Die kleine Dame melodiert ganz wunderbar (4). Stefanie Taschinski

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Название Die kleine Dame melodiert ganz wunderbar (4)
Автор произведения Stefanie Taschinski
Жанр Детская фантастика
Серия Die kleine Dame
Издательство Детская фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783401809137



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mit den Händen, die sie zu Fäusten ballte. Sie schmollte mit dem Mund, den sie zusammenpresste, und mit den Augen, die stur geradeaus sahen.

      Pim, der an der Leine neben Karlchen lief, wandte ihr seine dunkle Schnauze zu, als wollte er sagen: »Hey, was ist los? Hab ich was falsch gemacht?«

      Doch Pim, der ehemalige Räuberhund, hatte rein gar nichts verkehrt gemacht. Im Gegenteil: Gleich an der ersten Straßenecke hatte er brav das Bein gehoben und direkt in den Rinnstein gepieselt. Zwischen zwei Bäumen hatte er ganz schnell ein paar Grashalme gefressen, und als ihnen an der Ampel sein griechischer Kumpel entgegenkam, gab es nur ein kurzes Schnuppern und schon war Pim wieder an Karlchens Seite.

      »So ein vergurkter Misttag«, brummte Karlchen in Lillys Richtung. Sie sprach Lilly nicht direkt an, denn wenn Karlchen schmollte, wollte sie mit niemandem reden. Aber zur Sicherheit schimpfte Karlchen so laut, dass Lilly es in jedem Fall hörte. »Zum Kuckuck! Nur wegen Mama und Papa hab ich heute meine Federtasche bei Jakob vergessen!«

      »Halb so schlimm. Die bringt er dir morgen mit«, versuchte Lilly, sie zu beruhigen. »Weißt du, vorhin war ich bei der kleinen Dame und …«

      »Halb so schlimm? Hallo, es ist sogar doppelt schlimm!«, unterbrach Karlchen sie. »Ich wollte noch mein Bild fertig malen!«

      »Dann leih ich dir meine Stifte. Aber wenn du hörst, was mir die kleine Dame geraten hat …«

      Karlchen kickte eine Dose weg, die auf dem Gehweg lag.

      Eigentlich wäre Pim gern hinterhergesprungen, so wie sie es sonst immer machten. Doch heute hielt Karlchen die Leine einfach zu kurz.

      »Von der kleinen Dame will ich sowieso nichts mehr hören, weil wir hier bald wegziehen und …«

      Lilly sah, wie Karlchen schwer schluckte. Sie zog die Nase hoch. »… und Frau Schnacksels Chamäelon hab ich auch verpasst«, schniefte sie ganz unglücklich.

      Lilly machte zwei lange Schritte und baute sich vor Karlchen auf, schließlich war sie hier die Große.

      »Stopp«, sagte sie. »Hör mir mal zu. Ich finde Mamas und Papas Idee, aus dem Brezelhaus auszuziehen, genauso bescheuert wie du.«

      Karlchen schob ihre Unterlippe vor. »Oberbescheuert«, sagte sie.

      »Und deswegen war ich auch gleich nach der Schule bei der kleinen Dame und wir haben einen Plan geschmiedet.«

      »Will die kleine Dame uns ein neues Zimmer zaubern?«, fragte Karlchen stirnrunzelnd.

      Lilly nahm Karlchens Hand und zog sie mit. »Die kleine Dame kann doch gar nicht zaubern! Alles, was wir tun müssen, ist, Mama und Papa zu zeigen, dass unser Nest sehr wohl groß genug für einen weiteren Minimenschen ist.«

      »Unser Nest«, seufzte Karlchen.

      Sie waren jetzt nur noch wenige Schritte vom Brezelhaus entfernt. In der Regenrinne stimmte die Amsel ihr Abendständchen an. Im Nest der Brezelhaus-Tauben raschelte und gurrte es.

      »Lilly?«, Karlchen blieb stehen.

      Pim setzte sich mit einem kleinen Schnaufer hin.

      »Ja?«

      »Und wenn der Plan der kleinen Dame nicht funktioniert und wir ausziehen müssen?«

      Lilly blickte hoch zur goldenen Brezel, die in der Abendsonne funkelte. »Wir ziehen nicht aus dem Brezelhaus aus«, erklärte sie mit fester Stimme. »Nie, nie, niemals!«

      Und wie zur Bekräftigung ihres Schwurs erklang hinter ihnen das tiefe Dingeling-Dingelong von Papa Bärs Fahrradklingel. Im nächsten Moment kam er mit seinem Bakfiets neben ihnen zum Stehen.

