Название | Die Bergklinik Staffel 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Hans-Peter Lehnert |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Bergklinik Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740916947 |
Sie registrierte, daß er ein sehr attraktiver Mann war, daß er Humor hatte und ganz offensichtlich auch ein Leben außerhalb der Klinik führte.
Monika tat so, als überlegte sie noch. Clemens Stolzenbach lächelte sie währenddessen mit einem Hundeblick an, so daß sie lachen mußte und zusagte.
»Also gut«, sagte sie, »ich nehme Ihre Einladung an.« Dann zögerte sie ein wenig. »Und ich freu’ mich.«
»Das ist sehr schön!« Stolzenbach klatschte in die Hände und sah wieder auf die Uhr. »Wie wäre es, wenn wir gegen sechzehn Uhr unser Unternehmen starten würden? Dann hätten wir ausreichend Zeit für einen Bummel und auch sonst würden wir nicht in Zeitnot geraten.«
Monika nickte. »Die Zeit ist mir recht, aber ich hab’ hier in der Klinik nichts zum Anziehen, jedenfalls nichts Gescheites, um auszugehen.«
Da lächelte Stolzenbach sie sehr nett an und tippte ihr in einem Anflug von Übermut mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze.
»Sie sind so hübsch und Sie haben so viel Ausstrahlung, junges Fräulein«, sagte er, »daß es vollkommen wurscht ist, was Sie anziehen.«
Monika bekam binnen Sekunden einen knallroten Kopf. »So was sollen Sie nicht sagen, Professor!«
»Wieso eigentlich nicht?« fragte Stolzenbach. »Und nennen Sie mich nicht mehr Professor.«
»Aber…!«
»Wegen mir könnten alle Titel abgeschafft werden, dann würden die Leute weniger verkrampft miteinander umgehen.«
»Wären Sie dann heute noch in München?« Monika hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, als ihr bewußt wurde, daß sie sich arg weit vorgewagt hatte. Dann murmelte sie eine Entschuldigung.
Clemens Stolzenbach winkte ab. »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Es kann schon sein, daß ich noch in München wäre, denn es waren doch mehr oder weniger persönliche Dinge, die es mir immer schwerer machten, in München zu bleiben.« Dann sah er wieder auf die Uhr. »Leider muß ich Sie jetzt verlassen, also bis nachher. Ich erwarte Sie an der Pforte.«
Monika war aufgeregt und ging in ihr Zimmer. Wenn sie sich beeilte, konnte sie noch rasch nach Hause fahren, um sich ein nettes Kleid zu holen. Sie hatte ein sehr schönes Sommerkleid, das ihre Figur gut betonte, und als sie daran dachte, huschte ein Lächeln um ihre Augen.
Währenddessen war Clemens Stolzenbach in das der Klinik angeschlossene Sanatorium gegangen und fragte nach Bettina Wagner.
»Frau Wagner ist in ihrem Zimmer, Professor«, sagte eine nette Schwester. »Soll ich sie holen lassen?«
»Nein, nein.« Stolzenbach winkte ab. »Ich geh’ selbst zu Frau Wagner. Wenn Sie mir nur den Weg beschreiben würden.«
Als er dann an die Zimmertür klopfte – Bettina Wagner hatte ein großes Appartement bezogen – dauerte es eine Weile, bis die Tür von innen geöffnet wurde und Bettina ihn aus müden Augen ansah.
»Da schau her, der Herr Professor«, sagte sie mit spöttischem Unterton in der Stimme. »Er begibt sich wieder einmal in die Niederungen des Lebens.«
»Ist dir nicht gut?« Clemens Stolzenbach sah Bettina Wagner kritisch an.
»Mir geht es blendend«, antwortete diese. »Bitte komm’ herein. Hast du die Ergebnisse der Untersuchungen?«
Stolzenbach nickte. »Das ist einer der Gründe, warum ich gekommen bin. Dir fehlt nichts, du hast kein organisches Leiden. Alle Untersuchungen haben das gleiche Ergebnis gebracht.«
»Warum fühle ich mich dann so elend?« Bettina Wagner wollte sich eine Zigarette anzünden, warf die noch verschlossene Packung jedoch wieder auf den Tisch.
»Es könnte ein psychisches Problem sein«, antwortete Stolzenbach. »Du solltest einen Psychologen konsultieren. Doktor Rosenberg soll psychoanalytisch sehr begabt sein. Ich kann dir leider nicht weiterhelfen.«
Da lächelte Bettina Wagner. »Du alleine kannst mir weiterhelfen«, sagte sie leise.
