Titain - Warrior Lover 15. Inka Loreen Minden

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Название Titain - Warrior Lover 15
Автор произведения Inka Loreen Minden
Жанр Языкознание
Серия Warrior Lover
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783963700699



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Oder war das Titain? Sie wusste es nicht.

      Da Koa noch immer keine Anstalten machte, sich in Sicherheit zu bringen, rief Pearl ins Mikro: »Titain, tu was!«

      Tatsächlich schwamm er sofort aus dem Käfig heraus, und der Mega schien das Augenmerk nun auf ihn zu richten, denn er drehte den Kopf in seine Richtung. Noch bevor Titain bei ihm war, wirbelte der Hai herum und traf ihn mit der Schwanzflosse seitlich am Körper, sodass er mit voller Wucht zurück gegen den Käfig geschleudert wurde.

      »Nein!« Pearl konnte kaum begreifen, was dort draußen geschah. Es war ein Albtraum! »Zurück in den Käfig! Alle beide!«

      Koa winkte dem Hai mit seinem glänzenden Arm – da schoss er erneut auf ihn zu und verbiss sich diesmal so fest im Metall, dass er Koa daran mit sich zog. Pearl konnte nur noch hilflos mit ansehen, wie das Riesenvieh mit ihm im trüben Wasser verschwand. Kurz verfolgte sie noch sprachlos dessen Route auf dem Monitor, doch dann waren beide – Koa und der Hai – aus der Überwachungszone verschwunden.

      »Nein«, wisperte sie und ließ sich im Sand auf die Knie sinken. »Koa …« Verzweifelt versuchte sie, ihn über Funk zu erreichen. »Bitte melde dich!« Doch auch wenn er noch leben würde, wäre er zu weit weg, damit er sie und sie ihn hören konnte.

      Ihr Atem raste, ihr Herz krampfte sich zusammen und sie bekam kaum noch Luft. Das durfte nicht wahr sein! Koa … Er war weg. Weg!

      Warum hat er das gemacht?, fragte sie sich unentwegt. Es hatte fast so ausgesehen, als wollte er sterben! Aber wieso gerade jetzt, wo sie ihm doch ein wenig Hoffnung gemacht hatte? War das vielleicht falsch gewesen? Wusste er, dass er diesen Albtraum nie würde verlassen können?

      Pearl wollte sich ihrem Schmerz ergeben, weinen und schreien, als eine Bewegung im Meer ihren Blick nach draußen lenkte.

      Titain!

      Sie erkannte durch ihren Tränenschleier, dass er im Käfig neben dem Werkzeugkoffer kniete, doch ein Blutnebel breitete sich um ihn herum aus.

      »Titain!« Oh nein, es war ihre Schuld, dass er verletzt war. »Was ist mit dir?«

      »Nur ein Kratzer am Unterarm«, antwortete er monoton, aber sie hörte, wie schwer er atmete. Er musste Todesängste ausstehen. Außerdem würde das Blut weitere Haie anlocken!

      »Ich hole dich rein!«, rief sie mit krächzender Stimme. Bestimmt hatte er sich an einer scharfen Kante des Käfigs verletzt, als der Hai ihn dagegen geschleudert hatte. Nur ihretwegen!

      Die Sorge um ihn verlieh ihr sofort neue Kraft. Sie stand auf, wankte leicht und aktivierte auf dem Tablet die Seilwinde, die den Käfig bis zur Schleuse zurückzog. Dann machte sie sich auf den Weg zur Tür. Während sie wartete, bis in der Zwischenkammer das Wasser abgelaufen war und der Druckausgleich hergestellt wurde, wählte sie über ihr Tablet wie in Trance den Notrufkanal. Sie wurde sofort mit einem Oberen verbunden und sah »Mondgesicht« Valerian Audley auf ihrem Bildschirm.

      »H-hier ist Pearl, Wartungstechnikerin drei. I-ich habe eben Koa verloren!«

      »Was meinst du mit verloren?«, fragte Valerian barsch, wobei seine eisblauen Augen funkelten.

      »Ein Hai hat ihn erwischt! Ein Mega! Koa hat meinen Befehlen keine Folge mehr geleistet, er hat sich einfach nicht in Sicherheit gebracht!« Sie war so aufgewühlt, dass sie am ganzen Körper zitterte und sogar ihre Zähne aufeinander schlugen. Tränen strömten aus ihren Augen, sodass sie immer wieder mit dem Ärmel über ihre Lider wischen musste, um etwas sehen zu können.

      »Beruhige dich«, befahl Valerian. »Wir werden versuchen, ihn zu orten. Falls er in der Nähe ist, soll Titain den Panzeranzug anlegen und ihn reinholen. Titain ist okay?«

      »Er ist verletzt. I-ich hoffe, es ist nicht schlimm, er sagt, nur ein Kratzer.«

      »Okay, bring ihn zur Regeneration in seine Kammer und lass dir auf der Krankenstation etwas zur Beruhigung geben. Danach machst du eine Arbeit, die du ohne Android erledigen kannst, das wird dich ablenken.«

      »Ja, Sir«, sagte sie leise und betete, dass die Oberen Koa aufspüren konnten. Der Hai hatte ihn an seinem Metallarm gepackt. Vielleicht lebte Koa noch! Sauerstoff hätte er für eine weitere Stunde.

