Название | Der lange Weg in die Freiheit! Deckname "Walpurgis" |
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Автор произведения | Dr. Helmut Bode |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347032132 |
Die Aufgaben des MfS werden in [7.]9 wie folgt beschrieben:
»In der umfassenden Beschaffung von Informationen sah die MfS-Führung im Einklang mit der politischen Führung eine Möglichkeit, den sog. feindlichnegativen Kräften auf Dauer wirksam begegnen zu können. Einbezogen in diese Überlegung waren Maßnahmen zur vorbeugenden Verhinderung, Aufdeckung und Bekämpfung politischer Untergrundtätigkeit. Auch sollten Möglichkeiten der Informationsbeschaffung genutzt werden können, um Versuche „von Bürgern der DDR, die die Übersiedlung nach nichtsozialistischen Staaten und Westberlin zu erreichen“, zu unterbinden und zurückzudrängen, sowie Möglichkeiten für eine „vorbeugende Verhinderung, Aufklärung und wirksame Bekämpfung damit im Zusammenhang stehender feindlichnegativer Handlungen“ zu schaffen.«
Ganz im Sinne der o.a. Aufgaben des MfS wurde am 15. Juni 1984 durch den Offizier des Hauses (OdH) der Kreisdienststelle (KD) Magdeburg unter der Nr. 1622 [1.]10 auf einem Vordruck nachfolgend wiedergegebener handschriftlicher Rapport erstellt:
»Rapport zu Ersuchern auf Übersiedlung in die BRD/WB
Datum: 15.6.84 Uhrzeit: 16.40 Uhr
Wer meldet: Gen. Eckert
Personalien des Antragstellers:
Name, Geburtsname: Bode Dr. Ing.
…
Entscheidung der Abt. Innere Angelegenheiten
./.
Auftreten des Antragstellers und die Reaktion
Schriftlich am 6.6.84
Maßnahmen der Abt. Inneres
15.6.84 Dr. Bode.
Für sich u. Familie Antrag auf Ausreise aus der DDR zwecks Übersiedlung in die BRD. Beziehen auf die Schlußdokumente KSZE
In der BRD leben Bruder seiner Frau und ihre Tante. Tante hat Frau großgezogen
keine Antwort von Inneres
– wollen Beurteilung Einschätzung
– Nächste Woche mit ihm Aussprache
– WB11 nicht bekannt, koppelt sich seit längerer Zeit ab, B12 1983 nicht bestätigt Lehre-Fernstudium VL-Studenten13 Automatisierungstechnik S. 7 u. 8
– etwas engeres VH14 nur zu Dr. M----
– Sektionsball am 8.6. kein Hinweis darauf, auch Ehefrau nichts dazu gesagt … S. 2 S-----15, C----- ehemalige RK16 S. 6 Dr. H----- ZV - Bode im MOP17 Planung drinne [sic!18] Frau Apothekenwesen Vorsitzender HGL -Kommission - Gesundheits- u. Arbeitsschutz sitzt alleine in einem Zimmer
Anlage 3 WS Mgb 0017-129/84
Reg. Nr. 1622 bei Abt. Inneres«
Nach dem Inhalt muss der Informant wohl aus meinem näheren Umfeld gewesen sein! Meinen Aufzeichnungen kann ich entnehmen, dass an dem Freitag, nach dem wir den ersten Antrag gestellt hatten, der Sektionsball stattfand. Da das Stellen des Antrags bis jetzt nur ein Thema unter uns und unserer Tochter war, hatten wir natürlich auch keine Person, schon gar nicht aus dem Umfeld der Hochschule, darüber informierten.
Das nächste Schriftstück, ebenfalls handschriftlich, der Abt. XX/3 an Ref.19 1 Gen. Major A-----, ist vom 19.6.84 [1.]20:
»Versuch zur Übersiedlung in die BRD
Am 6.6.84 stellte der Dr. BODE, Helmut … Oberassistent TH Mgb. bei der Abt. Inneres RdSt21 Mgb. einen Antrag zur Übersiedlung in die BRD Der Antrag wurde für die gesamte Familie gestellt, unterschrieben hat nur er
Seine Ehefrau … ist Mitarbeiterin im Versorgungszentrum Pharmazie und Medizintechnik der Stadt Mgb
Es existieren 2 Kinder ge. -------------
Alle Personen nicht erfaßt.
