Название | Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman |
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Автор произведения | Toni Waidacher |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der Bergpfarrer |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740952006 |
Kurz nach der Beisetzung Franz Bachmanns, als er und die beiden Leute vom Hochberghof sich beraten hatten, wie es weitergehen sollte, da hatten sie auch kurz mit diesem Gedanken gespielt. Doch schon gleich darauf verwarfen sie ihn wieder. Als Nachlaßverwalter hatte der Bergpfarrer Einsicht in die Konten des Verstorbenen erhalten und schnell festgestellt, daß für einen zweiten Knecht gar kein Geld da war.
»Ich denk’, wir schau’n uns erst einmal um«, schlug er vor. »Und da kann Florian uns am besten erklären, wo was ist und wie es so auf einem Bauernhof zugeht. Maria ist vielleicht so freundlich und kocht uns inzwischen einen Kaffee.«
Die junge Magd nickte und lief ins Haus. Sie war heilfroh über diesen Vorschlag. Kam sie so doch für einen Moment aus Felix Thorwalds Blickfeld und hatte Zeit, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen.
Immer noch schlug ihr Herz wie verrückt, und ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Nie in ihrem Leben war sie einem Mann wie diesem begegnet. Es war nicht nur die weltgewandte Art, die modische Kleidung, der äußere Anschein. Maria spürte, daß Felix sie in seinen Bann gezogen hatte, und wenn sie sich auch noch so sehr dagegen wehrte, so war ihr doch bewußt, daß es keinen Zweck hatte, sich dagegen zu sträuben.
Ob sie es wahrhaben wollte oder nicht – sie hatte sich in den Erben des Hochberghofes verliebt!
*
»Im Moment sind die Küh’ draußen auf der Wiese«, sagte Florian Burgthaler.
Sie hatten die Scheune besichtigt und waren weiter zum Stall gegangen. Felix war über die Ordnung und Sauberkeit überrascht, die hier drinnen herrschten.
Ganz im Gegensatz zu draußen.
»Frischgemolkene Milch ist sehr empfindlich gegenüber Bakterien«, erklärte der Knecht weiter. »Da muß peinliche Sauberkeit herrschen. Es wird morgens und abends gemolken.«
»Wie viele Kühe gibt es denn?« wollte Felix wissen.
»Auf der Wiese steh’n zwanzig«, antwortete Florian. »Und droben auf der Alm noch einmal dreißig.«
»Fünfzig Stück!«
Der Hoferbe war beeindruckt.
»Und die versorgen Sie ganz alleine?«
»Die Tiere, die auf der Alm steh’n, werden von einem Senner versorgt«, erklärte Sebastian Trenker. »Der macht aus der Milch auch Käse.«
»Genau«, nickte Florian. »Einmal im Monat fahr’ ich hinauf und hol’ den fertigen Käse. Die Milch, die hier gemolken wird, holt ein Tankwagen der Molkereigenossenschaft und bringt sie in die Stadt.«
»Und zehn Schweine gibt es auch«, sagte Felix, als sie später vor dem Gatter standen, hinter dem die Tiere fröhlich im Boden nach etwas Eßbarem wühlten.
»Schon. Aber das war mehr das Hobby von Ihrem Onkel«, erzählte der Knecht. »Er hat gern Hausgeschlachtetes gegessen, und manchmal auch was davon verkauft.«
Er deutete um sich.
»So, ich glaub’, ich hab’ Ihnen soweit alles gezeigt. Wenn S’ jetzt auch noch die Felder sehen wollen, müßten wir’s Auto nehmen.«
Er zeigte auf einen alten Mercedes, der neben der Scheune stand.
»Schön schaut er net mehr aus, aber er tut’s noch«, meinte er.
Felix lächelte unwillkürlich. Das traf wohl auf alles zu, was er hier zu sehen bekommen hatte. Alles machte einen alten, manchmal heruntergekommenen Eindruck, doch irgendwie schien es immer noch zu funktionieren.
