Название | Magierin der Liebe |
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Автор произведения | Monika Auer |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783748237839 |
„Du kriegst mich nicht klein. Was immer ich dafür tun muss. Du sollst keine Macht mehr über mich haben“, schreie ich sie an, wenn wir uns mal wieder zoffen.
Leider gehe ich mir mit diesem Kriegseifer in die Falle. Ein naiver Teenager, der ich noch bin, ahnt nicht, dass er wie sie geworden ist.
Ich habe eine böse Zunge entwickelt. Ich nutze jede Gelegenheit, meine Mutter zu kränken. Ich will Gleiches mit Gleichem vergelten, darum übergieße ich sie mit beißendem Zynismus. Ich will mit meinen Worten Wunden in ihr Herz schlagen.
Und so wird aus mir eine emotionale Furie, ganz die Mama.
Die psychosomatischen Beschwerden häufen sich. Seit einiger Zeit plagt mich eine starke Migräne. Ich könnte meiner Skoliose oder meiner angeborenen Hüftdysplasie die Schuld dafür in die Schuhe schieben. Doch genau weiß ich es nicht. Vielleicht traumatisierte ich etwas in meinem Kopf, damals, als ich ihn im Schulalter unter dem Einfluss des Hospitalismus an die Wand schlug.
Die Kopfschmerzen bessern sich nicht, unter dem täglichen Psychoterror zuhause. Immer noch zermartert mich die Frage, was ihre wahre Motivation ist, derart auf mich loszugehen. In Wahrheit tue ich weder meiner Mutter noch den Schwestern etwas. Ich habe mich stark aus den familiären Aktivitäten zurückgezogen, gehe ihnen aus dem Weg und will meine Ruhe haben. Aber genau dieser Entzug meiner Anwesenheit, meiner Energie, scheint sie zu provozieren.
Meine krankhaft narzisstische Mutter will mit aller Gewalt das Zentrum meiner Wahrnehmung sein. Ständig fordert sie meine Aufmerksamkeit ein. Ich soll ihr demütig meine Liebe zeigen, sie aufwerten. Tue ich es, überhäuft sie mich mit ihrer ganzen Verachtung, wird unfassbar bösartig, erniedrigt mich. Ich fühle mich jedes Mal wie eine emotionale Prostituierte.
Meine mittlere Schwester verbirgt ihre Eifersucht erst gar nicht mehr. Sie zeigt mir ihre ganze Wut, versucht mir so of es geht zu schaden. Zum Beispiel klaut sie meine Wertsachen. In ihren Augen bin ich dafür verantwortlich, dass der Papa an ihr kein Interesse hat und sie vernachlässigt. Ihre Inzesterfahrung, die sie einmal als 3-Jährige erleben musste, ist längst verdrängt. Sie ahnt nicht, dass ich all die Jahre für sie ins Opfer gegangen war. Für sie und meine jüngste Schwester. Unbewusst wollte ich sie unter allen Umständen vor dem sexuellen Missbrauch bewahren.
Bald bin ich volljährig. Auch die Berufsausbildung ist fast geschafft. Sogar zuhause gibt es Momente von Normalität. Als ungewöhnlicherweise Frieden zwischen uns vier weiblichen Familienmitgliedern herrscht, traue ich mich, einen Schritt zu machen. Ich möchte ihnen meine erste große Liebe vorstellen. In Absprache mit meiner Mutter lade ich ihn zu uns nach Hause zu einem Kaffeekränzchen ein.
Wir sitzen also beisammen, bis auf die Jüngste, die ist außer Haus. Alles verläuft zunächst normal. Nach dem Kaffee bittet uns meine Mutter sogar ins Wohnzimmer, um die Unterhaltung fortzusetzen. Da verleitet es meine 15-jährige mittlere Schwester zu einer irrationalen Handlung.
Sie setzt sich meinem 19-jährigen Freund auf den Schoß, legt ihre Arme um seinen Hals und schaut ihm fest in die Augen.
„Ich bin viel hübscher. Nimm mich. Ich bin besser als meine Schwester“, sagt sie betörend und kuschelt sich stärker an ihn.
Ich bin geschockt. Mir bleibt der Atem weg. Aber meine Mutter lacht blöde. Sie greift nicht ein, sondern starrt hypnotisiert auf diese skurrile Szene.
Zum Glück reagiert mein Freund in meinem Sinne. Er lacht verlegen, schubst dabei meine freche Schwester von seinem Schoß und sagt ausdrücklich:
„Ich liebe deine Schwester und für mich ist sie die Schönste.“
Ich bringe meine erste große Liebe noch an die Tür, wo ich mich für das Verhalten meiner Schwester entschuldige. Wir spielen es herunter, wollen es nicht allzu ernst nehmen. Schließlich ist sie erst fünfzehn. Ein törichter Teenager, der verzweifelt nach Selbstbestätigung sucht.
