Boston Bad Boys (Sammelband). Holly Summer

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Название Boston Bad Boys (Sammelband)
Автор произведения Holly Summer
Жанр Языкознание
Серия Boston Bad Boys
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958691469



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ist noch nicht zu sehen. Dann stürme ich aus dem Gebäude und lasse die Glastür wieder ins Schloss fallen, aber dieses Mal drehe ich mich nicht um, sondern laufe die Straße entlang zu meinem geparkten Wagen. Jay hat genau hinter mir geparkt, die Scheibe ist ein Stück heruntergelassen und Charly sitzt auf dem Beifahrersitz. Als er mich entdeckt, fängt er sofort freudig an zu bellen, aber ich habe keine Zeit für ihn.

      Ich werde nie wieder seine feuchte Hundeschnauze streicheln oder sein weiches Fell berühren, wenn er neben mir auf der Couch liegt und seinen Kopf auf meinen Schoß legt, während ich mich an Jay kuschle. Wie sehr habe ich diesen Hund in mein Herz geschlossen, genauso wie sein Herrchen.

      Nein, Jay habe ich geliebt. Zumindest glaubte ich das, bis ich zum zweiten Mal in meinem Leben von einem Mann so bitter enttäuscht wurde. Hinter mir höre ich Jays Stimme, die laut meinen Namen ruft, aber ich reagiere nicht darauf, sondern schließe meinen Wagen auf, springe rein und reihe mich mit quietschenden Reifen in den Abendverkehr ein. Im Rückspiegel sehe ich, wie er völlig enerviert auf dem Bürgersteig steht, die Hände zu Fäusten geballt, und mir nachstarrt.

      Tränen verschleiern wieder meinen Blick. Ich wische sie weg und fühle nur noch Leere in mir. Wieder wurde ich von einem Mann betrogen und belogen. Mein Leben liegt in Scherben vor mir. Gerade als ich dachte, endlich wieder glücklich sein zu können, stürzt alles über mir zusammen. Was habe ich falsch gemacht?

      Als hätte der Tag nicht schon genug miese Überraschungen für mich übrig, sind sämtliche Parkplätze vor meiner Wohnung belegt. Ich fahre noch zweimal um den Block, finde aber nichts, sodass ich ein ganzes Stück entfernt parken muss. Ich will mich einfach nur in meinem Bett verkriechen und niemanden sehen. Bevor ich aussteige, werfe ich noch einen Blick in den Rückspiegel. Meine Augen sind gerötet, meine Nase läuft immer noch und ich wirke aufgedunsen, aber daran kann ich jetzt nichts ändern. Ich krame in meinem Handschuhfach nach meiner Sonnenbrille, finde sie aber nicht. Dann muss ich eben verheult durch die Straßen laufen, als käme es darauf noch an.

      Als ich aussteige, kommt ein Mann aus einer der vielen Bars. Er torkelt und scheint betrunken zu sein. Sein hässliches Lächeln zeigt eine Reihe schiefer Zähne, außerdem ist einer seiner Scheidezähne abgebrochen. Er kommt immer näher. Sein nach Alkohol riechender Atem schlägt mir unangenehm entgegen, obwohl er sich mindestens eine Armlänge von mir entfernt an der Straßenlaterne festhält. Angewidert wende ich mich ab und gehe schneller. Er ruft mir irgendetwas hinterher, was ich nicht verstehe, und das mich nur noch mehr veranlasst, schnell diese Gegend zu verlassen und mich endlich in meiner kleinen Wohnung zu verkriechen.

      Ich stolpere die Treppe zur Haustür nach oben. Bei Mrs. Bittersweet brennt Licht und ich kann eine andere Dame auf ihrem Sofa erkennen. Es muss ihre Freundin sein, die immer zum Tee kommt. Eilig laufe ich die Treppe nach oben in meine Wohnung.

      Als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, kommt mir die Leere der Wohnung bedrückend vor. Die beiden Zimmer, die ich bei meinem Einzug noch als apart empfand, scheinen mich zu zerquetschen. Ich gehe in die Küche, öffne den Kühlschrank, ohne etwas herauszunehmen, und starre auf die wenigen Dinge, die sich darin befinden.

      Die halbe Wassermelone projiziert wieder eine Szene mit Jay in meinen Kopf. Wutentbrannt werfe ich die Tür zu, lehne mich gegen den Kühlschrank und lasse meinen Tränen ungeniert freien Lauf. Laut schluchzend lasse ich mich auf den harten Fliesenboden der Küche gleiten. Ich muss einen entsetzlichen Anblick abgeben. Weinend, während mir die Nase läuft und meine Augen brennen, sacke ich in mich zusammen.

      Wann hätte Jay es mir gesagt? Am Montagmorgen im Büro? Mister Fullerton hat uns bestätigt, dass wir alle von ihm übernommen werden. Ich war nicht besonders glücklich darüber, aber ich hätte ihm vielleicht doch eine Chance gegeben, und wer weiß, vielleicht wäre er ja ein angenehmerer Chef geworden als Fullerton. Schlimmer hätte es kaum kommen können.

