Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740952006



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– wer mich will, der muß Lena auch wollen.«

      »Aber, das will ich doch!«

      Michael schüttelte den Kopf.

      »Bitte, mach’ dir keine Hoffnungen. Ich hab’ durchaus bemerkt, daß meine Tochter für dich eher ein Klotz am Bein ist. Als Vater hab’ ich sehr feine Antennen dafür.«

      Die junge Frau wollte empört aufbegehren, doch sein Gesichtsausdruck ließ sie verstummen.

      »Außerdem gibt’s da noch etwas, das ich dir sagen muß«, fuhr Michael fort. »Was ich net hab’ ahnen können, ist eingetreten. Ich hab’ hier einen Menschen gefunden, eine junge Frau, der meine ganze Liebe gehört. Wir werden heiraten und Lena wird endlich eine Mutter haben.«

      Es war, als stoße er ihr ein Messer mitten ins Herz. Hanna spürte das Adrenalin durch ihre Adern jagen, und für einen Moment wurde es ihr schwarz vor Augen. Doch dann fing sie sich.

      »Es..., es tut mir leid«, sagte sie leise. »Natürlich will ich mich net aufdrängen. Es ist nur so, daß ich geglaubt hab’, du und ich, wir würden eines Tages...«

      »Hanna, ich hab’ dir nie Hoffnungen gemacht. Im Gegenteil, ich bin ehrlich zu dir gewesen, als ich erkannte, daß meine Gefühle dir net gehören. Genauso, wie ich dir jetzt ehrlich gesagt hab’, wie’s um mich steht.«

      Sie nickte stumm und stand auf. Eigentlich war sie hergekommen, um etwas zu essen. Doch jetzt war ihr jeglicher Hunger vergangen. In ihrem Magen schien ein schwerer Stein zu liegen.

      »Wart’, ich bring’ dich nach Haus’«, bot er an. »Wo wohnst denn überhaupt?«

      Hanna erzählte von dem Privatquartier, das sie zu guter Letzt doch noch bekommen hatte, nachdem sie überall vergeblich nachgefragt hatte. Michael bezahlte die Rechnung, hielt ihr beim Hinausgehen die Tür auf.

      »Darf ich fragen, wer sie ist?«

      Hanna sah ihn nicht an, als sie diese Frage stellte. Ihr Blick war geradeaus gerichtet.

      »Ich hab’ Andrea hier kennengelernt«, erzählte ihr Begleiter. »Ursprünglich hatte ich sie engagiert, damit Lena jemanden im Urlaub hat, und ich auch einmal etwas allein unternehmen kann. Ja, aber gleich als ich Andrea geseh’n hab’, da wußt’ ich, daß diese Frau mein Leben verändern wird.«

      Ihm fiel gar nicht auf, in welch schwärmerischen Ton er sprach, und daß es Hanna weh tun mußte, ihn so reden zu hören.

      Wie sehr liebte sie diesen Mann! Kein Tag, keine Stunde war vergangen, in der sie nicht an ihn gedacht hatte. Mit jeder Faser ihres Körpers begehrte sie ihn, und das Wissen, ihn verloren zu haben, quälte sie unendlich.

      »Was wirst’ jetzt anfangen?« fragte Michael. »Bleibst’ dennoch hier?«

      Hanna zuckte die Schulter.

      »Ich weiß net«, antwortete sie. »Mal seh’n.«

      Natürlich lief sie Gefahr, ihm und damit ihrer Nebenbuhlerin oft zu begegnen, wenn sie ihren Urlaub nicht abbrach. Und ob sie das wirklich wollte?

      Vor dem Haus der Familie Lechner angekommen, stellte Michael fest, daß sie in der Straße waren, in der auch An-drea wohnte. Jetzt wußte er, warum ihm am Nachmittag das kleine Auto so bekannt vorgekommen war, als sie, von An-dreas Eltern kommend, daran vorbeigegangen waren. Allerdings hatte er dem Wagen nicht soviel Aufmerksamkeit geschenkt.

      Einen Augenblick standen sie verlegen vor dem Haus. Dann gab Michael ihr die Hand.

      »Ich wünsch’ dir alles Gute, Hanna. Es tut mir leid, daß du umsonst hergekommen bist.«

      Die junge Frau lächelte schief.

      »Schon gut, Michael«, antwortete sie leise. »So ist eben das Leben.«

      Sie schaute ihn liebevoll an.

