Название | Die Britannien-Saga. Band 1 und 2: Hengist und Horsa / Brand und Mord. Die komplette Saga in einem Bundle |
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Автор произведения | Sven R. Kantelhardt |
Жанр | Историческая литература |
Серия | Britannien-Saga |
Издательство | Историческая литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862827725 |
Ein Knecht lief in Richtung des Hofes davon und kam gleich darauf atemlos, aber mit einer groben geflochtenen Hanfschnur zurück. Daraus formte er eine Schlinge, die er Ordulf über den Kopf warf. Dieser rührte sich nicht. Erst als der Knecht die Schlinge probehalber zuzog, griff er unwillkürlich an seinen Hals. Doch seine Bewacher rissen ihm unsanft die Arme herunter.
„Ihr sollt ihn nicht quälen, sondern einfach eure verdammte Aufgabe erledigen“, schimpfte Horsa verärgert, als sich Ordulf hustend zusammenkrümmte. „Und jetzt folgt mir.“
Beufleet, Juni 441
Ceretic
Viel stand auf dem Spiel und er durfte nicht weich werden. Ceretic wusste es nur zu gut. Er musste nun endlich zu seinem Pferd und ins Lager zurückkehren. Die Treue gegen König und Vaterland, aber vor allem auch die Sorge um Rowenas eigenes Schicksal verlangten es so. Aber wie sie im silbernen Licht des Mondes in ihrem weißen Kleide vor ihm lag und ihn zu sich hinunter zog, schaffte er es einfach nicht, sich abzuwenden. Stattdessen sank er auf die Knie und erwiderte ihren Kuss. Glühwürmchen schwirrten um sie herum und einen Augenblick war er nicht sicher, ob er träumte oder wachte.
Wie lange sie beieinander lagen, wusste Ceretic später nicht mehr zu sagen, doch plötzlich gellte ein Schrei vom Fleet herüber: „To jodute.“
Ceretic schreckte hoch. Man hatte sie erwischt. Ruckartig richtete er sich auf und riss den Dolch aus seinem Gürtel. Rowena klammerte sich erschrocken an sein Bein. Doch niemand erschien. Es dauerte einen Moment bis Ceretic erfasste, dass der Ruf gar nicht ihnen gegolten hatte. Einen Augenblick überlegte er, ob er nicht einfach wieder in den Traum eintauchen könnte, aber der Zauber war gebrochen. Er half Rowena auf, die sich zitternd an ihn klammerte.
„Geh nicht, sie werden dich umbringen“, jammerte sie noch ganz benommen von dem jähen Ende ihres gemeinsamen Glücks.
Doch Ceretic gelang es schließlich sie zu beruhigen. „Lass uns zu Gutha schleichen und sehen was los ist“, entschied er.
„Da seid ihr ja endlich“, begrüßte sie die Magd aufgeregt. Vor ihr konnte Ceretic das Fleet erkennen. Am anderen Ufer hatte sich ein Menschenauflauf gebildet und ein junger Sachse wurde unsanft fortgezerrt. Dann entdeckte er noch einen, der offenbar verletzt war und schließlich wurde ein weiterer aufgehoben. An seinen seltsam steif herabhängenden Gliedern erkannte Ceretic, dass es sich um einen Toten handelte.
„Was ist denn dort geschehen?“, fragte er Gutha. Die schaute ihn mit schreckensbleichem Gesicht an und Ceretic wunderte sich, dass ein Mädchen, welches zwischen lauter Kriegern aufwuchs, so zart besaitet war.
„Sie haben den Falschen erwischt“, stammelte sie.
Ceretic verstand nicht. „Wieso den Falschen? Wäre dir etwa lieber, man hätte uns erwischt?“
„Nein, natürlich nicht“, schnaufte sie verärgert über so viel Unverstand. „Aber der Junge dort ist unschuldig. Die anderen haben ihm eine Falle gestellt und versucht, ihn zu ermorden und nun wird er als Verbrecher abgeführt!“
„Aber der Tote ist ja wohl nicht abgeführt worden“, entgegnete Ceretic, der langsam verstand worum es ging.
