Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740952006



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»So einer, der…, der…, bei mir würd’st alles bekommen, was du dir wünschst. Vielleicht können wir beide eines Tag’s sogar einen eig’nen Hof haben.«

      In diesem Moment, als er so verzweifelt und bittend vor ihr stand, tat er ihr beinahe leid. Er konnte ja nichts dafür, daß er sie liebte.

      »Laß gut sein, Franz«, sagte sie sanft. »Es soll halt net sein. Ich lieb’ dich nun mal net und kann’s auch net ändern.«

      Sie schlüpfte durch die Tür, und der Knecht wandte sich zähneknirschend ab. Mit hängenden Schultern schritt er über den Hof und verschwand in der Scheu-

      ne.

      Nach einem Kirchgang stand ihm nicht der Sinn. Statt dessen schraubte er den Ölfilter des alten Traktors ab und brachte einen neuen an. Als später die Bauernfamilie und die Magd zur Kir-

      che fuhren, saß er in der Scheune auf einem Strohballen und grübelte.

      Eines stand für ihn fest – so leicht würde er nicht aufgeben und diesem feinen Herrn Doktor würde er es zeigen. Er wußte nur noch nicht genau wie. Wenn er an den vergangenen Abend dach-

      te, kochte noch die Wut in ihm hoch.

      Warum hab’ ich bloß net härter zugeschlagen?

      Wütend hieb er die Faust in einen Strohballen und stellte sich vor, es wäre sein Nebenbuhler.

      Allerdings war ihm auch klar, daß eine ordentliche Tracht Prügel ihn auch nicht weiterbringen würde. Zum einen konnte er sich dadurch nur noch größeren Ärger einhandeln – vor allem mit Max Trenker – zum anderen würde diese Art Rache nur noch mehr Gefühle bei der Magd auslösen.

      Allerdings für den Rivalen.

      Franz kam zu der Überzeugung, daß es etwas viel subtileres sein mußte, wenn er dem Tierarzt schaden wollte. Etwas, das dessen Ruf in Mißkredit brachte, etwas, das wie ein Paukenschlag durch das Wachnertal tönte.

      Aber was?

      Während er noch darüber nachdachte, hörte er ein Auto auf den Hof fahren. Er spähte durch das halb geöffnete Scheunentor und sah niemand anderen, als den Mann, an den er gerade gedacht hatte.

      Dr. Jörg Urban.

      Wie von der Tarantel ge-

      stochen sprang der Knecht auf. Einem ersten Impuls folgend, wollte er hinauslaufen und sich auf den verhaßten Nebenbuhler stürzen. Doch mitten in der Bewegung hielt er inne. Ihm war eine viel bessere Idee gekommen.

      Denn gerade fiel ihm ein, warum der Tierarzt auf den Hof gekommen war…

      *

      »Soll ich net lieber zum Wendlerhof fahren?« hatte Elena Wiesinger beim Frühstück angeboten. »Wenn der Franz Sie sieht, dann fährt er womöglich wieder aus der Haut.«

      »Kommt gar net in Frage«, erwiderte Jörg. »Vor dem kneif ich bestimmt net.«

      Er schmunzelte.

      »Außerdem – was soll denn die Christine sagen? Die denkt ja, ich wär’ zu feig’.«

      »Lieber einmal feig sein, als ein blaues Auge davonzutragen«, wandte Toni ein.

      »Ach was«, meinte der junge Tierarzt, »ich glaub net, daß er wieder auf mich losgeh’n wird. Und wenn doch, dann werd’ ich mich schon meiner Haut zu wehren wissen. Sie beide genießen Ihren freien Tag. So ist’s abgemacht und so bleibt’s auch.«

      Elena warf einen besorgten Blick zu ihrem Mann. Der Arzt zuckle nur mit der Schulter. Jörg hatte seiner Meinung nach recht. Wenn er jetzt klein beigab, dann konnte er sich überhaupt nicht mehr auf dem Wendlerhof sehen lassen. Franz Raudinger hingegen würde sich die Hände reiben.

      »Ich geh’ noch mal in die Praxis und fülle meine Tasche auf«, erklärte Jörg. »Das Serum für Hubert steht wohl im Kühlschrank?«

      Die Tierärztin nickte.

