Wyatt Earp 219 – Western. William Mark D.

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Название Wyatt Earp 219 – Western
Автор произведения William Mark D.
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740963699



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ließ ein dumpfes Dröhnen das ganze Haus erzittern, und die Fenstergläser klirrten leise in ihrem Gefüge. Ein sausendes, pfeifendes Geräusch zog draußen über den Vorbau und verdunkelte das schwache Licht des Mondes noch mehr.

      Es war eine Windbö, die den Flugsand durch die Straße trieb.

      Sie verließen die Schenke und traten wieder auf den Vorbau hinaus.

      Der Mond war jetzt frei von Wolken und goss sein silbrig glänzendes Licht über die Häuserfirsten, die kurzen Vordächer und die ganze Straße.

      Nirgends war eine Spur zu sehen.

      Nicht einmal die Fährte, die sie beide vor kurzem gemacht hatten, als sie die Straße hier überquert hatten.

      Der Bergwind deckte alle Spuren zu.

      Wyatt trat vom Vorbau herunter und ging dann mit dem Spieler die Straße hinab, bis sie die letzten Häuser am Ostrand hinter sich hatten.

      Da deutete Holliday auf ein Schild das an einer Hütte festgemacht war und aus drei kurzen, nicht gleichlangen Brettern bestand.

      Die Buchstaben, die darauf geschrieben waren, waren zwar stark verwittert, aber im Mondschein dennoch erkennbar.

      PARADISE.

      »Na, was habe ich gesagt«, meinte Holliday spöttisch. »Sie hatten es als ihr Paradies angesehen, die Leute, die hier lebten.« Er blickte sich um. »Ich vermisse etwas sehr Wesentliches. Den Boot Hill.«

      Wyatt deutete hinüber an die Felslehne, die im Norden ziemlich dicht hinter den Häusern lag und viele Risse hatte.

      »Glauben Sie im Ernst, dass sie die Toten da hingebracht haben?«, entgegnete Holliday.

      »Ich halte es für möglich«, versetzte der Marshal. »Denn es ist hier sehr schwer, ein Loch in den steinigen Boden zu graben. Und da in den Schründen ist Platz für die Toten von ganz San Francisco.«

      Ja, da war sicher Platz für viele, viele Hunderttausend Tote, wenn es hätte sein müssen. Man hätte wirklich die Leichen einer ganzen Weltstadt hier in diese Schründe schleppen können – und niemandem würde es auffallen, wenn er draußen an dem Gesteinsklotz vorüberritt, der aus der tafelglatten Ebene emporstieg. Und er war ja auch wenig verlockend, der Gesteinskoloss, der auf seiner Westseite so rissig und schründig war. Wenn die beiden Westmänner nicht die Spur der Tombstoner Banditen gesucht hätten, würden sie kaum den Weg hierher gefunden haben. Nicht einmal eine halbe Stunde war es von hier bis zu dem großen ausgetrockneten Seebett, das sie hierhergelockt hatte. Die Stadt am Pulversee, das gespenstische Paradise war so leer wie der See wasserlos war.

      Und wo war der Zugang zu dieser Stadt?

      Wyatt hatte ihn schon nach einer Viertelstunde gefunden. Er stellte nur eine schmale Schlucht dar, die winkelförmig in den Fels bog, dann aber gerade verlief. Sie war so breit, dass bequem zwei Wagen nebeneinander herfahren konnten. Man erreichte sehr schnell das Ende des Felsens, aber Wyatt musste zu seiner Verblüffung feststellen, dass es am Ende der Schlucht mehrere scharfe Windungen gab und dass der Ausgang von Gebüschen verdeckt war, so dass man ihn ganz sicher auf eine Distanz von hundert Schritt nicht bemerken konnte. Denn Risse hatte der Gesteinsklotz ja mehr als genug. Niemand würde vermuten, dass da ein Weg war, ein Zugang, der zu einer Stadt führte.

      *

      Die beiden Westmänner waren zurückgegangen. Sie standen wieder am Ausgang des Felsweges und sahen zu den Häusern hinüber, die stumm wie die Zähne eines Gebisses rechts und links neben der Straße verharrten. Wieder zogen die gespenstischen Wolkenschatten über die bleichen Nebel dahin.

      Der Missourier hielt auf eine Pforte zu, die zum letzten Hof führte.

      Er überstieg die sehr niedrige Fenz zum nächsten Hof, und Holliday folgte ihm.

      Hier endlich fanden sie die Hoftür geöffnet und konnten in eines der Häuser kommen, von wo aus sie auf den Vorbau gelangten. Hier gab es ja keine Spuren zu hinterlassen, denn der Wind fegte den Sand immer wieder weg, den er auf die schweren Bohlen getrieben hatte.