      »Darf ich dir zum Abschied wenigstens noch einen Kuß geben?«

      Er nickte. Hanna stellte sich auf die Zehenspitzen, schlang ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn auf die Wange.

      Im selben Moment kam An-drea um die Ecke.

      Einen Moment stutzte sie.

      Der Mann dort vorne, in zärtlicher Umarmung mit einer Frau, war das nicht Michael?

      Andrea trat aus dem Lichtkreis der Straßenlaterne in den Schatten. Die beiden hatten sie noch nicht bemerkt. Sie schaute intensiver.

      Ja, kein Zweifel. Sie erkannte die Lederjacke, die Michael am Abend angezogen hatte, als er mit Max Trenker das Pfarrhaus verließ.

      Andreas Herz schlug bis zum Hals hinauf. Für einen Augenblick war sie unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, doch dann riß sie sich zusammen und lief ein Stück die Straße zurück.

      Er sollte sie auf keinen Fall entdecken! Die junge Kindergärtnerin versteckte sich in der Hofeinfahrt eines Hauses und wartete ab, bis sie Schritte hörte. Als sie um die Ecke spähte, sah sie Michael, der eilig in Richtung Pfarrhaus ging.

      Andrea atmete tief durch, während ihr die Tränen in die Augen schossen.

      So ernst nahm er es also mit seiner Liebesbezeugung! Seine Worte, die zärtlichen Küsse, alles nur Lug und Betrug?

      Leise schloß sie die Haustür auf und schlüpfte hinein. Ihre Eltern saßen noch im Wohnzimmer und sahen fern. Andrea ging auf Zehenspitzen die Treppe hinauf, in ihr Zimmer und warf sich auf das Bett.

      Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Dann setzte sie sich auf und überlegte, was sie jetzt anfangen sollte.

      Michael zur Rede stellen?

      Das wäre vielleicht der einfachere Weg. Aber dann konnte er sich immer noch herausreden.

      Andrea schüttelte den Kopf. Nein, sie wollte selbst herausfinden, was es mit dieser anderen Frau auf sich hatte. Und wenn es mehr, als nur ein freundschaftlicher Kuß war, den die beiden getauscht hatten, dann würde sie die Konsequenz daraus ziehen!

      *

      »Entschuldigen S’, Hochwürden, wenn ich schon wieder hereinschnei’«, sagte Adalbert Lindner, als er am nächsten Morgen an der Tür des Pfarrhauses klingelte. »Aber ich mußt’ einfach herkommen. Ob die Lena wohl ein bissl Zeit hat? Ich würd’ gern’ noch mal mit ihr Ball spielen.«

      Sebastian Trenker lächelte.

      »Sie müssen sich net entschuldigen, Herr Lindner«, antwortete er. »Sie sind jederzeit willkommen. Lena ist allerdings noch oben. Die Frau Mahlinger zieht sie gerad’ an.«

      Sie gingen durch das Wohnzimmer in den Pfarrgarten.

      »Ich freu’ mich, daß das Madel Sie so fasziniert«, meinte der Geistliche, nachdem sie sich gesetzt hatten. »Auch wenn’s Ihnen vielleicht net gefällt – ich sag’s Ihnen dennoch: Mit ein bissel guten Willen, könnten S’ Ihr eig’nes Enkelkind immer um sich herum haben...«

      Die Miene des Münchner Unternehmers verfinsterte sich.

      »Bei allem Respekt, Hochwürden, ich hab’ Ihnen schon mehrmals gesagt, daß dieses Thema mich net interessiert.«

      »Nun sein S’ doch net so verbohrt«, beharrte Sebastian. »Was immer zwischen Ihnen und dem Michael vorgefallen ist – das kann man doch durch ein einfaches Gespräch aus der Welt schaffen!«

      Adalbert Lindner schüttelte den Kopf.

      »Dazu ist’s zu spät, Hochwürden.«

      »Es ist nie zu spät, seinen guten Willen zu zeigen!«

      Ihr Disput wurde beendet, als Lena durch die Tür trat. Ihr kleines Gesichtchen strahlte, als sie Adalbert entdeckte.

      »Guten Morgen«, begrüßte er sie. »Hast’ ein bissl Lust, Ball zu spielen?«

      »Aber ja, Adalbert«, freute sie sich und lief wieder hinein, um den Ball zu holen.

      Sebastian