Название | Das Monster Krimi Paket Februar 2019 - 1300 Seiten Spannung |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745207958 |
Sie starrte ihn ebenfalls kalt an.
»Was willst du?«
Hanko wurde ein wenig nervös, denn eine Dirne hatte ihm noch nie so frech die Stirn geboten. In diesem Augenblick begriff er, dass sie ein Goldstück war, er hatte nur nicht rechtzeitig ihren Wert erkannt. Wäre dem so gewesen, hätte er sie natürlich von Anfang an ganz anders behandelt, und sie wäre bei ihm geblieben. Das konnte sich aber schnell ändern.
»Du glaubst dich jetzt in Sicherheit?«, fragte er höhnisch.
»Das will ich meinen.«
»Irre dich nicht«, schnauzte er sie an. »Ich kann warten und mich rächen, du wirst dich noch wundern. Ich werde zuschlagen, wenn du nicht mehr daran denkst.«
Wie hingezaubert stand plötzlich der Boss der Bar hinter Hanko. Mäxi hatte das diskrete Zeichen gegeben, und er war gleich aus den Hinterräumen nach vorn geeilt.
»Du hast Hausverbot, Hanko.«
»Was du nicht sagst!«
Die beiden Männer maßen sich mit kalten Blicken.
Der Boss schnauzte: »Ich an deiner Stelle würde den Mund nicht so voll nehmen. Es könnte dir schlecht bekommen. Außerdem ist es falsch, wenn du Karla drohst und das auch noch in aller Öffentlichkeit.«
»Wie, willst du mir vielleicht den Mund verbieten, alter Fettsack?«
Der Boss reagierte gelassen.
»Das nicht, es ist mir egal, wie du dir das Genick brichst, aber ich möchte dir einen wohlgemeinten Rat geben.«
»Darauf kann ich gut verzichten.«
»So? Nun, dann dürfte es dir auch egal sein, wenn Karla etwas zustoßen sollte.«
Hanko lachte schallend, und Karla zitterte vor Angst.
»Na, dann wünsche ich dir jetzt schon schöne Ferien im Knast«, sagte der Boss der Bar.
Hanko kniff ein Auge zu.
»Was willst du damit andeuten?«
»Lebenslänglich. Nun, wenn dir das Spaß macht …«
»Auf der Stelle will ich wissen, was du damit sagen willst, du Schweinehund.«
»Ach, ich denke, du pfeifst auf meinen Rat?«
»Werde jetzt nicht frech, oder ich könnte mich vergessen. So schnell können deine Bewacher nicht zur Stelle sein.«
»Du irrst, sie sind die ganze Zeit schon zugegen und hören jedes Wort.«
Hanko starrte ihn nur an.
»Machen wir es kurz, Lüdchen!«
Hanko kochte vor Wut. Ihn einen Lüdchen zu nennen, das war wie ein Schlag ins Gesicht. Darin drückte sich alle Verachtung aus, die einer sich nur ausdenken konnte. In diesem Wort steckte die Verniedlichung, und man musste annehmen, dass er kein richtiger Lude war.
»Wenn Karla etwas passiert, dann wirst du dafür büßen müssen. Also sieh zu, dass ihr kein Haar gekrümmt wird, denn ich habe bei der Kripo hinterlegen lassen, dass du einen unbändigen Hass auf das Mädchen hast. Unser gemeinsamer Kommissar hat mir gesagt, dass er schon lange darauf wartet, dich zu kaschen. Du darfst auch sicher sein, dass, wenn Karla etwas passiert, sich genug Zeugen finden lassen werden, die dich oder deine Auftraggeber dabei gesehen haben.«
Hanko atmete ganz flach.
Karla warf dem Boss einen schnellen Blick zu.
Warum hatte er ihr das nicht gemeldet?
»Du Hund«, tobte Hanko. »Du verfluchter Hund!«
»Nur so weiter, das ist Musik in den Ohren meiner Freunde. Um so lieber werden sie gegen dich aussagen, denn jetzt haben sie deine Drohungen vernommen.«
Hanko ballte die Fäuste. Zum ersten Male fühlte er sich ohnmächtig. Ob er jetzt an seine Opfer denkt, dachte Karla, an mich, wie er mich mit diesen widerlichen Kerlen eingeschlossen hat. Weiß er, wie es ist, wenn man hilflos und einsam ist?