Doch als ich ins Wohnzimmer zurückkehre eskaliert die Lage.
„Dein Freund ist aber hässlich. Doch so eine Hure wie du, hat nichts Besseres verdient“, keift die mittlere Schwester nach ihrer Abfuhr los.
Das Gelächter meiner Mutter ist ihr Beifall. Sie wird nicht in ihrem Fehlverhalten korrigiert, muss sich nicht bei mir für ihren Aussetzer entschuldigen. Stattdessen weidet sich meine Mutter darin, wie ihre Verbündete meine Beziehung zum Postbeamten in den Dreck zieht.
„Der will doch bloß Sex. Danach lässt er dich wie eine heiße Kartoffel fallen“, wertet meine Mutter ebenso seine Liebe zu mir ab.
Ich ertrage ihre Irrationalität nicht mehr. Verletzt ziehe ich mich von ihnen zurück. Trotz meiner verzweifelten Abwehrstrategien trifft mich dieser Nachmittag mitten ins Herz. Aus Frieden wurde zum xten Mal Krieg.
Und zum xten Mal versöhne ich mich mit meiner Mutter.
„Ach komm her. Du bist doch meine Große. Lass uns Frieden schließen“, lockt sie mich aus der Reserve. „Ich habe doch bloß Angst, dass du das Gleiche erleben musst, wie ich mit deinem Vater. Sei nicht so dumm und naiv, wie ich es war. Ich wünschte, ich hätte jemanden gehabt, der mich vor allem bewahrt hätte.“
„Dann wärst du kinderlos“, antworte ich, „bist du nicht froh, uns zu haben?“
„Gerade du, meine Große, warst immer mein Wunschkind“, sagt sie.
Ihre Behauptung straft sie Lügen durch ihr abwehrendes Verhalten.
„Das stimmt nicht Mama. Dein Lieblingskind ist deine zweite Tochter.“
In meiner Naivität, unsere Mutter-Tochter-Bindung könne sich einmal zum Guten wenden, tappe ich erneut in ihre gemeine emotionale Falle.
Seit Tagen stellt mir die Mama bohrende Fragen zur Verhütung.
„Brauchst du die Pille?“, will sie wissen. „Wenn du die Pille brauchst, vertraue dich mir an. Ich will nicht, dass du zu früh schwanger wirst. Du sollst erst deine Ausbildung fertigmachen und von keinem Mann abhängig sein. Mach es anders als ich.“
Zugern möchte ich meiner Mama vertrauen und ihr es abkaufen, dass sie das Beste für meine Zukunft will. Wie sehr wünsche ich mir eine Mutter, die wie eine Freundin ist, und mit der ich über ein so prekäres Thema wie Sexualität und Verhütung sprechen kann.
„Ja Mama, ich bräuchte die Pille. Wir benutzen zwar Kondome, aber diese könnten platzen, oder?“, vertraue ich mich ihr an.
Kaum habe ich es gesagt, läuft das Gesicht meiner Mutter dunkelrot an. Und da wird sie auch schon zu einer Atombombe, ohne jede Vorwarnung ist wieder Krieg.
„Du Hure. Hab‘ ich‘s doch gewusst, dass du eine Schlampe bist“, schreit sie mit bebenden Lippen.
„Du machst auf der Stelle Schluss mit diesem Kerl, sonst sperre ich dich so lange ein, bis er sich aus Frust trennt“, droht sie mir gleich darauf mit Strafe.
Freeze. Mir bleibt das Herz stehen. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Ständig diese Vertrauensbrüche, diese Kränkungen. Wie lange kann ein Mensch so was aushalten? Ich spüre mich kaum, höre alles Weitere wie durch Watte. Dissoziation.
„Sei doch nicht so blöd und binde dich gleich an den erstbesten Kerl. Mach‘ nicht die gleichen Fehler. Genieße deine Jugend. Lass‘ dich von vielen Männern ausführen“, muss ich mir ihren irrationalen Tipp anhören.
In mir zerbirst etwas in tausend Stücke. Ich verlasse meinen Körper. Black out.
Als ich wieder bei klarem Bewusstsein bin, liegt meine Mutter mit dem Rücken auf dem Küchentisch. Sie starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hat Angst vor mir. Und noch etwas sehe ich in ihrem Blick: Respekt. Erst dann realisiere ich, dass ich bäuchlings