»Ich glaube, das mit den Feldern wird nicht nötig sein«, antwortete er. »Es genügt mir, wenn ich weiß, wie groß sie sind. Wie ich erfahren habe, gehört auch ein Bergwald dazu?«
»Ja, aber den hat der Bauer verpachtet. Ich weiß net, wie lang’ der Pachtvertrag noch läuft.«
»Ich denk’, das steht in den Papieren, die wir uns gleich noch ansehen werden«, erklärte Sebastian. »Lassen S’ uns doch erst einmal ins Haus geh’n.«
Maria hatte den Tisch in der Diele gedeckt. Neben Kaffee und Tassen stand auch eine Platte mit Rührkuchen darauf. Felix blieb einen Moment auf der Schwelle stehen, bevor er eintrat. Sein Blick fiel genau auf ein Foto an der Wand neben der Treppe. Es zeigte den Halbbruder seiner Mutter – Franz Bachmann.
In diesem Moment erinnerte er sich ganz genau an den letzten Besuch hier auf dem Hof, vor mehr als zwanzig Jahren.
Er schüttelte die Erinnerung ab. Onkel Franz war tot, und Tote sollte man ruhen lassen. Was auch immer er getan hatte – in seinem Brief sprach er von Reue, und Felix war bereit, ihm zu vergeben, wie es auch seine Mutter getan haben würde, wenn dieser Brief sie je erreicht hätte.
Er lächelte die Magd an und setzte sich. Während Maria einschenkte, versuchte sie, sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgeregt sie war. Dennoch konnte sie nicht verhindern, daß ihre Hände zitterten, und die Tassen klirrten auf den Untertellern.
»Haben S’ sich denn schon überlegt, was Sie jetzt anfangen werden?« fragte sie und war über sich und ihren Mut dazu erstaunt.
Felix Thorwald hatte sich zurückgelehnt. Er probierte von dem Kuchen.
»So hat ihn meine Mutter auch immer gebacken«, sagte er und schenkte Maria ein strahlendes Lächeln.
Dann schüttelte er den Kopf.
»Nein«, beantwortete er ihre Frage. »Ich habe mich noch nicht entschieden. Aber ich glaube, das wäre von Amerika aus auch zuviel verlangt. Allerdings muß ich gestehen, daß mich der Anblick des Hofes nicht gerade ermutigt.«
Die Magd war enttäuscht, ließ es sich aber nicht anmerken. Es ging ihr ja nicht so sehr um sie selbst, als vielmehr um Florian.
»Es braucht natürlich seine Zeit, den Hof wieder auf Vordermann zu bringen«, mischte sich Sebastian Trenker in das Gespräch.
Er wandte sich direkt an Felix.
»Allerdings müßten S’ sich schon jetzt und hier entscheiden, ob Sie das Erbe antreten. Was immer Sie dann damit anfangen – und ich glaub’, darum geht’s der Maria bei ihrer Frage –, das ist dann eine andere Sach’.«
Der junge Mann hatte schon geraume Zeit überlegt, was er tun solle. Am einfachsten wäre es natürlich gewesen, das Erbe auszuschlagen und nach dem Urlaub zurück nach Amerika zu fliegen. Wenn er sich das hier alles anschaute, dann wußte er, ohne ein Experte zu sein, daß es eine Menge Geld kosten würde, den Hof zu sanieren.
Auf der anderen Seite klangen ihm immer noch die Worte seines Freundes und Arbeitskollegen Steve in den Ohren. Wenn er den Hof zu einem guten Preis verkaufen konnte, wäre das der Beginn eines neuen Lebensabschnittes als Inhaber einer eigenen Firma.
Felix Thorwald holte tief Luft. Er war sich der Tragweite seiner Entscheidung bewußt. Es wäre unsinnig, das Erbe nicht anzunehmen, das war die eine Seite. Andererseits lud er die Verantwortung für zwei Menschen auf sich, wenn er annahm.
Es herrschte eine gespannte Atmosphäre. Drei Augenpaare sahen ihn fragend an. Er brauchte eine ganze Weile, bis er schließlich nickte.
»Ich bin bereit, die Erbschaft anzutreten«, erklärte er endlich.
Erleichterung machte sich auf den Gesichtern der anderen breit. Doch er hob die Hand.
»Was allerdings nicht heißt, daß ich den Hof auch behalten werde«, setzte er hinzu.
»Das sollen S’ auch net jetzt entscheiden«, sagte Pfarrer Trenker. »Ich denk’, dazu haben S’ später noch genügend Zeit.«
Felix sah, wie enttäuscht die Magd war, während der Knecht eher gleichgültig aussah.
»Natürlich werde ich mich bemühen, für Sie neue Arbeitsplätze zu finden, sollte ich mich für einen Verkauf entscheiden«,