      »Guten Abend, die Damen«, er sah zu Pim, »und der Herr«, meinte er gut gelaunt und stieg ab.

      Mit einem fröhlichen Bellen sprang Pim auf und begrüßte ihn.

      »Na, Hund.«

      Die Mädchen sagten nichts.

      Papa sah von einer zur anderen. »Wart ihr schön mit Pim draußen?«

      Lilly verschränkte die Arme vor der Brust, so wie Mama es tat, wenn sie stinkig war. »Und du hast schön Wohnungen besichtigt?«, fragte sie zurück.

      Auf Papas Stirn tauchte eine Sorgenfalte auf. »Ach, die war gar nicht so schön. Nein, das war nicht die richtige für uns.«

      »Zum Glück!«, flüsterte Karlchen.

      »Puh«, sagte Lilly leise.

      »Aber ich habe das Babybett abgeholt. Wenn ihr Lust habt, bauen wir es nachher zusammen auf.«

      Sie gingen die letzten Schritte zum Eingang des Brezelhauses gemeinsam.

      »Vielleicht morgen, Papa. Heute Abend haben Karlchen und ich noch etwas Wichtiges in unserem Nest zu tun.«

      Gleich nach dem Abendessen flitzten Lilly und Karlchen ins Kinderzimmer, um den Plan durchzuführen. Seltsame Geräusche klangen durch die verschlossene Tür:

      Das Ächzen alter Holzdielen, über die flinke Kinderfüße sprangen. Knack-knack-knaaar.

      Das aufgeregte Wispern der Papierseiten, die wutsch aus ihrem Ordner rutschten. Scha-scha-schu.

      Rumpelnd und knirschend versetzten Lilly und Karlchen das ganze Kinderzimmer in Bewegung.

      »Hier, dieser Stapel geht in den Keller«, sagte Lilly entschieden.

      Karlchen quiekte auf und riss das oberste Heft zurück. »Aber nicht mein Stickeralbum! Das brauch ich morgen zum Tauschen!«

      Lilly kniete schon vor den nächsten Kisten, die links vom Kleiderschrank standen. Auf dem obersten Deckel lag eine feine Staubschicht. Lilly tippte ein, zwei, drei die Kartons ab. »Keller, Keller, Keller.«

      Dann lief sie zu den Spielsachen, die rechts vom Kleiderschrank standen. »Mit dem Kaufmannsladen haben wir schon seit Weihnachten nicht mehr gespielt. Der kann raus.«

      Karlchen stellte sich schützend vor ihn.

      »Vielleicht passt der Kaufmannsladen noch in den Flur«, schlug sie vor.

      Lilly trat einen Schritt zurück und zeigte auf die Lücke zwischen dem Schreibtisch und dem Schrank. »Wenn wir die Lücke ganz freiräumen, können Mama und Papa da die Wickelkommode hinstellen.«

      Lilly wusste genau, dass Mama darauf bestehen würde. »Wir müssen nur das Bett ein kleines Stück vorrücken.«

      Karlchen stellte sich neben Lilly und fasste nach dem Eckpfosten des Etagenbettes.

      »Eins, zwei, los!«, kommandierte Lilly.

      Sie schoben mit aller Kraft, doch es rührte sich keinen Millimeter.

      »Doller!«, rief Lilly.

      »Ich schieb ja«, japste Karlchen.

      Unversehens gab es einen Ruck und das Bett machte einen Satz nach vorn. Erschrocken bemerkte Lilly das Loch in der Wand, wo Papa es festgeschraubt hatte.

      »Au Backe«, entfuhr es ihr.

      »Mädchen, ist bei euch alles in Ordnung?«, rief Mama aus dem Flur.

      »Jaha, wir spielen nur«, antwortete Lilly. »Schnell! Du kletterst hoch und verdeckst das Loch!«

      Karlchen war die Leiter noch gar nicht ganz hochgeklettert, als Mamas Kopf in der Tür auftauchte. »Was spielt ihr denn …« Mama verstummte und ihr Blick glitt durchs Zimmer. Von den ausgeräumten Bücherregalen zu den aufgestapelten Kisten, von den offenen Schubladen zu den selbst gemalten Bildern, die über den ganzen Fußboden verstreut lagen.