Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland

Читать онлайн.
Название Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745212648



Скачать книгу

noch einen ganz tollen Gag für dich ausgedacht, Rackin“, lachte Pino Calva diabolisch. „Pass genau auf! Sieh mal, was dir Ernie mitgebracht hat!“

      Rackin wandte den Kopf zu Ernie Walker hin. Er sah, wie der Gorilla grinsend in die Innentasche seines Jacketts griff. Er glaubte, ihn könnte nichts mehr erschüttern.

      Doch als Ernie dann eine Dynamitpatrone hervorholte, an deren Ende die Zündschnur leicht wippte, fuhr ihm ein eisiger Schrecken in die schmerzenden Glieder.

      Das war das Ende. Ein grauenvolles Ende. Sie würden die Lunte anstecken und würden ihm die Dynamitpatrone unter den Stuhl legen. In spätestens dreißig Sekunden würde er eine feurige Reise antreten. Der Dynamitstab würde ihn zerfetzen. Ein donnernder Knall nur — und alles war vorüber.

      Verzweifelt schloss Rackin die Augen.

      „Sieh Ernie zu!“, schrie Calva zornig und stieß den Barbesitzer mit dem Fuß in die Seite.

      Rackin schreckte hoch. Ernie steckte die Lunte mit seinem Feuerzeug an.

      „Beim nächsten Mal kriegst du das Dynamit unter den Arsch, Freund“, knurrte Pino Calva. „Heute will ich mal nicht so hart sein.“

      Ernie ging zum Tresen und verschwand dahinter. Kichernd öffnete er den bislang unversehrt gebliebenen Kühlschrank und legte die Dynamitpatrone unter das Gefrierfach. Dann klappte er die Tür zu und kam, sich freudig die Hände reibend, zu Calva zurück.

      „Viel Spaß am Feuerwerk, Rackin!“, lachte Calva und schlug dem schlaff auf dem Stuhl Hängenden kräftig auf die Schulter. Dann verließ er mit seinen beiden Gorillas die Bar.

      Daniel Rackin starrte erschöpft zum Kühlschrank hinüber. Er hoffte bis zuletzt, dass die Patrone nicht detonierte. Er versuchte sich zu erheben. Er mühte sich ächzend und stöhnend ab, sich aufzurichten. Jede Bewegung bereitete ihm Höllenqualen. Trotzdem versuchte er, auf die Beine zu kommen.

      Was er vorhatte, war blanker Wahnsinn. Er hatte die Absicht, die Patrone aus dem Kühlschrank zu holen und die Lunte abzureißen.

      Mit angehaltenem Atem, mit geschlossenen Augen, mit letzter Kraft richtete Rackin sich auf. Seine Beine waren weich wie Gummi. Er konnte keinen Schritt machen. Sie gehorchten ihm einfach nicht. Er wankte wie eine Palme im Sturm. Die Verzweiflung marterte ihn. Er wollte etwas tun, wollte so schrecklich gern etwas gegen die bevorstehende Detonation unternehmen, wollte sie verhindern. Doch er war zu nichts fähig. Zu gar nichts. Verzweifelt sah er zum Kühlschrank hinüber.

      In diesem Moment brüllte die Explosion los.

      Rackin sah, wie der Kühlschrank vom Boden abhob, wie er auseinanderbrach, wie er zerplatzte. Der Knall war ungeheuer laut. Der Kühlschrank flog auseinander, als wäre er aus Papier gemacht. Klirrend, scheppernd und krachend schlugen die Kühlschranktrümmer ringsherum ein. Die Barriere des Tresens fiel polternd um. Die gewaltige Druckwelle schlug Daniel Rackin heiß ins Gesicht, erfasste ihn und schleuderte ihn zu Boden.

      Dieser Donnerknall war bis auf die Straße hinaus zu hören.

      Pino Calva setzte sich neben Eddie Harvey und grinste zufrieden.

      „Ihr könnt sicher sein, dass der Knabe nun wieder verdammt pünktlich zahlt!“

      Die beiden Gorillas lachten pflichtschuldig. Dann fuhr der schwarze Lincoln los ...

