Wyatt Earp Classic 39 – Western. William Mark D.

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Название Wyatt Earp Classic 39 – Western
Автор произведения William Mark D.
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp Classic
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740963125



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schlug die Augen auf. »Lassen Sie doch…«, kam es krächzend aus seiner Kehle.

      »Nichts da, Señor! Sie können nicht hierbleiben. Der Sand ist jetzt noch heiß, aber in ein paar Stunden kommt die Kühle – und mit ihr der sichere Tod für Sie. Sie müssen hier weg. Ich werde Sie schon…«

      Er hatte das alles rasend schnell in schlechtem Englisch hervorgesprudelt, zerrte wieder an den Armen des Missouriers und wich erschrocken zurück, als er bemerkte, daß sich der andere selbst aufzurichten versuchte.

      »Nein, das geht nicht, Señor. Sie sind zu schlapp. Sie haben sich bis hierher geschleppt. Welch ein Irrsinn, überhaupt. Und wie lange liegen Sie hier! Sie können nicht selbst hoch…«

      Da mußte der texanische Salooner Pedro Miretta erleben, wie sich der noch vor einer Viertelstunde zu Tode Erschöpfte aus dem Sand aufrichtete, schwankend dastand und dann auf das kleine Pferd zutorkelte.

      Miretta half ihm und nahm dann das Pony beim Zügel.

      »No, so geht es nicht. Sie fallen mir runter. Ich muß Sie festbinden.«

      Ein schmerzliches Lächeln zog sich um die Mundwinkel des Missouriers.

      »Thanks, ich bin ja – in – den Bügeln.«

      Miretta ging voran. Er hatte den Gaul am Halfter gepackt und nahm den Blick nicht von dem Fremden.

      »Können Sie sich noch halten?«

      »Yeah – es wird – schon gehen.«

      »Si, si! Halten Sie aus, es ist nicht mehr weit.«

      Es ging über den Rand der Ebene hinweg bis zum Muldenrand, dann rutschte der Mann zur Seite und konnte nur durch den Dicken aufgefangen werden.

      »Well, es geht nicht«, stöhnte der Wirt. »Dann muß ich Sie eben hier zurücklassen. Ich hole den Doc. Madonna, wenn der so spät noch Lust hat, herauszureiten auf die Ebene, fresse ich meine Stiefel auf.«

      Wyatt lag wieder im Sand.

      Der Salooner stieg leise fluchend in den Sattel.

      Da richtete sich der Marshal mit einem Ruck hoch. »Señor! Warten Sie noch!«

      Verblüfft sah der Mexikaner sich um. »Ja?«

      »Ihr Gewehr! Sie haben ein Gewehr im Scabbard.«

      »Ja, sicher. Meine alte Sharpsflinte.«

      »Lassen Sie es mir hier«, bat der Missourier.

      »Das Gewehr? Bitte. Aber ich wüßte nicht, was Sie damit anfangen wollten. Madonna!« Plötzlich hatte der Kneipenwirt einen bösen Gedanken. »Hören Sie, Señor. Sie werden doch nicht so dumm sein. Noch dümmer, als Sie schon waren. Sie haben es bis hierher geschafft. Da müssen Sie doch eine Pferdenatur haben. Und den Rest werden Sie doch überstehen. Wozu wollen Sie das Gewehr? Das hätten Sie ja mit dem Colt auch…«

      Er rutschte aus dem Sattel und riß dem Marshal blitzschnell den Colt aus dem Hosenbund.

      »Sie brauchen keine Waffe, Señor. Von einem Halbidioten will hier niemand etwas.« Dann besann er sich. »Sie hatten doch noch einen Derringer. Bitte – geben Sie ihn mir.«

      »Gegen das Gewehr.«

      Der Dicke trippelte von einem Fuß auf den anderen. »Aber ich werde doch nicht verrückt sein. Ich kann doch nicht einem Selbstmord Vorschub leisten.«

      »Señor, ich brauche das Gewehr. Ich werde verfolgt von einem Mann, der auch ein Gewehr hat.«

      »Was?« Miretta ging keuchend in die Hocke und starrte in Wyatts Gesicht. Dann erhob er sich, ging zu seinem Pony und zog das alte Sharpsgewehr aus dem Lederschuh. »Well, hier haben Sie Ihren Willen. Aber das sage ich Ihnen, wenn ich zurückkomme, und Sie sind tot, dann…«

      »Dann?« Wyatt zwang ein mattes Lächeln auf sein Gesicht. Dann ließ er sich zurückfallen und untersuchte die Flinte mit geschlossenen Augen. »All right, Mister, ich warte…«

      »Ich komme in zwei Stunden zurück, Señor.«

      Das Pony trabte los.

