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wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie Schritte im Zimmer vor der Badezimmertür hörte. Schritte von mehr als nur einem Menschen.

      Sie schloss die Augen und lauschte.

      Möbel wurden verrückt. Irgendetwas raschelte laut. Als würde da draußen jemand mit Plastikfolie hantieren.

      Die Glühbirne flammte auf .Theresas Blick fiel auf einen toten Falter am Boden unter der Badewanne. Sie nahm ihn auf und schloss die Hand um das Insekt.

      Die Tür öffnete sich. Der Kahlkopf trat ein und löste ihre Fesseln. »Aufstehen!«

      Theresas Herz schien ihr in der Kehle herumzuflattern. Als suchte es einen Ausgang.

      Sie gehorchte. Die Frage, ob sie jetzt freigelassen würde, drängte sich auf Theresas Zunge. Sie schluckte sie hinunter. Diese Frage war einfach zu lächerlich.

      »Da raus!«

      Der Mann deutete auf die offen stehende Tür.

      Theresa wankte aus dem Bad...

      23

      Die Dämmerung senkte sich über New York City.

      Ich machte mir keine Hoffnungen, heute noch ins Bett zu kommen. Aber ich wollte wenigstens schnell duschen, eine Kleinigkeit essen und das Hemd wechseln, bevor ich mich in die Nachtschicht stürzte. Clive und Orry hielten die Stellung in der Zentrale, während wir anderen eine Pause einlegten.

      In meinem Apartment machte ich mir ein paar Sandwichs. Viel mehr als ein Stück Käse und ein paar Gurken gab mein Kühlschrank nicht her. Ein Grund mehr, diesen verzwickten Vanhouven Fall so schnell wie möglich zu lösen. Ich musste endlich mal wieder einen Großeinkauf erledigen. Die vorletzte Dose Bier musste daran glauben.

      Natürlich klingelte das Telefon, während ich unter der Dusche stand. Wann sonst? Ich hüllte mich in ein Badetuch und nahm ab.

      »Hi, Jesse, Clive hat gerade angerufen.« Es war Milo. »Er hat die Computer Dokumentation von der Telefongesellschaft. Rat mal, wo Vanhouven am Montagvormittag das Taxi bestellt hat.«

      »Spuck’s aus, Partner, mir tropft das Shampoo auf den Teppich.«

      »Bei einer Telefonzelle in Greenwich.«

      Ich schwieg.

      »Jesse? Bist du noch dran?«

      »Schon, aber was du da sagst, verschlägt mir die Sprache.«

      »Ging mir auch so. Aber es bringt uns einen Schritt weiter.«

      »Auf den Schritt hätte ich gern verzichtet. Was machst du?«

      »Wir wollten gerade eine Kleinigkeit essen.«

      Wir demnach war Kate bei ihm. »So nennt man das also seit Neuestem. Schon geduscht?«

      »Immer eins nach dem anderen«, sagte er mit gesenkter Stimme.

      »Dann will ich euch nicht aufhalten«, erwiderte ich. »Ich bin schätzungsweise in einer Stunde wieder im Büro. Lass uns dann gemeinsam Vanhouven aufsuchen.«

      Ich legte auf.

      Der gute Milo war schon ein Spezialbursche. Selbst im größten Stress ließ er die günstigen Gelegenheiten nicht ungenutzt. Der lebende Beweis dafür, dass nur ein genussfreudiger Mann ein leistungsfähiger Mann ist.

      Zwanzig Minuten später schloss ich die Wohnungstür hinter mir zu und holte den Aufzug, da vibrierte das Handy in meiner Tasche.

      »Trevellian?«, meldete ich mich.

      »Ich hab Sie in der Glotze gesehen, Mister, es geht um die Vanhouven Frau.« Der Mann am anderen Ende sprach hastig und mit gepresster Stimme. »Sie ist in Gefahr. Ich muss Sie sprechen.«

      »Wo sind Sie?«

      »In einer Zelle am Eingang zum Central Park. 72. Straße West. Ich warte im Park, an der Bow Bridge.«

      Die Verbindung brach ab.

