Название | Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman |
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Автор произведения | Toni Waidacher |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der Bergpfarrer |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740952006 |
Was soll ich bloß anziehen?
Diese Frage kreiste in ihrem Kopf, seit Robert sie zu dem Tanzabend eingeladen hatte. Vielleicht mußte sie sogar noch einmal nach Hause fahren und das gute Dirndl holen, das sie erst zum letzten Pfingstfest gekauft hatte. Die Sachen, die sie mit heraufgenommen hatte, als sie zu ihrem Onkel gefahren war, schienen ihr für den Anlaß nicht gut genug.
Nach einer guten Stunde kehrte der Senner zurück. Der Korb an seinem Arm war voll mit Wildkräutern, die dem Käse sein unnachahmliches Aroma gaben. Sie erledigten die anfallenden Arbeiten für den Nachmittag, und als sie damit fertig waren, setzten sie sich wieder hinaus. Allerdings war Franzi voller Unruhe. Zu gerne hätte sie mit jemandem über das gesprochen, was sie bewegte, doch schien Onkel Franz nicht der richtige Gesprächspartner zu sein. Von Frau zu Frau wollte sie sich unterhalten. Deshalb schien es ihr eine gute Idee zu sein, ins Tal hinunter zu fahren und Iris zu besuchen.
»Fahr’ nur«, nickte der Senner, als sie ihn fragte. »Heut’ wird kaum noch jemand heraufkommen.«
Franzi lief schnell in die Hütte, zog sich um und richtete die Haare. Dann setzte sie sich in ihren kleinen Wagen und fuhr nach St. Johann.
Iris Buchner freute sich über den überraschenden Besuch. Tobias, ihr Mann, war immer noch auf Dienstreise, er würde erst am Wochenende zurückkommen, und Thomas, der Sohn der Familie, spielte bei einem Freund aus dem Kindergarten. Die beiden Frauen waren also ungestört.
Es war Iris nicht entgangen, wie aufgekratzt die Freundin war. Sie hatte Kaffee gekocht und Kuchen aufgeschnitten.
»Sag’ mal, was ist eigentlich los?« wollte sie wissen. »Ich seh’ dir doch an der Nasenspitze an, daß etwas passiert ist.«
Iris Buchner war schlank. Sie hatte dunkelbraune Haare, und ihre Augen besaßen dieselbe Farbe. Diese Augen sahen Franzi forschend an.
Die Nichte des Senners trank einen Schluck Kaffee. Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie die Tasse zurückstellte.
»Du wirst’ es net glauben«, antwortete sie, »aber ich hab’ mich verliebt…«
»Was?«
Iris klatschte in die Hände.
»Das ist ja wunderbar«, rief sie begeistert. »Wer ist’s denn?«
Franzi lächelte.
»Du kennst ihn net. Ich hab’ ihn ja auch erst kennengelernt.«
Sie erzählte, unter welchen Umständen dieses Kennenlernen zustande gekommen war.
»Ein Fremder also«, stellte die Freundin fest. »Glaubst’ denn, daß das wirklich eine Zukunft haben kann?«
Ihre Zweifel waren deutlich zu hören.
Franzi lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
»Ich weiß es net«, erwiderte sie. »Robert weiß ja noch überhaupt nix davon. Aber ich spür ganz deutlich, daß ich ihm net gleichgültig bin. Warum hätt’ er mich sonst einladen soll’n?«
Der Dämpfer, den Iris ihr gab war sehr konkret.
»Als Dankeschön, dafür, daß du ihm geholfen hast«, meinte sie. »Er hat’s doch so ausgedrückt, oder etwa net?«
Franzi wurde unsicher.
»Ja, schon, aber…«
»Na siehst«, fuhr Iris fort, »vielleicht hat er’s nur getan, weil er sich dazu verpflichtet fühlt. Du solltest dich da net in etwas hineinsteigern, das dir am End’ gar weh tut…«
Enttäuschung machte sich auf dem Gesicht des Madels breit. Iris bereute im selben Moment ihre deutlichen Worte. Sie schlang die Arme um die Freundin und drückte sie an sich.
