Die Leuchtturm-HAIE (4). Käpt’n Matjes und der verschollene Schatz. Gisa Pauly

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Название Die Leuchtturm-HAIE (4). Käpt’n Matjes und der verschollene Schatz
Автор произведения Gisa Pauly
Жанр Детские приключения
Серия Die Leuchtturm-HAIE
Издательство Детские приключения
Год выпуска 0
isbn 9783401808697



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wenn sie pünktlich ihr Futter bekommen, mehr wollen sie nicht. Und sie lassen sich gerne dabei zusehen, wie sie im Wasser herumschwimmen. So hat jeder was davon. Die alten Leute schauen sich gern die Fische im Aquarium an.«

      Oma Rosella hat ihm erklärt, dass sich alte Leute auch sehr gern einen Papagei ansehen. Erst recht, wenn er sogar sprechen und Witze erzählen kann. »Das ist doch lustig.«

      Aber Enno Wunderfass wollte es nicht einsehen. »Papageien machen Dreck.« Nur darauf kam es ihm an.

      Ria Schluck ist ganz unglücklich, wenn sie an ihren Papagei denkt. »Ich hätte das Haus längst verkauft, wenn ich wüsste, wohin mit Käpten. Meine Kinder haben schon alles herausgeholt, was sie gebrauchen können, aber den Papagei will niemand haben.« Ihre Augen werden feucht. »Dabei ist Käpten doch daran gewöhnt, dass man sich mit ihm unterhält. Er kann nur deswegen so gut reden, weil er ständig Gesellschaft hatte. Mein Mann hat ihm viel beigebracht.« Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. »Allerdings auch viel Blödsinn. Ich glaube, es gibt keinen Papagei, der so gut fluchen kann wie Käpten.« Nun kichert sie sogar leise. »Nur den Spitznamen meines Mannes hat er nie rausgekriegt. Mein Mann hat immer wieder mit ihm geübt.«

      Inga wird neugierig. »Was hatte Ihr Mann denn für einen Spitznamen?«

      »Von seinen Matrosen wurde er Kapitän Matjes genannt. Weil er so schrecklich gerne Matjes aß. Wenn sie in einen Hafen einliefen, wurde immer sofort ein Matrose losgeschickt, damit er für meinen Mann Matjes besorgte.« Sie tupft sich die Augen, die Erinnerungen haben sie überwältigt.

      Ria Schluck tut den drei Kindern leid. »Wir könnten uns ja um Käpten kümmern«, schlägt Emil vor.

      Nun wird aus dem Lächeln der alten Frau ein Strahlen. »Würdet ihr das tun?«

      Hannes zieht ein Gesicht, als wäre ihm nichts zu schwer. »Wir sind drei Detektive«, teilt er der überraschten Ria Schluck mit. »Die Leuchtturm-Haie! Wir haben schon ganz andere Dinge erledigt! Haben Sie etwa noch nie von uns gehört?«

      Es ist Ria Schluck sichtlich peinlich, dass sie nichts von den Leuchtturm-Haien weiß. »Oh, tut mir leid …«

      »Wir haben schon Heuler in der Seehundstation gerettet, haben einen Perlendieb gefangen und kürzlich einen Mann überführt, der Strandgut gestohlen hat.« Hannes findet es nur recht und billig, wenn ihre Erfolge mal beim Namen genannt werden, während Emil verlegen auf seine Füße guckt und Inga wieder anfängt zu hüpfen. »Da war sogar ein Klabautermann im Spiel.«

      »Uns um einen Papagei zu kümmern«, fällt Inga nun ein, »das ist für uns eine Kleinigkeit.«

      Ria Schluck meint, dass sie dafür sicherlich eine Bezahlung wollen, wenn sie richtige Detektive sind, aber die drei lehnen entrüstet ab. »Nein, dafür nicht.«

      Aber Ria Schluck hat eine Idee. »Wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch auf dem Dachboden umsehen. Da liegt noch viel herum, was mein Mann früher von seinen Fahrten um die Welt nach Hause gebracht hat. Meine Kinder haben sich schon alles geholt, was sie zur Erinnerung behalten wollen, aber es liegt noch einiges dort. Was euch gefällt, könnt ihr mitnehmen.«

      Diese Aussicht begeistert die Leuchtturm-Haie. Schon am nächsten Nachmittag treffen sie sich vor Ria Schlucks verlassenem Häuschen. Es sieht nach Regen aus, die beiden Jungen tragen Wetterjacken, aber Inga hat nur einen Pulli an. Sie sagt, der Wind kann ihr nichts anhaben und der Regen auch nicht. »Ich bin ja nicht aus Watte, sodass der Wind mich wegpusten kann. Und aus Zucker bin ich auch nicht, also kann ich bei Regen nicht schmelzen.«

      Die Tür von Ria Schlucks Haus ist offen und der Papagei krächzt vergnügt, als er die Kinder sieht. »Nur Dummköpfe suchen nach Geld.«

      Hannes lacht. »Wer Geld findet, ist alles andere als dumm.«

      »Der wahre Reichtum liegt woanders.«

      »Wer ihm diesen Spruch wohl beigebracht hat?«, fragt Emil kopfschüttelnd. »Auch Kapitän Schluck? Und was bedeutet das überhaupt?«

      Inga kann es sich denken. »Darüber haben wir kürzlich auch in der Schule gesprochen. Geld macht nämlich gar nicht glücklich. Viel wichtiger ist, dass man eine Familie und gute Freunde hat und dass man gesund ist.«

      Hannes und Emil pflichten ihr bei. Ja, das ist wirklich viel wichtiger als Geld.

