Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740952006



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Ich weiß net, nur auf den Almen herumkraxeln – Kinder wollen doch viel lieber ans Meer: Schwimmen und Bootfahren.«

      Der Manager lächelte.

      »Stell’ dir vor, all das kann man dort auch machen«, erwiderte er. »Ganz in der Nähe liegt der Achsteinsee, ein sehr romantisches Gewässer, jedenfalls am Abend, wenn Ruhe eingekehrt ist. Tagsüber denkt man, an der Nordsee zu sein, soviel Betrieb herrscht da. Und in Sankt Johann gibt’s auch für Kinder viel zu erleben. Außerdem ist’s dort schön ruhig, net so von Touristen überlaufen, wie anderswo. Ich bin früher mit meinen Eltern oft in den Ferien dort gewesen.«

      Den letzten Satz hatte er mit einem wehen Zug um den Lippen gesagt, aber das konnte Hanna nicht sehen, weil sie an ihrem Arbeitsplatz beschäftigt war.

      Michael Lindner sah auf die Uhr.

      »Himmel, jetzt muß ich mich aber beeilen«, rief er und schnappte seine Mappe. »Also, laß dich net unterkriegen. In einer guten Woche hast’ ja auch Urlaub.«

      Er winkte ihr zu und verließ sein Büro in der sechsten Etage eines mehrstöckigen Geschäftshauses in der Nürnberger Innenstadt. Mit dem Aufzug fuhr er in die Tiefgarage hinunter. Dort hatte er seinen Wagen abgestellt. Michael warf die Mappe auf den Rücksitz und setzte sich aufatmend hinter das Lenkrad.

      Endlich Feierabend, dieser Stoßseufzer klang ihm noch in den Ohren. Er hätte einen weitaus größeren ausstoßen können – endlich Urlaub!

      Gutgelaunt startete er den Motor, fuhr zum Ausgang und fädelte sich in den Verkehr ein. Drei herrliche Wochen lagen vor ihm. Wochen, in denen er sich nur um sich und Lena kümmern wollte.

      Auf dem Weg zum Kindergarten hielt er an einem Blumengeschäft und kaufte einen Strauß dunkelroter Rosen. Die Verkäuferin lächelte ihn an. Sie kannte den gutaussehenden Kunden. Michael kam jede Woche einmal herein und kaufte immer die gleichen Blumen.

      »Bis zum nächsten Mal«, sagte sie zum Abschied.

      »Das wird ein bissel dauern«, antwortete er fröhlich. »Morgen geht’s in die Ferien.«

      Die freundliche Frau wünschte ihm einen schönen Urlaub, bevor er jedoch hinaus war, reichte sie ihm einen kleinen Strauß Anemonen.

      »Für ihre Tochter.«

      Michael bedankte sich. Lena würde sich bestimmt über das Geschenk freuen. Es dauerte einen Moment, bis er in der Nähe des Kindergartens einen Parkplatz gefunden hatte. Rasch stieg er aus und lief das Stück zurück. Sein Herz blühte förmlich auf, als er seine kleine Tochter am Fenster erblickte. Es sah aus, als warte sie schon sehnsüchtig auf ihren Papa.

      »Hallo, mein kleiner Engel«, sagte Michael Lindner zärtlich und gab ihr einen Kuß. »Na, war’s schön heut’?«

      Lena-Marie Lindner nickte. Der kleine Fratz hatte neckische Locken und ein hübsches, manchmal spitzbübisches Gesicht. Für ihr Alter, sie war gerade mal vier Jahre alt, besaß sie eine verblüffende Intelligenz, ohne dabei altklug zu sein. Außerdem hatte sie die Begabung, durch ihr freundliches Wesen, jederman für sich einzunehmen. Wer Vater und Tochter zusammen sah, konnte unschwer den Stolz des Mannes auf das Kind übersehen.

      Rika Winkler erschien. Die Kindergärtnerin wünschte ihnen eine schöne Urlaubszeit und hoffte, daß sie gesund und munter wiederkommen mögen.

      »Fahr’n wir jetzt schon in die Berge?« wollte Lena wissen, als sie hinten in ihrem Kindersitz angeschnallt war.

      Ihr Vater mußte unwillkürlich schmunzeln. Seit er ihr davon erzählt hatte, daß sie zusammen in die Berge fahren würden, konnte die Kleine es kaum erwarten.

      »Nein, mein Schatz, heut’ net. Du weißt doch, daß ich bis eben noch gearbeitet hab’. Morgen früh geht’s los. Jetzt fahr’n wir erst nach Haus’ und schlafen noch eine Nacht.«

      Lenas Blick war auf den Rosenstrauß gefallen.

