Together. Katrin Gindele

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Название Together
Автор произведения Katrin Gindele
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783946843924



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      Jessica Strang

      Stapenhorststraße 15

      33615 Bielefeld

      www.tagtraeumer-verlag.de

      E-Mail: [email protected]

      Text: Katrin Gindele

      Buchsatz: Skill-Tree – Inh. André Ferreira

      Lektorat/ Korrektorat: Teja Ciolczyk

      Gwynnys Lesezauber – Bloggerin & Lektorin

      Umschlaggestaltung: Phantasmal Image

      Illustrationen: Samira Yanushkova © Dreamstime.com

      ISBN: 978-3-946843-92-4

      Alle Rechte vorbehalten

      © Tagträumer Verlag 2020

      Katrin Gindele

      TOGETHER

      Zwischen den Jahreszeiten

      Prolog

      In einem Land längst vergangener Zeit, da lebten einst zwei Völker in friedlicher Eintracht miteinander.

      Das Südvolk verehrte den Lichtgott, das Nordvolk sprach seine Verehrung der Schattengöttin aus.

      Beide Gottheiten waren in ihrer Art friedlich und den Völkern wohlgesonnen.

      Doch schon bald sollte sich alles ändern.

      Den Königshäusern wurde kurz nacheinander ein Kind geboren. Das Nordvolk begrüßte einen strammen Jungen als zukünftigen Herrscher, während das Südvolk ein Mädchen willkommen hieß. Um den ewigen Frieden zwischen den Völkern zu wahren, wurden die Königskinder alsbald einander versprochen. Die Hochzeit sollte sechszehn Sommer später stattfinden, so lautete das Bündnis.

      Als die Zeit gekommen war, weigerte sich die Königstochter den Sohn des Nordens als ihren Gemahlen zu akzeptieren, weil sie sich unlängst in einen anderen Burschen verliebt hatte.

      Der König des Nordvolks fühlte sich hintergangen und erklärte dem Südvolk den Krieg.

      Was folgte, war eine unerbittliche Fehde, die blutiger nicht hätte sein können. Viele volle Monde zeigten sich am Nachthimmel, so lange kämpften beide Völker auf dem Schlachtfeld für ihr Königreich und zogen damit schlussendlich den Zorn der Götter auf sich.

      Der Lichtgott, der bis dahin noch auf eine friedliche Einigung zwischen den Kriegführenden gehofft hatte, beendete das blutige Treiben schließlich, indem er einen wilden Sturm über das Schlachtfeld schickte, der sie weit auseinandertrieb. Schweren Herzens, da beide Völker kein Einsehen zeigten, schloss er einen Pakt mit der Schattengöttin, der dafür sorgen sollte, dass so etwas Furchtbares nie mehr geschehen konnte.

      Süd- und Nordvolk sollten niemals wieder aufeinandertreffen, so lautete die Vereinbarung.

      Wie mit einem Lineal gezogen, trennten die Götter das Land in der Mitte und entzweiten beide Völker für alle Zeit.

      Ein undurchdringlicher Wald, in der Mitte unterbrochen von einer weitläufigen Lichtung, würde fortan die Grenze zwischen beiden Königreichen sein. Osten und Westen des Landes wurden unbewohnbar, sodass es keine Möglichkeit gab, sich dem Willen der Götter zu entziehen.

      Von nun an würde der Lichtgott sein Volk den Sommer hindurch lenken, während die Schattengöttin ihres zukünftig nur noch im Winter leitete.

      Sobald der Herbst ins Land zog und das Licht der Dunkelheit wich, begab sich der Lichtgott in seine wohlverdiente Winterruhe. Und mit ihm, wenige Sonnenuntergänge später, nun auch die Bewohner des Südens.

      Die dunkle Zeit gehörte nunmehr dem Norden. Doch sobald die Sonne wieder an Kraft gewann, erwachte der Lichtgott zu neuem Leben und die Zeit für den Süden war gekommen.