      Bow Bridge, 72. Straße das war nicht allzu weit.

      Ich holte meinen Sportwagen aus der Tiefgarage. Knapp acht Minuten später bog ich in den Park ein. Auf der Höhe des Lakes stellte ich den Wagen ab, den ich nur noch selten für Dienstfahrten missbrauchte, und gab der Zentrale meinen Standort durch.

      Von hier aus waren es etwa 300 Meter bis zur Brücke...

      24

      Sein Herz tobte in seinem Brustkorb herum, als er den Hörer einhängte. Auf seiner inneren Bühne standen die Chefin, Marilyn und Howard, dieses Schwein. Und noch ein paar Hunde aus der Firma.

      Sie schrien auf ihn ein.

      »He, Barry«, flüsterte er, während er sich aus der Telefonzelle schob. »Dreh nicht durch, du kannst jetzt nicht mehr zurück.«

      Er sah sich nach allen Seiten um, zwang sich, so langsam wie möglich über Straße zu gehen. Erst im Park beschleunigte er seinen Schritt.

      Natürlich kannst du zurück, du Suff kopf!, höhnte seine innere Stimme. Lass den Bullen warten, bis er schwarz wird, und nimm die nächste Maschine nach L.A.

      Barry bog in den Fußweg ein, der zum See führte.

      »Quatsch, das Ticket ist im Arsch. Und die Frau - ich muss die Frau retten«, murmelte er vor sich hin.

      Er brauchte nicht länger als vier Minuten bis zur Brücke. Es war schon dunkel, gegen zehn, so schätzte er, und nur wenige Spaziergänger und Radfahrer waren noch unterwegs.

      Auf der Brücke lehnte er sich mit dem Rücken gegen das Geländer, zündete sich eine Zigarette an und wartete.

      Schon bald hörte er Schritte von der 72. Straße her.

      Barry stieß sich vom Geländer ab und spähte in die Dunkelheit zwischen den Bäumen, aus denen der Weg auf die Brücke führte. Die Gestalt eines Mannes tauchte auf.

      »Der Bulle ist schnell, Gott sei Dank.« Er warf die Zigarette in den See und ging dem Mann entgegen.

      Erst zehn Schritte vor ihm sah er das Gesicht des Mannes. Er kannte es. Aber nicht aus dem Fernsehen.

      »Hallo, Barry - so ‘n Zufall.« Lächelnd kam der andere auf ihn zu. Es war Johnny Massino, der Freizeitmanager des Seniorenheims. »Ich dachte, du wärst unterwegs nach L.A.«

      Barry blieb stehen. Wie festgewachsen war er plötzlich. »Hab den Flug verpasst«, sagte er heiser.

      »Schade«, sagte der andere, »Flug verpasst Chance verpasst. Wirklich schade.«

      Er zog eine Waffe aus der Jacke. Hinter sich hörte Barry Schritte von der Brücke her. Etwas Hartes bohrte sich kurz darauf in seinen Rücken.

      »Lass uns ein wenig ins Grüne gehen.« Massino winkte mit der Pistole und ging rückwärts in das Wäldchen hinein. Der Mann in Barrys Rücken schob ihn hinterher.

      Barrys Herz war außer Rand und Band. In seinen Ohren dröhnte es wie Paukenschläge. Stahlstreifen schienen sich um seinen Brustkorb zu legen und sich enger und enger zusammenzuziehen. Massino, der jetzt die ersten Bäume erreicht hatte, verschwamm vor seinen Augen.

      Ich werd doch jetzt nicht sterben, verfluchte Scheiße.

      Er sah, wie Massino in seine Jackentasche griff und ein kleines Rohr hervorholte. Grinsend schraubte er es auf die Pistole.

      Ich will nicht so verrecken!, schrie es in Barry. Ich will nicht sterben!

      Wut, Panik und Verzweiflung tobten durch seine Gedärme und dann explodierte noch einmal die ganze Kraft seines Lebenswillens.

      Blitzschnell ging er in die Hocke, rammte dem Kerl hinter ihm die Ellenbogen in den Unterleib und warf sich in die Büsche. Er hörte ein leises Floppen,