Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

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Название Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745212648



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Wagen müssen Sie allerdings bei ungünstigen Zeiten bis zu einer Stunde rechnen. Ich habe das Oriental Hotel gewählt. Dort werden Sie sich wohl fühlen.“

      Bount war nicht zum ersten Mal in Bangkok, doch bei jedem Aufenthalt machte er die Erfahrung, dass der Straßenverkehr noch chaotischer geworden war. Bount würde wohl oder übel auf einen Leihwagen verzichten und sich auf die angebotenen Verkehrsmittel beschränken.

      Er hoffte, keinesfalls länger als zwei Tage bleiben zu müssen. Diese geheimnisumwitterte Stadt war kein Traum, sondern ein Alptraum.

      Zu dieser Überzeugung gelangte er, obwohl er noch gar nicht ahnte, dass ein paar Männer entschlossen waren, ihn hier seinen letzten Traum träumen zu lassen.

      4

      „Er ist da“, sagte einer der vier, ein stiernackiger Thai, der beim Boxen zweifellos eine glänzende Figur machte.

      „Dann werdet ihr euch um ihn kümmern“, befahl der Mann am Fenster. Sein Haar war schneeweiß, aber noch voll. Am Mittelfinger seiner rechten Hand blitzte ein breiter, kunstvoll gearbeiteter Platinring. „Einen dritten Fehler dürfen wir uns nicht erlauben.“

      Wortlos erhob sich ein Hüne, zwischen dessen schmalen Lippen eine Zigarette hing. Sein Gesicht glich dem eines Säuglings, nur das Messer, dessen Schneide er nun ausdruckslos mit dem Daumen prüfte, ließ an seiner Sanftmut zweifeln.

      „Nicht so hastig“, bremste ihn der Weißhaarige. „Diesmal besprechen wir sämtliche Möglichkeiten. Wahrscheinlich ist dies die letzte Chance, die sich uns bietet.“

      „Was gibt es da lange zu besprechen?“, murrte der vierte Mann, dessen Gesicht von schlecht verheilten Narben verunstaltet wurde. „Wir gehen hin und legen ihn um. Er kennt uns nicht und kann keinen Verdacht schöpfen. Bis er kapiert, worum es geht, ist es für ihn schon zu spät.“

      Der weißhaarige Chinese zog wütend die Lippen zurück und zeigte ein Gebiss mit schiefen Vorderzähnen. Sie verliehen ihm etwas Raubtierhaftes.

      „Du bist ein Narr“, fauchte er. „Weißt du, wer der Mann ist? Er heißt Bount Reiniger.“

      „Ein Amerikaner. Na und? Nach dem kräht kein Hahn.“

      „Reiniger ist drüben ein bekannter Privatdetektiv“, belehrte ihn der Weißhaarige, der offensichtlich der Boss der Gruppe war. „Er hat damals Shao Ch’eng erwischt.“

      Durch diese Information ließ sich der Narbige nicht beeindrucken, und auch der Boxertyp gähnte gelangweilt, bevor er fragte: „Ist die Haut eines Amerikaners dicker als die eines Thai? Acht Zoll Stahl werden wohl genügen. Im Übrigen sind wir zu dritt.“

      „Zu zweit“, korrigierte der Boss. „Dich brauche ich an anderer Stelle. Du musst die Frau im Auge behalten. Sicherheitshalber. Ich selbst passe auf Phra Kwan Ho auf. Guan Depei geht also mit Lao Xiong. Wenn ihr zurückkommt, ist Reiniger tot. Habt ihr das verstanden?“

      Der Narbige und das Babygesicht nickten eifrig. Lao Xiong steckte sein Messer wieder ein und wartete geduldig auf genaue Instruktionen. Wenn der Boss Schwierigkeiten sah, dann war das seine Sache. Er war überzeugt, dass es viel leichter war, einen ahnungslosen Fremden in der Anonymität eines riesigen Hotels lautlos umzulegen und zu berauben, als ihn auf offener Straße zu stellen.

