Название | DER SMARAGD-BUDDHA (Drake Ramsey 2) |
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Автор произведения | Russell Blake |
Жанр | Языкознание |
Серия | Drake Ramsey |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958353046 |
»Dieser Huang wusste also nichts? War er denn kein Komplize von Liu?«, knurrte er.
Jiao schüttelte den Kopf. »Ich bin mir inzwischen sicher, dass er das nicht war.«
»Wird er es überleben?«
»Nein. Er bekam während des Verhörs einen Herzinfarkt. Noch hängt er an den lebenserhaltenden Systemen, doch es wird davon ausgegangen, dass er nicht mehr zu Bewusstsein kommt.«
Xiaoping grunzte und benutzte den Aschenbecher aus Porzellan, wobei er äußerst aufmerksam nur die wenige Asche abstreifte, die nicht mehr glühte. Eine auffällige Angewohnheit, die Jiao schon unzählige Male hatte beobachten können. »Was haben wir denn dann überhaupt für Spuren?«
Jiao sah den Techniker an, der daraufhin begann, in einer weichen, fast schon femininen Art zu sprechen: »Es steht außer Frage, dass der Angriff auf unsere Systeme von Moontech ausging. Aber als ich die Log-Dateien untersucht habe, bin ich auf eine sehr interessante Anomalie gestoßen. Anscheinend haben die Hacker ihren Angriff über einen Trojaner auf die Moontech-Server umgeleitet, sodass es so aussah, als würde er direkt dort aus dem Gebäude kommen.«
Xiaoping wiegelte mit einer ungeduldigen Geste ab. »Das wissen wir bereits.«
»Schon, aber das Interessante ist, dass wir nicht das einzige Ziel waren.«
»Nun spucken Sie es schon aus, wir haben keine Zeit zu verlieren.«
»Es sieht so aus, als hätte Liu auch auf das Netzwerk des US-Verteidigungsministeriums zugegriffen. Und zwar auf ihre wichtigsten, am besten gesicherten Server!«
»Was?«, rief Xiaoping, »Sind Sie da sicher?«
»Absolut. Die Signatur ist … sagen wir einfach, sie ist eindeutig.«
»Wie hat er das geschafft? Diesen Server versuchen wir seit Jahren zu knacken, ohne Erfolg«, warf Jiao ein.
»Ich bin nicht sicher. Das ist das Spannende daran. Aber er hat es auf jeden Fall geschafft.«
Xiaoping nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarette, wobei sein Gesichtsausdruck nachdenklich wurde. Niemand sprach ein Wort, bis er den Zigarettenstummel ausdrückte und nickte. »Wir müssen herausfinden, was er gemacht hat. Das verkompliziert die ganze Angelegenheit. Das amerikanische Verteidigungsministerium hat das bestgesicherte Netzwerk der Welt. Wenn Liu dort hereingekommen ist, brauchen wir Antworten!«
Der Techniker räusperte sich. »Da ist noch etwas.«
Die beiden älteren Männer starrten ihn an. »Was denn?«, fragte Jiao.
»Es ist mir unter Umständen möglich, das Protokoll zu replizieren, mit dem er auf die Server gelangt ist.«
Selbst, wenn der Techniker in diesem Moment Flügel bekommen hätte und im Raum herumgeschwebt wäre, hätte er nicht noch mehr Eindruck auf Xiaoping und Jiao machen können.
Jiaos Augen verengten sich und er sah den jungen Mann herausfordernd an: »Was Sie nicht sagen.«
Der Techniker nickte. »Es ist wahr. Der Vorgang wird Zeit brauchen, aber es könnten genug Teilinformationen auf dem Server liegen, um den Vorgang wiederholen zu können.«
Xiaoping lehnte sich zurück. »Wenn Ihnen das gelingt, befördere ich Sie auf die höchstmögliche Position. In dem Fall sollten Sie unsere Cyber-Truppe leiten!«
Der Techniker lächelte nervös. »Ich tue mein Bestes.«
»Dann sitzen Sie hier nicht länger herum! Machen Sie sich an die Arbeit«, bellte Xiaoping. »Sie können mich zu jeder Tages- und Nachtzeit stören, wenn Sie es schaffen. Aber … die Amerikaner dürfen nicht dahinterkommen, dass wir es sind. Unter keinen Umständen. Denn das könnte desaströse Folgen haben!«
»Klar, ich werde das Signal über dutzende Server umleiten. So werden die niemals dahinterkommen.«
»Haben Sie uns nicht gerade erklärt, dass Liu es genauso gemacht hat?«, fragte Jiao.