»Schau’, Franzi, ich mein’s doch nur gut mit dir«, versuchte sie zu erklären, warum sie das Madel von seinem Höhenflug herunter holen wollte. »Ich möcht’ eben net, daß d’ am End’ enttäuscht und verletzt bist. Du steigerst dich da in etwas hinein, ohne dir sicher zu sein, ob deine Gefühle erwidert werden. Selbst wenn du glaubst, daß du’s spürst, kannst’ dich net darauf verlassen. Du kennst den Mann doch überhaupt net, weißt nix von seiner Herkunft und seiner Vergangenheit, und schon gar net kannst’ wissen, ob net da, wo er herkommt, eine and’re auf ihn wartet.«
Franzi schluckte mühsam. Im Hochschwang ihrer Gefühle hatte sie das alles, was Iris ihr jetzt vor Augen hielt, ausgeklammert. Aber die Freundin hatte natürlich recht, sie konnte nicht wissen, ob Robert Feldmann frei über sein Herz verfügte, oder ob er gebunden war.
»Vielleicht stimmt’s, was du sagst«, meinte sie kleinlaut. »Aber sag’ selbst, ist’s net wunderschön, verliebt zu sein, und davon zu träumen, daß man den besten Mann der Welt bekommt?«
Iris Buchner lächelte.
»Natürlich ist’s das, Franzi«, antwortete sie. »Und ich will dir diese Liebe auch gar net ausreden. Ich bitt’ dich bloß um ein’s – sei vorsichtig und geh’ mit wachem Verstand zu deiner Verabredung. Wenn Robert etwas an dir liegt, dann wird er es dir zeigen. Aber genauso wirst du merken, wenn es für ihn nur eine Verpflichtung ist, weil er dir für deine Hilfe dankbar ist.
Dann laß ihn auf keinen Fall merken, wie sehr er dir den Kopf verdreht hat.«
*
»Es ist jetzt zwei Jahre her«, begann Robert Feldmann seine Geschichte. »Ich hatte damals einen großen Auftrag für eine Firma erfolgreich abgeschlossen, und wurde von meinem Kunden zu einer privaten Feier in sein Haus eingeladen.«
Die beiden Männer saßen immer noch am Fuße der Felswand. Das Frühstück hatten sie beendet, aber es drängte sie nichts zum Aufbruch. Im Gegenteil, Sebastian war froh und dankbar, daß sein junger Begleiter bereit war, ihm sein Herz auszuschütten.
»Doch wie überall, gab’s auch hier Sonnen- und Schattenseiten. Wehmann gehörte zu einer Welt, die mir fremd war. Wissen S’, Hochwürden, ich stamme aus recht einfachen Verhältnissen. Mein Vater war Angestellter bei den Münchener Verkehrsbetrieben, und die Mutter hat auch ihr Leben lang’ gearbeitet. Durch meinen beruflichen Erfolg blieb es net aus, daß ich Eingang in Kreise fand, wo das Geld keine Rolle spielt. Man hat es und man gibt es aus. Champagner fließt in Strömen und Kaviar wird pfundweise auf den Partys gegessen.«
Robert Feldmann zuckte die Schulter.
»Im Grunde war’s mir egal, sollte doch jeder mit seinem Geld machen, was er wollte. Aber ich hatte immer mehr das Gefühl, nicht dazuzugehören, und das war der Punkt, warum es immer wieder zum Streit mit Melanie kam.
Sie gehörte dazu, war quasi in diese Kreise hineingeboren worden. Und sie wollte, daß ich mich ebenso gab, wie ihre Freunde. Ein teures Auto fahren, in einer großen Villa wohnen.
Eines Abends, wir waren im Theater gewesen und hatten anschließend noch eine Bar besucht, kam das Thema wieder auf. Vor all uns’ren Bekannten brach Melanie einen Streit vom Zaun, so daß ich mich verabschiedete und ging. Ich war noch nicht lange in meiner Wohnung angekommen, als Melanie Sturm klingelte. Unter Tränen bat sie mich um Verzeihung und sagte mir, wie sehr sie diesen Streit bereue.
Obwohl ich wußte, daß sie die Wahrheit sagte, ich war und bin immer noch von ihrer Liebe zu mir überzeugt, bat ich sie doch, zu gehen…«
Robert hielt erneut inne. Er atmete schwer, und Sebastian konnte deutlich sehen, wie sehr ihn die Erinnerung erschütterte und wie schwer es ihm fiel, davon zu sprechen.
»Das war der größte Fehler meines Lebens«, gestand der junge Mann. »Zunächst