An THM22 war die Antragstellung bisher nicht bekannt. Seitens der TH wird z Z eine Beurteilung des Dr B erarbeitet u eine Aussprache ist mit ihm für den 25 od. 26.06.84 vorgesehen Ziel Rücknahme.
Vertrauenspersonen zur Rückgewinnung gibt es nicht.
Wir bitten prüfen zu lassen
– Ist die Antragstellung im Arbeitsbereich bekannt?
– Wenn nicht, so umgehend Verbindungsaufnahme zur Kdr Abt.23 der THM empfehlen zur Abstimmung gemeinsamer Maßnahmen!
– Gab es Anzeichen, die auf Antragstellung hinweisen?
– Gibt es Vertrauenspersonen zur Einflußnahme auf die Bode
– GVS VVS24 Probleme
– Vorstellungen zur Arbeitsumsetzung, wenn notwendig?
– Sind Aussprachen mit ihm geplant?
– Sind ihre Motive bekannt?
Bitte um Rückinfo bis 25.06.84 15.00 Uhr
Ref Ltr XX/3«
Auf der zweiten Seite des o.a. handschriftlichen Berichtes ist ein Handzettel mit den Abmessungen 10 x 10 cm festgeklammert. Dieser Zettel enthält den Namen meines großen Bruders! Und einige Begriffe, deren Bedeutung sich mir nicht erschließt, aber, was wir beim ersten Lesen der Akten in Berlin mit Befriedigung feststellen konnten, war noch folgendes vermerkt:
»subj. Nichteignung 1984 ins Archiv; Dixbiona 2571; Gallrein 2770«.
Wie war es zu diesem Zettel gekommen. Hier das Wenige, was ich meinem Bruder entlocken konnte, auch nach so vielen Jahren ist er nicht gewillt sich mehr darüber zu äußern! Er wurde auf seiner Arbeitsstelle angerufen und bekam zu hören: „Stellen Sie keine Fragen und machen Sie nur das, was Ihnen gesagt wird. Kommen Sie sofort zum Eingang, Sie werden erwartet.“ Er wurde von zwei Personen empfangen und in einen PKW verfrachtet. Nach einiger Zeit hielt der Wagen, er musste aussteigen und wurde in ein Haus, eine (konspirative) Wohnung und schließlich in ein Zimmer geführt. Hier versuchte man ihn dazu zu bewegen, sich zu verpflichten, über uns ständig zu berichten! Dieses Ansinnen wies er zurück, sodass er schließlich zurückgebracht wurde.
Einige Zeit später starteten die MfS-Schergen einen weiteren Versuch, meinen Bruder als Informant gegen uns zu gewinnen, diesmal in einer anderen Wohnung! Aber er blieb auch diesmal wieder standhaft und lehnte dieses Ansinnen ab!
Über diese Begebenheit hätte er, in seinem eigenen Interesse, Stillschweigen zu bewahren! Seine Weigerung, einer Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit gegen uns zuzustimmen, drückt sich ganz sicher in dem Vermerk »subj. Nichteignung« aus!
Immer wieder, wenn ich mir diese Situation versuche vorzustellen, bewundere ich meinen Bruder für seine Standhaftigkeit, diesen „doch so um unser aller Wohl besorgten“ Stasileuten gegenüber! Er ließ sich nicht einschüchtern!
Es gelang der Stasi nicht, einen IM in den Kreis unserer Familie oder Freundeskreis einzuschleusen. Dafür gab es aber Personen aus dem Kollegenkreis oder aus dem Haus, in dem wir wohnten, die sich dazu berufen fühlten der Stasi, vermutlich ohne Aufforderung, als Informant oder Denunziant anzubiedern. Dazu später mehr.
Nach [9.]25 gab es Ende 1989 im Stadtgebiet von Magdeburg
»47 konspirative Wohnungen« und wie »im März 1990 … vom Koordinationsstab