Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes). Hannes Kerfack

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Название Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes)
Автор произведения Hannes Kerfack
Жанр Религия: прочее
Серия Theologisch-philosophische Studienschriften
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783347086937



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muss (er kam in eine Zeit hinein, die den notwendigen Nährboden für die Demagogie bot), entstanden dadurch. Wahrscheinlich wäre jemand anders gekommen, wäre Hitler für den Hochverrat nach dem ersten Putschversuch 1923 länger im Gefängnis gewesen. Also Zeitrechnung ist in diesem Sinne gut und schlecht, weil vergangene Zeit sinnvoll gedeutet werden kann, aber sie kann auch verheerend sein, wenn nicht gut genug darüber nachgedacht wird, was mit den Entscheidungen der Gegenwart für die Zukunft erreicht werden soll.

      Es gibt natürlich Grenzen bei der Komik. Ich habe diese Grenzerfahrung, fast schon Kasualerfahrung, also ein ritueller Abgang aus der Schulzeit mit Anlass zur Feier und gleichzeitigem Übertritt in die Studien-, Ausbildungs-, oder Berufszeit, immer eher kritisch gesehen. Klar ist, dass die Schulzeit nicht in ihrer ursprünglichen Form wieder kommt. Diese Erfahrung ist mir daher nicht neu. Zeit ist unumkehrbar? Ja und Nein. Natürlich werde ich nicht jünger und kleiner. Das werden wir alle nicht, jedenfalls aus körperlicher Perspektive, wobei das auch kritisch gesehen muss. Viele Menschen werden im Alter wieder zu Kindern. Die Zeit, die Vergangenheit, holt sie wieder ein. Und das ist eine Erfahrung, die man nicht nur als älterer Mensch macht, sondern auch, wenn einem Menschen aus der Vergangenheit begegnen, die einen lange begleitet haben. Zeit ist nicht unbedingt begrenzt. Physikalisch gesehen dagegen schon: Zeit ist unumkehrbar und ein vorwärts gerichteter Prozess. Die Materie, die Wolken am Himmel, wird und werden niemals wieder genau dieselben sein. Alles fließt dahin, auch die Wolken, wie das Leben. Keine Lebenssekunde gleicht der anderen. Oder zumindest nähern sich unterschiedliche Lebenssekunden aneinander an. Im Gefängnis sind die Tagesabläufe ziemlich ähnlich (Zellenaufenthalt, Ausgang, Zellenaufenthalt, Essen, Gemeinschaft, manchmal ein Gefängnispfarrer oder ein Besuch). Routinen machen Lebenssekunden ähnlich, aber doch niemals gleich, wenn man die äußere Umwelt dazu nimmt (wie die Wolken). Routinen schaffen nicht nur Sinn (Resozialisierung im Gefängnis), sondern vielleicht auch Langeweile. Deshalb: Aus dem Kleinen das Beste machen. Und aus dem, was man mehr hat, also die Möglichkeiten, die jeder hat, das Beste und noch mehr machen. Denn: Zeit ist begrenzt. Wir wissen nicht, was nach unserer Lebenszeit kommen wird. Wir hoffen darauf, dass Gott uns an die Hand nimmt, im Schatten des Kreuzes ins Licht der ewigen Zeit. Irdische Lebenszeit, das Geschenk Gottes für mich, ist daher so kostbar. Auch wenn ich einmal in einem Seminar sagte, dass unser Leben etwas Verborgenes und Unverfügbares umgibt. Wir entscheiden nicht darüber, warum wir gerade an diesem oder jenem Tag (xx.xx.xxxx) geboren werden. Vielleicht nicht mal unsere Eltern, die uns zu einem bestimmten Zeitpunkt in die Welt setzen wollen, zufällig oder gewollt. Auch die neun Monate, die vergehen müssen, bis wir das Licht der Welt erblicken, sind eine physikalische Größe. Zeitrechnung ist relativ. Es gab und gibt viele Formen von Zeitrechnung und Kalendern in der Menschheitsgeschichte. Z.B. wurde im alten Rom der Tag in 12 Stunden eingeteilt und bis zur julianischen Reform durch Caesar die Zeitrechnung über die Bahn des Mondes gerechnet. Da der Mond knapp 28 Tage braucht, um die Erde zu umrunden, gehen nach heutiger Zeitrechnung mehrere Tage verloren. Auch muss immer im Rückblick die Zeit neu berechnet werden. Also in welchem Jahr nach römischer Zeitrechnung (ab urbe condita) war der Tod Caesars und in welchem nach heutiger Zeit (44 v. Chr.)? Zeitrechnung ist in diesem Punkt ein Spannungsfeld. Aber klar: Der Mond und die Erde drehen sich immer weiter, egal wie die Zeitrechnungen diese Drehzeit messen. Die Jahreszeiten kommen durch die Erdneigung ja auch immer wieder. Also: Geht das Leben immer weiter und das bleibt immer gleich, es sei denn es kommt zu einer Katastrophe, die die Zeitrechnung und das Leben stören können. Z.B. würde die Erde ohne Mond ihre stabile Laufbahn wahrscheinlich verlieren und die Jahreszeiten durcheinander kommen. Zeit ist relativ, sagte Einstein, für den Einzelnen als auch für die Zeitrechnung, die auch Schuld daran trägt, dass wir älter werden. Wir sind z.B. abhängig vom deutschen Rechtssystem der Altersstufen, das genau festlegt, wann z.B. die Kindergeldzahlungen eingestellt werden (mit 25) und da natürlich eine Orientierung geboten wird, damit kein Geld "verschwendet" wird und andere, neue Leben eine Chance bekommen, sich zu entwickeln. Aber diese Altersstufen zeigen auch Abhängigkeit, und dass die Zeitrechnung im juristischen Sinne schon auf sinnvolle Weise alt macht, nämlich im Sinne einer Zeitethik. Wie kann Zeit für andere gut und sinnvoll genutzt werden? Damit kommen wir wieder zu dem Punkt, was ich mit meiner begrenzten Lebenszeit erreichen kann, indem ich sowohl für Andere als auch für mich Zeit investiere.

