Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740952006



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net«, winkte Andrea ab und strich über ihre Hüften.

      Michael lächelte.

      »Unsinn. So ein kleines Stück wird Ihre Figur schon net verderben.«

      »Also gut«, lachte sie, »Sie haben mich überredet.«

      Er bestellte für alle drei, und Lena sah die beiden nachdenklich an, als der Kellner wieder gegangen war.

      »Warum sagt ihr eigentlich immer Sie zueinander?« wollte sie wissen. »Ich sag doch auch du zu Andrea.«

      Andrea und Michael blickten sich verblüfft an.

      »Da hast’ eigentlich auch recht«, meinte ihr Vater. »Wenn die Andrea nix dagegen hat, dann duzen wir uns ab jetzt.«

      »Einverstanden«, nickte die Kindergärtnerin.

      Sie ruhten sich aus und ließen sich den Kuchen schmecken, danach wollte Lena unbedingt noch einmal Karussell fahren und hinterher Lose kaufen.

      »Na, dann los«, sagte Michael und verdrehte in gespieltem Entsetzen die Augen. »Wenn das so weitergeht, wird’s aber ein teurer Urlaub!«

      Lena suchte sich diesmal ein Feuerwehrauto zum Fahren aus. Der Papa hatte gleich vier Chips gekauft, weil das billiger war, als wenn er jedesmal neu gelöst hätte. Und er kannte schließlich seine Tochter und wußte, daß sie sich nicht mit einer Fahrt zufrieden geben würde.

      Stolz saß das Madel hinter dem Lenkrad und ließ die Feuerglocke bimmeln. Natürlich hatte Michael seinen Fotoapparat dabei, um die Szene im Bild festzuhalten.

      »Sie schaut richtig glücklich aus«, sagte Andrea.

      Michael, der neben ihr stand, sah sie an.

      »Ja, und es liegt mir sehr viel daran, mein Kind glücklich zu machen«, antwortete er.

      Andrea erwiderte seinen Blick.

      »Aber ich glaub’, das liegt auch an dir«, fuhr er fort, wobei er sie zum ersten Mal duzte.

      Er ließ den Fotoapparat sinken und griff nach ihrer Hand. An-drea wußte, daß jetzt der Augenblick gekommen war, auf den sie so sehr gehofft hatte.

      »Vielleicht ist’s noch viel zu früh«, sagte Michael mit rauher Stimme. »Und vielleicht ist’s dir ja auch gar net recht..., aber ich muß dir einfach sagen, daß mein Leben sich total verändert hat, seit ich dich kenn’.«

      Sie entzog ihm ihre Hand nicht. Im Gegenteil, mit ihrer Hand hielt sie ihn ganz fest, und was er in ihren Augen las, machte ihm Mut, den letzten Schritt zu tun.

      »Seit Claras Tod habe ich nie wieder dieses Gefühl bei einer Frau verspürt, wie bei dir«, fuhr er fort. »Es muß Liebe sein, An-drea.«

      Selig lag sie in seinen Armen, und als er sie küßte, da versank die Welt um sie herum. Der Kirmeslärm drang wie durch einen Wattebausch in ihre Ohren, und nichts auf dieser Welt hätte sie in diesem ersten Kuß stören können.

      »Ich liebe dich, Michael«, sagte Andrea und schmiegte sich an ihn. »Mehr, als ich aussprechen kann. Und ich liebe deine Tochter, dieses wunderbare Geschöpf.«

      Der junge Witwer hielt sie fest umschlungen. Seit langer, langer Zeit fühlte er, daß es noch mehr im Leben gab, als Arbeit und Kindererziehung. Es war, als erwache er aus einem Traum, dabei sollte er erst einen erleben. Einen wunderschönen Traum, der seinem Dasein einen neuen Sinn gab.

      Lena hatte ihre Karussellfahrt beendet und winkte herüber. Unwillkürlich waren Michael und Andrea voneinander abgerückt, als habe man sie bei etwas Unrechtem ertappt.

      »Wir wollen es ihr bald sagen«, meinte Michael. »Aber hier ist net der rechte Ort.«

      Offenbar hatte das Madel nicht mitbekommen, was sich da zwischen dem Papa und dem Kindermädchen abgespielt hatte. Nachdem Lena Lose gekauft, und tatsächlich einen Plüschtiger gewonnen hatte, den sie stolz in den Armen trug, machten sie sich auf den Weg zurück nach St. Johann.

      Im Pfarrhaus wartete man mit dem Abendessen auf sie. Stolz präsentierte das Madel seinen Losgewinn, und der Tiger wurde gebührend bestaunt.