      Die Schattengöttin indes zog sich zurück, um neue Kraft zu schöpfen, und überließ dem Lichtgott und seinem Gefolge für die nächsten sechs Monate die südliche Hälfte des Landes, während im Norden alle Bewohner ein paar Sonnenaufgänge nach ihrer Göttin, in die Sommerruhe folgten.

      Doch so wirklich zufrieden war die Göttin mit dieser Entscheidung nicht, nur allzu gern hätte sie die Völker wieder friedlich miteinander vereint gesehen.

      Und so kam es, das erzählte man sich zumindest, dass die Göttin dem Lichtgott ein Versprechen abrang:

      Wenn sich Sonne und Mond am Himmel begegnen, dann wird eine Südtochter aus ihrem eisigen Schlaf erwachen und einem Sohn des Nordens ihr Herz schenken.

      Wenn sich die Glut des Sommers mit dem Eis des Winters vereint, wird ewiglich Frieden zwischen den Völkern einkehren und voller Eintracht werden sie Seite an Seite über das wiedervereinte Land herrschen.

      1

      Nur ein einziges Mal wollte ich vor der Winterruhe erleben, dass ich von meiner Mutter nicht permanent durchs Haus gescheucht wurde.

      »Und wenn du damit fertig bist«, hallte ihre schrille Stimme durch unser Schlafzimmer, »hilf deiner Schwester bei den Wochenaufgaben, die müssen bis heute Abend fertig sein.«

      »Ja, Mutter.«

      Ich stöhnte innerlich. Jeden Sommer die gleiche Leier. Mach dies. Mach das. Als würde die Welt untergehen, wenn ich vergesse das Geschirr in den Schrank zu räumen.

      Mit mäßiger Begeisterung stellte ich die letzten beiden Teller in den Schrank, warf das Trockentuch ins Waschbecken und drehte mich zu meiner kleinen Schwester um, die am Küchentisch hockte und auf ihrem Stift herumkaute.

      »Wie weit bist du?«, wollte ich wissen, ehe ich den freien Stuhl neben ihr zurückzog, um mich zu setzen.

      »Nicht sehr weit«, gab Florica zurück und schaute mich hilfesuchend an.

      Mit einem Blick auf den Zettel, der vor meiner Schwester ausgebreitet auf dem Tisch lag, wurde mir klar, dass nicht sehr weit noch schwer untertrieben war.

      »Du hast ja noch nicht einmal angefangen«, beschwerte ich mich, weil ich genau wusste, was mir bevorstand.

      »Doch. Hab ich«, murrte Florica und zeigte auf das Gekritzel, oben rechts am Blattrand.

      »Oh wow. Du hast es geschafft deinen Namen zu schreiben.«

      Entnervt verdrehte ich die Augen.

      »Was ist das Thema?«, schob ich hastig nach, da mir auffiel, wie reumütig mich meine kleine Schwester anschaute.

      »Die Geschichte unseres Volkes«, gab Florica bekannt. Ihre großen blauen Kulleraugen schauten mich ratlos an. Ich seufzte leise.

      »Okay, dann wollen wir doch mal sehen«, versuchte ich sie aufzumuntern.

      »Was weißt du denn über unser Volk?«

      Florica, die von uns liebevoll Flo genannt wurde, starrte schweigend auf das Papier, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass dort wie durch Zauberhand irgendwann die Antwort auftauchen würde.

      Natürlich passierte nichts dergleichen.

      »Wie nennt man unser Volk?«, gab ich einen kleinen Anstoß, um ihr den Einstieg zu erleichtern.

      Ihre blonden Löckchen wippten gleichmäßig im Takt, während sie mehrmals hintereinander mit den Schultern zuckte.

      »Südvolk«, flüsterte sie, damit außer mir niemand sonst die Antwort hören konnte.

      »Das ist richtig«, lobte ich und nickte ihr wohlwollend zu.

      »Und warum nennt man uns so?«

      Flo riskierte ein Blick über ihre Schulter. Unsere Mutter war jedoch ganz in ihrem Element, sie räumte das Arbeitszimmer auf und bezog die Betten, weshalb sie uns gar nicht beachtete.

      »Das weiß ich nicht«, murmelte Flo mit zerknirschter Miene.