Название | Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis |
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Автор произведения | A. F. Morland |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745208979 |
„Aber nehmen wir einmal an, Miss Marple müsste diesen Fall lösen. Würde sie sich nicht zuallererst die Frage nach dem Motiv stellen? Und welcher der Beteiligten kein Alibi hat?“
Kommissar Hansen blickte neugierig in ihre blauen Augen.
„Sie meinen doch nicht etwa…?“
„Sagten Sie nicht vorher, der Tote sei ein bekannter Erpresser gewesen?
Angenommen, jemand möchte etwas auf die Insel schmuggeln, unverzollte Waren etwa, oder gar Heroin. Wäre es da nicht hilfreich, jemanden zum Verbündeten zu haben, der ständig den gesamten Funkverkehr abhört und immer dann warnt, wenn ein Polizeiboot aufkreuzt?
Der Tote hat davon Wind bekommen und musste für sein Einmischen mit dem Leben bezahlen“
„Möglich wäre das schon“, räumte Hansen bereitwillig ein.
„Aber Sie vergessen dabei den Mann im dunklen Ledermantel! Wo ist er abgeblieben? Wo seine Kleidung, wo seine Waffe? Das alles sind doch nicht mehr als abenteuerliche Vermutungen.“
Der Wind griff in Jessicas Haar und ließ es wie eine Fahne in ihr Gesicht flattern.
„Der Mann vom Seenotrettungsdienst“, fuhr sie unbeirrt fort, „hatte sich mit seinem Erpresser verabredet. Während dieser wie vereinbart auf der ersten Plattform auf ihn wartete, fuhr sein Mörder mit dem Fahrstuhl nach unten, eilte unbemerkt nach draußen zu seinem Wagen und zog sich dort die merkwürdige Maskierung über, die uns alle narren sollte.
Dann betrat er als rätselhafter Unbekannter erneut den Turm, erschoss sein Opfer kaltblütig und verschwand nach oben, wo er sich mit dem Lauf seiner Waffe auch noch eine Platzwunde zufügte. Wer sollte ihn jetzt noch für den Täter halten?“
„Falls Sie recht haben, weshalb haben wir dann seine Maskierung nirgends gefunden?“ wollte der Kommissar wissen. „Ohne Mantel und Tatwaffe können wir den Täter nicht zu einem Geständnis zwingen, finden Sie nicht?“
„Er hat sich ihrer auf ganz einfache Art und Weise erledigt. Und durch die geschickte Inszenierung mit dem ‚unbekannten Fremden‘ lenkte er uns alle von ihm ab und verschaffte sich dadurch ein Alibi.“
„Meine Leute haben jeden Winkel des Leuchtturmes und auch das Gelände um ihn herum gründlichst abgesucht“, warf Hansen der jungen Frau entgegen. Doch diese schüttelte triumphierend den Kopf.
„Oh nein, Sie haben sogar einen sehr großen Raum völlig außer Acht gelassen, Herr Kommissar: Ich meine den Aufzugschacht!
Für den Wärter war es doch ein leichtes, die Fahrstuhltür oben gewaltsam zu öffnen und seine ganze verräterische Ausrüstung einfach in den Schacht hinabzuwerfen!“
Hansen stieß sich vom Geländer ab und rannte die Stufen hinunter. Unten betrat er die kleine Kabine und öffnete die Notausstiegsluke über ihm. Ein dunkler Ledermantel, eine Pudelmütze und eine blutverschmierte Pistole fielen ihm entgegen.
Unter dem lastenden Druck der Indizien legte der Leuchtturmwärter ein erstes Geständnis ab.
„Ich wollte aus der Sache aussteigen, wollte nichts mehr damit zu tun haben, Herr Kommissar! Aber diese Ratte ließ mir einfach keine Ruhe mehr.“
Am Tag ihrer Abreise traf Jessica den dicken Kommissar noch einmal im Dorf. Er winkte ihr freundlich zu. Unter dem Arm trug er einen hohen Stapel Kriminalromane.
ENDE
Ein tödlich-gemütliches Plätzchen
Kurzkrimi von John F. Beck und Ines Schweighöfer
Nach einer mehrstündigen Fahrt bog der schwarze, äußerst verschmutzte Land Rover vom Highway ab auf eine Sandpiste. Nahezu unerträgliche Hitze ließ die Luft flirren, kein Baum weit und breit, der etwas Schatten spenden konnte. Sie befanden sich fern ab jeglicher Zivilisation. Seit über einer Stunde sind sie durch keine Ortschaft mehr gekommen und ihnen ist in dieser Zeit auch kein Fahrzeug begegnet. Doch das konnte Jerry McAllister, der schweißnass, gefesselt und mit verbundenen Augen auf dem Rücksitz lag nicht sehen. Er spürte nur, dass die Räder abwechselnd auf weichem Grund und dann wieder auf Steinen rollten, und er wurde immer wieder hin und her geschüttelt. Auch im Fahrzeug war es glutheiß, eine Klimaanlage gab es anscheinend nicht.