      Sebastian Trenker schaute während des Essens immer wieder verstohlen die beiden Erwachsenen an.

      Täuschte er sich, oder bahnte sich da etwas zwischen ihnen an?

      Seine Menschenkenntnis sagte ihm, daß er mit seiner Vermutung recht hatte. Und wenn auch weder Michael, noch Andrea sich etwas anmerken ließen, so freute er sich doch über diese Entwicklung. Die beiden jungen Menschen paßten wunderbar zueinander, und wenn der Geistliche sah, wie liebevoll Andrea mit dem Kind umging, dann wußte er, daß er richtig gehandelt hatte, als er die arbeitslose Kindergärtnerin für die Urlaubsbegleitung vorschlug.

      An diesem Abend hatte An-drea es überhaupt nicht eilig, nach Hause zu gehen. Im Gegenteil, je weiter die Stunden fortschritten und somit der Abschied nahte, um so schwerer fiel es ihr, sich mit dem Gedanken anzufreunden.

      Schließlich brachte Michael sie bis zur Straße hinunter.

      »Schlaf schön, mein Herz«, flüsterte er in ihr Ohr.

      Andrea gab ihm einen nicht enden wollenden Kuß.

      »Du auch, Liebster. Bis morgen. Ganz bestimmt werd’ ich von dir träumen.«

      *

      Sepp Reisinger strahlte, als er den Stammgast begrüßte. Adalbert Lindner war nicht nur ein angenehmer Gast, sondern auch ein zahlungskräftiger. Wenn er im ›Löwen‹ abstieg, konnte der Hotelier sicher sein, daß es in der Kasse klingelte. Dabei warf der Fabrikant das Geld beileibe nicht zum Fenster hinaus, aber er legte Wert auf gutes Essen, und die Suite, die er bewohnte, war die teuerste im Hotel.

      »Grüß’ Sie, Herr Reisinger. Wieder ein herrliches Wetter heuer, was?« sagte Michaels Vater und schüttelte dem Wirt die Hand.

      »Und es soll noch eine gan-

      ze Weile so bleiben«, nickte Sepp. »Wie geschaffen zum Wandern.«

      Der Fabrikant schmunzelte.

      »Hoffentlich hat Hochwürden Zeit für mich eingeplant«, meinte er.

      »Bestimmt«, antwortete Sepp. »Pfarrer Trenker steigt ja jedes Jahr mit Ihnen hinauf.«

      Der Hotelier gab dem Hausburschen einen Wink, sich um das Gepäck des Gastes zu kümmern, und geleitete Adalbert Lindner persönlich in die Suite. Der Gast nickte zufrieden, als er das große Zimmer betrat. Drei kleinere Räume zweigten ab. Rechts das Schlafzimmer, dann ein kleinerer Raum, der als Arbeitszimmer diente – selbst im Urlaub ließ der Fabrikant es sich nicht nehmen, wenigstens ein, zwei Stunden am Tag zu arbeiten, und wenn es nur war, daß er mit dem stellvertretenden Direktor seiner Firma telefonierte, um auf dem Laufenden zu bleiben.

      Der dritte Raum war ein großes Badezimmer, mit einer einladenden Badewanne, mit Whirlpool, einer runden Duschkabine und großen Spiegeln.

      Adalbert Lindner verzichtete darauf, es zu inspizieren. Schließlich kam er seit mehr als zwölf Jahren hierher und wußte, daß er sich auf Sepp Reisinger und die Angestellten des Hauses verlassen konnte. Nachdem der Hotelier sich verabschiedet hatte, setzte Michaels Vater sich in dem großen Zimmer, das wie eine behagliche Wohnstube eingerichtet war, und schaute sich um.

      Das war immer das Erste, was er tat. Früher, als seine Frau noch lebte, hatte sie im Sessel ihm gegenüber gesessen. Alles hier erinnerte an sie. Seufzend stand der Witwer auf, nahm die kleinere der drei Reisetaschen und öffnete sie. Obenauf lag ein gerahmtes Foto. Der Mann nahm es heraus und küßte das Bild der Frau.

      »Ach, Heidi«, murmelte er und schluckte schwer.

      Trauer vergeht nie, dachte er, während er die Fotografie in das Schlafzimmer brachte und auf das Tischchen neben seinem Bett stellte.

      Nachdem er seine übrigen Sachen ausgepackt und verstaut hatte, bestellte er sich ein Kännchen Kaffee nach oben und rückte den Sessel näher ans Fenster. Die Berge schienen zum Greifen nahe. Adalbert kannte