      6

      Ich trat in unser gemeinsames Büro und sprang mit einem lauten Schreckensschrei und einem mächtigen Satz auf meinen Schreibtisch.

      „Kannst du mir verraten, was das werden soll, wenn es fertig ist, Biff?“, fragte Susan Tucker kopfschüttelnd.

      Ich riss meinen Pustemann heraus und zielte damit auf Susans neue Handtasche.

      „Wie kommt der Werwolf hier herein, Schatz?“

      Susan warf einen giftigen Blick nach oben und mir direkt ins Gesicht.

      „Ich komme erst ’runter, wenn du mir versprochen hast, dass er harmlos ist!“, sagte ich und versuchte möglichst ängstlich dreinzusehen.

      Susan verschränkte die Arme vor ihrer Brust und nickte höhnisch.

      „Myers müsste dich jetzt sehen.“

      „Ich bin überzeugt, er würde hier neben mir stehen, wenn er deine neue Handtasche sieht, Schatz. Sag mal, tust du wenigstens einen Schleier darüber, wenn du damit auf die Straße gehst? Es wäre nicht fair, die armen Leute so zu erschrecken. Die kleinen Kinder kriegen sicher einen Schreikrampf davon.“

      „Genug geblödelt?“, fragte Susan beleidigt.

      Ich jumpte vom Tisch und küsste meine Partnerin flüchtig auf den kirschroten Mund, während ich meinen Knaller wieder verstaute.

      „Okay. Genug geblödelt. Gibt’s was Neues?“ Ich blickte meiner Partnerin über die nackte Schulter, als ich diese Frage stellte.

      Plötzlich gefror mir das Blut in den Adern. Ich stürzte mich auf den gestempelten Erpresserbrief wie ein hungriger Habicht auf die Maus. Dann langte ich in die Tasche und holte genau den gleichen Brief hervor. Ich legte die gestempelten Nachrichten nebeneinander auf den Tisch und ließ das Unfaßliche erst einmal eine kleine Weile auf mich einwirken.

      „Woher hast du diesen Brief?“, fragte ich schließlich.

      „Von einer aufgedonnerten, reichen alten Ziege namens Mary Scott“, sagte Susan.

      „War sie hier?“

      „Denkst du, sie hat eine Brieftaube hergeschickt?“, lächelte Susan, die es noch immer nicht überwunden hatte, dass ich mich mal wieder über eine ihrer Handtaschen lustig gemacht hatte.

      „Mary Scott ...“, wiederholte ich nachdenklich. „Der Name sagt mir nichts.“

      „Sie ist Immobilienmaklerin und außerdem viele Millionen schwer. Ich habe mich bereits über sie erkundigt.“

      „Woher hat sie den Brief?“

      „Er kam mit der Morgenpost.“

      „Aufgegeben in Boston“, sagte ich. „Genau wie der andere.“

      „Mrs. Mary Scott war mit ihrem Schosshündchen, dem Chauffeur, hier. Sie wollte unbedingt mit dir sprechen. Mädchen wie mich lehnt sie nämlich ab.“

      Ich nahm meine Partnerin fest um die Taille und zog sie an mich. Ich dachte an die hübschen Mädchen im Sex-Jet und war überzeugt, dass es Susan mit jedem von diesen aufregenden Girls aufnehmen konnte. Mein Grinsen fiel deshalb auch nicht gar so harmlos aus, als ich sagte: „Ich verstehe nicht, was sie an dir so schrecklich findet.“

      Ich strich Susan liebevoll — beinahe schon zu liebevoll — das rostrote Haar aus der Stirn. Sie schmiegte sich enger an mich. Ich spürte, dass sie nicht abgeneigt war — in keiner Hinsicht.

      „Wenn du nicht meine Partnerin wärst ...“, sagte ich sanft.

      „Partnerinnen sind auch Menschen, Biff“, säuselte sie mir ins Ohr. Ich bin weder auf den Kopf gefallen, noch liegt mein Intelligenzquotient auf dem Teppich. Deshalb verstand ich sofort.

      „Meinst du nicht, dass das Betriebsklima darunter leiden würde?“,