich Alois Kammeier darum, aber Sebastian fand ebenso Gefallen an der Gartenarbeit, daß er gerne mal zu Harke und Rasenmäher griff. Besonders wenn er nicht dazu kam, eine Tour zu unternehmen, war es ein schöner Ausgleich zu seiner beruflichen Tätigkeit.
Außerdem gab die Stille im Pfarrgarten ihm die Möglichkeit, über vieles nachzudenken, was ihn beschäftigte.
Und in Gedanken war der Geistliche immer noch bei der Frage, die ihn beschäftigte, seit er zuerst mit Vroni Behringer gesprochen, und dann an der Feier zu Markus’ Ankunft teilgenommen hatte.
Bahnte sich da etwas zwischen dem Madel und einem der Brüder an? Und wenn ja, würde es in einem Desaster enden?
Vor allem, wenn beide, Markus und Tobias, ihre Gefühle für Vroni entdeckt hatten.
Sebastian gehörte gewiß nicht zu den Schwarzmalern, die aus alles und jedem eine Katastrophe heraufbeschworen, aber daß solch eine Konstellation, wie sie sich auf dem Anstetterhof anzubahnen schien, eine Krise entfachen konnte, deren Ausmaß noch niemand erahnte, sah er ganz klar und deutlich.
Die Haushälterin rief zum Kaffee. Sophie Tappert hatte den Tisch im Pfarrgarten gedeckt. Inzwischen waren auch Claudia und Max wieder eingetroffen. Der Polizist leckte sich die Lippen, als er den saftigen Mohnkuchen sah, den die Perle des Pfarrhaushaltes gebacken und aufgeschnitten hatte.
»Mir scheint, dich beschäftigt irgend ’was«, meinte die Journalistin während des Kaffeetrinkens zu Sebastian.
»Gut beobachtet«, nickte der Geistliche. »Es gibt da wirklich eine Sache, über die ich seit ein paar Tagen nachdenk’.«
»Um was handelt’s sich denn?« fragte Max.
Sein Bruder wiegte den Kopf hin und her. »Ich mag noch net darüber sprechen«, antwortete er. »Aber mir ist gerad’ eine Idee gekommen. Ich werd’ heut’ abend in den Löwen mitgeh’n.«
Max sah ihn erstaunt an. Es kam äußerst selten vor, daß Sebastian an dem Tanzabend teilnahm. Eigentlich so gut wie gar nicht. Er mußte also schon einen besonderen Grund haben, daß er heute dabeisein wollte.
*
Vroni saß in ihrer Kammer vor dem Spiegel und fuhr mit der Bürste durch das Haar. Heute wollte sie besonders hübsch sein. Das Dirndl, das sie nur zu besonderen Gelegenheiten anzog, brachte ihre schlanke Figur besonders zur Geltung. Um ihren Hals lag ein goldenes Kettchen, mit einem Anhänger, der ihr Sternzeichen darstellte. Markus hatte es ihr zu ihrem achtzehnten Geburtstag geschenkt, und seit sie sich ihrer Gefühle