Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Читать онлайн.
Название Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden (ab 600)
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740929022



Скачать книгу

Mensch meine Hilfe braucht …«

      »Ach du liebe Zeit!«, stöhnte Danny auf. »Hat es sich noch nicht bis zu dir herumgesprochen, dass es schwere ansteckende Krankheiten gibt?«

      »Mir passiert schon nichts«, erwiderte Marika fast trotzig.

      »Na ja, jetzt ist es eh zu spät«, gab sich Danny seufzend geschlagen. Um mit letzter Sicherheit festzustellen, ob Marikas Leber wirklich krank war, brauchte er ein Ultraschallgerät. Der Tastbefund war ihm zu unsicher. »Aber wenn du vom Fach bist, müsstest du wenigstens wissen, dass du zur Behandlung in eine Klinik gehörst.«

      »Ich gehöre zu Liana. Nirgendwohin sonst«, fauchte Marika heftiger als nötig.

      Langsam wurde Danny wütend.

      »Glaubst du, mir fällt das alles leicht hier?«, fragte er barsch. »Ich vernachlässige meine Freundin wegen dir und belüge meine Familie. Wenn du meinst, das ist witzig, dann irrst du dich aber gewaltig.«

      »Ich hab dich nicht um deine Hilfe gebeten«, gab Marika zurück.

      Das war zu viel für Danny. Er sprang von der Sofakante auf und griff nach der Arzttasche, die auf dem Boden stand.

      »Dann geh doch, wenn du dich unbedingt umbringen willst«, schimpfte er, während er in den Mantel schlüpfte.

      Betroffen starrte Marika ihm nach. Sie fühlte sich viel zu elend, als dass sie die Wohnung hätte verlassen können. Doch ehe sie ein Wort der Entschuldigung fand, krachte die Wohnungstür ins Schloss. Obwohl es noch viel zu früh war, machte sich Danny innerlich brodelnd auf den Weg in die Praxis. Doch schon bald verrauchte sein Zorn, und er suchte Entschuldigungen für die unglückliche Marika. »Ich weiß ja nicht, wie es mir unter diesen Umständen ergehen würde«, siegte schließlich sein Mitgefühl, während er aufschloss und die Praxis betrat. In Gedanken versunken ging er auf direktem Weg hinüber in das kleine Labor. Er stellte die Tasche ab und ließ die Schlösser aufschnappen, um Marikas Blutprobe herauszunehmen. Neben dem Ständer für die Röhrchen lagen Klebeetiketten. Auf einem stand der Name Ostermann, es war vom Vortag übrig geblieben. Danny wusste, dass Michael Ostermann ein Patient seines Vaters war, und er dachte kurz nach. Da er unmöglich Marikas Namen auf das Etikett schreiben konnte, brauchte er eine List, egal, wie schlecht sein Gewissen dabei war. Trotzdem zögerte er. Als er die Praxistür hörte, wusste er aber, dass er handeln musste. Um sicherzugehen, dass Marikas Blutprobe noch an diesem Morgen ins Kliniklabor geschickt wurde, griff er kurzerhand nach dem Etikett und klebte das Schild mit dem Namen Ostermann auf das Röhrchen. Dann ging er zur Tür und setzte ein strahlendes Lächeln auf.

      »Guten Morgen, Janine«, begrüßte er die Assistentin scheinheilig. »Oh, Sie sind aber schick!«

      Janine, die eben ihre Jacke an die Garderobe gehängt hatte und sich in die kalten Finger blies, drehte sich zum Juniorchef um.

      »Vielen Dank für das Kompliment«, freute sie sich und strich fast zärtlich über das schmale Kleid aus dunkelrotem Brokatstoff. Dazu trug sie eine cremefarbenen Strickweste, die sie mit einer einfachen Brosche zusammenhielt. »Heute heiraten doch meine ehemaligen Kollegen aus der Klinik. Ihre Freundin Tatjana ist ja auch eingeladen.« Mit kritischem Blick begutachtete sie sich im Spiegel. »Warum begleiten Sie Tatjana nicht? Dann wüssten Sie schon mal, was im Falle eines Falles auf Sie zukommt.« Durch den Spiegel hindurch zwinkerte sie ihm zu.

      »Tatjana und ich wollen mit so einem Schritt auf jeden Fall noch warten«, beeilte Danny sich zu versichern. »Außerdem muss hier ja einer die Stellung halten.« Galant, wie er es von seinem Vater gelernt hatte, half er Janine in den Kittel und nahm sich dann selbst einen frischen aus dem Schrank.

      »Die Zeremonie findet auf dem Standesamt statt, und danach gibt es nur einen Sektumtrunk. Es wird nicht lange dauern«, erklärte Janine und machte sich an ihre Arbeit. Bevor Danny in sein Sprechzimmer ging, blieb er noch einmal an ihrem Schreibtisch stehen.