      Jays ganzes Kartenhaus ist gerade zusammengefallen. Was wollte er damit bezwecken? Es muss ihm doch klar gewesen sein, dass ich es irgendwann herausbekommen würde. Warum also? Die Antwort liegt klar auf der Hand: Ich war nur sein Spielzeug und weiter nichts. Ein netter Zeitvertreib.

      In Gedanken sehe ich mich in seinem Club. Ash und Wyatt waren bereits gegangen, als ich Jay von unserem Konkurrenten erzählt hatte und wie sehr ich ihn hasse. Was muss er in diesem Moment gedacht haben? Natürlich! Der zeig ich es!

      Trotzdem war ich mir seiner Gefühle für mich völlig sicher. Wie kann ein Mann sich nur so verstellen? Über Wochen hat er ein mieses Spiel mit mir gespielt.

      Plötzlich wird mir entsetzlich schlecht. Ich richte mich auf und schaffe es gerade noch, mich über dem Spülbecken zu übergeben. Ich drehe den Wasserhahn auf und spüle mir den Mund aus. Verdammte Scheiße! Erschöpft schleppe ich mich zu dem kleinen Küchentisch und setze mich.

      Hier hat er mich geliebt. Scheiße, nein, er hat mich gefickt und es war einfach nur geil. Wie soll ich jemals wieder an diesem Tisch sitzen, ohne an ihn zu denken? Ich brauche dringend jemanden zum Reden. Jessy!

      Ich greife hinter mich, krame mein Handy aus der Handtasche, die ich unachtsam auf die Küchenablage geworfen habe, und tippe Jessys Nummer ein. Aber leider meldet sich nur ihr Anrufbeantworter. Enttäuscht beende ich das Gespräch und dann fällt mir ein, wer in diesem Moment der einzige Mensch hier in Boston ist, der mich wirklich verstehen wird. Elijah!

      Ich scrolle auf meinem Handy nach unten, bis ich Elijahs Kontakt finde, und hoffe, dass er zu Hause ist.

      Nach einigen Sekunden höre ich seine Stimme.

      »Hier ist Elijahs Friseursalon, was kann ich für Sie tun?«, meldet er sich. Das tut er öfter, wenn er weiß, wer am anderen Ende ist. Sein Lachen dringt zu mir. »Sunday, Süße, wie geht es dir?«, begrüßt er mich jetzt richtig.

      »Elijah? Kann ich vorbeikommen?«, kommt es erstickt aus meinem Mund. Sofort ist seine ausgelassene Laune wie weggeblasen.

      »Süße, was ist los? Du hörst dich an, als hättest du Kummer«, fragt er besorgt.

      »Es ist alles aus«, bringe ich unter Schluchzen heraus.

      »Wo bist du?«, will er wissen.

      »In meiner Wohnung.«

      »Ich komme zu dir«, bestimmt er.

      »Nein, ich komme zu dir. Ich brauche dringend frische Luft.«

      »Okay, aber fahr bitte nicht mit dem Wagen, okay?«

      »Nein, ich werde laufen.«

      »Gut, ich erwarte dich. Und Sunday? Was immer es auch ist, wir finden eine Lösung, okay?«

      Ich mache ein zustimmendes Geräusch und beende das Gespräch.

      Männer sind alle das Letzte. Außer Elijah, aber er fällt in gewisser Weise raus, er hat sich bereits vor vielen Jahren auf die andere Seite geschlagen und lebt ein perfektes Leben mit seinem Partner Sky. Die beiden sind glücklich. Warum darf ich nicht glücklich sein?

      Das Vibrieren meines Handys auf dem Tisch reißt mich aus meinen Gedanken. Es ist Jays Nummer. Was will er noch? Hat ihm der Spaß nicht gereicht? Ich drücke das Gespräch weg, schnappe mir meine Tasche und verlasse die Wohnung. Als ich den Bürgersteig betrete, kommt Jay mir entgegen. Er wirkt gehetzt und bleich, als er auf mich zukommt. Ich drehe mich um und laufe schnell die Straße hinunter.

      »Sunday, bleib stehen!«, höre ich ihn hinter mir. Dann ist er neben mir und greift nach meinem Arm. Wutentbrannt drehe ich mich zu ihm um.

      »Lass mich los, sofort!«, zische ich ihn an.

      »Was soll denn das? Ich weiß, dass ich einiges klarstellen muss, aber es ist doch nichts passiert.«

      Fast hysterisch muss ich auflachen.

      »Nichts passiert, nennst du das! Du hast mich angelogen, was deine Identität betrifft. Schon vergessen?«

      »Wenn du mich nur erklären lassen würdest, dann ...«, versucht er wieder, sich aus der Affäre zu ziehen und das Ganze als belanglos hinzustellen.

      »Einen Scheiß werde ich tun.