      Nachdenklich blieb der Marshal schräg gegenüber dem Saloon ›Zum ewigen Leben‹ stehen und blickte nach Westen auf die düstere Felswand, wo die Spalte im Gestein klaffte, von der aus sie den Weg hierher gefunden hatten.

      Sollte diese Kluft etwa der einzige Ausgang hier aus der Talenge sein, wenn man von dem Weg drüben im Nordosten absah?

      Kaum. Höchstwahrscheinlich gab es auch hier noch andere Risse im Gestein.

      Sie fanden am Südwestrand der Stadt hinter einer vorspringenden Gesteinsnase eine weitere Schlucht, die bequemer war als die, durch die sie gekommen waren, und zu ebener Erde hierher führte. Sie folgten ihr eine ganze Weile und kamen rasch und fast schnurgerade an den Westrand der Steine, wo wieder lockeres Geröll war.

      »He«, meinte der Spieler leise, als sie plötzlich etwas unterhalb von ihrem Standpunkt das schimmernde Becken des Pulversees vor sich sahen, »da sind wir schon wieder? Da sind wir ja irgendwie um unsere Pferde herumgelaufen.«

      »Nicht ganz«, meinte der Marshal. »Wenn wir uns hier rechts einen Weg durch das Gestrüpp bahnen können, treffen wir drüben auf eine Abkürzung zu dem Pfad, den wir vorhin benutzt haben.«

      Wyatt, der voranging, schob mit den lederbehandschuhten Händen das Gezweig auseinander – und verhielt plötzlich den Schritt.

      Rechts vor ihm, dicht an der Felswand gelehnt, stand eine Hütte.

      Doch weniger die Hütte selbst hatte die beiden Männer so verblüfft, als die Tatsache, dass Lichtschimmer durch die Ritzen unter der Tür hinaus ins Freie fiel.

      Sie war wohl knapp dreieinhalb Yards hoch und hatte ein ziemlich steiles Dach, das sich an das Gestein lehnte. Das Gebüsch und Gesträuch um sie herum hätte sie fast so versteckt, dass die beiden sie nicht gesehen hätten. Möglicherweise wäre sie einem am Tag nicht einmal aufgefallen. Aber jetzt in der mondhellen Nacht, wo die beiden sich am Gestein vorwärtstasten mussten und auf die Konturen angewiesen waren, die alle Gegenstände vor ihnen gegen den Nachthimmel warfen, musste sie ihnen direkt in die Augen springen.

      Da hörte der Missourier den Spieler hinter sich flüstern:

      »Wenn ein Hund da wäre, hätte er uns schon bemerkt.«

      Wyatt nickte.

      Dann setzte sich der Marshal allein in Bewegung, ging auf Zehenspitzen vorwärts und näherte sich der Hütte bis auf fünf Schritt.

      Dort ging er in die Hocke und bewegte sich jetzt nur noch auf allen vieren vorwärts, wobei er wie ein Indianer dafür sorgte, dass weder seine Stiefel noch seine Hände etwa einen trockenen Zweig des Gesträuches zerknickten – ein Geräusch, das man auf diese Entfernung hin in der Hütte hören musste.

      Wyatt war bis auf zwei Yards herangekommen und wollte sich gerade etwas mehr aufrichten, um an die Seite der Hütte zu kommen, als er drinnen den harten Schritt eines Mannes hörte.

      Wyatt richtete sich jetzt etwas weiter auf, machte einen Schritt vorwärts, noch einen und war von der Hüttenwand nur etwa noch einen Schritt entfernt, als die Tür plötzlich aufsprang.

      In ihrem Rahmen stand ein wahrer Koloss von einem Mann. Er war sicher noch einen halben Kopf größer als der Marshal und sehr viel breiter. Es war eine gewaltige Menschenfigur, die da geduckt im Türrahmen stand und ihn fast zu sprengen drohte.

      Wyatt, der jetzt schon neben der Hütte war, konnte den Mann jedoch von der Ecke aus genau ausmachen. Er sah im schwachen Lichtschein einen zerknüllten Hut mit ausgefranster Krempe und ein mächtiges Schulternpaar, auf dessen linker Seite der Zipfel des Halstuches lag. Er sah eine schwere Jacke, die wohl aus Leder war, und Hosen, die zerknüllt und ausgebeult in halbhohen Stiefelschäften steckten.

      Der Mann hatte ein Schrotgewehr in der Hand. Auch Doc Holliday, der jetzt etwa noch neun Schritt entfernt stand, sah es genau.

      Hatte er ein Geräusch gehört?

      Wyatt war behutsam wie