Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric Balmore

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Название Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018
Автор произведения Cedric Balmore
Жанр Эротическая литература
Серия
Издательство Эротическая литература
Год выпуска 0
isbn 9783745205985



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gut geschmeckt. Na ja, sehen wir weiter.“ Er wandte sich an Doris: „Wie ist es übrigens, soll ich Sie abholen?“

      „Nein, nein, danke. Wir können uns ja im Foyer treffen.“

      „Warum denn so förmlich“, warf Gerti ein. „Er kann dich doch abholen, Doris. Er hat einen Wagen, und du sparst den Bus oder das Taxi.“

      „Gut. Wenn er unbedingt will“, sagte Doris und blickte ihn dann an. „Wollen Sie?“

      „Es war ein Angebot, und ich meine so etwas ernst.“

      Er wurde dann hinausgerufen, weil irgendetwas auf der Station geschehen war. Doris bot sich an mitzukommen, aber er winkte ab. So waren Gerti und Doris noch ein paar Minuten allein zusammen.

      „Also, ihr beiden seid richtige sture Büffel“, meinte Gerti. „Dabei passt ihr zusammen wie ...“

      „Ich flehe dich an, Gerti, hör auf damit! Das ist ein Punkt, bei dem ich nicht mehr zuhören werde. Du machst dich sehr schlecht als Kupplerin.“

      „Nun hör bloß auf! Ich will keine Kupplerin sein. Aber ich kann beobachten. Ihr zwei sitzt im selben Boot. Habt irgendwie mehr oder weniger dieselbe Vergangenheit. Deine Geschichte hast du mir ja erzählt. Und seine kenne ich. Die ist auch nicht viel anders. Er hat zwar wenig darüber gesprochen, aber Frau Winter kennt die ganze Story. Und außerdem sorgt seine Geschiedene dafür, dass diejenigen, die es noch nicht wussten, auch mittlerweile im Bilde sind. Ein furchtbares Frauenzimmer.“

      „Ich finde es gar nicht. Sie ist nett. Aber sie ist irgendwie fanatisch“, meinte Doris. „Ich habe den Eindruck, sie will ihn zurückhaben. Um Biegen und Brechen. Koste es, was es wolle.“

      „Da wird sie auf Granit beißen. Er hat die Nase voll, das glaubst du gar nicht. Er hasst sie.“

      Doris sagte nichts. Es geht mich nichts an, dachte sie. Es ist seine Sache. Ich gehe mit ihm heute Abend in die Oper und sehe darin so etwas wie eine Pflichtübung. Mehr wird daraus nicht werden. Dafür will ich sorgen.

      Sie spürte, dass sie von Gerti beobachtet wurde, aber Gerti schwieg. Schließlich gingen sie jede an ihre Arbeit.

      Den Nachmittag über hatte sie als stellvertretende Stationsschwester Dienst. Professor Winter brauchte sie ja nur an den Vormittagen während der ambulanten Sprechstunde. Und die fand auch nicht jeden Tag statt. Morgen noch einmal und dann am Donnerstag und Freitag. Danach stand sie wieder Dr. Graf zur Verfügung.

      Mit Schwester Silke hatte Doris auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Und als sie auf der Station ihrer Kollegin gegegenüberstand, sagte sie leise, dass andere es nicht hörten:

      „Silke, das mit den Freikarten war zwar wahnsinnig nett, aber warum hast du die andere ausgerechnet Doktor Graf gegeben?“

      „Warum nicht“, meinte sie. „Er ist genauso einsam wie du. Es ist doch schön, wenn jemand, der in seiner Freizeit immer allein herumhockt, mal irgendwo hingehen kann. Bei dir ist es doch nicht anders.“

      „Ich fühle mich aber gar nicht einsam.“

      „Du kommst mir sehr einsam vor“, beharrte Silke. „Wen hast du denn? Nach dem Dienst gehst du nach Hause und bist allein.“

      „Ich fühle mich aber wohl, wenn ich allein bin“, erklärte Doris.

      Silke winkte ungläubig ab. „Mach mir nichts vor! Kein Mensch ist gern allein.“

      „Ich schon“, versicherte Doris. „Ich bin sehr gern allein. Ich gehöre zu den Menschen, die auf dem Standpunkt stehen, dass bei drei Leuten, die zusammen sind, schon einer zu viel ist.“

      „Das machst du dir nur vor. Und ist es denn so schlimm, wenn Doktor Graf neben dir sitzt?“

      „Nein, nein. Es ist schon gut. Ich danke dir jedenfalls.“

      „Na, sehr überzeugend klang das nicht. Wenn du nicht willst, dann verschenke doch die Freikarte. Ich dachte, ich mache dir eine Freude.“

