Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740952006



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Besucher an die Tür.

      »So, jetzt geht ihr aber auf den Tanzabend zurück und amüsiert euch noch ein bissel«, sagte Sebastian zu den beiden jungen Leuten. »Morgen früh zieht ihr in das Pfarrhaus um. Meine Haushälterin hat dann die Zimmer schon vorbereitet, und zum Mittag gibt’s was Gutes zu essen.«

      Florian reichte dem Geistlichen die Hand.

      »Ich weiß gar net, wie ich Ihnen danken soll«, sagte er mit belegter Stimme.

      »Das ist auch gar net nötig«, wehrte der Bergpfarrer ab. »Sich beizusteh’n und für einander da zu sein, ist Menschenpflicht.

      Für mich die schönste Pflicht ,die ich kenn’.«

      *

      Sepp Villinger saß gedankenverloren auf seinem Platz. Er hatte gesehen, wie Lisa und Florian den Saal verließen, und immer noch tat es weh, auch wenn er dem Freund dessen Glück von Herzen gönnte.

      Soviel mehr wünschte er ihm, als nur diese kurze Zeit, die dem Kranken noch blieb...

      »Na, was schaust’ so trüb vor dich hin?« hörte er jemanden sagen. »Auf mit dir!«

      Der junge Mann sah auf. Vor ihm stand ein Madel. Die dunklen Haare zu zwei Schnecken aufgerollt, ein kesses Lächeln auf den Lippen, und mit einer Figur, die jedem Fotomodell zur Ehre gereichte. Diese wundersame Erscheinung trug ein Festtagsdirndl, über der Schulter lag ein Tuch, das vorne zusammengeknotet war. Das Madel schaute ihn unverwandt an.

      »Hast’ net gehört? Der Kapellmeister hat Damenwahl ausgerufen.«

      Tatsächlich war Sepp so in Gedanken versunken gewesen, daß er wirklich nicht darauf geachtet hatte, was sich in seiner Umgebung zutrug. Den Lärm um sich herum nahm er wie durch einen Wattebausch wahr, so sehr war er mit Florians Schicksal beschäftigt.

      Ines Förster hatte den Burschen indes schon lange im Blickfeld gehabt. Die hübsche Dreiundzwanzigjährige war alleine zum Tanzabend gekommen. Ihre Eltern betrieben eine der kleinen Pensionen in St. Johann, und die Tochter half an den Wochenenden dort aus. Ines lebte in der Nähe von Garmisch Partenkirchen, wo sie in einer Firma arbeitete, die Teile für die Automobilindustrie herstellte. Dort saß das junge Madel im Büro und war die rechte Hand ihres Chefs. Hin und wieder ging sie samtstags zum Tanzen in den Löwen. Einen festen Freund hatte sie nicht. Die Beziehung mit einem jungen Mann war vor ein paar Monaten gescheitert, weil jener nicht bereit gewesen war, Ines’ Lebensplanung zu teilen. Insbesondere mit ihrem Wunsch nach Kindern hatte dieser Mann sich nicht auseinandersetzen wollen.

      »Also, was ist denn jetzt?« fragte sie. »Sonst ist die Musi’ ja gleich wieder aus.«

      Sepp konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. So resolut war er noch nie zum Tanz aufgefordert worden. Er stand auf und deutete eine Verbeugung an.

      »Na, dann mal los.«

      Irgendwie war es schon merkwürdig, wie dieses forsche Madel mit ihm umging, aber es machte ihm Spaß.

      »Ich heiß’ übrigens Ines«, rief sie zwischendurch, während die Musik schneller wurde. »Hast’ auch einen Namen?«

      »Sepp«, gab er zurück.

      Sie lächelte ihn wieder an. Vielsagend und verheißungsvoll. Natürlich blieben sie auf der Tanzfläche, als ein neues Stück gespielt wurde. Danach führte er sie an die Sektbar.

      »Woher kommst’ eigentlich?« wollte Ines wissen.

      Sie hatten sich zugeprostet. Sepp erzählte es ihr, und daß er nur an diesem Wochenende in St. Johann war. Dabei musterte er sie.

      »Aber wenn ich’s mir so überleg’, dann lohnt sich’s wiederzukommen...«, meinte er augenzwinkernd.

      Ines lächelte zurück. Es knisterte zwischen ihnen, und Sepp spürte, wie der Funke übersprang. Das Madel, das ihn so selbstverständlich aufgefordert hatte, war einem Flirt nicht abgeneigt.

