Wyatt Earp Staffel 11 – Western. William Mark D.

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Название Wyatt Earp Staffel 11 – Western
Автор произведения William Mark D.
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740958466



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Es gab nach, und das große Rad begann sich zu drehen.

      Wyatt zuckte zurück. Er richtete sich etwas weiter auf, wobei ihm die Fußfesselung mörderisch zu schaffen machte. Wieder brachte er die Hände vorsichtig an eine der Schneiden.

      Ganz behutsam bewegte er die Hände auf und ab, dabei mit den vorgestreckten, tastenden Fingern die Seiten der Klinge fühlend, um sich nicht an den Pulsadern eine lebensgefährliche Verletzung zuzufügen.

      Millimeter um Millimeter drang der rasiermesserscharfe Stahl in die Stricke.

      In diesem Augenblick, als er seiner Befreiung schon so nahe war, wurde vorn das Scheunentor geöffnet.

      Wyatt zuckte zusammen und lauschte.

      Er hörte die Schritte eines Mannes, der sich offenbar der Rückseite des Wagens näherte.

      In weniger als zehn Sekunden würden sie seine Flucht entdeckt haben!

      Wyatt schob die Arme mit den Stricken härter auf die Klinge und verspürte plötzlich einen ziehenden scharfen Stich im rechten Unterarm.

      Er war bei einer Abwärtsbewegung mit dem Arm an das Messer geraten, das ihm eine Wunde gerissen hatte. Sicher wäre ihm das nicht passiert, wenn er nicht in so panischer Hast hätte handeln müssen.

      Weiter schob er die Handgelenke über das Messer, und plötzlich sprang einer der Stricke auseinander.

      Wyatt riß an der Fesselung, sie gab auch etwas nach, wollte sich aber nicht lösen.

      Da hatte der Mann vorn den Wagen erreicht und blieb stehen.

      Es war der Alte.

      Er sah sich um, wischte sich übers Gesicht und ging wieder zur Tür zurück.

      Er hatte sich noch einmal hierhergestohlen, um in sein Gesicht zu sehen! In das Gesicht des Toten. Der Mann, der da auf dem Wagen lag, war schließlich nicht irgendwer, es war der berühmte Marshal Earp!

      Der Alte wandte sich plötzlich entschlossen um, ging auf den Wagen zu und riß die Plane auseinander.

      Entgeistert starrte er auf die leere Ladefläche.

      Wie gelähmt stand er da und brauchte eine volle Minute, um zu begreifen, was geschehen war.

      Der Tote war geflüchtet!

      Der Alte hatte seinen Mund weit offenstehen. Seine Augen schienen aus den Höhlen quellen zu wollen.

      Plötzlich schob er den Unterkiefer vor und schrie gellend:

      »Saaam!«

      Jetzt erst wandte er sich um und lief auf schlotternden Beinen dem Tor entgegen, stieß es auf und rannte brüllend in den Hof hinaus.

      »Sam…«

      Wyatt hatte inzwischen verzweifelt versucht, seine Fesseln zu sprengen. Und endlich war es ihm auch gelungen, einen weiteren Strick durchzutrennen. Nun konnte er die Hände schon bewegen, brachte sie so weit auseinander, daß er sie nicht mehr an dem Messer in Gefahr brachte, und mit zwei, drei gewaltigen Rucken hatte er die letzten Strickstücke durchschnitten.

      Sofort bückte er sich und knotete mit zitternden und blutüberströmten Händen die Fuß- und Beinfesseln auseinander. Auch das machte ihm sehr viel Mühe, da der Blutumlauf in seinen Händen solange unterbrochen war und ihm noch keine sichere Benutzung der Hände gestattete.

      Endlich aber hatte er auch seine Füße frei und stand zitternd und aufrecht vor dem großen Messerrad der Strohschneidemaschine.

      Er lauschte zum Scheunentor hinüber, das nicht ganz geschlossen war. Vom Hof her hörte er erregte Stimmen.

      Rechts von ihm lagen die Strohballen. Sicher war er dort auch nicht, denn wenn die Männer die Scheune absuchten, und das taten sie bestimmt, würden sie ihn auch hier bald finden.

