Название | Ace in Space |
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Автор произведения | Judith C. Vogt |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783947720460 |
»Hab ich auch. Hab aber trotzdem nachgeguckt.« Sie grinste schief, ein schmaler Streifen auf ihren dunklen Lippen war golden geschminkt, als hätte sie sie mit einer in Gold getunkten Fingerspitze berührt, und das gab ihr einen charmant-verschmitzten Ausdruck, der jedoch ihre Augen nicht erreichte. Diese wanderten noch einmal kurz zu ihrer Mutter herüber, bevor sie Kian entschlossen fixierte, als wolle sie mit ihm den Anblick der sturzbesoffenen President vertreiben.
»Sie will uns jetzt sagen, dass wir den Sponsor verloren haben.«
»Jau«, erwiderte Kian.
»Was wir alle schon wissen.«
»Sie ist ganz schön low deswegen.«
»Low im Sinne von down?«
»High, aber down, ja. Low halt.«
Wieder irrte ihr Blick zu ihrer Mutter. Familie war etwas Seltsames. Eigentlich konnte man nichts dafür, was ihre Mitglieder taten und wie sie sich gaben. Es gab keinen Grund, sich für Familie zu schämen. Aber man tat es doch. Kians Leute schämten sich sicher auch für ihn. Danai und Marlene waren so gegensätzlich wie Feuer und Wasser, Gang und Corp; nicht nur im Aussehen, sondern auch im Verhalten.
»Ich wusste nicht, dass sie immer noch ein Drogenproblem hat«, murmelte Danai.
»Ach, Drogenproblem ist übertrieben«, murmelte Kian, und sie sah ihn strafend an. Sie war eben immer noch durch und durch Corp-Turf, und dort gab es eine klare Linie zwischen der legitimen und der falschen Art, sich abzuschießen. Marlenes Art war die falsche. Kian fragte sich kurz, wie sie früher gewesen war, bevor sie ihrem … Snack, ihrem Kind und dem Corp-Turf den Rücken gekehrt hatte, um sich in einer Jockey-Gang hochzuarbeiten. Es hieß, dass sie als Frachterpilotin für Konzerne ihre ersten Manöver gelernt hatte.
Und Danais Dad ist vermutlich Controller.
»So, jetzt hört mir alle zu, versmashter Scheiß«, brachte Marlene sie alle zum Schweigen. Yokai beendete noch stumm den Kartentrick, mit dem sie Eyegle gerade abzog, dann sahen alle nach vorn zur Theke. »Wir haben Bulldoxx als Sponsor verloren, ihr wisst das wahrscheinlich schon, aber jetzt mach ich es offiziell. Weil wir den Corp-Transporter nicht abgeknallt haben. Sie haben den Vertrag beendet.«
Kian rutschte ein wenig nervös auf dem Stuhl hin und her, der sein Gewicht knarrend zur Kenntnis nahm. Er wusste nicht, welche Beträge Nevals Leute zahlen würden – aber vielleicht war es Karma, dass dieses Angebot zu dieser Zeit gekommen war!
»Sie haben sich die Firestarters eingekauft. Sponsern jetzt die. Kein Wunder, dass sie die ausgesucht haben, diese Brofucks machen für Geld alles!«
Kian und alle anderen hatten das schon auf ihren Kanälen verfolgt. Die Firestarters hatte er nur abonniert, um ihnen Hate zu geben, und in den vergangenen Tagen hatte er das nicht zu knapp getan. Den Firestarters war das große Bulldoxx-Logo vor ihren neusten Videos und auf ihren Maschinen gut bekommen: Sie hatten ein Viertel mehr Follower als zuvor. Und bei den Daredevils stagnierte die Lage. Da die Prospects für die Verwaltung der Channels zuständig waren, hatte Kian den Überblick. Er träumte nachts nur noch in Emojis, Kudos und Daumen hoch oder runter.
Bacon tat als einziger so, als wäre er überrascht. Oder er war es tatsächlich – er ließ seine Accounts von Nean verwalten, denn er sagte, der Scheiß mache ihn depressiv. Dav aus der Deckcrew saß mit ihm an der Theke und versuchte, möglichst unbeteiligt dreinzublicken. An einem Tisch hinter Dav hockten noch die Mechas Wanda und Scream mit dem vierzehnjährige Gear, den Bacon vom Unterdeck der Asteroidenstation geholt hatte, wo Gear mit Sabotage an den Lebenserhaltungssystemen und damit zusammenhängender Erpressung an Drogen gekommen war. Da die Sabotageakte nicht schlecht gelungen waren, hatte Bacon den Kleinen für die Deckcrew rekrutiert. Er arbeitete immer noch für nicht viel mehr als seine tägliche Dosis.