      „Du hast mir eine Freude gemacht. Aber vielleicht wäre es besser, du hättest mir vorher gesagt, dass die andere Karte ...“

      „Nun hör aber auf!“, meinte Silke. „Er ist doch kein Menschenfresser. Er ist ein netter Mann. Und ich habe dir gesagt, was ich davon denke. Ihm geht es wie dir. Statt dass du das einmal siehst, fauchst du immer, wenn er nur in deine Nähe kommt. Er will ja gar nichts von dir. Er möchte nur, dass du etwas freundlicher bist.“

      „Ach, hat er das zu dir gesagt?“

      Sie nickte. „Hat er einmal gesagt. Ob du irgendetwas hättest. Ob ich das wüsste.“

      „Ich habe nichts. Ich will nur meine Arbeit tun, sonst nichts. Und das andere, mein Privatleben, ist meine Sache. Es geht keinen etwas an.“

      „Hui! Du bist ja heute wieder grantig ...“

      „Ach, sei mir nicht böse, Silke. Aber ich bin nun einmal so.“

      „Na, ich glaube jedenfalls, dass niemand ein größerer Feind für dich ist als du selbst“, meinte Silke. „Die Hauptsache ist, es macht dir mit den Karten ein bisschen Freude. Auch wenn er neben dir sitzt. Er kann sehr galant sein.“

      Woher will sie das wissen?, fragte sich Doris. Aber sie stellte diese Frage nicht wirklich, sondern verrichtete den Rest ihrer Dienstzeit die Arbeit, wie sie getan werden musste. Und sie versuchte sie gut zu tun.

      Bei den Patienten, das hatte sie schon bald heraus, war sie recht beliebt. Von Silke war ihr das bestätigt worden. Sie redete nicht viel, verhielt sich sachlich, und die Leute konnten sich auf sie verlassen. Für Schwerkranke war das mehr als viel Rederei, die wirklich Schwerkranken nur auf den Nerv ging. Ein Plappermaul ohnegleichen war Schwester Christa. Und mit ihrer gänsehaften schrillen Art störte sie nicht nur viele der Patienten, auch Doris konnte Christas albernes Gerede bald nicht mehr hören. Bei jeder Gelegenheit kicherte und meckerte sie, hatte nichts als Klatsch und Tratsch im Kopf, wenn sie nicht die Augen nach Dr. Graf verdrehte.

      Schließlich war der Dienst endlich vorbei. Doris zog sich um, setzte sich auf ihr Rad und fuhr nach Hause. Unterwegs fiel ihr ein, dass sie eigentlich mit Dr. Graf gar keine konkrete Zeit fürs Abholen ausgemacht hatte.

      Ach was, dachte sie, der wird schon rechtzeitig da sein.

      Sie aß etwas, duschte dann, zog sich an und war gerade fertig, als es läutete.

      Sie schaute auf die Uhr. „Wenn er es ist, dann kommt er viel zu früh“, murmelte sie.

      Er war es. Er kam mit einem Blumenstrauß. Bunte Feldblumen, und sie stammten garantiert aus keinem Blumenladen.

      „Ich habe sie selbst gepflückt“, verkündete er. „Um hier an etwas zu kommen, muss man weit fahren. Aber ich habe ein Feld gefunden. Der Mohn wird nicht lange halten, aber die Kornblumen halten sich sicher lange frisch. Und die anderen Wiesenblumen auch. Sehen Sie mal die Margeriten. Sind die nicht hübsch?“

      Sie liebte Feldblumensträuße viel mehr als die schönsten Rosen. Sie lächelte beglückt, gab ihm die Hand und bedankte sich.

      „Ich bin gleich fertig. Aber wir sind doch viel zu früh. Möchten Sie eine Tasse Kaffee trinken?“

      „Absolut nichts dagegen. – Hübsch haben Sie’s hier.“ Er war ins Wohnzimmer getreten, sah sich um.

      Sie war froh, etwas Ordnung gemacht zu haben. „Setzen Sie sich doch!“ Sie ging in die kleine Küche, und wie sie schon das Kaffeewasser aufsetzte, hörte sie seine Schritte. Sie fürchtete schon, er werde in die Küche kommen, aber er war ans Fenster des Wohnzimmers getreten und schaute hinaus.

      „Ziemlich hoch dieses Haus hier“, hörte sie ihn sagen.

      „Ja“, rief sie von der Küche. „Aber noch höher möchte ich nicht wohnen. Die Aussicht ist nicht die größte, dazu auf eine Bahn. Aber es gibt doch ein paar grüne Flecken.“

      „Sie wohnen jedenfalls schöner als ich“, bemerkte er. „Ich wohne auch ganz oben, aber