      Sie reden eine Weile mit dem Papagei, lassen sich von ihm vorführen, welche Sätze er beherrscht, wie er schimpfen und fluchen und sogar Witze erzählen kann. Es macht großen Spaß, Käpten immer neue Antworten zu entlocken. Dann geben sie ihm etwas von dem Futter, das der Nachbar in einer Dose auf der Fensterbank aufbewahrt, und füllen seinen Napf mit frischem Wasser. Anschließend steigen sie auf den Dachboden. Dort ist es dämmrig, warm und stickig.

      »Puh!«, macht Hannes. »Hier ist schon lange nicht mehr gelüftet worden.«

      Er geht zu einer Dachluke und öffnet sie. Kalter Wind pfeift herein. Hannes schaut hinaus, während Inga und Emil sich auf dem Dachboden umsehen. Zerfledderte Bücher stapeln sich in einer Ecke, hässliche Holzfiguren starren sie an, verrostete Messer und Schwerter liegen auf dem Boden. Verrückte Sachen hat der Kapitän gesammelt! Eine alte Truhe hat es den Kindern besonders angetan. Doch noch ehe sie den Deckel öffnen können, hören sie plötzlich Hannes leise rufen: »Psst. Schaut mal!« Er ruft es mit zischender Stimme, so, als hätte er etwas Gefährliches gesehen, als wäre er gerade einem Geheimnis auf die Spur gekommen. »Schnell!«, sagt er nun so eindringlich, dass Emil und Inga den Deckel der Truhe fallen lassen und zu ihm kommen.

      Hannes kann vor lauter Aufregung gar nicht sprechen, während er nach draußen zeigt. Und Inga und Emil geht es prompt genauso. Wortlos starren sie durch die Dachluke hinunter in den Garten des Häuschens, in dem das Unkraut bereits so hoch steht wie der Gartenzaun. Zwei Männer huschen gerade hindurch und gehen geduckt auf den Hintereingang des Hauses zu. Ein langer, schlanker und ein kurzer, dicker Mann, beide mit großen roten Nasen und stacheligen dunklen Haaren. Sie tragen abgerissene Kleidung und Gummistiefel.

      »Die sehen ja aus wie Ernie und Bert aus der Sesamstraße«, flüstert Inga.

      Dass sie nichts Gutes im Schilde führen, bemerken die Kinder sofort. Sie schleichen durchs Gras, um nicht gehört zu werden, und schauen sich immer wieder um, weil sie offenbar nicht gesehen werden wollen.

      Käpten schreit so laut, dass es bis auf den Speicher zu hören ist. »Alarm!«

      Die Kinder sehen von ihrem Beobachtungsposten, dass die beiden Männer erschrocken zusammenfahren und stehen bleiben. Als der Papagei seinen Hilferuf wiederholt, gehen sie ein paar Schritte rückwärts, und als er »Polizei!« schreit, machen sie kehrt und rennen so schnell wie möglich davon. »Ihr Döspaddel!«, ruft Käpten ihnen hinterher.

      Die Kinder lachen, doch dann werden sie wieder ernst. Käpten hat die Männer zwar in die Flucht geschlagen, aber was wollten sie überhaupt hier? »Die dachten wohl, hier ist was zu holen.«

      Sie schauen den beiden Gestalten nach, bis sie hinter den Dünen verschwunden sind. Dass jemand sich in das Haus von Frau Schluck schleichen will, ist sehr beunruhigend. Das wollen die drei heute Abend auf jeden Fall mit Oma Rosella und Frau Schluck besprechen. Doch für den Moment sind die unbekannten Männer verschwunden und darum wollen sich die Freunde jetzt endlich mit den Schätzen auf dem Dachboden beschäftigen, die der alte Käpt’n Matjes zurückgelassen hat. Sie wollen sich gerade vom Fenster wegdrehen, als Emil etwas auffällt. Er hält Hannes und Inga zurück und zeigt nach draußen. »Da ist noch jemand.«

      Ein Junge, etwa in ihrem Alter, hat sich hinter dem Gartenzaun versteckt und kommt nun hervor. Er sieht den beiden Männern lange hinterher, dann betrachtet er das Haus von Kapitän Matjes.

      »Kennt ihr den?«, fragt Emil flüsternd.

      Hannes und Inga schütteln den Kopf. Sie sind sich sicher: »Der geht nicht bei uns zur Schule.«