»Passma auf, diese Smashwits, diese N00bs, diese Muddoballs von Firestarters, ich glaub, da müssen wir mal ein paar Ärsche aufreißen!«, brüllte Bacon und sprang auf. Von der Theke aus hatte er das Endspiel vom Lowgrav-Wrestling mit einer VR-Brille beobachtet und lautstark kommentiert. Die Brille riss er sich erst nach seinem Fluch vom Kopf.
»Ja, Bro, du sagst es, Bacon!«, stimmte Deardevil ein und hob ein gut gefülltes Woqqaglas. »Prophet hier findet raus, wo im Kobeni-Gürtel sich die Scheißer aufhalten, und dann will ich Blut sehen, Leute, Blut!«
Kian warf Danai einen Blick zu. Sie sah angespannt aus. Für Bandenkriege war Kian auch noch nicht lange genug dabei, aber er war schon Prospect gewesen, als sie den Wheelbreakers vor Enki IV aufgelauert hatten. Das hatten sie nicht gestreamt, und es war eine schmutzige Angelegenheit gewesen, die Kian bis auf seltene Gelegenheiten wie diese hier zu verdrängen pflegte. Ja, Danai hatte Grund, angespannt auszusehen.
Und er hatte einen Grund, zu verhindern, dass sie – und er – in Schlimmeres als in die Sache mit den Wheelbreakers reingezogen wurden. Kian hielt sich nicht für zimperlich, immerhin war er Mitglied einer Jockey-Gang (auch wenn sie meist mit Jugendfreigabe agierte), aber er glaubte an eine unbestimmte Art von Ehrenkodex, von der er sich nie die Mühe gemacht hatte, ihn irgendwo festzuhalten. Ein flexibler Ehrenkodex. Eher eine Art innerer Kompass, wie es sich für den Spross einer Navig-Familie gehörte.
»Ich hab einen anderen Vorschlag. Also, vorerst«, sagte er daher laut, diesem Kompass folgend. Deardevil klappte den Mund so wütend zu, dass ihre Zähne aufeinander krachten. Ihn durchfuhr die Erkenntnis, dass es nicht der günstigste Zeitpunkt war, um auf humanitäre Mission zu gehen. Dafür hatte Marlene gerade sicher am allerwenigsten übrig, sie wollte irgendetwas brennen sehen. Aber jetzt konnte er nicht mehr zurückrudern.
»Ich hab dir den Kontakt zu Neval Toprak geschickt. Langfristig ist das kein Sponsoring oder so was. Aber kurzfristig bringt es etwas Kohle.«
Alle starrten ihn an. Garuda lachte abgehackt, natürlich, als VP sägte sie an Marlenes Ast, und alles, was Marlene schwächte, trieb Garudas Säge voran.
»Prophet, setz dich wieder hin«, knurrte Deardevil.
Er bemerkte erst jetzt überhaupt, dass er aufgestanden war.
»Sie bezahlt uns, um zu fliegen. Was willst du mehr?«, erwiderte er.
»Sie kann den Preis nicht zahlen, den wir wert sind.« Marlene wirkte auf einmal recht nüchtern. »Du musst deine Schulden bei ihr wohl irgendwie anders begleichen, dear.«
»Ich hab keine Schulden bei ihr!«
»Aber offenbar kann sie dich kneten wie weiche Hundescheiße, und hältst du mich für Hundescheiße, Kian?«
»Ich halte dich nicht für Hundescheiße. Und mich auch nicht«, stieß Kian anspannt hervor.
»Warum lässt du dich dann wie welche kneten?«
»Bist du bald fertig? Es sind Credits, Leute, ich dachte, wir tun Dinge für Credits. Ein paar Gater abknallen, Credits einsacken, fertig. Danach kannst du immer noch den Firestarters den Arsch aufreißen.«
»Du und die Kleine, ihr hattet eine Fomo-Kiste, ich lasse mich doch nicht von dir verarschen! Denk nicht, wir helfen dir dabei, wieder in ihr Bett zu kommen.«
Kian spürte, dass er nervös wurde. Yokai musterte ihn von der Seite. Eyegle grinste zu breit. Selbst Purple gab ein boshaftes Kichern von sich.
»Das ist drei Jahre her!«, rechtfertigte er sich. Bei den Sternen von Matariki, er würde jetzt sein Liebesleben auf der Akademie nicht mit Marlene diskutieren. »Darum geht es doch jetzt überhaupt nicht! Ich hab einen Vorschlag gemacht, wie du Leuten aufs Maul geben und Kohle machen kannst!«
Sie rutschte vom Tresen, das hohe Woqqa-Glas in ihrer Hand ging zu Bruch. Die leicht ölige Flüssigkeit darin schwappte über den Boden, einen Hocker und Davs Schoß.
Marlene wankte an Dav und Bacon vorbei – der Boden des Glases und ein langer Splitter lagen noch in ihrer Hand. Kian wurde klar, dass sie auf ihn zu kam.
»Was soll das, hey, wir machen es, wie du es willst!«, sagte er sofort und hob die Hände.
Auch