Название | Sechs utopische Thriller |
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Автор произведения | Conrad Shepherd |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745202267 |
Tsamcho bekundete sein Einverständnis mit einem Kopfnicken.
»Ich kenne da einen kleinen See in der Nähe des Klosters. Dort können wir die Waffen verstecken und sie später, wenn die Luft rein ist, von den Mönchen bergen lassen. Einverstanden?«
Haan nickte.
»Und Sie, Doktor?«
Conroy zuckte die Schultern. »Habe ich eine Wahl?«
Tsamcho schwieg.
»Na sehen Sie...«
Es dauerte keine zehn Minuten mehr. Ein See tauchte auf, wenige Sekunden später ein zweiter, dann noch einer. Tsamcho tippte Haan auf die Schulter. Der nickte und drückte den Hover nach unten. Eine Sandfläche am westlichen Ende des Sees schimmerte weißlich. Haan zog eine Kehre und setzte zur Landung an. Plötzlich erhöhte er den vertikalen Schubvektor und startete durch.
»Etwas nicht in Ordnung?«, rief Conroy.
»Mir war, als hätte ich da unten ein Licht gesehen!«, behauptete Haan.
»Wo?«, erkundigte sich der Dolpo-Pa.
»Gleich da drüben auf dem Hügel neben dem See. Sehen wir lieber noch einmal nach.«
Er drehte im Flüstermodus eine Runde, dann noch eine. Doch von dem gesichteten Licht war nichts zu entdecken.
»Was halten Sie davon, Tsamcho?«, fragte Haan.
Conroy blickte den Tibetaner fragend an. Der hob die Schultern.
»Wenn da wirklich ein Licht war«, meinte er, »dann kann es sich nur um das Feuer eines Hirten gehandelt haben. Die Chikom-Soldaten würden es nicht wagen, in dieser Gegend ein offenes Feuer zu entzünden.«
»Worauf warten wir dann?«, meinte Conroy. »Landen wir!«
Haan nickte zustimmend. Er flog noch einen letzten Kreis um den See und landete den Hover dann auf dem Sandufer.
Conroy verschenkte keine Minute. Sobald die Vertidyne zur Ruhe kam, öffnete er die Kanzeltür auf seiner Seite, sprang hinaus und half Tsamcho sofort beim Ausladen der Waffen und seiner eigenen Ausrüstung. Sekunden später war alles ausgeladen. Tsamcho stand neben ihm.
Haan beugte sich herüber, um die Schiebetür zu schließen. »In einer Woche zur gleichen Zeit hier, Doktor!«, rief er halblaut. »Seien Sie pünktlich! Ich habe keine Lust, in dieser gottverlassenen Gegend Wurzeln zu schlagen.«
Tsamcho und der SY.N.D.I.C.-Agent zogen die Munitionskisten beiseite. Dann blickten sie auf die Vertidyne, die unter Haans Schaltungen einen Satz in die Luft machte und in einer aufsteigenden Parabel immer schneller nach Südwesten verschwand.
Conroy hatte noch den Motorenlärm in den Ohren, als er sich zu dem Dolpo-Pa umdrehte.
»Wir sollten die Ausrüstung und die Waffen lieber irgendwo verstecken, bis Ihre Freunde aus Lhakpa sie abholen kommen.«
Er ging auf einen dreißig oder vierzig Schritte entfernten Geländeeinschnitt zu, der ihm als Versteck gut geeignet schien. Es war merkwürdig, wie lange der Motorenlärm des verschwundenen Hoverjets noch in den Ohren nachklang.
Er drehte sich um, weil er Tsamcho rufen wollte. In dieser Sekunde tauchte wie ein Gespenst das Käferskelett eines Kampfbuggys auf der nächsten Hügelkuppe auf. Es hatte seine Scheinwerfer ausgeschaltet und bildete im Mondlicht eine drohende Silhouette.
In der ersten Schrecksekunden stand Conroy wie vom Donner gerührt da und starrte auf die Gestalten und das lange Laufbündel einer Gatling, die auf einem Drehkranz montiert war. Dann reagierte er in gewohnter Manier. Er sprang mit einem gewaltigen Satz vor und riss im Laufen die MDK aus der Tasche.
»Achtung, Tsamcho!«, brüllte er.