      Ein leiser Piepton an der Schleuse zeigte Pearl an, dass sie diese nun öffnen konnte. Kaum ging die Tür auf, lief sie zu Titain, um seine Verletzung zu begutachten. Der Anzug war am Unterarm aufgeschlitzt und etwas Blut sickerte hervor. Mehr erkannte sie gerade nicht. »Es tut mir so leid«, murmelte sie erstickt. »Komm, du musst schnell in deine Kammer.«

      Sie marschierte mit ihm zur Strandhütte, half ihm aus dem Anzug, bis er nur noch in seinen engen Shorts vor ihr stand, und erschrak über die Prellungen seitlich an seinem Brustkorb.

      Vorsichtig fuhr sie mit den Fingerspitzen über seine Rippen. »Sind sie gebrochen?«

      »Nein«, antwortete er lediglich.

      Wie konnte er sich da denn sicher sein? Allerdings schienen sie wirklich heil zu sein, soweit sie das beurteilen konnte.

      Als Nächstes begutachtete sie die Wunde an seinem Unterarm in der Nähe des Ellbogens. Der Schnitt war etwa zehn Zentimeter lang, blutete zum Glück nicht stark und klaffte leicht auf, sodass … etwas Silberfarbenes durchfunkelte?

      »Was …« Verblüfft starrte sie Titain an und schnappte nach Luft. Hatte er auch einen Metallarm, der mit Haut überzogen war, so wie Koa? Oder war er vielleicht doch ein Android? Hatte er sich deswegen keine Rippe gebrochen? Aber wieso musste er dann essen?

      Pearl war gerade so verwirrt und schockiert über Koas Unfall, dass sie alle Vorsicht außer Acht ließ, ihren Rucksack schnappte und mit Titain schnurstracks zur Krankenstation schritt. Allerdings nicht zu der im Untergeschoss, die für Pearl zuständig war, sondern zu der für die Privilegierten. Sie musste endlich wissen, was er war und ob er es wert war, ihm zu helfen!

      Da mittlerweile alle beim Abendessen saßen, bevor sie für die Nachtruhe in ihren Kammern verschwanden, war es auf den Gängen angenehm leer. Niemand kam ihnen auf dem kurzen Weg entgegen und wunderte sich, warum sie mit einem fast nackten, verletzten Mann durch die Gegend lief. Hin und wieder tropfte Blut von Titains Wunde auf den Boden, das sofort von einem der fleißigen Putzroboter, die um diese Uhrzeit ihren Dienst antraten, aufgewischt wurde.

      Sie ging an der normalen Krankenstation vorbei und blieb bei der Röntgenabteilung stehen.

      »Zutritt nur für Befugte« stand auf einem gelbumrandeten Schild an der Tür und: »Vorsicht, Strahlung!«

      Pearl drückte ihren Daumen auf den Öffner, woraufhin ein rotes Licht aufblinkte. Natürlich besaß sie keine Erlaubnis. Deshalb löste sie vorsichtig die Abdeckung des Scanners, wobei sie ständig über ihre Schultern blickte, und schloss ihn einfach kurz. Die Tür glitt zur Seite, sie drückte die Abdeckung schnell wieder auf das Bedienteil und verschwand mit Titain in dem dahinterliegenden Raum. Um die Überwachungskamera im Gang, die ihr Vergehen sicher aufgezeichnet hatte, würde sie sich später kümmern und diesen Moment einfach aus der Aufnahme löschen. Zum Glück wurden die Videos nur im Nachhinein bei Verstößen angesehen.

      Sie machte sich bereit, auf eine Röntgenassistentin oder jemand anderes zu treffen, doch diese Station wirkte völlig ausgestorben. Licht flammte automatisch auf, und Pearl sah mehrere Geräte, die sich im Raum verteilten. Sofort begab sie sich zu dem riesigen Magnetresonanztomografen, der sie an einen Backofen erinnerte. In der Mitte besaß er eine große Öffnung und davor eine Liege, auf der man jemanden hineinschieben konnte. Dieser Ganzkörperscanner erzeugte ein Magnetfeld. Stand deshalb auf einem roten Schild »Keine Androiden«?

      Pearl hoffte inständig, dass diese Warnung bloß aus einem Grund existierte: damit niemand erkannte, dass es sich bei den Androiden in Wahrheit um Menschen handelte. Sicherheitshalber würde sie Titain akribisch beobachten. Sie konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass er Körperteile aus einem magnetischen Metall besaß. Das wäre in mehrerer Hinsicht unvorteilhaft.

      Sie hoffte einfach, dass sie sich nicht irrte, und fuhr den Apparat hoch. Sie wollte Titain gerade bitten, sich auf die Liege zu