Seawalkers (3). Wilde Wellen. Katja Brandis

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Название Seawalkers (3). Wilde Wellen
Автор произведения Katja Brandis
Жанр Детские приключения
Серия Seawalkers
Издательство Детские приключения
Год выпуска 0
isbn 9783401809069



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waren im Unterricht und Gäste hatten wir so gut wie nie. Es wusste niemand, was es mit dieser Schule in Wahrheit auf sich hatte. Ein rundlicher Mann mit Bierbauch, grauem Schnurrbart und Seitenscheitelfrisur watete herein, sein strenger Blick schweifte durch die Klasse. Wir starrten ihn an. Moment mal, konnte das ein Mensch sein? Ich versuchte, es zu erspüren, aber es waren zu viele Wandler in der Nähe.

      Ralph, auf die andere Seite des Zimmers!, kommandierte Miss White und ich sah schemenhaft, dass sie hinter der Sonnenbrille ihre Augen teilverwandelt hatte. Es fiel nicht auf und dadurch konnte sie von Kopf zu Kopf mit uns reden. Ganz untertauchen, schnell! Tiago, Jasper, Shari, ihr setzt euch auf die Tische, dann kann sich Noemi hinter euch ducken.

      Wir reagierten sofort, machten uns mit unschuldigen Blicken auf dem Tisch breit und ließen die Beine baumeln.

      »Mein Name ist Chandler, ich bin Schulinspektor«, dröhnte der Mann und warf uns einen misstrauischen Blick zu. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass es hier an diesem Morgen einen Aufruhr gab, und natürlich muss ich solchen Meldungen nachgehen, das verstehen Sie sicher.«

      Oh shit! Diese verdammten neuen Schüler! Ich tauschte einen entsetzten Blick mit Jasper. Wie es aussah, hatten wir nun auch noch Bürokraten-Ärger am Hals.

      »Ach, das war nur ein kleiner Streit unter Schülern.« Miss White drehte ihren Charme bis zum Anschlag hoch, ihr Lächeln war hollywoodreif. »So was kommt eben vor, alles schon erledigt.«

      »Erledigt. Soso.« Mit gerunzelter Stirn blickte der Schulinspektor sich um, während die Beine seiner Anzughose sich im Wasser bauschten. »Unterrichten Sie immer in solcher Kleidung? Finden Sie das angemessen für eine Pädagogin?«

      Damit hatte er Miss White kalt erwischt. »Ich … nun ja, bei diesen Temperaturen, Sie verstehen …« Zum ersten Mal sah ich sie verlegen.

      Aber es kam noch schlimmer.

      Miss White, ich muss mich bewegen, sonst kriege ich kein Wasser in die Kiemen, meldete sich Ralph. Er begann, an der Rückwand des Klassenzimmers entlangzuschwimmen. Nicht viel besser war, dass ein ziemlich großes Stück schwarzfelliger Schwanz hinter uns hervorlugte und nervös hin und her pendelte.

      Das konnte Mr Chandler unmöglich übersehen – und er tat es auch leider nicht. Sein Zeigefinger stieß vor. »Ist das eine Raubkatze?«

      Miss Whites Lächeln wirkte inzwischen sehr verzerrt. »Ach ja, ähm … das kann sein … diese Raubkatze haben wir zurzeit in Pflege … aber keine Sorge, sie ist völlig zahm und …«

      Soll ich ihn für euch erledigen?, fragte Noemi eifrig.

      »Stoooopp!«, schrie Miss White, aber zu spät. Noemi sprang, sauste wie ein schwarzer Blitz durch die Luft und landete mit voller Wucht auf den Schultern des Schulinspektors. Er wankte, kippte um und wurde unter Wasser gedrückt, wo sein Schrei sich in ein Blubbern verwandelte. Miss White sah aus, als würde sie jeden Moment einen Herzinfarkt erleiden. »Na gut, fast zahm … aber wir arbeiten dran …«, brachte sie heraus.

      Doch dann sagte Noemi plötzlich: Hm, das ist komisch, wieso riecht dieser Kerl genauso wie Finny?

      Da erst fiel mir auf, dass Finny nicht von ihrem Klo-Ausflug zurückgekommen war. Gleichzeitig sahen wir, dass sich die Haare und die Nase des Inspektors selbstständig machten und durchs Wasser drifteten. Allgemeines Kichern brandete durch die Klasse, Shari, Chris und Juna applaudierten. Miss Whites Gesicht wirkte halb ärgerlich und halb amüsiert. »Finny! Das war ein mieser Trick. Zieh dich sofort um und setz dich, sonst mach ich Fischfilet aus dir!«

      »Ich hab mir gleich gedacht, dass der Typ nicht echt ist … er hat nicht gefragt, warum unsere Schule halb unter Wasser steht«, meinte Juna.