Der dicke Lauf der Gatling schwenkte bereits in Richtung auf den Dolpo-Pa herum. Mit einem hässlichen, stoßartigen und metallenen Klingeln blitzten bläuliche Flammenzungen auf, Sand und Dreck stob unter den Einschlägen auf.
Tsamcho warf sich zur Seite und rollte verzweifelt auf die nächste Deckung zu. Conroy kniete nieder und feuerte ein paar Schüsse auf den Buggy ab, um die Aufmerksamkeit der Besatzung auf sich zu lenken.
Die Atempause nutzte der Dolpo-Pa, um zwischen einem Gewimmel von Felsbrocken am Seeufer zu verschwinden.
Jetzt schwenkte die Gatling zu Conroy herum. Er ließ sich in den Geländeeinschnitt fallen und presste das Gesicht auf den gefrorenen Boden. Ringsumher spritzten die Kugeln vom Felsen. Steinsplitter flirrten durch die Luft; einer davon riss ihm die Wange auf. Als er sich etwas erhob, um sich tiefer ins schützende Dunkel zurückzuziehen, streifte eine Kugel seine rechte Schulter.
Wieder presste er sich flach wie eine Flunder auf den Boden und wartete. Als die Schüsse verstummten und die letzte Patronenhülse ausgeworfen war, war die Stille schwerer zu ertragen als der ohrenbetäubende Lärm der feuernden Gatling.
Conroy wälzte sich herum und richtete sich vorsichtig auf. In der nächsten Sekunde hörte er einen dumpfen Knall, und sein Versteck war in hartes weißes Licht getaucht.
Er starrte in das grelle Licht der an ihrem Minischirm langsam herabsinkenden Leuchtrakete und blieb einfach stehen, weil es für ihn nicht die Spur einer Fluchtmöglichkeit gab. Gleich darauf rollten ein paar Steinchen über den Hang. Am Rand des Grabens tauchten zwei Männer mit schußbereiten Maschinenpistolen auf, die zwar Kleidung militärischen Zuschnitts trugen, aber keine Soldaten waren. Ganz im Gegenteil.
Conroy hob schon die MDK, da erschien zwischen den beiden ein dritter Mann, schlank und groß. Er war so nahe, dass Morton jede Einzelheit erkennen konnte.
Lächelnd blickte er auf Conroy herab.
Und Conroy sah ein Gesicht, von dem er glaubte, es längst vergessen zu haben. Ein schmales Gesicht, mit vollem, in die Stirn gekämmtem schwarzem Haar. Die Haut über den Backenknochen hatte bei Tageslicht einen leicht gelblichen Schimmer, wie er wusste.
Morton hielt den Atem an, während sich alles in ihm verkrampfte und sein Mund trocken wurde. Dieser Mann war einmal sein Todfeind gewesen. Als er dieses Gesicht zum letzten Mal gesehen hatte, war es unter ihm gewesen, schweißüberströmt, verzerrt, während Morton drauf und dran war, den Kerl zu töten. Damals, in Bessarabien, als er mit seinem Team am Fuße der Karpaten jenes Militärlager aushob, das den regulären Truppen soviel Schwierigkeiten bereitete.
Und jetzt kam sein Todfeind auf ihn zu...
Es war eine Nacht voller Überraschungen.
»Oberst Chakatow«, nickte Conroy wie bestätigend. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht mit diesem Boris Chakatow.
Der Russe grinste. »Hi, Commander«, sagte er gelassen auf englisch. »Habe ich Ihnen nicht prophezeit, dass wir uns eines Tages wieder gegenüberstehen werden?«
»Ich dachte, die hätten Sie in Kovitze viergeteilt, nachdem sie herausgefunden hatten, was Ihre Leute mit den Frauen und Mädchen angestellt hatten«, versetzte Conroy lahm, und sein Körper spannte sich wie eine Stahlfeder.
»Seien Sie kein Narr, Commander Conroy«, sagte der Russe scharf, der ihn nicht aus den Augen ließ. »Das hilft Ihnen doch alles nichts mehr.«
Conroy nickte.
»Vielleicht haben Sie da gar nicht so unrecht« versetzte er. Dann warf er die MDK weg und wartete, bis sie ihn holen kamen.
*
Der kalte Wind wehte um die Felsblöcke und führte winzige Eiskristalle