      Aber der Gedanke, dass Zeit verschwendet werden könnte, treibt wahrscheinlich viele Menschen im Stadttrubel dieser Welt erbarmungslos an. „Ich habe keine Zeit“ ist ein Satz, den ein ehemaliger Physiklehrer von mir, scharf kritisiert hat. Er meinte, dass man höchstens für "etwas" keine Zeit haben kann. Zeit ist also auch relativ und eine Entscheidung zwischen Tun und Lassen (Pohl-Patalong), was auch im Pfarrberuf eine bedeutende Rolle spielt, bei einem 80-90 stündigen Job. Wie viel Zeit kann ich für Andere investieren, damit ich immer noch Zeit für mich und meine Ruhe habe, um Erholung für alle Erholungen zu finden? Dabei spielen auch die Erwartungen und die Begebenheiten einer Gemeinde eine bedeutende Rolle, wo aber oft, zu Recht, geraten wird, sich nicht komplett nach ihnen auszurichten, sondern eigene Schwerpunkte zu setzen (Suche nach pastoraler Existenz, Akzeptanz von Schwächen). Wofür nutze ich meine Zeit, wofür lasse ich etwas sein, um Zeit für die Sache zu haben, für die ich Zeit nutzen möchte, also auch für mich? Also ist es eine Frage der Prioritäten, die die Zeitrechnung mit sich bringen kann.

      Zeit ist auch eine Frage der Ursache und der Wirkung. Ich bin oft damit konfrontiert worden, dass man mit allem was man tut, eine bestimmte Wirkung erzielt, die mehr oder weniger Probleme als Gewinn bringt. Sollen wir uns hinter den Ängsten über Ursache und Wirkung verstecken?32 Nein, aber wir können auch nicht ignorieren, dass es andere Menschen gibt, denen, mit einer bestimmten Ursache und Wirkung, Schaden zugefügt werden kann. Aber ein Risiko bleibt natürlich immer, dass eine bestimmte Ursache und Wirkung nicht erkannt wird, wenn es vorher nicht zu einem ähnlichen Fall gekommen ist, sondern ein Präzedenzfall und ein Novum eintreten. Wie damit umgehen? Mutig sein? Abwarten? Die Zeit heilt alle Wunden? Die Frage lasse ich offen. Wir können im Vorfeld nicht über unser eigenes Schicksal wissen, dass die Zeit mit sich bringt. Vielleicht liegt darin Unverfügbarkeit und die Güte Gottes, dass alles zum Guten gewendet wird. Denn die Zeit ist in Gottes Hand. Zusammenfassende Zeitgedanken: Zeit ist relativ. Es hat in der Welt mehrere Formen der Zeitrechnung durch intensive Beobachtung der Natur gegeben. Zeit sollte genutzt werden, da sie begrenzt und kostbar ist.

      31 Ich habe erst später gemerkt, dass durch YouTube und andere Seminarmedien Möglichkeiten zur Weiterbildung entstehen. Besonders durch fiktive und kreative Kulissen, kann eine Universität "imaginiert" werden und der Spruch: "Diese Zeit kommt nicht wieder." lieber etwas relativer betrachtet werden sollte, nicht im Sinne eines akademischen Elfenbeinturms, dass es ein Privileg sein "muss" zu studieren. Das widerspricht auch dem Gedanken des lebenslangen Lernens, Senoiren-Akademien und anderen Formen von Bürgeruniversitäten, die die akademische Bildung einer breiten Bevölkerungsschicht nahe bringen möchten. Aber das Risiko der fehlenden Qualität besteht natürlich und nur an einer anerkannten Universität können auch anerkannte Abschlüsse erworben werden. Aber ich bin auf der Seite derer, die sagen, dass man immer und weiter lernen kann und soll.

      32 In diese Kategorie fällt auch der Schuld-Strafe-Minderwertigkeitskomplex aus meiner Sicht. Wenn man älter und mehr Erfahrungen damit gesammelt hat, wie man seine Freiheit und seine Freiheit nicht nutzen kann, wird man ruhiger. Aber zu viel Angst vor Schuld und Strafe führt auch zu einer Lähmung, die man durch andere Sachen wieder kompensieren möchte (z.B. soziale Kontakte, verstärkte, mündliche Mitarbeit), um Anerkennung in diesem Strudel zu finden. So habe ich es lange Zeit, auch im Studium, empfunden, bis mir jemand sagte, man muss auch für sich selbst etwas Gutes tun, ohne ständig die Erwartungen von Anderen zu erfüllen, aufgrund von Minderwertigkeitsgefühlen in der Angst vor Schuld und Strafe, die auch zu einer Depression führen können. So etwas habe ich aber auch als eine "barbarische" Keil-Heil-Therapie verstanden, aber manchmal ist so was (leider) notwendig, als Denkanstoß, um weiter zu kommen und zu wachsen. Wichtig ist dann wieder eine empathische Grundhaltung, trotz dieses etwas zwielichtigen, pädagogischen Tricks, jemanden aus der Reserve zu locken. Aber insgesamt bestehen das Leben und das Studium aus Erfahrungen mit Menschen, die damit schon mehr Umgang gelernt haben, aber man sollte nicht von einer jungen Person erwarten, dass sie schon "alt" ist, im übertragenen Sinn, sondern es immer Entwicklungspotenzial gibt, eine Person nicht allein in der Jetzt-Perspektive betrachtet werden sollte und auch eine