Название | Der exzellente Butler Parker 23 – Kriminalroman |
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Автор произведения | Günter Dönges |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der exzellente Butler Parker |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740954666 |
»Sie können ruhig etwas rücksichtsvoller fahren, Mister Parker«, verlangte Lady Simpson. Das Abbiegemanöver hatte sie ausgesprochen unvorbereitet getroffen und ihre Körperfülle schwungvoll aus dem Gleichgewicht gebracht.
»Man wird künftig bemüht sein, keinesfalls mehr Myladys Unmut zu erregen«, versprach Parker, während seine Herrin sich wieder dem Picknickkorb widmete, der ihr die angeblichen Strapazen der Reise überstehen half.
Der einspurige Weg führte durch einen Waldstreifen und anschließend über eine Art Damm durch sumpfiges Gelände mit Schilf und Binsen.
Genau an dieser Stelle kam der stahlblaue Chevrolet entgegen.
An Randers Austin leuchteten die Bremslichter auf.
Auch Parker brachte sein schwarzes Gefährt zum Stehen, was Myladys erneuten Protest zur Folge hatte. Diesmal war ihr der Picknickkorb von den Knien gerutscht.
»Die Burschen werden ja wohl zurücksetzen«, meinte Rander zu seiner attraktiven Beifahrerin. »Aus unserer Richtung kommen schließlich zwei Fahrzeuge.«
So einsichtig waren die Männer im blauen Chevrolet allerdings nicht.
Durch wütende Gesten bedeuteten sie dem Anwalt, den Rückzug anzutreten. Als Rander mit gleicher Münze antwortete, machten die Männer einen entscheidenden Fehler: Sie verließen ihr Fahrzeug und kamen unter eindeutigen Drohgebärden näher...
Der Fahrer schien nicht viel älter als dreißig zu sein. Seine etwas schlaksig wirkende Gestalt steckte in einem abgeschabten Jeansanzug. Ein verbeulter Hut aus blauem Jeansstoff und eine Filterzigarette im herabhängenden Mundwinkel rundeten das Bild arroganter Lässigkeit ab.
Der zweite Mann war schätzungsweise zwanzig Jahre älter. Der Untersetzte trug einen dunklen Filzhut, den er tief ins Gesicht gezogen hatte. Dennoch war eine Nase von bemerkenswertem Format, die über einen pechschwarzen Schnurrbart in die Landschaft ragte, nicht zu übersehen. Breite Schultern, die in einem makellosen Trenchcoat steckten, und der federnde Gang ließen auf einen durchtrainierten Kraftsportler schließen.
»Los, verschwinde! Sonst machen wir dir und deiner Puppe Beine!« knurrte der Untersetzte, als Rander ein Stück das Fenster absenkte und freundlich einen guten Tag wünschen wollte.
Ehe der Anwalt dem unhöflichen Schnurrbartträger die passende Antwort erteilen konnte, hatte Parker ihm die kleine Mühe schon abgenommen.
Gleichzeitig mit den Männern aus dem Chevrolet hatte der Butler sein Fahrzeug verlassen. In dezent gestreiften Beinkleidern, mit schwarzem Covercoat und Melone war der alterslos wirkende Josuah Parker eine ausgesprochen würdevolle Erscheinung. Dieser Eindruck wurde durch seinen steifen, gemessenen Gang unterstrichen, der manchmal wirkte, als hätte er einen Ladestock verschluckt.
Sein Auftreten, das Zoll für Zoll dem Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers aus dem vergangenen Jahrhundert entsprach, hatte schon oft dazu geführt, daß man ihn unterschätzte. Das Duo aus dem stahlblauen Chevrolet bildete da keine Ausnahme. Die Männer beachteten Parker nicht mal.
Deshalb machte der Schnurrbärtige ein eindeutig verdutztes Gesicht, als er einen ausgesprochen unangenehmen Druck in der Nierengegend verspürte. Erst beim zweiten Hinsehen wurde dem Mann klar, daß es sich um die Spitze von Parkers Universal-Regenschirm handelte, die das sensible Organ eingehend massierte.
Augenblicklich zeigte das Gesicht des Unbekannten eine Blässe, die jeden Arzt in Alarmbereitschaft versetzt hätte. Ehe er sich über die Behandlung beschweren konnte, blieb ihm schon die Luft weg.
Heftig japsend verdrehte der Mann die Augen und ging vor dem Butler in die Knie.
Sein jüngerer Begleiter hatte sich inzwischen zur Beifahrertür des Austin begeben, wobei sein Interesse eindeutig den Reizen der zierlichen Kathy Porter galt. Als der Schlaksige merkte, wie schnell sich die bezaubernde junge Dame mit den mandelförmig geschnittenen Augen und dem Kastanienschimmer im dunklen Haar in eine reißende Pantherkatze verwandeln konnte, war es schon zu spät.
