Название | Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018 |
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Автор произведения | Cedric Balmore |
Жанр | Эротическая литература |
Серия | |
Издательство | Эротическая литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745205985 |
Seine Anweisungen kamen knapp und gestochen scharf. Er machte sie mit der Stationsschwester Silke bekannt, einer Frau von zweiunddreißig Jahren, mittelblond und von kessem Wesen.
Doris, die eher zurückhaltend war, als dass sie auf die Leute zuging, entdeckte in Schwester Silke eine zweite Oberschwester Hilde, nur als jüngere Ausgabe und von hübscherem Äußeren. Aber im Grunde war Schwester Silke ein ebensolcher Trampel, als den Doris die Oberschwester ansah. Herzerfrischend zwar, aber auf den Nerv gehend. Und vor allen Dingen laut und schrill. Eigenschaften, die Doris nicht besonders schätzte.
Aber dann kam die Sprechstunde ab neun. Das war der Augenblick, wo sie es wirklich in erster Linie mit Dr. Graf zu tun hatte.
Ein paar Hinweise, ein paar Tipps, die ihr die Vorgängerin, eine jüngere Schwester gab. Alle diese Hinweise und Tipps wurden dann von Dr. Graf wieder über den Haufen geworfen, in dem er später, als die jüngere Schwester weg war, zu Doris sagte:
„Also alles, was hier früher gelaufen ist, ist totaler Käse. Machen Sie das so, wie Sie das in Erlangen getan haben. Und wenn mir etwas nicht passt, werde ich Ihnen das sagen. Und jetzt rein mit dem ersten Patienten!“
Die Zusammenarbeit mit Dr. Graf ließ sich besser an, als von Doris erhofft. Er blieb sachlich, sprach nur über das Wesentlichste mit ihr. Und immer waren es medizinische Dinge oder auf die Person des Patienten bezogene. Zu privaten Bemerkungen kam es gar nicht. Und je weiter die Zeit fortschritt, umso märchenhafter kam ihr das vor, was sie mit ein und demselben Mann anlässlich des Kinobesuches erlebt hatte. Unvorstellbar, dass es dieser Mann gewesen war und nicht irgendein wildfremder anderer.
Aber er war es, und daran gab es keinen Zweifel. Doch er ließ sich nichts, aber auch gar nichts davon anmerken, dass auch ihm dieses Erlebnis noch im Kopf herumspukte.
Kurz nach zwei war endlich der Massenandrang in die Sprechstunde vorbei. Die letzte Patientin war gegangen, und Doris steckte deren Karteikarte ins Fach zurück.
Es gab noch ein paar Dinge aufzuräumen. Sie tat es, und war in dieser Zeit mit Dr. Graf zum ersten Male an diesem Vormittag längere Zeit in einem Raum zusammen. Er saß am Schreibtisch und schrieb.
Ohne aufzublicken sagte er plötzlich in die Stille hinein:
„Das Essen hier in der Kantine ist sehr gut. Es ist keine eigentliche Kantine. Ein hübscher, im Bauernstil eingerichteter Raum. Und wie gesagt, das Essen ist großartig. Ich wollte Ihnen nur einen Rat geben, dass Sie nicht etwa auf die Idee kommen, irgendwo in der Nähe in einem Lokal zu essen, wo alles teuer ist. Im Übrigen gibt es heute Hammelfleisch mit Bohnen.“
Welch ein Blödsinn!, dachte sie. Erzählt mir, was es zu essen gibt. Viel wichtiger wäre mir, dass er ein Wort darüber verlauten ließe, ob ich meine Sache richtig gemacht habe oder nicht.
Er schaute auf und lachte.
Sie hatte ihn zufällig gerade angesehen und blickte ihn befremdet an. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, was das dumme Gelache soll. Aber sie schwieg. Und ihr Gesicht war eine einzige Missbilligung.
„Wissen Sie“, meinte er launig, „was mir gerade durch den Kopf gegangen ist?“
„Ich habe keine Ahnung. Aber ich bin sicher, Sie werden es mir gleich sagen“, erklärte sie abweisend.
Er grinste. „Das tu ich auch“, meinte er. „Ich habe das Gefühl, dass Sie sich innerlich darüber aufgeregt haben, dass ich Ihnen erzähle, was es zu essen gibt, aber mit keinem Wort erwähne, ob ich mit Ihnen einverstanden bin oder sagen wir mit dem, was Sie getan haben. Also ich bin einverstanden und hatte es eigentlich nicht anders von Ihnen erwartet. Es ist höchste Zeit, dass jemand herkommt wie Sie. Reicht Ihnen das als Lob? Oder brauchen Sie noch eine goldene Schleife?“
„Stürzen Sie sich nicht in Unkosten“, sagte sie angriffslustig, wandte sich ab, um zu gehen.