      »Besuchen wir die Mami noch?« fragte sie.

      Michael sah sie durch den Rückspiegel an und nickte. Er nahm den Anemonenstrauß und reichte ihn ihr.

      »Den schenkt dir die Blumenfrau.«

      »Toll«, freute sich das Madel, »da hab’ ich ja auch Blumen für die Mami. Wenn ich die mit nach Haus’ nehm’, dann hab’ ich ja nix mehr davon. Wenn wir aus dem Urlaub zurück sind, dann sind’s schon verblüht. Da soll besser die Mami sie haben.«

      Einmal mehr war Michael Lindner über die Gedanken verblüfft, die sich die Vierjährige machte. Gleichzeitig schluckte er, als er an den bevorstehenden Besuch dachte.

      *

      »Grüß dich, Andrea«, sagte Sebastian Trenker zu der jungen Frau. »Ich hab’ gar net gewußt, daß du schon wieder zuhaus’ bist. Hat’s denn net geklappt mit der Stelle in Garmisch?«

      Andrea Mahlinger schüttelte bedauernd den Kopf.

      »Leider net, Hochwürden«, antwortete sie. »Ich hatte schon gehofft, daß man mich übernehmen würd’. Aber ich wußt’ ja auch, daß es zunächst nur eine Vertretungsstelle war. Jetzt muß ich halt seh’n, wie’s weitergeht. Wenn nur net die viele Lauferei zum Arbeitsamt wär’. Alle paar Tag’ muß ich in die Stadt und dort vorstellig werden.«

      Der Geistliche hatte die junge Frau vor dem Haus ihrer Eltern getroffen. Er war überrascht gewesen, daß Andrea hier war, hatte er sie doch auf ihrer Arbeit, in einem Kindergarten in Garmisch Partenkirchen, vermutet. Erst vor drei Monaten hatte die hübsche blonde Frau die Stelle dort angetreten. Wie sie bereits sagte, erst nur als Vertretung für eine Frau, die in Mutterschutz gegangen war. Doch hatte man ihr Hoffnungen auf eine Übernahme gemacht, falls die Stelle vakant bliebe. Leider hatte sich diese Hoffnung nicht erfüllt, weil die junge Mutter schon bald nach der Entbindung wieder in ihren Beruf zurück wollte.

      »Dann drück’ ich dir die Daumen, daß du ganz schnell was

      and’res find’st«, sagte Seba-stian.

      »Dank’ schön, Hochwürden. Aber im Moment hagelt’s nur Absagen. Ich hab’ mich ja schon gleich, nachdem heraus war, daß ich die Stelle in Garmisch net würd’ behalten können, in and’ren Einrichtungen beworben. Bisher jedoch ohne Erfolg.«

      »Das ist natürlich bitter«, erwiderte der Bergpfarrer mit einem mitfühlenden Nicken. Er kannte die Fünfundzwanzig-jährige seit ihrer Geburt, und liebend gern hätte er Andrea im Kindergarten, hier in St. Johann, untergebracht. Er wußte um ihre Qualitäten als Erzieherin und daß sie ihre Ausbildung mit besten Noten abgeschlossen hatte. Doch leider ging es nicht danach. Die vier Kindergärtnerinnen, die in der Einrichtung, im Gemeindehaus, arbeiteten, hatten diese Stellen schon lange inne, und es sah nicht so aus, als wenn eine von ihnen sich schon bald aus dem Berufsleben zurückziehen wollte.

      Sebastian sprach noch ein paar Worte und versuchte, ihr Mut zu machen. Als er zum Pfarrhaus hinüberging, hoffte er, daß es ihm auch gelungen war.

      Max war bereits herübergekommen. Der Polizist hatte die Uniform gegen bequeme Freizeitkleidung getauscht und saß behaglich im Pfarrgarten und las Zeitung.

      »Irgendwelche Neuigkeiten?« erkundigte Sebastian sich.

      Sein Bruder schüttelte den Kopf.

      »Zum Glück net«, meinte er. »Endlich mal keine Katastrophen.«

      Der Seelsorger hatte sich ebenfalls gesetzt.

      »Die kündigen sich auch leider meistens net an.«

      Er sah Max geheimnisvoll an.

      »Aber ich hab’ eine Neuigkeit..., Michael kommt.«

      Der Polizist legte überrascht die Zeitung beiseite.

      »Michael Lindner etwa?«

      Sebastian nickte.

      »Ja, und er bringt seine kleine Tochter mit. Ich bin schon so gespannt darauf, das Madel kennenzulern’n.«

      »Mensch, das ist ja eine