Ohne ein Wort zu sagen, stürzte Hanko davon.
Der Boss lächelte überlegen.
»Auch alte Böcke machen große Fehler.«
Karla wandte sich an ihn.
»Kann ich mich jetzt wieder frei bewegen und in die Stadt gehen?«
»Ja, auf diesen Auftritt habe ich nur gewartet.«
Karla starrte ihn bewundernd an.
»Und wenn er nicht gekommen wäre?«
»Ich habe so viel ausstreuen lassen, dass er einfach den Versuch machen musste, dich zu gewinnen«, sagte er lachend.
Karla blickte ihn lange nachdenklich an.
»Sich mit dir zu verfeinden, ist wohl nicht gerade gesundheitsfördernd, wie?«
»Das kann ich bestätigen.«
Sie wusste jetzt, wo ihre Grenzen waren. Sie hatte auch nicht vor, diese Stelle zu verlieren.
Karla arbeitete sehr zielstrebig und gut. Der Boss besorgte ihr eine hübsche Wohnung außerhalb der Bar. Sie richtete das Apartment nach ihren Wünschen ein. Die Wohnung befand sich in einem Hochhaus. Hier kannte niemand das Mädchen. Keiner würde auf den Gedanken kommen, hinter dieser modernen jungen Frau eine Dirne zu vermuten. Sie war zu allen freundlich und hilfsbereit.
Man wunderte sich nur, dass man sie nie mit einem Mann sah. War das nicht ein wenig absonderlich, wo sie doch so hübsch war? Natürlich suchten ein paar Anschluss im Fahrstuhl und in den Gängen, aber sie wusste sich zu wehren.
Eines hatte Karla schnell in ihrem Beruf begriffen: Wer sich selbst nicht helfen kann, ist verloren. Als Dirne musste sie in der Lage sein, sich jeden Mann vom Hals zu schaffen, wenn es nötig war, oder sie musste eines Tages mit dem Leben bezahlen.
Der Boss half ihr mit einem guten Rat.
»Mach einen Karatekurs mit. Wenn du fleißig bist, dann wirst du es schnell lernen und bist gesichert. Dann ist sogar eine Waffe überflüssig. Vergiss nicht, Mädchen, dass gerade bei den betuchten Kunden oft abartige Typen anzutreffen sind.«
»Das habe ich auch schon gemerkt.«
Karla wollte ihr Wissen weitergeben. Sie sprach mit Kristin, Franziska und Rose darüber. Außerdem machte die ganze Sache viel mehr Spaß, wenn sie zu viert loszogen. In der Nähe sollte eine gute Schule sein. Doch die drei waren faul und zu dumm, um den Wert der Sache zu begreifen.
»Ich bin froh, wenn ich in meiner freien Zeit pennen kann, und hin und wieder will man wie ein normaler Mensch leben. Da soll ich in die blöde Schule gehen und mir die Glieder verrenken lassen? Ich bin doch nicht bekloppt!«
»Aber es ist wichtig.«
»Wenn ich eine Laternenschickse wäre, dann sähe ich das ja noch ein. Nee, danke für Obst.«
Karla ging also allein.
Wenn sie etwas machte, dann tat sie es gründlich, und so blieb sie ein halbes Jahr am Ball. Dann beherrschte sie die wichtigsten Griffe und hörte auf. Der Trainer bedauerte das, denn er glaubte, in ihr ein Naturtalent entdeckt zu haben und wollte sie gern im Verein behalten. Sie dankte nur und kam nicht mehr in den Unterricht.
2
Die Abende waren, wie immer, gut ausgefüllt, und oft hatte sie auch viel Spaß. So wie heute. Sie hatte wieder vier Stammkunden, aber diese sollten erst später aufkreuzen. Sie verdiente fast jede Nacht ihre tausend Eier. So brauchte sie nicht jeden Kunden zu nehmen. Sie