Grell blitzende Sterne tanzten vor den Augen des Jeansträgers, als Kathy Porter ruckartig die Tür aufstieß und ihm damit schmerzhafte Blessuren an Kinn und Knien bescherte.
Torkelnd wich der Zudringliche ein paar Schritte zurück und ließ sich stöhnend zu einer Verschnaufpause am Straßenrand nieder.
Gelassen nutzte Parker die Gelegenheit, um beide Männer diskret von den großkalibrigen Pistolen zu befreien, die in ihren Schulterhalftern steckten.
»Wollten die dreisten Lümmel mich etwa an der Weiterfahrt hindern?« war plötzlich Myladys sonores Organ zu vernehmen. Bebend vor Zorn kam die resolute Dame angestampft.
Obwohl Agatha Simpson die Sechzig mit Sicherheit überschritten hatte, war sie doch eine Erscheinung, die man nur als eindrucksvoll bezeichnen konnte. Das lag nicht nur an ihrer Körperfülle, die sie mit einem nicht gerade modischen Jagdkostüm zu bändigen versuchte.
Auch das undefinierbare Gebilde, das Lady Simpsons Haupt krönte, war durchaus beeindruckend. Was die ältere Dame als Hut bezeichnete, erinnerte eher an einen Napfkuchen, in dem zwei stählerne Grillspieße steckten.
Diese sogenannten Hutnadeln wußte die passionierte Detektivin ebenso beherzt wie zielsicher als Nahkampfwaffen einzusetzen. Der Abwehr allzu frecher Gangster diente auch der Pompadour, den sie am rechten Handgelenk trug.
Der lederne Beutel, der schon erwartungsvoll wippte, hatte mehr Ähnlichkeit mit einem zu heiß gewaschenen Seesack als mit einem Damenhandtäschchen. Er enthielt allerdings auch keine Toilettenartikel, sondern Lady Simpsons sogenannten Glücksbringer. Dabei handelte es sich um ein solides Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte und aus humanitären Gründen in eine dünne Lage Schaumstoff gewickelt war.
»Die Herren erregten durch ihre eigenwillige Auslegung der Verkehrsregeln zu Recht Myladys Mißfallen«, bestätigte der Butler mit einer angedeuteten Verbeugung. »Inzwischen dürfte jedoch mit der nötigen Einsicht zu rechnen sein, falls man nicht sehr irrt.«
»Da bin ich nicht so sicher, Mister Parker«, entgegnete die Detektivin und versetzte ihren Pompadour in hektische Schwingungen.
»Eine allzu nachdrückliche Zurechtweisung der Herren dürfte die gewünschte Weiterfahrt noch länger hinauszögern, falls der Hinweis erlaubt ist«, wandte Parker vorsichtshalber ein.
»Das ist mir natürlich auch klar, Mister Parker«, erwiderte Lady Agatha und ließ enttäuscht den ledernen Beutel sinken. »Ich überlege mir eben jeden Schritt sehr genau.«
In diesem Moment rafften sich die beiden Unbekannten nahezu gleichzeitig vom Boden auf und langten mit dem Griff routinierter Profis in ihre Schulterhalfter. Die Leere, die sie dort vorfanden, schlug sich in Form einer ungesunden Blässe auf ihren Gesichtern nieder.
»Das werdet ihr büßen!« zischte der Ältere zwischen zusammengebissenen Zähnen. Anschließend forderte er seinen Begleiter durch eine stumme Geste zum Mitkommen auf. Leicht humpelnd kehrten die beiden zu ihrem Straßenkreuzer zurück.
»Ich glaube, ich habe mir zwei neue Feinde gemacht«, stellte Agatha Simpson mit einem Gesichtsausdruck fest, der tiefe Befriedigung verriet.
»Eine Vermutung, der man sich nur nachdrücklich anschließen kann, Mylady«, pflichtete Parker seiner Herrin bei. »Mit einem erneuten Zusammentreffen dürfte fest zu rechnen sein.«
»Um so besser, Mister Parker«, strahlte die passionierte Detektivin, während der Chevroletfahrer die Maschine aufheulen ließ und den Rückwärtsgang einlegte.
*
Mit dem Bild, das man sich gewöhnlich von einem Archäologieprofessor macht, hatte Kevin Myrtle nicht die geringste Ähnlichkeit. Parker schätzte den Wissenschaftler, der sich aus einer Gruppe von Studenten löste und den Ankömmlingen winkend entgegenkam, auf höchstens Ende Dreißig.
Seine hochaufgeschossene Gestalt steckte in einem