      »Ach, übrigens hat mein Vater heute früh schon einen Patienten zur Blutabnahme kommen lassen. Ich hab das für ihn erledigt. Könnten Sie dafür sorgen, dass die Probe sofort ins Labor kommt?«

      Irritiert blickte Janine vom Bildschirm hoch.

      »Davon weiß ich ja gar nichts.«

      »Das hat Dad gestern Abend noch ganz spontan entschieden«, versicherte Danny, obwohl er sich seiner Lüge schämte. »Ich hab ihm versprochen, mich drum zu kümmern, damit er nicht so früh anfangen muss. Wenn Sie mir die Ergebnisse dann sofort zukommen lassen…« Der gutaussehende junge Arzt lächelte seine Assistentin so strahlend an, dass ihr Herz augenblicklich wie Schnee in der Sonne dahin schmolz.

      »Sie sind wirklich ein toller Sohn«, seufzte Janine und hob den Hörer, um einen Kurierfahrer des Kliniklabors zu bestellen.

      *

      Sämtliche Hochzeitsgäste hatten sich schon im Trauungssaal des Standesamtes versammelt. Aufgeregt saß die Braut Natascha auf einem der beiden Stühle vor dem Standesbeamten. Sie hatte darauf bestanden, dass Oliver sie erst zur Trauung in ihrem Kleid sehen durfte. Doch langsam wurde sie nervös, während sie auf ihren Bräutigam wartete.

      »Was soll ich denn tun? Mir ist echt schlecht, Schnecke!«, klagte Oliver unterdessen und marschierte unruhig vor dem Standesamt auf und ab. Ein böiger Wind zerrte an seinem Haar. Seine dunkelgrauen Anzughosen flatterten im Luftzug.

      Verzweifelt versuchte Tatjana, Schritt mit ihrem Freund zu halten.

      »Ich hab’s dir doch gestern schon gesagt.« Der Wind riss ihr die Worte aus dem Mund. »Das ist die Aufregung und ganz normal. Stell dir mal vor, du wärst seelenruhig an diesem Tag.«

      Doch ihre Worte erreichten den nervösen Bräutigam nicht.

      »Aufgeregt bin ich schon seit Tagen«, erklärte er verzweifelt. »Aber das hier ist was anderes!«

      Schon wieder wollte er kehrt machen, als Tatjana ihn am Ärmel festhielt.

      »Das ist doch Unsinn!«, beharrte sie und hielt den langen schwarzen Rock fest, mit dem der Wind seine Spiele trieb. »Es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Natascha ist eine tolle Frau, ihr werdet so glücklich sein«, versicherte sie mit Nachdruck. »Euer Leben lang … Na ja, in jeder Ehe gibt’s mal Ärger …« Unwillkürlich musste sie an Danny denken. Sie hatte gesehen, dass er sie auf dem Handy angerufen hatte, dachte aber nicht daran, sich bei ihm zu melden. So weit kam es noch, dass sie einem Mann nachlief, der sie einfach so versetzte. »Aber ihr beiden liebt euch«, fuhr sie ein bisschen kläglich fort. »Ihr habt euch dazu entschlossen, für immer …«

      »Kannst du bitte aufhören, Schnecke?«, unterbrach Oliver den Redestrom seiner besten Freundin schroff. Erschrocken sah Tatjana ihn aus ihren großen, blauen Augen an. So hatte er noch nie mit ihr geredet. »Magst du schon mal reingehen? Bestimmt werden die Gäste schon ungeduldig. Du kannst ihnen sagen, dass es gleich losgeht.«

      »Ich weiß nicht …« Tatjana zögerte und musterte ihn unsicher. »Ich glaub nicht, dass es gut ist, wenn du jetzt allein bist.«

      »Nimm’s mir bitte nicht übel, aber heute machst du mich echt verrückt!«

      »Schon gut.« Sichtlich verletzt beschloss Tatjana, den Rückzug anzutreten.

      In diesem Augenblick merkte Oliver, dass er zu weit gegangen war. Er streckte die Hand aus und hielt Tatjana am Arm fest.

      »Ich hab gesagt, dass du es mir nicht übel nehmen sollst«, versuchte er zu retten, was zu retten war. Vergeblich.

      »Kein Mensch hat dich gezwungen zu heiraten. Das war allein eure Idee«, erklärte sie noch verächtlich, ehe sie sich losriss und ins Standesamt lief.

      »Der Bräutigam kommt gleich!«, verkündete Tatjana mit fester Stimme und setzte sich auf den Platz in der vorderen Reihe, der für sie als Trauzeugin reserviert war.

      Natascha sah sie zweifelnd an.

      »Was ist denn los mit Oli?«, raunte sie der vermeintlichen Konkurrentin zu.

      Tatjana zuckte mit den Schultern.

      »Ich