Als der Wagen endlich hielt, hatte der Dreizehnjährige keine Ahnung, wo sie sich befanden. „Endstation, Kleiner“, verkündete eine raue Stimme.
Die Gangster, zwei nicht gerade vertrauenserweckende Schlägertypen, die beide an den Armen dicht tätowiert waren, der eine hatte sogar eine Tätowierung an der linken Stirnseite, zerrten Jerry hinaus und nahmen ihm Fesseln und Augenbinde ab.
Zuerst war der Junge geblendet von dem hellen Licht. Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er die lehmtrübe Oberfläche eines fast teichgroßen Tümpels mit einem Durchmesser von etwa sechzig Yards, der von einer kleinen unterirdischen Quelle gespeist wurde. Schilf und ein sehr schmaler Streifen aus frischem Gras umrahmten ihn. In dieser Landschaft wirke er fehl am Platz, denn ringsum gab es nur ein paar kümmerliche Sträucher mit dornigem Laubwerk, dazwischen halbverdorrte Grasbüschel, ansonsten nur Sand und ein paar Steine, etwas größer als ein Fußball. – Ein schimmerndes Sandmeer, das sich bis zum Horizont erstreckte. Die einzige Erhebung war eine Ansammlung rotbrauner, einige Yards hoher Felsen eine viertel Meile von der Wasserstelle entfernt.
„Kein Mensch wird auf die Idee kommen, dich hier, zweihundert Meilen von L.A. entfernt, in dieser Wüste zu suchen. Mach dir also keine Hoffnungen zufällig gefunden zu werden“, grinste der stiernackige Cole Henshaw. „Mich hat’s vor ein paar Jahren auf der Flucht vor den Bullen hierher verschlagen. Der Tümpel ist auf keiner Karte eingezeichnet. Ein wirklich gemütliches Plätzchen, stimmt’s Kleiner?“
Dieser Ort ist alles andere, aber nicht gemütlich, ging es Jerry durch den Kopf, sagte aber nichts.
Sein Magen zog sich geräuschvoll zusammen. Bereits jetzt hatte er riesigen Hunger, schließlich hatte er seit dem Abend am vergangenen Tag nichts mehr gegessen und das war für einen Jungen in seinem Alter eine unvorstellbar lange Zeit, denn es musste bereits um die Mittagszeit sein. Auch klebte ihm vor Durst die Zunge am Gaumen und fühlte sich wie ein pelziges Etwas an.
Dave Finlay, ebenfalls kräftig gebaut, wobei er ausschließlich aus Muskelmasse zu bestehen schien, Kaugummi kauend und mit Sonnenbrille, gab ihm zwei Kekspackungen. „Hier, falls du Hunger bekommen solltest.“
Jerry nahm sie fassungslos entgegen.
Kekse!
Kekse waren für ihn keine Nahrung, von der man satt werden konnte. So eine Packung verdrückte er durchaus nach einem reichhaltigen Mittag als Snack oder Nachtisch. Dabei sah man ihm das keinesfalls an. Er war gertenschlank geradezu schlaksig, weil er sich momentan stark im Wachstum befand.
„Hier bist du dein eigener Herr“, erklärte Cole grinsend. „Kein Aufpasser, keine Schule. Hast du dir das nicht schon immer gewünscht?“
Schon, aber nicht auf diese Weise, dachte Jerry, blieb aber weiterhin still.
„Entferne dich besser nicht allzu weit vom Wasser“, fügte Cole an. „Die fünfzig Meilen zum nächsten Brunnen schaffst du nämlich mit Sicherheit nicht.“
Das wurde auch Jerry schlagartig klar, daher fragte er: „Wann holt ihr mich wieder ab?“
Die Kidnapper tauschten einen vielsagenden Blick. Dann grinste Henshaw abermals.
„Sobald wir die Million von deinem Alten kassiert haben, Kleiner. Er wird ja hoffentlich so vernünftig sein und die Bullen aus dem Spiel lassen.“
Der „Alte“ war Sam McAllister, Haupteigner eines riesigen Elektro-Konzerns mit Hauptsitz in Los Angeles. Jerry war das einzige Kind.
Erst jetzt wurde dem Jungen der wirkliche Ernst seiner Lage bewusst, denn er kannte seinen