Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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ganz kurz nur, wenn er seine Sitzposition um ein winziges Stück veränderte.

      Die ungeheure Nähe zu ihrem Sohn ließ Haelinon erschauern. Fast schien es ihr, als fühlte sie das uralte Band, den dünnen Faden zwischen Mutter und Kind, der den Platz der Nabelschnur einnimmt, wenn der Säugling den Weg in die Welt gefunden hat. Das Band war zurückgekehrt, nach so vielen Jahren. Wider Willen zitterte die junge Frau, allein bei dem Gedanken, was sie getan hatte – aus Feigheit. Reiner Feigheit. Eine Mutter hatte kein Recht, die Verantwortung für ihr Kind an eine fremde Familie abzutreten – nicht aus diesem Grund allein. Sie hätte wenigstens versuchen können, ihn aufzuziehen, wenn auch bei Zieheltern und mit unregelmäßigen Besuchen. Aber dies allein hätte vielleicht gereicht, um ihm das Gefühl zu geben, von seiner Mutter nicht vollkommen verlassen worden zu sein. Denn genau dies hatte sie getan, ihn verlassen. Allein gelassen. Die Schuld war kaum zu ertragen.

      Irgendwann hielt Haelinon diese Nähe nicht mehr aus. Sie erhob sich, streckte ihren steifen Rücken und lief am Rande der Siedlung entlang. Das Feuer der abgebrannten Häuser hatte die Palisaden von innen mit schwarzem Ruß bedeckt. Trotz den Bemühungen der Bärenjäger waren die Spuren des Krieges näher denn je. Jede Lehmmauer atmete Verfall und Vergänglichkeit. Es war schwer auszuhalten – erst recht nun, da Haelinon Herrin ihrer alten Fähigkeiten war, nur ohne die nötige Distanz, die sie zu früheren Lebzeiten gehabt hatte.

      Sinnlos. Zwecklos. Was tat sie hier? Sollte sie nicht wenigstens versuchen, die Schuld zu begleichen, die sie bei ihrem eigenen Sohn hinterlassen hatte? Die Gedanken zermarterten sie; Haelinon konnte versuchen, was sie wollte.

      Erst eine Gestalt zwischen den Häuserruinen ließ sie innehalten.

      Oran stand an eine halb eingestürzte Wand gelehnt. Ein warmes Lächeln erfüllte das Gesicht des alten Bauern, als wäre er sich des Beins nicht bewusst, das er seit der Schlacht nachziehen musste. Als wäre die Welt noch heil, unberührt. Haelinon wurde sich bewusst, dass sie, die im Grunde für alle anderen noch seine Tochter war, nicht ein einziges Mal an Lhenias Vater gedacht, geschweige denn nach ihm gesehen hatte. Obwohl er sie so bedingungslos liebte. Als seine Tochter.

      Fast schmerzte seine unerschütterliche Aufrichtigkeit, als er – ohne einen Vorwurf oder eine Anklage in der Stimme – sagte: „Es tut gut zu sehen, dass du wohl auf bist!“

      Langsam hinkte er näher. Haelinon versuchte vergeblich den Knoten in ihrem Hals herunterzuschlucken. Er wurde übermächtig, als der alte Bauer ihr die Hände auf die Schultern legte, eine sanfte, liebevolle Geste, obwohl sie glaubte, dass er sie am liebsten in die Arme geschlossen hätte. Doch er tat es nicht. Er konnte es nicht, das spürte sie. Die Kluft, die die Erkenntnis über ihre wahre Vergangenheit geöffnet hatte, war auch für Oran nicht zu überwinden. Es war sinnlos, dagegen anzukämpfen.

      „Oran, …“ Haelinon hielt es nicht mehr aus. Diese bedingungslose Ehrlichkeit verglühte sie. Einen, wenigstens einen Fehler wollte sie gut machen. Oran war niemand, der sie verraten würde. Nur ihm wollte sie die Wahrheit sagen. Und damit vielleicht ihrem wütenden Gewissen ein wenig Befriedigung bieten.

      „Oran, Ihr solltet es wissen …“

      „Schhhh!“ Der Laut allein genügte, um sie zum Schweigen zu bringen.

      Fragend blickte sie auf, sah dem Bauer in die warmen Augen, die auf einmal ein Erkennen widerspiegelten, das Haelinon nicht erwartet hatte.

      „Ich weiß, was du sagen willst. Du bist nicht Lhenia. Die Menschen des Dorfes sind nicht blind; ich am allerwenigsten. Die meisten sind der Ansicht, die Wiederkehr aus der Anderen Welt hätte dich lediglich verändert. Doch ich weiß, dass noch viel mehr geschehen ist.“

      „Bitte, glaubt mir! Sie musste nicht meinetwegen sterben. Ich habe Lhenia nicht ausgesucht. Die Götter allein haben mir den Weg zurückgewiesen, damit ich tun kann, was ich schon einmal schmerzlich versäumt hatte.“

      „Wie heißt du, Kind?“

      „Ich …“

      Auf einmal blieb Haelinon die Antwort im Halse stecken. Wie war ihr Name? War sie immer noch Haelinon, die Frau, als die sie vor über zwanzig Jahren ums Leben gekommen war, die Tochter des Moorsängers? Mit einem Mal war sie sich in diesem Bezug nicht mehr sicher. Nachdem sie lange innegehalten hatte, entschloss sie sich schließlich zu einer Lösung und sprach damit unbewusst mehr von der Wahrheit aus, als sie es vorher beabsichtigt hatte.

      „Früher nannten die Menschen mich Haelinon. Bevor ich diese Erinnerung wiedergefunden hatte, war ich Anation. Wer ich jetzt bin, kann ich nicht sagen.“

      Oran musterte Haelinon nachdenklich. Sein Blick streichelte sie, so zärtlich, wie es nur ein Vater gekonnt hätte. Schließlich umfasste er ihre Wange mit einer Hand und strich mit dem Daumen über ihre Haut. Wider ihre Erwartungen war er nicht erstaunt, ließ nicht verlauten, ob ihm der Name Haelinon etwas sagte, ihn wenigstens an etwas erinnerte. Er stand einfach nur da, als gäbe es in dieser Welt kein Unglück oder Versagen. Und eben dieser Gedanke lag in jedem seiner Worte, als er aussprach: „Ich weiß nicht, warum die Götter dich zu uns geschickt haben. Doch ich glaube, dass es gut war. Denn die Herren der Welt irren sich niemals. Die Zeit meiner Tochter war gekommen. Sie hat ihr Schicksal selbst gewählt und in Ehren angenommen. Eben deshalb ehrt es sie und mich noch mehr, dass sie dir damit behilflich sein konnte.“

      Haelinon fehlten die Worte. Herzschläge lang stand sie da und überlegte, was sie entgegnen sollte. Sie musste einfach etwas sagen. Doch noch bevor sie dazu kam, lenkte das Preschen von Hufen ihrer beider Aufmerksamkeit auf sich. Der Bote war aufgebrochen, um mit Khomal zu verhandeln. Wohl schon morgen konnte alles vorbei sein.

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