      Wyatt öffnete die Augen und sah gegen den Nachthimmel die merkwürdige Silhouette des kleinen rundlichen Reiters davonziehen.

      Jetzt hatte er ein Gewehr.

      Eine Büchse mit noch vier Schuß Munition.

      Zum erstenmal seit dem Augenblick des Überfalls fühlte er sich sicher.

      Der Marshal richtete sich auf.

      War da nicht ein Geräusch gewesen? Er lauschte angestrengt in die Nacht.

      Aber nur das Hämmern des eigenen Blutes war in seinen Ohren.

      Wyatt erhob sich.

      Zounds! Das Wasser und der Whisky hatten ihn benommen gemacht. Er knickte sofort wieder in die Knie ein – und schrak jäh zusammen.

      Ganz deutlich hatte er ein Geräusch gehört. Seinem scharfen Ohr war es diesmal nicht entgangen.

      Und der erfahrene Präriemann wußte es auch sofort zu deuten. Diese Erkenntnis jagte ihm einen neuen Schrecken über den Rücken.

      Es war das dumpfe Hufgeräusch zweier unbeschlagener Pferde gewesen. Und unbeschlagene Pferde ritten in diesem Lande nur Indianer.

      Wyatt wußte, daß er es auf keinen Kampf mit diesen Rothäuten ankommen lassen durfte.

      Und zum dritten Mal auf diesem höllischen Trail schaufelte er sich mit seinen Händen ein Loch in den Sand, legte sich auf den Bauch, warf den Sand, soweit es ihm möglich war, wieder über sich und lauschte dann angestrengt in das Dunkel.

      Das Hufgeräusch war jetzt so nahe, daß er durch den Mund atmete, um besser horchen zu können.

      Immer näher kam der dumpfe Hufschlag.

      Die Roten ritten im leichten Trab.

      Und dann waren sie da.

      Wyatt konnte ihre Konturen wie schwarze Schemen gegen den Nachthimmel westlich von seinem Standort erkennen.

      Eine Gänsehaut rann über seinen Rücken.

      Damned, wenn sie näher kommen, dann wird es mehr als brenzlig. Ich liege unter dem Sand verschüttet; nur ein Teil des Kopfes ist noch frei.

      Wenn sie ihn entdecken, was dann?

      So schnell hatte er die Sandmassen nicht von sich geschüttet, um noch zum Gewehr greifen zu können.

      Er hatte die Büchse fest umspannt unter sich liegen. Die Linke hielt er über die Mündung gepreßt, um sie vor dem Sand zu schützen.

      Der Hufschlag kam noch näher.

      Devils! Sie hielten anscheinend direkt auf die Stelle zu, an der er im Sand lag.

      Jeder Muskel im Körper des Missouriers war angespannt, bereit, sich herumzuwerfen, den schweren Sand von sich zu schütteln, das Gewehr hochzureißen…

      Dann waren sie heran.

      Dreißig Yards vor ihm.

      Der Hufschlag verstummte.

      Immer noch verharrten die beiden Redmen wie leblose Gestalten drüben vor ihm.

      Was führten sie im Schilde?

      Wyatt spielte bereits mit dem Gedanken, aufzuspringen, um das Gewehr hochzureißen, als er sah, daß der eine von ihnen vom Pferderücken rutschte.

      Der andere folgte.

      Sie ließen die Tiere stehen und kamen langsam heran.

      Fünf Yards kann ich ihnen noch geben! schoß es durch den Kopf des Marshals.

      Er war jetzt plötzlich ganz kühl und ruhig. Hundertmal hatte er in solcher Lage gesteckt. Nur mit dem einen Unterschied, daß er sich niemals zuvor in einer solchen elenden körperlichen Verfassung befunden hatte.

      Einer