»Wie bitte?« Clemens Stolzenbach hatte nicht verstanden, was Bettina Wagner gesagt hatte.
»Es ist schon gut.« Plötzlich wirkte sie wie ein kleines Mädchen, sehr verletzlich, und sie hatte Tränen in den Augen. »Warum kann es nicht wieder sein wie früher?« fragte sie dann.
»Weil die Zeit nicht stehen geblieben ist«, antwortete Stolzenbach.
»Hast du denn jetzt ein wenig Zeit für mich?« Bettina hatte sich in einen Sessel gesetzt und die Beine angezogen.
Stolzenbach schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, ich habe eine Verabredung.«
»Aha, der Herr Professor hat eine Verabredung? Fährst du nach München? Vermißt du dein Cheftöchterlein?«
»Was soll das?« reagierte Stolzenbach ärgerlich.
Bettina Wagner stand auf und blieb vor ihrem Besucher stehen.
»Warum gehst du mir aus dem Weg, Clemens? Bist du mir noch immer böse, weil ich dich damals verlassen habe? Ich… ich konnte nicht anders. Es… ich meine Ludwig, er war mein Leben. Das heißt aber doch nicht, daß unsere Beziehung nicht wieder aufleben kann. Ich fühle mich mehr zu dir hingezogen als jemals vorher. Ludwig war ein starker Charakter mit sehr präzisen Vorstellungen vom Leben, und ich habe sehr viel von ihm gelernt. Aber es war keine leidenschaftliche Beziehung, wenn du verstehst, was ich sagen will. Bitte, Clemens. Ich brauche dich.«
Stolzenbach stand da wie versteinert. Mit einem solchen Geständnis hatte er nicht gerechnet. Er räusperte sich, bekam aber keinen Ton heraus.
Bettina Wagner lehnte sich an ihn. Sie zitterte. »Es könnte so schön werden wie früher. Du könntest dir eine Privatklinik aufbauen. Ich verfüge über genug Vermögen, um uns jeden Wunsch zu erfüllen. Es gäbe keinen Doktor Trautner, der einem das Rauchen verbieten will und der dir sicher auch hineinredet. Warum kommst du nicht mit mir? Unsere erneute Begegnung könnte ein Wink des Schicksals sein.«
Clemens Stolzenbach wußte in dem Moment nicht, was er tun sollte. Daß die Sache mit Bettina nicht aus der Welt war, hatte er nach ihren letzten Begegnungen geahnt. Immer wieder hatte sie von ihrer früheren Beziehung gesprochen und davon, daß sie sich erneut in ihn verliebt habe. So offen wie heute war sie jedoch noch nie gewesen.
»Es tut mir leid«, murmelte er, »ich muß jetzt gehen. Meine Verabredung…!«
Bettina Wagners Augen schimmerten feucht. »Schade, aber wenn du eine Verabredung hast.«
»Ich komme morgen zu dir, dann besprechen wir alles.« Clemens Stolzenbach hätte in dem Moment viel versprochen, nur um aus dem Zimmer zu kommen. »Bis morgen…!« Dann zog er die Tür hinter sich zu, schloß die Augen, atmete tief durch und ging in sein Zimmer, das er immer noch bewohnte, um sich umzuziehen.
*
»Du willst was?« Leni Gratlinger sah ihre Tochter mit großen Augen an, während die vor ihrem geöffneten Kleiderschrank stand.
»Was ich gesagt hab’«, antwortete Monika. »Der Professor Stolzenbach hat mich eingeladen. Wir fahren nach Garmisch oder Mittenwald, gehen ein bisserl bummeln, dann was essen und später vielleicht hier noch in ein Lokal. Und dann fahren wir wieder zurück in die Bergklinik. Das ist alles.«
»Aber, Kind…!« Die Sterzenhoferin war erschüttert, das war nicht zu verkennen. »Was… was soll das denn heißen? Der Herr Stolzenbach ist dein… dein Vorgesetzter. Was red’ ich denn, er ist ein Professor. Und mit dem willst du ausgehen?«
»Ich doch nicht mit ihm.« Monika lachte übermütig. »Er will mit mir ausgehen.«
»Was denkt er sich denn dabei?« fragte Leni Gratlinger. »Und du, was denkst du dir eigentlich dabei?«
»Daß es doch hoffentlich schön wird«, antwortete