      Mit einem breiten Lächeln tauchte Finny – nun wieder blauhaarig – aus dem Wasser auf, zog sich mit einem Ruck den Schnurrbart ab und rückte ihren durchweichten dunklen Anzug gerade. »Ja, ›mieser Trick‹ stimmt, aber das liegt nur daran, dass ich unterfordert bin. Bitte, bitte, setzen Sie sich dafür ein, dass Mr Clearwater bald wieder ein Theaterstück mit uns aufführt!«

      Auf einen Schlag war es vorbei mit Miss Whites Heiterkeit. »Nein, Finny. Im Moment nicht. Wir haben sehr bald andere Probleme. Heute Nachmittag erfahrt ihr alles darüber – in Verhalten in besonderen Fällen besprechen wir es.«

      Um mich herum wurde unruhig getuschelt. Ich tauschte einen Blick mit Jasper. Sehr bald? Das hieß, die chaotischen neuen Schüler konnten nicht gemeint sein, denn mit denen hatten wir ja jetzt schon Probleme.

      »So, und nun eine kleine Programmänderung – wir nehmen statt Haien Rochen durch«, verkündete unsere Lehrerin. »Kannst du dich gleich noch mal verwandeln, Finny, und ein paar typische Jagdtechniken demonstrieren?«

      »Ich versuch’s«, sagte Finny gehorsam, warf die Anzugjacke beiseite und verwandelte sich in ein plattes Geschöpf mit schwarzer Oberseite, das elegant durch den Mittelgang flatterte.

      In der nächsten Stunde erfuhren wir, dass Rochen biologisch gesehen platt gedrückte Haie waren und ebenso wie ihre Verwandten kein Knochenskelett hatten, sondern eins aus biegsamem Knorpel. Doch kaum jemand konnte sich so richtig auf Finnys Jagdübungen konzentrieren, obwohl es eindrucksvoll aussah, wie sie auf Krebs- und Seestern-Attrappen losging. Sie warf ihren Körper wie eine große Decke über die Beute.

      »Hat einer von euch eine Ahnung, was sie mit den anderen Problemen gemeint hat?«, fragte Shari während der Pause in die Runde. Wir standen auf dem etwas erhöhten und dadurch über dem Wasserspiegel liegenden Balkon vor den großen Glasfenstern der Cafeteria, hier ging immer ein angenehm kühler Seewind.

      Finny – inzwischen wieder in T-Shirt und Shorts – zuckte die Schultern. »Vielleicht fehlt’s wieder an Kohle. Das ist bestimmt auch der Grund, warum Clearwater diese ganzen Neulinge noch nicht rausgeworfen hat: Ellas Mama bezahlt ja für sie alle Schulgeld, und sicher nicht zu knapp.«

      »Aber Jack ist doch nicht geldgierig«, erwiderte Juna empört – unser netter junger Schulleiter war ihr Held.

      »Stimmt, ist er nicht«, lenkte Finny ein, während ihr ein paar vorbeikommende Schüler »Hey, cooler Auftritt!« zuriefen. »Aber die Schule hier wird halt noch nicht wie die Clearwater High vom Rat finanziert, ich hab gehört, der Rat ist skeptisch, weil Jack noch so jung ist, und schaut sich erst mal an, ob das hier funktioniert. Das heißt, unsere Blue Reef High muss genug Geld reinholen, damit der Betrieb weiterlaufen kann. Sonst geht sie pleite.«

      »Wo hast du das denn gehört?«, fragte Juna mit großen Augen.

      »Ähm … Mr Clearwater telefoniert ab und zu mit seiner Mutter in der anderen Schule, um sich Ratschläge zu holen, und einmal bin ich zufällig an seiner Tür vorbeigegangen …« Natürlich lief Finny keineswegs rot an.

      Mir fiel die Versammlung in Mr Clearwaters Zimmer ein und dass untypischerweise der Fernseher an gewesen war, als ich reingekommen war. Als ich den anderen davon erzählte, meinte Finny: »Na dann, worauf warten wir?« Sie ging in die Cafeteria, schnappte sich die Fernbedienung des Geräts, das dort an der Wand befestigt war, und begann, durch die Kanäle zu zappen.

      Eine Minute später wussten wir, wovor unsere Lehrer sich gerade fürchteten.

       Gefahr zieht herauf

      Auf dem Fernsehmonitor drehte sich ein riesiger weißer Wirbel mit einer Art Loch in der Mitte, während ein Wetteransager mit ernstem Gesicht danebenstand und etwas erläuterte.

      »Ach, du Scheiße«, rief ich.

      »Du sagst es«, meinte Finny, die so wie ich als Mensch aufgewachsen war. Doch Shari und Blue, die noch vor Kurzem als Delfine gelebt hatten, blickten verständnislos auf den Fernseher. »Was soll das denn sein? Sieht irgendwie flockig aus.«

      »Stimmt, aber nur von weit oben gesehen«,