Название | Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Ужасы и Мистика |
Серия | |
Издательство | Ужасы и Мистика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745201185 |
„Sie denken auch an alles, Herr Abu-Khalil.“
Er lehnte sich zurück und nahm einen Schluck von seinem Mineralwasser.
Eins muss man ihm lassen, dachte Jürgen. Er weiß, wie man sich wichtig macht und die News-Ware wirkungsvoll präsentiert, die er anzubieten hat.
Tom Abu-Khalils Handy klingelte. Er griff in die Innentasche seines Jacketts und holte den Apparat hervor. Er sah kurz auf das Display und drückte das Gespräch weg. „Nerven Sie die Dinger auch so wie mich?“, fragte er.
„Kommen Sie zum Punkt, Miste Abu-Khalil.“
„Wie gesagt, ich habe meinem Informanten diese Schwierigkeit gesagt. Er ist aber aus persönlichen Gründen sehr daran interessiert, dass der Mord an Gerald Wirtz noch gesühnt wird. Er schlug vor, dass Sie Roswitha einfach eine simple Frage stellen und ihre Reaktion abwarten. Fragen Sie, ob sie sich noch an den 13. August vor genau fünf Jahren erinnert. An ein Treffen in Edes Bar.“
„Was geschah dort?“
„Sie hat sich mit Rainer Gabaldi getroffen. Aber es war noch jemand dabei.“
„Ihr Informant?“
„Dazu sage ich jetzt nichts. Jedenfalls wurde der Mord an jenem Abend in Auftrag gegeben. Sagen Sie ihr, dass es einen Zeugen für das damalige Gespräch gibt und dass Sie beweisen können, dass sie dort war... Sie sind ein erfahrener Cop, Carnavaro. An ihrer Reaktion werden Sie erkennen, ob es sich lohnt weiter nach zu bohren. Aber Sie sollten das schnell tun. Bevor darüber entschieden wird, ob sie Immunität bekommt...“
Tom Abu-Khalil blickte auf die Uhr und stand auf. Er trank sein Mineralwasser aus.
„Sie haben es auf einmal eilig?“, fragte Jürgen.
„Wie Sie schon sagten, es ist spät und ich brauche meinen Schlaf mindestens so dringend wie Sie.“ Er setzte den Becher ab. „Meine Rechnung übernimmt doch sicher die Spesenkasse des BKA, nicht wahr?“
Damit stand er auf und verließ den Tisch.
Er ging geradewegs zur Tür und trat ins Freie.
35
Jürgen und Olli warteten noch etwas. Olli nahm einen Kaffee und setzte sich zu Jürgen an den Tisch.
Als sie dann schließlich die Snack Bar verließen, wehte ein eiskalter Wind durch die Pratnowitzer Straße.
Ihren Wagen hatten sie in einer Seitenstraße geparkt.
Als sie dort einbogen, sahen sie, dass sich zwei Gestalten daran zu schaffen machten. Einer stand Schmiere, der andere hantierte am Vorderreifen herum.
„Nicht auch noch so was!“, stöhnte Jürgen auf und seine Hand glitt zur Dienstwaffe.
„BKA! Stehen bleiben!“, rief er.
Die beiden Männer am Wagen rannten augenblicklich davon. Sie verschwanden in einer Hausnische.
Olli und Jürgen erreichten ihren Wagen. Jürgen überprüfte den Vorderreifen.
„Und?“, fragte Olli.
„Scheint alles in Ordnung zu sein.“
„So ein Messerstecher, der aus purem Übermut meine Reifen zersticht, hätte mir gerade noch gefehlt.“
Olli folgte den Beiden noch mit der Waffe in der Hand bis zu dem Hauseingang, in dem sie verschwunden waren. Aber dort war niemand mehr. Dann kehrte er zurück.
„Ein paar Stunden Schlaf bleiben uns ja noch“, meinte er.
36
Tom Abu-Khalil nahm die U-Bahn-Station an der Pratnowitzer Straße. Bevor er sich die Rolltreppe hinunter tragen ließ, nahm er sein Handy und wählte eine Nummer.
„Herr Titow? Es ist alles so erledigt worden, wie Sie wollten...“
37
Am nächsten Vormittag saßen wir im Besprechungszimmer von Kriminaldirektor Bock. Jürgen und Olli hatten von ihrem nächtlichen Treffen mit ihrem Informanten berichtet.
Max Herter hatte bereits auf elektronischem Weg alles zusammengetragen, was über den Fall Gerald Wirtz auf die Schnelle greifbar war.
Kriminaldirektor Bock fragte ihn nach seiner spontanen Einschätzung.
„Also ganz ehrlich, das sieht nach einem Routinefall aus. Gerald Wirtz hat die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und ist gegen den Beton gefahren.“
„Ist ein zweites Fahrzeug daran beteiligt gewesen?“, fragte Kriminaldirektor Bock.
„Es wurden keine Anzeichen dafür gefunden“, erklärte Max Herter.
„Vielleicht wurde nicht richtig ermittelt“, vermutete Rudi. „Tatsache ist doch, dass die Aussage von Jürgens Informant einen plausiblen Grund dafür bietet, warum Roswitha Delgado unbedingt Immunität haben will und offenbar gar nicht so furchtbar stark daran interessiert ist, dass Vladi Gruschenko und seine Bande hinter Schloss und Riegel landen. Schließlich müsste sie dann befürchten, dass auch die alte Geschichte ans Licht kommt...“
„Also ich will mir die Unterlagen gerne genauer ansehen und habe auch vor, mit den damals ermittelnden Beamten der Schutzpolizei und der Autobahnpolizei zu telefonieren. Aber mein Instinkt sagt mir, dass da nicht viel dran ist.“
„Fest steht aber auch inzwischen, dass Roswitha Delgado auf verschlungenen Pfaden an den Schweigegeldzahlungen