      Der Boss erklärte präzise, wie sie vorzugehen hatten.

      Lao Xiong und Guan Depei prägten sich jedes seiner Worte ein. Dann zogen sie los, um ihren Auftrag auszuführen.

      5

      Bount war von Myangs zerbrechlicher Schönheit stark beeindruckt. Die zierliche Chinesin reichte ihm zur Begrüßung die schmale Hand und musterte ihn mit ausdrucksvollen dunklen Augen.

      „Sie haben ein ehrliches Gesicht, Mr. Reiniger“, stellte sie leise fest. „Ich kann verstehen, dass sich mein Vater ausgerechnet für Sie entschieden hat. Ich vertraue Ihnen.“

      „Das freut mich“, gab Bount zurück. „Aber nennen Sie mich doch Bount. Wir werden mindestens bis zu Ihrem nächsten Geburtstag Kontakt miteinander haben.“

      „Darüber bin ich außerordentlich froh, Mr. — äh, Bount. In der riesigen, fremden Stadt käme ich mir ganz verloren vor. Man hört so viel Schlimmes über New York.“

      Bount schmunzelte. „Aus dem Mund einer Frau, auf die vor ein paar Stunden geschossen wurde, hört sich das seltsam an. Haben Sie vergessen, dass Sie sich noch in Bangkok befinden?“ Die Chinesin seufzte. „Sie haben recht, Bount. Das war eine schreckliche Geschichte. Wenn die Schufte es tatsächlich auf die Elefanten abgesehen haben, werde ich wohl erst drüben in den Staaten meines Lebens sicher sein.“

      „Aus diesem Grund möchte ich auch, dass wir so schnell wie möglich fliegen. Wann sind Sie reisefertig?“

      „Von mir aus sofort. Meine Koffer sind gepackt.“

      Bount wandte sich an den Notar und bat ihn, für den kommenden Tag zwei Tickets zu besorgen.

      Phra Kwan Ho dienerte eilfertig. „Wird erledigt, Mr. Reiniger. Darf ich Sie jetzt zum Hotel bringen? Auf mich wartet noch ein Klient.“

      Bount verabschiedete sich von Myang und legte ihr ebenfalls dringend ans Herz, sich nicht auf der Straße blicken zu lassen, bis er sie am folgenden Tag abholen würde.

      Die junge Chinesin versprach es. „Ich lege keinen Wert darauf, erneut als Zielscheibe für ein paar Wahnsinnige zu dienen“, beteuerte sie. „Ich werde alles tun, was Sie für richtig halten, Bount.“

      Das hörte Bount gerne. Er folgte dem Notar, der bereits mit mühsam versteckter Ungeduld an der Tür auf ihn wartete.

      Phra Kwan Ho kämpfte sich mit chinesischer Beharrlichkeit durch den stehenden Verkehr und setzte seinen Fahrgast endlich vor dem Hotel ab.

      „Ich gebe Ihnen später den Abflugtermin durch, Mr. Reiniger. Wenn ich es einrichten kann, werde ich am Flughafen sein. Falls nicht, dann wünsche ich Ihnen jetzt schon einen angenehmen Rückflug und danke Ihnen, dass Sie sich bereit erklärt haben, den Letzten Willen meines Klienten zu erfüllen. Sie haben sich ja überzeugt, dass die Summe, die Mr. Shao Ch’eng Ihnen zugedacht hat, auf einem Konto Ihrer Bank in New York eingezahlt wurde. Sie können darüber frei verfügen, sobald Sie die Bedingungen erfüllt haben. Bis dahin darf ich Ihnen diesen Scheck überreichen. Er dürfte Ihre Spesen und Ihr übliches Honorar um einiges übersteigen. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Passen Sie gut auf Miss Myang auf. Und natürlich auch auf die Elefanten.“

      „Exakt in dieser Reihenfolge“, versprach Bount.