      Aber Wyatt konnte es andererseits auch nicht riskieren, die Scheune zu verlassen, da er deren Umgebung und Lage nicht kannte. Möglicherweise stand sie völlig frei und war von allen Seiten einzusehen. Wenn er dann draußen auftauchte, schossen sie ihn ab wie einen Hasen.

      Hinzu kam die Überlegung, daß er in den Besitz irgendeiner Waffe kommen mußte. Er hatte schon eine Hacke entdeckt, aber das war keine Waffe gegen Männer, die Revolver bei sich führten.

      Vielleicht möchte man den Gedanken, der jetzt in ihm auftauchte, gefährlich nennen; aber bei tieferer Überlegung gab es auch diesmal nur eine Wahl: er mußte bleiben und versuchen, einen der Männer zu überwältigen, um in den Besitz eines Revolvers zu kommen.

      Da wurde das Scheunentor aufgestoßen.

      Wyatt hatte sich sofort niedergelassen und war hinter die Ballen gekrochen. Von hier aus robbte er an einem umgekippten Faß entlang tief am Boden dem Mittelraum der Scheune wieder entgegen.

      Die Männer waren jetzt am Wagen.

      Der Alte brüllte:

      »Hier! Sieh es dir an! Wo ist er? Der Tote!«

      Es war einen Augenblick still. Dann stotterte der Driver:

      »Irgend jemand muß ihn weggeholt haben.«

      »Du bist verrückt, Mensch! Weggeholt!«

      »Ja, Sie werden doch nicht glauben, daß der Tote selbst…«

      »Was soll ich nicht glauben? Ich bin sogar überzeugt davon!«

      Der Driver preßte einen Fluch durch die Zähne und gab dann zu bedenken: »Und Jim Darridge? Kann er es nicht gewesen sein?«

      »Jim?« fragte der Alte. »Was ist mit ihm?«

      »Könnte er die Leiche nicht weggeschafft haben?«

      »Weshalb?«

      »Ich weiß es nicht, aber es hieß doch, daß er früher eine Zeitlang für Virgil Earp gearbeitet hätte?«

      »Unsinn! Damit wollte er sich nur aufspielen.«

      »Und wie steht es denn mit dem Neger?«

      »Ach was, du suchst nur Ausflüchte. Der Kerl ist wahrscheinlich gar nicht tot gewesen und hat sich davongemacht!«

      »Ausgeschlossen, Boß. Der Mann kann sich nicht ohne Hilfe von dem Wagen herunterbewegt haben.«

      »Das werden wir gleich haben.« Der Alte rannte zum Tor und brüllte in den Hof: »Horace!«

      Es dauerte eine ganze Weile, bis man die Stimme eines Negers hörte.

      »Boß?«

      »Komm sofort her!«

      Man vernahm die Schritte eines Mannes, der sich dem Scheunentor näherte. Als er im offenen Tor erschien, keifte ihn der Alte an: »Bist du hier in der Scheune gewesen?«

      Der Schwarze schüttelte den Kopf.

      Scharf blickte ihn der Alte an.

      »Rede, sonst schlage ich dir die Nase ein!«

      Wyatt hatte sich inzwischen so weit vorwärtsbewegt, daß er das Ende des langen Jauchefasses erreicht hatte und in den Scheunenraum blicken konnte.

      Hinter dem Wagen stand ein untersetzter vierschrötiger Bursche, offenbar der Driver. Und vorn am Tor stand der Alte, dessen Rücken der Marshal nur sehen konnte. Ihm gegenüber verharrte ein riesiger Neger.

      Wyatt konnte das Gesicht des Schwarzen deutlich erkennen: in ihm stand namenlose Angst.

      Hier schienen sie alle Angst vor dem ›Boß‹ zu haben!

      Wer war dieser bärtige, stämmige Bursche, der hier den Ton angab?

      Sollte er der Big Boß der Galgenmänner sein?

      Da riß der Alte plötzlich eine Bullpeitsche von der Schulter und schlug damit auf den Schwarzen ein.

      Der wich zurück.

      »Ich bin nicht hiergewesen, Boß!« kam es trotzig über seine aufgeworfenen