      Warum net, dachte er. Man lebt nur einmal, und wer konnte schon sagen, wie lang?

      Früher war ihm das Brüderschafttrinken immer ein wenig altmodisch vorgekommen, doch jetzt hatte er nichts dagegen, als Ines es ihm anbot. Auch darin war sie anders, als andere Frauen, die es meistens den Männern überließen, den ersten Schritt zu tun.

      Sie hakten ihre Arme in einander und tranken die Gläser in einem Zug leer.

      »Also, ich bin der Sepp«, stellte er sich noch einmal vor.

      Sie lächelte.

      »Ines«, antwortete sie und spitzte die Lippen.

      Sie schloß die Augen, als er sie vorsichtig küßte, doch dann schien es ihr zu zaghaft und sie umarmte ihn. Ihre Lippen preßten sich fest aufeinander, und Sepp glaubte zu versinken.

      Holla, schoß es ihm durch den Kopf, die geht aber ran!

      Aber warum net? Es müssen ja net immer die Männer sein, die die Initiative ergriffen.

      »Komm, ich möchte’ noch ein bissel tanzen«, rief das Madel übermütig und zog ihn zurück auf die Tanzfläche.

      Dem hatte Sep nichts entgegen zu setzen. Drei weitere Runden wurden gedreht, und erst als er Florian und Lisa zurückkommen sah, bat er um eine Pause.

      »Na gut«, stimmte Ines zu. »Ich wollt’ mir ohnehin mal das Näschen pudern.«

      Sepp ging zum Tisch. Der Freund und das Madel hatten sich wieder gesetzt. Florian schaute auf, als sein Reisebegleiter zurück kam.

      »Wir müssen was mit dir bereden«, erklärte Florian. »Aber das sollten wir vielleicht besser draußen machen.«

      Sie suchten die Bierstube auf, in der nur wenig Betrieb herrschte. Manchmal zogen sich ein paar Gäste hierher zurück, wenn sie etwas zu besprechen hatten. Deshalb hielt Sepp Reisinger den kleinen Raum geöffnet.

      Sie setzten sich in eine Ecke und bestellten Getränke. Dann berichtete Florian von seinem Besuch bei Pfarrer Trenker und später bei Dr. Wiesinger. Sepp Villinger wurde völlig aufgeregt, als er es hörte.

      »Und ihr glaubt, der Doktor kann helfen?«

      »Er selbst vielleicht net so«, schränkte der Freund ein. »Aber Professor Bernhard vielleicht, wenn er sich meines Falles annimmt.«

      »Dann ist’s doch ganz klar, daß du noch bleibst«, sagte Sepp. »Die Firma kann ich allein machen, schließlich haben wir ja noch uns’re drei Leutchen.«

      »Das ist mir schon klar«, nickte Florian. »Dennoch wollt’ ich’s erst einmal mit dir absprechen.«

      Er sah zu dem Madel an seiner Seite.

      »Lisa bleibt übrigens auch.«

      »Prima«, freute sich Sepp. »Dann laßt uns doch noch ein bissel in den Saal zurückgeh’n.«

      Dort angekommen, stürzte Ines Förster sich gleich wieder auf ihn.

      »Himmel, da bist’ ja. Ich hatte schon Angst, daß du in dein Hotelzimmer verschwunden bist«, rief sie und hängte sich bei ihm ein.

      Florian hatte zunächst ein wenig verwundert geschaut, als das Madel seinen Freund so unvermittelt vereinnahmte, doch dann grinste er.

      »Ich glaub’, der Sepp hat eine Eroberung gemacht«, sagte er zu Lisa, während sie den beiden anderen folgten. »Oder umgekehrt«, fügte er grinsend hinzu.

      Damit sollte er recht behalten, denn Ines wich den ganzen Abend nicht mehr von Sepp’s Seite.

      *

      Nach dem Frühstück waren sie zur Messe in die Kirche gegangen. Jetzt begrüßte Sebastian Trenker sie zum zweiten Mal im Pfarrhaus. Lisa und Florian hatten ihre Koffer herübergetragen, und bezogen zwei der Gästezimmer im oberen Stock.

      Zuvor hatte es einen schweren Abschied von Sepp gegeben, der mit der kleinen Reisegesellschaft wieder nach Regensburg zurückfuhr. Es fiel dem guten Freund doppelt schwer. Nicht nur, daß er Florian zurücklassen