„Sollten Sie Hammelfleisch mit Bohnen nicht mögen“, rief er ihr nach, „können Sie auch auf Königsberger Klopse umsteigen. Und der Nachtisch ist Pudding. Ich lasse ihn immer zurückgehen. Aber wenn Sie wollen, können Sie meine Portion haben.“
Sie gab ihm keine Antwort darauf und war wütend, als sie die Tür hinter sich schloss. Dieser Affe, dachte sie, was bildet der sich ein? Ein komischer Kerl. Einmal zu Tode betrübt, dann kaltschnäuzig und sachlich durch und durch und jetzt aufreizend und herausfordernd. Im Grunde ist er wie alle anderen. Und ich hatte geglaubt, er sieht in mir ein Neutrum. Der will mich ärgern. Möchte die Wut auf seine geschiedene Frau auf mir abladen. Aber da hat er sich geschnitten. Da kann er bei mir nicht landen.
Sie ging essen und setzte sich ganz bewusst und absichtlich an einen Tisch, an dem bereits drei Schwestern saßen.
Kurz nach ihr kam Dr. Graf. Er sah sich suchend um, und sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Aber da war sie nicht die Einzige. Denn mit ihr am Tisch saßen Schwester Heidi und Schwester Christa. Schwester Heidi gab sich gar keine Mühe, ihr Interesse für Dr. Graf zu verbergen, während Schwester Christa den Kopf zwar gesenkt hielt, aber für Doris unübersehbar zu Dr. Graf hinstarrte.
Da hörte Doris Schwester Heidi leise zu Schwester Christa sagen:
„Dir fallen gleich die Augen aus.“
„Halt bloß die Klappe!“, zischte die stämmige Schwester Christa. „Bildest du dir vielleicht ein, dass du bei ihm Glück hast? Du doch schon lange nicht. Dir sieht er doch an der Nasenspitze an, was mit dir los ist. Und das mag kein Mann.“
„Eine so erfahrene Frau wie du muss es ja wissen“, höhnte Schwester Heidi und widmete sich wieder ihrem Essen.
Schwester Christa nutzte die Gelegenheit, nun ganz offen und unversteckt zu Wieland Graf hinüberzusehen, der an einem Fenstertisch mit einem Kollegen saß.
Später kam dann ein Gespräch zwischen Schwester Christa, Schwester Heidi und Doris auf, als die dritte Schwester am Tisch ihren Platz verlassen hatte und sich die Stationsschwester Silke dorthin setzte. Sie ergriff die Gelegenheit, um Doris mit den beiden Kolleginnen von der Inneren Abteilung bekannt zu machen.
Es gelang Doris mit viel Geschick, die Unterhaltung dahin zu lenken, dass nicht die anderen sie ausfragten, wo sie herkäme und was sie da getan habe, sondern dass die beiden erzählten, Schwester Christa und Schwester Heidi, welche Aufgaben sie auf der Station zu erfüllen hatten. Und ihre Ausführungen wurden noch von denen der Stationsschwester ergänzt.
Indessen hatte Doris ihren Teller leer gegessen und lehnte auch einen Kaffee, zu dem sie eingeladen werden sollte, dankend ab.
Sie war wieder auf der Station, bevor Dr. Graf dort auftauchte. Aber sie war allein im Stationszimmer, und als sie ihn durch die Glasscheibe kommen sah, fürchtete sie, er werde zu ihr hereinkommen. Es gab einige Eintragungen zu machen, und sie beugte sich tief über das Medikamentenbuch, als sei sie konzentriert beschäftigt.
Aber er ging am Stationszimmer vorbei. Kurz darauf hörte sie die Tür des Arztzimmers klappen, das gleich nebenan lag.
Noch vor den beiden jüngeren Schwestern kam die Stationsschwester zurück, setzte sich neben Doris und zündete sich eine Zigarette an.
„Diese blöden Gänse“, sagte sie. „Ich meine Heidi und Christa. Richtige Suppenhühner sind das. Die sind wie verrückt auf Doktor Graf. Dabei interessiert er sich überhaupt nicht für Frauen. Die sind jetzt in seinem Zustand ungefähr das Letzte, wonach der sich sehnt.“
„Wieso?“, fragte Doris und stellte sich ahnungslos.
„Der hat eine katastrophale Ehe hinter sich. Das weiß hier jeder.“
„Kennen Sie die Frau?“
Schwester Silke schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Aber ich habe mal ein Telefongespräch mitgehört, ob ich nun wollte oder nicht, ich musste es einfach mithören. Ein Telefongespräch mit seiner Frau. Sie hat einfach hier angerufen.