„Nein, du verstehst nicht. Es war so: Der junge Bursche, den sie jetzt abgeführt haben, hat sein Pferd zum Tränken an den Fleet geführt.“ Das schien zu stimmen, das Tier stand noch immer am Ufer. Ein ausnehmend edles Tier, viel besser als sein Wallach hinten bei der Baumgruppe, schoss es Ceretic flüchtig durch den Kopf. „Ich habe gesehen, wie zwei Kerle anfingen den Jungen mit dem Pferd von hinten mit Dreck zu bewerfen“, setzte Gutha ihre Geschichte fort. „Dann schrien sie sich etwas zu und der junge Kerl ging auf die beiden los. Er war unbewaffnet, aber einer der beiden Störenfriede zog sogleich seinen Sax. Bevor er ihn gebrauchen konnte, schlug der Junge ihn mit der Faust nieder. Aber plötzlich schrie ein dritter, der sich hinter der Böschung versteckt hatte, ‚to jodute‘ und dann tauchte noch ein Kerl aus dem Hinterhalt auf. Sie versuchten den armen Jungen zu ersäufen! Ich habe es genau gesehen. Und dann hat sich der Junge irgendwie seiner Angreifer erwehrt. Ich weiß nicht, woher er auf einmal doch eine Waffe hatte, aber er hatte sie auf gar keinen Fall in der Hand, als er den ersten Gegner niederschlug. Er ist auf jeden Fall das Opfer eines Hinterhaltes“, sprudelte es aus Gutha heraus.
Ein feiger Mordversuch!, fuhr es Ceretic durch den Kopf. Kein Wunder, dass Gutha so außer sich war.
„Du musst bezeugen, dass er unschuldig ist“, flehte Gutha. „Mein Wort gilt nicht viel, ich bin ja nur eine Frau.“
„Aber wie soll ich denn erklären, dass ich mich hier am Ufer befand? Dann würde man doch entdecken, dass sich Rowena mit mir getroffen hat“, entgegnete Ceretic hilflos.
Die kleine Magd sah ihn erschrocken an, daran hatte sie gar nicht gedacht.
„Ihr nutzt jetzt die Verwirrung und schleicht zum Hof zurück, gerade ist niemand mehr am Fleet, alle sind ins Lager geeilt“, entschied Ceretic bestimmt. „Ich hole mein Pferd und vielleicht fällt mir noch etwas ein, um den armen Kerl zu retten, aber wir sind schließlich nicht Schuld an seinen Problemen. Die Wahrheit wird auch ohne unser Zutun herauskommen.“
Gutha senkte den Kopf, dann schluckte sie und nickte zweimal.
„Mische dich bloß nicht ein, du kennst unser Recht nicht, Liebster. Verstehst du? Außerdem hast du selbst gar nichts gesehen“, flehte ihn Rowena leise an. Dann ergriff sie Guthas Hand und zog sie aus dem Gebüsch auf den Fleet zu.
Ceretic blickte ihnen kurz nach, aber niemand schien die beiden Mädchen zu bemerken. Er drehte sich um und rannte in Richtung seines wartenden Pferdes. Als aufrechter britannischer Krieger und Anhänger der christlichen Lehre konnte er doch nicht mit ansehen, wie ein unschuldiger Junge ermordet wurde! Aber er konnte auch nichts dagegen unternehmen.
Sein Auftrag, Hengist, Rowena, Rowena!
„Oh Herr im Himmel“, flehte er im Laufen, „was soll ich tun? Willst du den Jungen für meine Lügen und Heimlichkeiten bestrafen?!“
Beufleet, Juni 441
Ordulf
So also endete sein erstes großes Abenteuer. Vor Enttäuschung, Wut und Angst konnte Ordulf kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Unsanft rissen die Männer an seinen Armen. Das konnte doch nicht alles gewesen sein? Horsa musste doch erkennen, welche Bosheit die Ebbingemannen da ausgeheckt hatten. Aber die Männer zogen ihn unbarmherzig fort. Halvor spuckte in seine Richtung, traf aber nicht. Der verzweifelte Swæn lief hinter ihnen her und rang die Arme. Man zerrte ihn aus dem Lager.
Zuerst ging es am Fleet entlang nach Süden. Bald nahmen sie eine Abzweigung nach rechts und der Grund senkte sich, wurde weicher und sumpfiger. Feuchte Stellen tauchten auf. Dann erkannte Ordulf vor sich ein Erlenwäldchen. Beim Näherkommen sah er, dass der Weg in den Hain hineinführte. Die Dunkelheit war nun vollends hereingebrochen und langsam begannen Ordulfs Gedanken sich wieder zu ordnen. Vielleicht könnte er im Dunkel zwischen den Bäumen entfliehen? Das war seine letzte Chance. Als sie ein kleines Stück in den Wald eingedrungen waren, ließ er sich plötzlich nach rechts fallen. Seine Bewacher, gerade ganz auf den Weg konzentriert, wurden völlig überrascht. Wie erhofft ließ sich der linke der Wächter von dem plötzlichen Gewicht herüberziehen. Das brachte ihn so dicht an Ordulf, dass dieser aufspringend mit dem Kopf nach seinem Kinn stoßen konnte. Er spürte den Aufschlag und hörte das Knirschen der Zähne seines Gegners. Einen Augenblick später flutete der Schmerz wie eine Welle von seinem eigenen Scheitelbein herab. Der Stoß hatte gesessen. Der Mann