»Er wusste aber nichts von dem Programm, das ich selbst geschrieben habe, welches trotzdem die wahre Quelle zurückverfolgen kann. Technisch ist das eigentlich unmöglich, aber ich habe es dennoch hinbekommen.« Der Techniker lächelte wie ein schelmischer Schuljunge. »Ich kann Ihnen gern erklären, wie es funktioniert, falls Sie Interesse haben.«
Xiaoping schüttelte den Kopf. »Ich interessiere mich nur für Ergebnisse. Lassen Sie uns keine Zeit mehr mit Reden verschwenden. Dieses Projekt hat ab sofort höchste Priorität. Sie werden alle Mittel erhalten, die Sie brauchen. Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist.«
Der Techniker stand auf. »Ich werde mich melden, sobald ich eine Lösung habe.«
Jiao und Xiaoping sahen zu, wie der dünne Mann aufstand und den Konferenzraum verließ. Sie erhoben sich ebenfalls und standen einen Moment schweigend da, während sie über diese neue Entwicklung nachdachten.
»Das könnte einen enormen Durchbruch bedeuten«, sagte Xiaoping.
»Aber was mich daran stört, ist, dass wir keine Ahnung haben, was Liu auf den Servern des Verteidigungsministeriums gesucht hat. Wie Sie wissen, sind wir bisher davon ausgegangen, dass er nur unsere Systeme sabotieren wollte. Deswegen haben wir ja auch auf so … schnelle Art reagiert.«
»Auf Ihre Empfehlung hin, wenn ich mich da richtig erinnere.«
»Vielleicht habe ich rückblickend überreagiert, nun da wir seine Leistung kennen. Unsere besten Leute haben sich an dieser Aufgabe jahrzehntelang die Zähne ausgebissen.« Jiaos Blick verschob sich in die Ferne. »Kaum zu glauben, dass ein Einzelner das vollbracht hat, was Hunderte von Spitzenprogrammieren nicht hinbekommen haben.«
»Es gab auch nur einen Einstein. Manchmal springt einem Einzelnen etwas ins Auge, das die Mehrheit übersieht. Das dürfte hier auch der Fall sein«, schloss Xiaoping. »Wir können jetzt nichts mehr daran ändern, was wir getan haben. Wir müssen nun all unsere Hoffnung in unseren eigenen Mann legen, da wir Lius Flugzeug vom Himmel geholt haben.«
»Das schien zu diesem Zeitpunkt die richtige Vorgehensweise zu sein. Auf Spionage steht nun mal die Todesstrafe. Wir haben einfach nur den Gerichten die Arbeit erspart, ihm einen Prozess zu machen.«
»Wie bei so vielen Dingen ist nichts einfach nur komplett schwarz oder weiß.«
Jiao blieb sitzen, als sein Boss den Raum verließ. Es blieb nur das leise Rauschen der Aircondition sowie das stetige Ticken der großen Uhr an der Wand. Er rieb sich die Augen, die wegen der Luftverschmutzung in Chinas großen Industriestädten permanent brannten. Die Warnungen in Xiaopings Worten waren so deutlich gewesen wie eine Ohrfeige, auch wenn er sie wie immer sehr subtil eingebracht hatte. Jiao hatte die Entscheidung getroffen, das Flugzeug zu sabotieren, mit dem Liu hatte flüchten wollen. Wie hätte er wissen sollen, dass dieser Kerl viel weniger eine Bedrohung für China darstellte als für die USA?
Als Erstes mussten sie nun herausfinden, was Liu im System des Verteidigungsministeriums gewollt hatte. Wenn das ermittelt war, würden sie die nächsten Schritte planen können. Unterm Strich würde die Möglichkeit, einen Blick auf die größten Geheimnisse des amerikanischen Militärs werfen zu können, für den MSS von unschätzbarem Wert sein.
Es würde die gesamten Machtverhältnisse verschieben, denn im Moment hielten die Vereinigten Staaten noch alle Trumpfkarten. Sie hatten zehn Flugzeugträger, China nur einen. Das Militärbudget der USA übertraf das der nächsten sechsundzwanzig Industrienationen. Und die gleiche Macht, die die USA militärisch besaßen, übten sie noch einmal durch ihr Finanzsystem aus. Wenn China auf diese Pläne Zugriff hätte, könnte es entsprechend reagieren und alle Schritte blockieren, die sich gegen die eigenen Interessen richteten, und sich dadurch ein viel größeres Stück vom Kuchen der Weltwirtschaft sichern.
Was hatte Liu vorgehabt?
Diese Frage beschäftigte Jiao intensiv, als er aufstand und zur Tür