      »Ja, im unteren Fach. In der Schublade finden S’ das Medikament für die Schweine vom Stobler. Das wird einfach ins Futter gegeben. Aber das brauchen S’ nur dem Bauern zu geben. Der Alois weiß Bescheid.«

      »Also, dann einen geruhsamen Sonntag«, verabschiedete sich der Tierarzt und ging hinaus.

      Die Praxis lag nur ein paar Schritte von der Wohnung entfernt. Jörg lief hinüber und schloß auf. Die beiden Medikamente fand er, wie Elena ihm gesagt hatte, in dem kleinen Kühlschrank, in dem alles aufbewahrt wurde, was kühl gelagert werden mußte.

      Er steckte sie in seine Tasche, verließ die Praxis wieder und schloß sorgfältig ab.

      Der Hof von Alois Stobler lag hinter dem des Wendlerbauern. Als er über die kurvige Berg-straße fuhr, kam ihm der Wagen entgegen. Xaver Wendler hielt an der Seite und kurbelte die Scheibe hinunter.

      », Doktor, wollen S’ zum Hof?«

      Jörg sah Christine auf dem Rücksitz. Er winkte ihr zu und sie hauchte ihm einen Kuß her-über.

      »Ja, mal schau’n, wie’s dem Hubert geht«, antwortete er auf die Frage des Bauern.

      »Ich war heut’ morgen schon bei ihm. Er scheint wieder wohlauf zu sein.«

      »Um so besser, dann können wir das Mittel ja schon bald wieder absetzen.«

      Der Bauer winkte ihm zu.

      »Wenn irgendwas sein sollte – der Franz ist auf dem Hof.«

      Na prima, dachte Jörg, das hat ja grad’ noch gefehlt. Offenbar wußte Xaver Wendler noch nichts von der Auseinandersetzung seines Knechts mit dem Tierarzt.

      »Alles klar«, winkte er den anderen zu und fuhr weiter.

      Auf dem Hof angekommen, fand sich von Franz Raudinger keine Spur. Allerdings machte Jörg sich nicht die Mühe, nach ihm zu suchen. Auch wenn er vor dem rabiaten Knecht keine Angst hatte, so legte er auf eine Begegnung keinen großen Wert. Er konnte mit seiner Zeit etwas Besseres anfangen, als sich auf einen neuerlichen Streit einzulassen. Der Krankenbesuch auf dem Wendlerhof war erst der Beginn eines harten Vormittags. Auf seiner Liste standen sechs weitere Höfe, die er noch anfahren mußte.

      Jörg stieg aus und ging, am Stall vorbei, zu dem Verschlag, in dem Hubert untergebracht war. Der Zuchtbulle starrte ihn neugierig an, als er eintrat.

      »Na, wie geht’s dir heut«, sagte Jörg – mehr im Selbstgespräch, eine Antwort erwartete er natürlich nicht.

      Das Tier machte äußerlich einen guten Eindruck. Der Bauer hatte recht, es ging seinem Bullen sehr viel besser. Trotzdem maß der Tierarzt die Temperatur und notierte das Ergebnis sorgfältig in die Krankenkarte.

      Ein Schatten fiel durch die offene Tür auf das Papier, auf dem er schrieb. Jörg hob kurz den Kopf und gewahrte Franz Raudinger. Ohne sich weiter um den Knecht zu kümmern, bückte er sich und öffnete seine Tasche, um das Serum herauszunehmen. Geübt zog er die Spritze auf und drehte sich zu Hubert um.

      »So, diese eine noch, dann dürft’s reichen«, murmelte er dabei.

      Da Franz sich blitzschnell gebückt hatte, und in der Tasche gekramt hatte, bemerkte der Tierarzt nicht.

      »Wie schaut’s denn aus mit ihm?« fragte der Knecht.

      Jörg war über diese Frage erstaunt. Mit einer Konversation hatte er nun überhaupt nicht gerechnet.

      »Diese Spritze dürfte die letzte sein, die er braucht«, entgegnete er und rieb die Stelle ab, in die er gestochen hatte, damit das Serum sich verteilte.

      Als er sich wieder umdrehte, war Franz Raudinger verschwunden. Jörg runzelte verwundert die Stirn, dann zuckte er die Schultern, packte die Tasche zusammen und verließ den Stall.

      Auch im Haus begegnete ihm der Knecht nicht mehr. Der Tierarzt ging ins Badezimmer und wunsch sich die Hände, ohne einen Zipfel von dem anderen zu sehen.

      Merkwürdiger Bursche, dachte er, während